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Physical Geography
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Source: Nachl. Johann Gottfried Herder XXV.46a (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz).
Group 3: XXV.46a-3 (8°, 3 pp.). Pages 1-3.
Group 3 consists of five signatures, paginated continuously (although not in the order presented here) for a total of 28 pages of text, written in ink. This group contains notes on: Land (5 pp.), Earthquakes (6 pp.), Springs (7 pp.), Rivers (3 pp.), and Winds (10 pp.).
/ [1]kann einmal und dachten, je ˜mehr nach Linie, desto ˜weniger: Vormals überschwemte er früher und höher. So wird unsere Erde aus der Jugend in Vollkommenheit und @degh¿¿¿@ verändert: – Jezo weniger: einmal gar ˚nicht: weil der Nil durch seinen Schlamm größere Ufer sich macht. / Menschlicher Fleiß viel: – Canale leiten aufbehalten: Möris alle Jahr eingeleitet:[2] Egypten ist denn See: Dörfer sind auf Bergen und Inseln Nachher ists Paradies – frisch Gras: – nachher verdorrt alles / Ceremonien viele: theils alt, theils Türkisch. = Vorher ist stets Nordwind [a] treibt des Morgens ‹hoch› kleine Wolken die vergehen (˚nicht in Abyßinien abregnen:) sie sind schnelle Vorboten der Überschwemmung ˚nicht Ursache: denn sie sind [Text breaks off.] / Gesezze: Schlängelung weit vom See: gerade am Ausfluß (Indianer richten sich darnach.[3] am Ausfluß flache Ufer die er übertritt sonst Schlängelungen die sich parallel sind, gleich einkrümt und auskrümmt bei solchen Säken (˚nicht parallel) sind Brandungen holmen,[4] Also ordentlich ˜Wasser / Schlängelung jedes ˜Wasser auf unebener Fläche: || parallel wo das ‹Ufer› ausspringt ist [b] niedrig: ʾvice versa hoch: – selten Wände gleich und denn gerader Str@om@: – und steile Ufer: – die gröste Schnelligkeit des Stroms ist näher dem hohen ⁅Ufer⁆ als niedrigem: Spreu: etc. weil am ‹hohen› Ufer unten der tiefste Ort: – wo das ˜Wasser[c] seinen Schlamm mitführt am langsamsten: der Schlamm bei hohem Ufern abgefressen: wird am niedrigen abgesezzt: (ausspringende Ufer) weil sie flach sind, und Schlamm behalten: – daher hohe Ufer ˚nicht überschwemmt aber vermindert: niedrige beschwemt, vermehrt mit Sand oder fruchtbarem Schlamm / Menschliche Kanäle[5] verderben: werden Morraste und Bäche @fließen@ 500 Jahr rein Jeder gerade Canal (auch mit Quadersteinen unterwaschen) dauert ˚nicht, weil der abgerißene Schlamm: (und er reißt weg) sich @nieder@ setzen und wird [Text breaks off.] / Mittel: Umschweif: (die heutige große Arbeit erspart künftige) – Schlängelungen: (dies geht nach der Lage der Berge gut an) Man mache Ruhepläze Reinigung Ort[d] vor Schlamm, ändert das[e] Ufer: steile etc. reißt er weg, er sezze ihn ab. |
/ bei dem Aussprung hohe Berge in Nähe. – Ein Strom fließt in den andern wo dieses (Ufer den Aussprung macht, weil hier im Boden die tiefste:[a] die Schlängelungen erhalten die Flüße rein und daurend, also Kanäle mache man auch so: das ausspringende Ufer ist [b] niedrig der Einsprung hoch: am flachen Ufer spült er den [c] Schlamm an den er am [d] hohen abnagte: Canäle mache man also mit Schlänge- lungen – In Strömen wird oft Kunst erfordert, sie zu reinigen, schifbar zu machen zu erhalten. Bey Säcken der Ufer machen die Ströme Untiefen: um das zu vermeiden, mache man die Ufer parallel – Durch Queerbuhnen[e] (da man durch Faschinen aufhält [Text breaks off.] / Reinigung: man sucht den Grund durch Pflug aufreissen, daß das ˜Wasser sie ausspült, oder ausbaggere: – – Flüße höher als Wiesen, – Überschwemmung siehe künftig.[1] / Canäle kosten viel und der / Languedoc 40 Französische Meilen, daß man aus dem Aquitanischen Meer ins ‹Mittelländische› Meer kommen kann Es sind viele Schleusen: die Schiffe auf Berge bringen etc. / Ladoga[f] 15 geographische Meilen / Chinesische: Goang: etc. in jedes Dorf Kanäle: handelnde Dörfer auf Flößen Von Landseen und Morästen[2] / Landseen, Sümpfe, und Morräste, vom Ocean [g] abgetrent / Die See ist Meer: der See (LandSee) ist manchmal groß Kaspische, schwarze etc. / 1) die da Ströme einnehmen und auslassen, sind süß, weil das innere verdünnert etc. / 2) ⁅die da Ströme einnehmen und⁆ ˚nicht ⁅auslassen, sind⁆ salzig, z.E. Kaspische[h] See schwarzes Meer[3] hat ¼ Salz: (da ⅓ schon gesättigt wäre) kan Körper schwimmend enthalten (Hadrian Juden[4] [i] hineinwerfen viel Asphalt.[j] Aram[5] ˚nicht weit von Kaspischer See / Schweiz süße See: weil sie auslassen: [Text breaks off.] / Meer halb süß, wegen der zuströmenden Flüße / 3) einige die Flüße einnehmen ˚nicht auslassen und doch süß sind. = Alles Natürliche Waßer ist Salz, weil das Seewaßer stets chymisch abdampft, die aufsteigen, abregnen, Flüße geben und Landseen, die sind süß: aber große Tiefe Landseen die uranfänglich wegen der Auslaugung salzig sind, sind noch ˚nicht süß: [k] aber süße Flüße in sie gegangen so haben die ein Baßein angefüllt, und ⁅süß⁆ gemacht ≠ Einige kleine Seen wo die Ströme sich vielleicht in die[l] Erde ziehen und verdünnern: ⁅Einige kleine Seen⁆ in Siberien sind wieder salzig – Landseen sind rar, und finden sich nur in Land |
/ mitten z.E. Preußisch Johannisburg[1] – Schweiz viele und Amerika: – also bei flacher Abschüßigkeit – Czirnitzer[2] 1 Meile lang ½ breit. Um Jacobi fliesst er in 25 Tagen ab: Zufluß im Oktober. – dazwischen kann man ernten: – ist im Thal, wo aus 18 Gruben des Berges das ˜Wasser kommt und sich verzieht: oft fliesst er 3mal ab jährlich – Löcher zu klein vor Fische; 4 Locher 1 Quadrat Klafter groß wo lebende blinde Enten kommen im Gewitter, die bald flick werden etc. / Bei trockener Zeit scheint schwarz Meer ein Strom von Jordan: weil sein großer Zufluß von da ist: / Morräste: viele ausgefüllte Landseen: – es wuchsen Kräuter, verwickelten sich, werden lockerer Boden – durch einige Kunst, oder von sich werden sie oft Land / Torfgründe[3] aus [a]verstrickten Wurzeln (Heidekraut Moos) dazwischen brenbare Erde bis Nova Zembla,[b] Ursprung ungewiß: Morrast da jährlich neue Schichten die untern Wurzeln bedeckt: – Holland: viel Feuer: sie wachsen langsam – wo sie gestochen sind, werden Morräste – Moorigte Gründe ˚nicht vor Teiche [The remaining text on this manuscript page concerns the sixth section, on winds; this same page is given again in the following 8° section.] |
ms 1
[1] [kann einmal] See the parallel passage at Rivers(4°)-6.
[2] [Möris alle Jahr eingeleitet] Lake Moeris is an ancient lake 80 km southwest of Cairo that used to be replenished each year with the floodwaters of the Nile. This lake does not appear in Holstein-Beck although we find mention in Hesse and Kaehler (AA 26.2: ). Kant might have come across this in Herodotus’ Historie (Bk. 2, ch. 28, p. 115):
“Ob nun wol dieser Labyrinth so groß ist, so ist doch vielmehr zuverwundern der See, welcher Maeris genannt wirdt, und an welchen der Labyrinth gebauwet ist worden. Denn der Umbkreiß dieses Sees ist neuntzig Meilen, das ist, sechtzig Schaeni, Und also groß ist auch Egyptenlande am Meer. Der See erstreckt sich in die länge gegen Mitternacht, und gegen Mittag, ist tieff, und da er am tieffesten, ist er fünfftzig Schritt tieff. Das er aber mit Menschen Händen gemacht und außgraben worden, das ist offenbar. […]
Das Wasser dieses Sees entspringet nicht daselbst, denn allda ist ein sehr trucken Erdstreich, sondern es läufft in den See auß dem Nilo, durch einen Graben. Und fleußt sechs Monat lang in den See, darnach läufft es widerumb sechs Monat uber auß demselbigen in den Fluß Nilum.” [excerpt]
Or in Pococke, as translated in SbnR, vol. 1 (1763, 286-87):
“Die geheiligten Krokodile sind in der nahe gelegenen See Märis zahm aufgezogen worden. […] Einem Gelehrten war es unmöglich, 2 Meilen weit von dieser See vorbey zu reisen, ohne sie näher zu besehen. Etliche Schriftsteller wollen sie für ein Werk der Kunst ausgeben, das durch den König Märis oder Myris, von dem sie den Namen hat, ausgeführet worden sey: doch sie muß ganz gewiß schon von Anfang her gewesen seyn. Vielleicht hat dieser Fürst sie besser und tiefer angelegt. Ausserdem [287] fragt Herodotus, ganz recht, wo die aus einem so ungeheuren Abgrunde ausgegrabne Erde hingekommen sey, da sie gegenwärtig über 50 Meilen lang und 10 breit ist. […]. Diese See hatte den Nutzen, daß sie das Wasser des Nilstroms bey sener Ueberschwemmung einnahm. Daselbst wurde es mit Schutzbrettern eingeschränkt, damit es das Land nicht zu viel überschwemmen sollte. Das Wasser dieser See ist salzicht, salpetricht und schlammicht, doch nicht so sehr, wenn es näher an den Nielstrom kommt.” [excerpt]
[3] [Schlängelung … darnach] Kaehler (AA 26.2: 429), Kant’s Refl. #88 (AA 14: 548-49), and Buffon (1750, 1.1: 182). [excerpt]
[4] [Brandungen holmen] Kant’s Refl. #89 (AA 14: 552):
“Bisweilen (vornämlich nahe bei den Mündungen) hört die Parallellage der Ufer auf, und sie bilden so zu reden einen Sack, darin sich viele Untiefen unter dem Namen der Bänke, Kämpen, Holme, u.s.w. ansetzen.”
And the Volckmann notes on physical geography (ms p. 45):
“Wo ein Strom in die See fält und der Fall deßelben klein ist, da hören auch immer die parallel Ufer auf, und es sind gemeiniglich da Untiefen und gefährlichen Stellen, man könte aber daselbst der Natur zu Hülfe kommen und die Ufer parallel machen alsdenn möchte der Fluß mit seiner ganzen Stärke sein Bette selbst weiter erweitern und die Holmen alle wegschwemmen.”
‘Holm’ (in Danish and Low German) denotes a flat peninsula.
[5] [Menschliche Kanäle] See the related passage at Rivers(4°)-11.
ms 2
[1] [siehe künftig] This apparent reference leads to no clear passage in the existing octavo pages, but see the corresponding passages on flooding at Holstein-Beck (AA 26.1: 47) and Kaehler (AA 26.2: 431).
[2] [Von Landseen und Morästen] See Holstein-Beck (AA 26.1: 20) and the related passage at Rivers(4°)-12.
[3] [schwarzes Meer] ‘Totes Meer’ is intended here; the higher salinity of the Dead Sea allows a body to float. This error was retained in the parallel 4° notes at Rivers(4°)-13.
[4] [Hadrian Juden] Hadrian was Roman emperor from 117 to 138. This is presumably an allusion to the Bar Kokhba (or Second Jewish) Revolt of 132-36.
[5] [Aram] A saltwater sea in the Caspian Depression – see Kaehler (AA 26.2: 335) – or else the freshwater Aral Sea is intended.
ms 3
[1] [Preußisch Johannisburg] Johannisburg (Polish: Pisz), lying some 170 km south-east of Königsberg, was founded in the 14th century as a fortification by the Teutonic Order; in the 17th century it was raised to the status of a town and is located on the shores of Lake Roś in the Masurian lake district (in what is now northern Poland). The population in 1782 was 1141 (Goldbeck 1785, 39).
Not far from here is the city of Goldap, where Kant vacationed briefly in 1765 on the estate of Daniel Friedrich von Lossow (1722-1783); cf. Borowski (1804, 123), Wasianski (1804, 150), Goldbeck (1785, 30), and Lossow’s letter to Kant, 18 Jan 1770 (AA 10: 89).
[2] [Czirnitzer] Lake Cerknica (Zirknizer See) is described in detail in Valvasor (1689, vol. 1, ch. 47: “Von der wahren Beschaffenheit deß Cirknizer Sees”)[excerpt], also Keyßler (1751, 1189-95); and see Holstein-Beck (AA 26.1: 20) and History of Earthquakes (AA 1: 441). The lake is also mentioned at Rivers(4°)-13, Land(8°)-2 and Land(4°)-23.
[3] [Torfgründe] Hesse (AA 26.2: 74).
A transcription-key can be found in this window on the Start page.
ms 1
[a] A 'doch' is crossed out.
[b] A 'hoch' is crossed out.
[c] '˜Wasser' overwrites a 'Me'.
[d] 'Ort' overwrites an 'f'.
[e] Reading 'die' as 'das'.
ms 2
[a] Change of ink.
[b] A 'ho' is crossed out.
[c] An 'Ufer' is crossed out.
[d] An 'fla' is crossed out.
[e] Reading 'QueerBuden' as 'Querbuhnen'; cf Hesse (AA 26.2: 68) and West Winds (AA 2: 6).
[f] Reading 'Lagoda' as 'Ladoga'; cf. Hesse (AA 26.2: 69).
[g] A 'ein ges' is crossed out.
[h] 'K' overwrites a '¼'.
[i] A closing parenthesis is crossed out.
[j] Reading 'Aspahlt' as 'Asphalt'.
[k] A 'sind' is crossed out.
[l] Reading '@ins@' as 'in die'.
ms 3
[a] Some letters have been overwritten.
[b] Reading 'Va¿¿¿ Zembla' as 'Nova Zembla'. Nowaja Zemlja is Russian for 'new land'.