Physical Geography: Asia (8°)




Source: Nachl. Johann Gottfried Herder XXV.44 (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz).

Group 2: XXV.44-2 (8°, 2 pp.). Pages 1-2.

Group 3: XXV.44-3 (8°, 3 pp.). Pages 3-5.

Group 4: XXV.44-4 (8°, 2 pp.). Pages 6-7.


Group 2 is a single sheet consisting of two 8° pages of text, written in ink (5r, 5v).


Group 3 is a two-sheet folded signature consisting of three 8° pages of text, written in ink; the fourth page is blank (6r, 6v, 7r).


Group 4 is a single sheet consisting of two 8° pages of text, written in ink and the last ten lines of 8r and all of 8v in pencil (8r, 8v). 8v, with text on only the top fourth of the page, is badly smudged leaving many words illegible.


Part Three of Kant’s physical geography lectures (see the complete outline) as presented in the Holstein-Beck notes concerns the “four parts of the world: Asia, Africa, Europe, America.” The Herder notes include a discussion of only Asia, specifically of China (including Tunguin and Cochinchina), Siam, India, Arabia, and the northern mainland of Asia (Tartary or Siberia). In the section on Asia in Holstein-Beck and the 1770 Hesse notes, we also find discussion of Persia and the island regions of the far east (Japan and the Sunda Islands).

Kant’s primary source for this section were several volumes from Salmon’s Modern History: 1732 (China/Tunquin), 1735 (Siam/Pegu), 1736 (India), and 1747 (Arabia/Tartary). Other sources are AHR, vol. 6 (1750) and Hasselquist (1762).


[XXV.44-2(5r)] ms 1



[Asia][1]

[China][2]

/ Japan China 100 Millionen Menschen:[3] = Canäle, und Flüsse; daher ein innländischer Handel: – über ihre

Flüsse: sind Brücken: unter denen große Schiffe durchgehen: – großer Canal von Canton bis Pecking: – sie haben

schwimmende Dörfer:[4] – aber ˚nicht das Kunststück der Schleusen, die Schiffe herauf zu bringen, sondern durch Krane: –

Ihre Mauer[5] 300 deutsche Meilen lang 1.800 Jahre alt steht noch: 5 Ellen dick: – viele 1.000 Thurme: –

/ Städte meistens 4eckigt und ˜kreuzweis

/ Porcellaner Thurm[6] 400 ˜Fuß Fuß mit Schellen

/ Charakter 1) Bildung: – Calmuckisch: – Schönheit große Ohren: kleine Augen, platt Gesicht, dick Bauch, grobe Stimme:

    Bart, und die Frauenzimmer zupfen sich die Augen: – ihre Schamhaftigkeit bis auf die Finger:[7]

/  2) Naturell: Ostindianer haben Philosophische Kaltsinnigkeit – gemässigte besitzen sie selbst; innerlich aber rach-

    gierig; ˚nicht auffahrend, aber[a] betrügerisch, als alle Ostinder: – Betrug ist ihnen kein

    Schimpf: – aber betrogen zu werden: – Engelländer handeln sehr [b] schlau: – Porcellan

    Seide verfälschen sie sehr: – Betrug ist Feinigkeit: – auf dem Eßmarkt insonderheit verfalschen

    weil Eßwaaren theuer sind z.E. hölzne Schinken: – ausgestopfte Hüner: – Schweine ‹die Urinblase verbunden›

    rachbegierig: – sie spielen gern: – verspielen alles Weiber etc. – gelassen: daher auch ˚nicht Bauern

    Zänkereyen: – albern in Gebräuchen z.E. [c] Mondfinsterniß, durch Drachen[8] zu

    vertreiben: –

/  3) Eßen und Trinken: alles ist eßbar:[9] Eulen etc. Verreckte Pferde etc. – wegen der großen Bewohnung –

    Ratzen, Mäuse: – (So P.ater Labat fand Hund braten[10] in Congo sehr gut) – Mahlzeit besonders

    so viel Gäste: so viel lacquirte Tischchen: – statt Gabeln; @2@ elfenbeinerne Gabelstücke: –

    [d] alles kalt: nur Trincken: aus Taßen warm: – Wirth in der Mitte: exercirt

    vor: dem sie folgen, oder sich wenigstens stellen: – Nach fast 2 Stunden: erst Reden in Garten

    und denn ebenda Musicanten: @ehe Gäste@ elende Schmeicheleien: – Complimenten

    sind ein Theil ihrer Weisheit: – aus Complimentenbüchern: – Man weiß, waz man reden wird

    Art des Besuches; – des Abschiedes: wie der Gast zu Pferde steigt etc.

/  4) Früchte: – alles nutzen sie: – @Berge abgestochen@: trockne gewäßert:[11] = Bücher von Bambus:

    werden bald zernagt: – drucken nicht mit Lettern weil sie ˚nicht Buchstaben haben: – Chinesen rohr ist sonst

    anders: – Manswurzel zur Unsterblichkeit: – Tusche: – Ackerbau: um ihn edel zu machen: pflü-

    gt der Kaiser jahrlich einmal selbst:[12] = – Ihre Zierrathen sind Drachen: – der Kaiser trägt ˚nicht

    kostbare Kleider und sein Drache hat nur eine Klaue mehr: – Russische Gesandten[13]

/  5) Gelehrsamkeit: – ‹Mathematik schlecht:› Calender sind sehr falsch;[14] ob gleich Astronomie sehr alt ist; die P. Missionarii sehr ge-

    beßert: – ihre Wißenschaft war ihnen statt Wunder: – Beßerung des Kalenders

    verhinderten die Mandarins erst; nachher gab der Kaiser Problem den Schatten zu meßen[15]

    und da das ⁅die Mandarins⁆ ˚nicht auflösen konnten so wurde er verbeßert: Spr [Text breaks off.]

/    Sprache 330 einsylbige Worte: – in ihrer Verbindung und ‹Ton› Aspirationen 53.000 Wörter: – blos einsylbig

    Wörter: ihre Schrift bezeichnet Sachen ˚nicht Worte ‹Töne›: so muß der 1ste Gedanke zeichen gewesen

    seyn: wie auch noch jezt die Nordamerikaner: – der Chinesischen Charaktere bedienen sich Tunquinesen, Tar-

    tarn: ein jeder der lesen kann versteht auch; [e] kann aber ˚nicht sprechen gleich: – so wie bei uns etc.

    P. Barthélemy[f] fand das Phönicische Alphabeth: – und [g] M. de Guignes[h] hält das Chinesische vor

    verdorbnes Phönicisch:[16] z.E. ב Haus; Ain Auge; – die Chinesische Figur, Phönicisch ausgesprochen heißt

    auf Phönicisch auch [i] Figur z.E. ein Hund – Phönicer also vermutlich die dorthin geschifften: haben

    Schrift hineingebracht: die die Chineser nachgezeichnet, und weil sie ˚nicht Phönicisch gekonnt, eigen sie aussprachen

    und ausmalten: = ihre Medecin;[17] das Zerschneiden ist sehr schimpflich: folglich keine Anatomie (Hängen das beste)


[XXV.44-2(5v)] ms 2



/ Pflanzen sind ihr meiste Arzneien: – die Mittel durch Brennen zu curiren (cauterisationen) sind bei ihnen

und andern Morgenländern sehr gebraucht: – in sonderheit Maxabrennen: – Medicament der Unsterblichkeit[1] ward lange gesucht

/ Buchdruckerkunst ist weitläuftiger: weil ihre Zeichen ganze Sachen, Complimente [a] vorstellen: – sie haben also[b] ˚nicht bleibende

Charaktere, ‹so› vor jedes Buch andre ausgeschnitten: Chinesische gelehrte zum Zeichen große Nägel[2]

/ Sie haben Promotionen[3] = Doktor muß nach Pecking, vom Kaiser examinirt zu werden, und das[c] Examen wird nachher oft wiederholt

Ihre Mandarins sind Staats- und Kriegs- : – Jene müssen Doktors gewesen sein – Ihre Moral sind Sinsprüche: –

Ihr Confucius,[d][4] (500 Jahre ante Christum natum) ist ihr Lehrer: = Ihre Geschichte von der Welt Anfang ist sehr dunkel: – ohngefehr

500 Jahre vor ˜Christi Geburt sind ihre Bücher verbrannt von einem Kaiser:[5] (so wie die Alexandrinische von Umar,[e][6] die sie mit dem [Text breaks off.]

/ Gesez:[f][7] ‹1)› Gehorsam der Kinder gegen Eltern; (Bürger gegen Obere) ist das gröste; = und der Ungehorsame der seinen Vater schlägt soll

in 10.000 Stück zerhauen werden: – die Nachbarn werden zu schwerer Arbeit verdammt; ihre Häuser zugeschlagen, das Haus selbst

niedergerissen: – dies Gesez ist politisch, um den Gehorsam gegen den Kaiser zu bevestigen: – Die Freiheit der Eltern[8] gegen die

Kinder ist ˚nicht eine Ursache zu depeupliren; sondern zu bevölkern: = alsdenn heirathen sie dreuster, weil sie @in@ Noth

fortschaffen können; und die Natur[g] ist nachher doch stärker:=

/  2) Gehorsam gegen Obrigkeit

/  3) Sitten, Manieren: – Complimente – daher auch Bauren_Höflichkeit = lenkt sie aber noch mehr zu Betrug

/ Religion: sie sind die Kaltsinnigsten darin; = Kein Religions Streit: = blos der gemeine Mann ist noch dafür; ihre Bonzen

  sind Priester; das künftige Leben [h] macht ihnen ˚nichts; = Confucius wird verehrt und in jeder Stadt ist sein Grabmal[9]

  da sie alle Jahr Proceßion halten; = Patres wollten sie bekehren: zerfielen über das Wort Tien = oder Tienchu:[10]

  etwaz: = nachher über den plattnasichten Confucius: = darnach über den Streit mit Dominicanern[11] = und werden

[i]            vertrieben, doch nach viel Blutvergiessen =

/  Die Landesreligion ist des Fo[12] oder Lamas: – :Xaca[13] in Japan: Fo in Tartarei Bramma in Ceilon:

Sommonacadom in Siam ist vermutlich ein Mann, der vormals gelebt, und jezt noch den Lamma in Tartarei

  und ⁅Sommonacadom in Siam⁆ einen Talapoin[j] beseelet;[14][k] Der Operpriester in Thibet; (Daleylamma)

  ist ein lebendiger Fo, sizt im finstern, wie ˜Gott; unter Lampen; die Lammas stehen unter ihm als dem

  ewigen Vater; – Sie haben einen Gebrauch mit Brot und Wein; auch Menschwerdung oder eigentlich Begeisterung des Lamma

  Sie [l] glauben die Seelenwanderung; (so auch Fo) = Sekte, die sich dem Nichts nähert

/ Ehe ist Sklaverei:[15] – Frau Hausthier = in China wenig Ehelose;

/ Produkt: – Thee: verschiedene Sorten von Provinzen benannt; nach den Jahreszeiten gut; – Quecksilber, Seide

  Kupfer in kleinen Stangen, Porcellan: – Borax: Lasur: Tutenac = laqirte Sachen: – Chinesische Vogelnester

[Tunquin][16]

  Tunquenns: =

/ Tunquin gegen Südwest: – Hitze ist größer als unter dem Aequator: – (so wie in Senegal) denn ˜Sonne im

Tropic. ist über ein 2 Monate über ihrem Scheitelpunkt, und über dem aequator verändert sich[m] schon ein Monat @früher@

  ihren Scheitelpunkt: = Regen sind im Sommer; häufig; hochstnöthig; weil der Reis blos im Regen wächst

  Land ist volkreich: arm; = Einwohner gelb; färben sich die Zähne schwarz mit Giftfirnis;[17] da sie 2 Tage

  fasten, bis sie die weißen Bestienzähne verloren: – Holländer heirathen in Tunquin[18] noch auf 2 oder 3 Jahre: die

  arbeitsame Weiber sind treu, kaufen [n] Seide, zeugt Kind, nachher Procente: und die werden nachher am besten verheiratet:

  sie sind treuer als Chinesen: – Ihr König ist unbekümmert: sein General ist alles: Religion Chinesisch:

[Cochin-China][19]

/ Cochinchina: Leibwache wie in [o] Tunquin: durch das Reisfressen[20] gewählt; – der der tapferste, der am besten frißt: Sie sind

  untreu, diebisch

[Siam][21]

/ Siam: Alle Land bis Malacca herum ist unter ihm: – viel Pfeffer; sehr von Europäern besucht: Malaccastraße

  ist den Europäern weggenommen: – jezt durch die Straße Sunda:[22] = Melirte Sprache aus allen Nationen die hier handeln; = Menan

  strom hat so wie Nil seine gesezte Ueberschwemmung; – weiße Elephant (ausartig) wird sehr gesucht; – sehr bedint

  aus goldnen Schüsseln – wird Titel = heilig: weil Seele des Fo darin ist; = schwarze Elephanten auch vornehm aber ˚nicht so

  heilig = Hof ist der prächtigste:[23] Nation ist wie die Asiaten: feig, sorglos; gelassen: – hurtig zu fassen; aber ˚nicht zur

  Vollkommenheit zu bringen: Ihre Bildung ist Kalmückisch: – mit Fleiß grosse Nägel, mit Kupfer beschlagen: Siam


[XXV.44-3(6r)] ms 3



/ Siamer haben Calmucken Bildung = Gesandschaft nach Paris:[1] – da das Schiff strandete etc. wollten ˚nichts

über sich gehen lassen = eßen ˚nicht Fleisch sondern Fisch: verfaulte Fische Soja: = sind ˚nicht eckel z.E.

Kokosöl. Siamer sind ehrlich = Land ist schlammigt: – Ihr Paradiesholz riecht

so vortreflich: – Ein Korn füllt die ganze Pagode an 1 ˜Pfund von 3 bis 1.000 ˚Thaler: – Tutenak

ist grob Zinn mit [a] Gallmey versezt: – Wißenschaften gar ˚nicht; Arzte halten un-

heilbare Krankheiten vor Zauberey: – [b] Astrologen bekommen Prügelsuppe wenn sie irren

Sie haben Feuerproben wie vormals in Europa: – ob Mittel dagegen ist ungewiß etc.

so wie Feuerfreßer in London: – Brechpillen werden von Priestern eingegeben: –

Kriege sind sie schlecht: – blos Verwüstungen: – blos Spiel: Portugiese nahm keine

gefangen: – Mönche: Talapoin (diesseit des Ganges Fakirs) alles habe Seele

auch Pflanzen – Seelenwanderung = (sie verbrennen also Sachen:) – die Transmigration

reinige die Seele: – kein Begriff von ˜Gottheit – alles geschieht nach der fatalen Nothwendigkeit.

Ein Talapoin[c] (Sommonacodom) scheint mit vielen andern einerlei zu sein: – China den

Fo: Japon: den Xaca: Ceylon den Budda = = und der Daleylamma ist lebendiger @Fo@

[Pegu][2]

/ Pegu ist jezt unter Ava: = Ebbe und Fluth an den beiden Flüssen dieser Name ist große Regenzeit: –

daher Häuser auf Bambusstützen etc. etc. – Feuerprobe etc. Wahrheitsprobe: Reis zu kauen: ist

natürlich: gröste Strafe durch Elephanten etc. etc. Die Talapoins[d] von Pegu sind die gütigsten Mönche in

der Welt; weil ˜Gott an der Verschiedenheit der Religionen vergnügen hätte: – Sie selbst gehen mit Trommeln

betteln: = legen die Streitigkeiten bei: – Weiber machen sich sehr gemein mit Europäern

Das Kindbett vor Hochzeit ist Creditiv: –

[Arracan][3]

/ Arracan drucken wie Caraiben die Stirn platt[4] – haben die gröste Ohren aus Kunst durch Pergament

kügelchen und Rollen: = = Es ist schimpflich eine ˚nicht deflorirte Person zu nehmen, weil =

kleiden sich anstößig: – Büffelochsen wissen sie zu zähmen und Horner abzusägen: –

/ Aus Pegu und Arracan Farbenstein Gemmin, Smaragde, Sapphir: werden ˚nicht sehr gebraucht.

[Asem][5]

/ Asem:[e] gebildete Einwohner – Schiespulver noch vor Europäern erfunden = ˚nicht Küchensalz sondern aus

einer Pflanze ausgelaugt etc.

[Indostan][6]

/ Indostan: Großmogul von den Mogulen, soll der alleinige Beherrscher von Indien sein.

Jezt Residenz Delly: erst Agra:[7] – Durch Weichlichkeit sind viele Vicekönige losgerissen und

durch den Nadîr Shâh[f][8] auch sehr eingeschränkt: also jezt wenig: ˚nichts in Bengalen und

dißeit des Ganges

/ Einwohner sehr vermengt: Tapfre Race ist Tartarisch: teils arabisch – und dißeit

des Ganges: Auf der Halb Insel dißeit etc.[9] findet man sehr die Mußons: Im Juni erst

der [g]‹West›wind bis September und nachher Ost: etc. Coromandel: die Stürme in den Zweifelmonaten

sind sehr heftig etc. kein Schiff fährt aus: Malabar hat mehr Flüße (weil mehr Regen:) doch

klein, weil sie zu Reis abgeleitet werden: – gerath der ˚nicht so sterben 1.000: – Dies


[XXV.44-3(6v)] ms 4



/ dies ist auch in Tranquebar[1] ein gut bekehrendes Mittel, durch Reißmagazine:

/ Comorin, ein Vorgebürge, hat Perlenbank (die reichste ist Baharen) die Holländer, die

den Indus bereisten unter[a] sich theilen: = Muscheln an Ufer ausgebreitet, faulen: – daher Fiber Pest etc.

/ In Cochin viele Juden,[2] die blos von Moses wißen ˚nicht Propheten: = 10 Stämme

/ Demantgruben[3] in Bengala etc. etc. viele Gruben zuwerfen lassen, um es ˚nicht wohlfeil zu suchen:

Das Land ist so arm, daß die nakte Gräber, kaum 6 ˚Thaler jährlich machen: – verschlucken oft

Demanten: – suchen die Kieselchen mit ˜Wasser und viel Mühe: – Wenn sie einen ○[b] von Karathen haben

so an den König in Golconda:[4] – Benares[c]

/ Bengalen am Gangesstrom: – Die Hauptstadt N.[5] ist groß, die Einwohner arbeiten gut: = viele Kinder

/ Caschmir unter dem Großmogol: irrdisches Paradies zwischen Gebirgen[6]

[Characteren der Einwohner in Indien][7]

/ Indostan ist ein Gemisch von vielen Nationen: – eine Race von Juden:[8] Thomas Christen

von Mar Thomas: einem Syrischen Kaufmann:[9]

/ Naturalien Elephanten: – Löwen, Tiger, Jakkal (wilder Hund mit größerem Kopf, ist

weit wütend; Ungeziefer (große Schlangen: Spinnen bis 1 Zoll: = Tausend

füße: – Pflanzen: der Banianenbaum: dessen Zweige sich neu wurzeln, der ˜Gottes Dienst

die[d] Banianen: – Bergwerke sind ˚nicht; weder Gold noch Silber:

/ Wißenschaften auf Palmblättern[10] mit eisernem Griffel: sonst auch Rohr zu Federn

(calamos eigentlich) das Couvert ist Rohr, zugepfropft und zugesiegelt

/ Astronomen halten ˜Mond höher als Sonne: – Medicin die Cauterisation: –

durch Zauberey: – Bramanen machen den SchlangenStein; der nicht von Cobra de Capello[11] ist

/ Einkünfte: Schatz ist der gröste; kein Potentat ist so sehr [e] auf Geldsammeln

1.000 Millionen ˚Reichstaler nahm der Nadîr Shâh[f][12] aus Delly = Wird Luxus in

Europa ˚nicht eingeschränkt, so muß Asien alles Geld herausziehen: –

/ Waz Westindien an Geld liefert: verschlingt Ostindien; das Europa gewint

[Religion][13]

/ Religion ist verschieden. Muhammedaner sind an Hofe, stamt von Arabern oder Tartaren

/ Bramanen: ist uralt: schon einige Jahrhunderte vor ˜Christi Geburt: ihre Braminen

verstehen ˚nicht einmal den[g] Sanskrit (heilige Schrift) Wedam ist ihre Bibel: statt

derselben aber der Commentar. (Tsaschter) wie der Iuden talmud; Wedam ist noch

˚nicht übersetzt, aber wohl der ⁅Tsaschter⁆ Jener in der alten Indischen Sprache, die

wenige verstehen:[14] – Der einige ˜Gott schuf Untergötter: Menschen, die er mit ˜Wasser erschaffte

nachher schuf er 3 ˜Götter: Bramma, Wischnu, und Rudiren[h] }

           Macht zu schaffen, erhalten, vernichten } und durch diese[i]

Gesezze ist jezt das 5te Weltalter: das lezte jezt, das durchs Feuer untergehen ‹wird.›[15]


[XXV.44-3(7r)] ms 5



/ Ihre ˜Götterlehre bekommen sie ˚nicht um den ersten, sondern um diese: – Wischnu[a] hat viele

Luftpferde, und insonderheit den großmächtigen Affen Hanumann,[1] dessen heiliger Zahn

in Ceylon verehrt wurde, von Portugiesen geraubt, vom König in Pegu

800.000 ˚Thaler geboten: doch von jenen [b] calcinirt und aufs Meer gestreut. – –

/ Religion: ist selten von Gebräuchen: haben 4 Kasten[2] (Stämme) die auch ˚nicht in einander heiraten

/  Bramas: Priester }

/  Raschbuts – Soldaten } aus ihnen ausgestossene Leute, die in Wäldern leben, wie Thiere

/  Banianen – Kaufleute } heulen, und von Milden Banianen doch von weitem mit Reis gespeiset

/  Pareier: geringe } blos weil sie Fleisch tödten und so unrein sind auch Europäer

/ Banianen sind liebenswürdig: sehr getreu; – die Wechsel sehr getreu – sind sehr ruhig

  sanftmüthig – geniessen auch ˚nicht, waz ein Leben gehabt hat: nur Früchte der Erden und die

  rechten Heiligen tragen ein Neßeltuch vor dem Munde, um ˚nicht Mucken zu fangen: –

  fegen den Boden vor sich um ˚nicht zu zertreten den Wurm etc. Flöhe, Wanzen Hospital[3]

  bei Suratte: – Kuh am Heiligsten; Ursache unbekandt: Kuhmist streichen

  über die Stirn; – bestreichen sich mit Kuhmist um es abzuwaschen mit dem Gebet

  wie mein Korper von Flecken so Seele von Sünde etc. Ins Paradies kommen sie blos wenn

  sie sich am Kuh schwanz halten:[4] – Flöhe und Wanzen Hospital: traktiren sie auch @besonders@:

  durch Gerichte und da sie einen Kerl, bezahlen den sie [c] die Nacht anbinden: –

/ Die Fakirs sind büßende Mönche: [d] sehr seltsam: z.E. Arme stets über

  dem Kopf zu halten; erst gebunden bis sie verwachsen; und solche werden öffentlich

  unterhalten: etc. etc. Ein Bramanischer Fakir meßte zu Thevenots Zeiten von Cabul bis

  Bengala:[e] mit der Lange seines Leibes:[5] – (Derwisch Persische und Türkische) = vielleicht von

  diesen kommen die Zigeuner:[6] da jene auch wandern; auch solche Farbe etc.

/ Parsis:[7] Gauren: Nachlaß von Feueranbetern; ist einer von den besten etc. Ihre @Religion@ etc. ist rein

  nur durch Begriffe die Heiligen ausgenommen; – sind sehr wahrhaft, redlich, arbeitsam:

  das lezte ist Religionspflicht; Ihr ehrlichstes Begräbniß ist Vögelmägen:

  offner Kirchhof:[8] wo sie verwesen etc. Geyer, die ˚nicht fortfliegen können, und die Federn

  verlieren; stinkt sehr und lockt – ⁅Geyer⁆ von großen Zeiten her; Saft von Körpern in besondern

  Rinnen; – [f]

/ Bramanen: Religion ist die die Pythagoras holte:[9] Metempsychose – Weiber verbrennen[g] mit [h]

  ihren Männern: – in sonderheit vornehme etc. = haben Weiber: nur eine Race (Naive)

  hat das Recht der Poliandrie;[10] und wird [Text breaks off; space for an additional two lines of text is blank]


[XXV.44-4(8r)] ms 6



[Arabien][1]

[Moscheen] sind viele in Mecca;[2] und Hasselquist in der Moschee:[3] = Emirs sind Fürsten die herumziehen: –

[a]ernier und Hasselquist rühmen sehr ihre Gastfreiheit:[4] Redlichkeit (wie Patriarchen wie [Text breaks off.]

aber sind tapfer, redlich kurz vom Leibe; punktiren sich mit Beize blau;[5] = ihre Weiber Nasenringe

Nägel roth, Lippen blau;[6] = [b] die ‹Türkischen› Caravanen ziehen ohne Erlaubniß, mit ihrem Schaden an Gras etc.

durch und werden deßwegen angegriffen: = die Engelländer schickten zu Lande mitten durch sicher

/ Arabische Sprache:[7] gelehrte in Orient; haben große abundance von Worten, vor Cameel einige 100 Worte[8]

dadurch wird sie reich energique; aber auch schwer

/ Die Kosten nach Arabien (dem glückseligen) von Dännemark,[9] gingen nach Egypten, Mecca, Gemin, das

unbezwungne Königreich: – Aufgetragen: von ihrer Sprache, den Fels den Moses schlug, den Sinai

voll Caraktere zu untersuchen:

/ Sind Jäger, und halten Hunde wider den Koran,[10] weil sie Jagdhunde ausnehmen; so auch Brantwein vom Wein

[Natur-Beschaffenheit][11]

/ Natur Beschaffenheit: – Es ist groß und also sehr verschieden: – das wüste von feinem Sande, aus dieser Wüste ist Palmyra

  verschüttet, und Balbeck;[12] = Boden sehr dürre; Brunnen sind tief; herabzusteigen; einige

  sind bitter, andre oft voll Heuschrecken – daher viele sterben: so fand M. Carré[c][13] 40

  oder 50 sterben: – auf Sinai ist ein Kloster,[14] über 1.000 Jahr alt; die [d] oben die besten Früchte haben, die oft von

  Arabern abgefodert werden =

/ Natur Dattelbaum zeigte zuerst die Begattung der Pflanzen, die Linnäus[15] auf alle ausgedehnt

  ob er auch gleich Hermaphroditen fand: So Kohl, Kirschbaum; insonderheit aber der arabische Palmbaum, da der Man

  eine Schote trägt, die der Wind, oder der arab [Text breaks off.]

/ Caffee [e] das Vatterland; Arabischer ist der Levantische und beste; aber selbst in Arabien theurer als Martiniquischer

  Türken trinken den ganzen Tag: (vom Bürger Witsen[16] gebracht

/ Arabischer Balsam von Mecca[17] ist sonst nirgend, ist sehr confortans; alle Türkischen Fürsten suchen ihn ‹also› zu bekommen

  und wir erhalten wenig; =

/ Egypten: = Mumia mineralis glanzend, hart, ohne Geruch, selten, unbezahlbar; zerstossen mit Oliven

  oel, aufgeschmiert, ‹heilt› in 2 Stunden das [f] zerbrochne Huhnbein, Menschenbein in 3 Tagen:[18] – Araber @brings@

  verhelen die Methode; = Gummi Arabicum gesaugt gibt Nahrung[19]

/  Uber den Cataracten des Nils ist blos der hippopotamus; = ein abgesagter Feind des Crocodils;

  seine Haut ladet ein Cameel: frißt Felder ab; Heuschrecken kommen aus Egypten = die Marsos und

Psyllos[g] sind Schlangenbeschwörer;[20] 40

[The remainder of the text on this page is written in pencil.]

[Russisches Gebiet.
1. Siberien][21]

/[h]‹Die› Mahometaner und Heiden sind gemeiniglich wahrhaftiger und nüchtner [i] als Christen: –

/ Im Moldauschen Markt[22] [j] hat das ein Christ gefunden, waz ˚nicht unter dem Baum gefunden @wird@

/ In Siberien[23] [k] faulenzen: die dursten um sich in großen Festen zu besaufen: = Siberien hat Steppen.

/

[Character der Nationen in Siberien][24]

/ Samojeden frey: – Russen Tribut – Hütten – – tragen daher lauter Vorbereitungen vor Hunger

  schlucken Toback herunter.[25]Ostiacken haben ˚nicht mal recht Lust, Fallen aufzustellen.

/ Tungusen: tapfer, tüchtig; aus Freiheit geben sie Tribut, sind groß lebhaft: – blau Zwirn

  ausnehen im Gesicht[26][l] ˚nichts als Pferde haben sie, davon leben sie und sind also frei.

  aus Pferdemilch rauschendes Getränk: = Venusseuche =

/ Siberiaken Zauberey: eine [m] @Schabba@ stach sich in Leib, zog ein Stück Nez heraus

  und fraß es auf:[27]


[XXV.44-4(8v)] ms 7



[The badly rubbed text (in pencil) on this page does not allow for a reliable transcription.]

[Kamtschatka][1]

/ Kamtschadalen = Astrakanische Tartarn: Astracan ist der Hauptsitz der Tartaren […]

/ @¿¿¿ss ist d¿¿ hol a so sicher@, wegen der Tartaren

/ Calmücken sind Race der Mungalen, die die nobelsten Racen gemacht haben.

/ @Menschen \ Manschu@ – lexicon –

[Asiatische Türkei][2]

/ Asiatische Türkei: – kalt bei Erzerom:[3] – Libanon 16.[4]

/ Naphthaquellen – Caravanseras

/ Frauenzimmer blos @wie die \ von der@ Montagu[5] @anmerkt \ bemerkt@ – kein Mann kommt in ihren

Haram, w¿¿¿ ¿¿¿ dieser Haram ist, Seraphio – @Erz d fre sten@.[6]

[The remainder of this page is blank.]


Explanatory Notes
[8°-Asia]

ms 1


[1] [Asia] Holstein-Beck, Komm-Nr. 501 (AA 26.1: 197-98).

[2] [China] Holstein-Beck, Komm-Nr. 502 (AA 26.1: 198) and Salmon (1732).

[3] [China 100 Millionen Menschen] See the parallel discussion in Holstein-Beck (AA 26.1: 198-99) and the accompanying note.

[4] [schwimmende Dörfer] See Neuhoff's account in AHR (1749, 5: 259):

“Sie sahen auf diesem gelben Flusse, welcher beständig voller großen und kleinen Fahrzeuge ist, verschiedene schwimmende Eylande, die von Baumbusröhren sehr künstlich gebauet waren, welche so dicht zusammengeflochten werden, daß keine Feuchtigkeit durchdringen kann. […] Einige von diesen schwimmenden Dörfern sind groß genug, zweyhundert Familien zu erhalten, welche mehrentheils vom Handel leben, […].” [excerpt]

[5] [Ihre Mauer] Holstein-Beck (26.1: 199) and Salmon (1732, 15):

“Erstlich also von der grossen Maur zu handlen, […]. Die gantze Länge mit allen Krümmungen soll sich nach Le Comte seinem Bericht auf 1500 Meilen erstrecken. In gerader Linie aber von Westen zu Osten mag es wohl kaum die Helffte seyn. Diese Mauer ist von Quader-Steinen erbauet, mit einem so wohl zubereiteten Mörtel, daß sie nunmehro 1800 Jahr gestanden ([…]) und doch sehr wenig verfallen ist. Einige Nachrichten melden, daß die Maur viele Ellen dick und ungemein hoch sey; aber die Czarische Gesandten nach China, und andere, welche die Mauer neulich gesehen, haben befunden, daß sie nur 4 Faden dick, und ungefehr 30 Fuß hoch: so breit aber, daß 8 Mann neben einander auf der Spitze reiten können. Le Comte will, daß sie nur 5 Fuß dick sey, und nicht nahe so hoch, als die Mauren ihrer Städte. Aber er hat entweder einen Irrthum bey Abmessung der Dicke dieser Mauer begangen, oder es sind durch einen Druck-Fehler fünf Fuß vor fünf Ellen gesetzet worden: Denn alle stimmen darin überein, daß sie ungefehr 5 Ellen dick, und zehn hoch sey.” [excerpt]

And Salmon (1732, 16):

“Die Maur ist ferner mit vielen viereckigten Thürmern befestiget, welche nach etlicher Meynung eine Meile, nach anderer zwey Bogen-Schuß weit von einander liegen.” [excerpt]

[6] [Porcellaner Thurm] Holstein-Beck (26.1: 199) and Salmon (1732, 22):

“Vor den Thoren der Stadt Nanking stehen unter andern zwey merckwürdige Thürmer. Der eine wird der Porcellan-Thurm genannt, und ist in achteckigter Figur 9 Stock-Werck und 200 Fuß hoch aufgeführet. […] Dieser Thurm hat schon über 400 Jahr gestanden, und ist noch recht wunder-schön anzusehen.” [excerpt]

And AHR (1749, 5: 254):

Berühmter Porcellanthurm. Mitten auf diesem Platze stund ein hoher Thurm, welcher alle andere Arbeiten der Chinesen an Kostbarkeit und Schönheit übertraf. Er hatteneun Absätze, und hundert und vier und achtzig Stufen bis zu der Spitze. Ein jeder Absatz ist mit einer Gallerie voller Bilder und Gemâlde, und mit sehr schönen Fenstern geschmückt. Auswendig ist das ganze Gebäude glasurt, und mit grün, roth und gelb gemalt. Die Stücke oder Materialien dieses Gebäudes sind so künstlich zusammen gesetzet, daß das Werk aus einem Stücke zu bestehen scheint. An den Ecken der Gallerie rund herum hängen kleine Klocken, welche ein liebliches Getöne machen, wenn der Wind sie bewegt.” [excerpt]

[7] [Schamhaftigkeit … Finger] Holstein-Beck (AA 26.1: 200) – a Chinese woman “zeigt niemals die Hände” – and AHR (1750, 6: 131):

“Dem weiblichen Geschlechte scheint die Sittsamkeit angebohren zu seyn. Denn dieses lebet beständig eingezogen, und sogar die Hände verdeckt, welche niemals aus ihren langen und weiten Aermeln zum Vorscheine kommen.” [excerpt]

See also Herder’s moral philosophy notes (43(A)-4).

[8] [Mondfinsterniß, durch Drachen] Holstein-Beck (AA 26.1: 203) and AHR (1750, 6: 290-91):

“Den Augenblick, da sie merken, daß die Sonne oder der Mond anfängt, verfinstert zu werden, fallen sie auf ihre Knie und stoßen [291] mit ihrem Kopfe auf die Erde. Zu gleicher Zeit wird ein erschreckliches Rasseln der Trummeln und Pauken durch die ganze Stadt gehöret, vermöge der lächerlichen Vorstellung, die noch bey ihnen die Oberhand hat, daß sie durch dieses Getöse diesem so nützlichen Planeten zu Hülfe kämen, und den himmlischen Drachen verhinderten, solchen zu verschlingen. Denn obgleich die Gelehrten und Vornehmen die Finsternisse als bloße natürliche Wirkungen ansehen: so sind sie doch in ihre Gebräuche so verliebt, daß sie ihre alten Ceremonien noch immer fortsetzen.” [excerpt]

[9] [alles ist eßbar] Holstein-Beck (AA 26.1: 200-1) and Salmon (1732, 31):

“Die Chineser sind gar nicht eckelhafft im Essen. Sie speisen nicht nur alle Sorten von Thieren, Vögeln und Fischen, welche die Europäer essen; sondern Pferde-Fleisch, wird bey ihnen für einen ungemeinen Lecker-Bissen gehalten; ja Hunde, Katzen, Schlangen, Frösche, und die meisten Arten von Gewürm werden von ihnen nicht verschmähet […] Sie brauchen weder Tisch-Tuch, noch Servietten, Messer, Gabel, oder Löffel: sondern an der letztern Stelle 2 kleine runde Stöckgen von Eben- oder andern Holtz, welche unterweilen an der Spitze mit Silber beschlagen sind; mit welchen sie die Speisen sehr geschickt zum Munde zu führen wissen.” [excerpt]

[10] [Pater Labat fand Hund braten] Labat gives an account of this practice in St. Domingo in the Antilles; see AHR (1759, 17: 443):

“Es kömmt aber dem P. Labat am erstaunlichsten vor, daß die Hunde auf der Insel diejenigen anbellen, die sie essen und verfolgen, vornehmlich wenn sie von diesen Schmausereyen kommen. Man bekömmt von denen Tagen, da man einen Hund bey einem Arada brät, durch das Geschrey aller dieser Thiere Nachricht, welche zusammenlaufen und um die Hütte herum heulen, als wenn sie den Tod ihres Gefährten beklagen oder rächen wollten.” [excerpt]

See Holstein-Beck (AA 26.1: 316).

[11] [Berge … gewäßert] Holstein-Beck (AA 26.1: 202) and Salmon (1732, 48):

“China, gleich wie andere Länder von einem grossen Bezirck, bestehet aus Bergen und Thälern: jene aber so wohl, als diese werden so platt und eben gemacht, als nur immer möglich, und wie die Gärten in kleine Länder eingetheilet. Die Hügels und Berge graben sie in Terrassen, oder kleine mit Menschen-Händen gemachte Flächen von oben bis unten ab: so daß das Wasser, welches sie in Canälen von einem Feld zum andern leiten, überall in gleicher Menge hinfliessen kan. Diese Tarassen werden von unten bis oben hinan immer kleiner und kleiner: und auf solche Weise machen sie durch Kunst und Arbeit die Erde auf den Bergen eben so fruchtbar, als die Thäler.” [excerpt]

[12] [Jahrlich einmal selbst] The spring planting festival in China is described in AHR (1750, 6: 214-15), mentioning the Emperor behind the plough:

“Der Kaiser geht jährlich im Frühlinge, der in den Hornung fällt, alter Gewohnheit nach, mit vielen Feyerlichkeiten einige Furchen zu pflügen, um durch sein Beyspiel die Landleute aufzumuntern.” (p. 214) [excerpt]

[13] [Russische Gesandten] Book 14 of AHR, vol. 5 (1749), collects together travel literature on China, and Ch. 12 (pp. 512-26) translates from the Dutch the account of Eberhard Isbrand Ides, a Russian ambassador who travelled to China in 1693. See also Müller’s discussion of the 1727 Treaty of Kyakhta (1760, 3.5: 462).

[14] [Gelehrsamkeit … Calender sind sehr falsch] The details on Chinese science and learning in this section are based on chapter six of Salmon (1732, 58-65). [excerpt] See also AHR (1750, 6: 291-92), especially the discussion of Father Verbiest (p. 294):

“die Chinesen genöthiget waren, von Zeit zu Zeit ihre astronomischen Tabellen zu ändern, welche unvollkommen waren, und sich viel ungeheure Fehler in die Kalender eingeschlichen hatten, welche von ihren Sternsehern herausgegeben worden” [excerpt]

[15] [Schatten zu meßen] This anecdote is given in great detail in AHR (1750, 6: 292-97):

“Aus der Länge des [295] Schattens wird man leicht die Höhe der Sonne bestimmen können, und aus der Höhe ihre Stelle im Thierkreise. Daraus kann man denn urtheilen, ob ihre wahre Stelle in dem Kalender auf jeden Tag richtig angegeben sey.” [excerpt]

[16] [Barthelemy … Phönicisch] Jean-Jacques Barthélmy (1716-1795) was a Jesuit-trained French philologist known as Abbé Barthélmey. Joseph de Guignes (1721-1800) was the interpreter of Eastern languages at the Royal Library in Paris. Barthélemy had deciphered the Phoenician alphabet (reported to the Paris Académie in 1758) and this work suggested to de Guignes that China began as an Egyptian colony, as recounted in the London Gentleman’s Magazine (October 1759), from which a German translation was prepared for the Bremische Magazine, Kant’s likely source (BrMag 1761; 4.3: 644-45, 650):

“Herr Guignes Muthmasungen haben noch einen andern Grund. Nachdem er eine Schrift des Abts Barthelemy von den Buchstaben der Phönizier gelesen, fieng er an nachzudenken, auf welche Art die Buchstaben des Alphabets zuerst gemacht worden, und dies bewog ihn ein chinesisches Wörterbuch einzusehen, weil die Buchstabe dieser Sprache sehr alt seyn sollen. Bei Durchsehung dieses Wörterbuchs fand er mit groser Verwunderung eine Figur, die einem Buchstaben in des Barthelemy phönizischen Alphabete sehr ähnlich war. […] Seine Schrift ist also ein Versuch zu zeigen, daß die chinesischen Buchstaben [645] nichts anders seyn, als Monogrammen, oder Züge, welche aus dreien phönizischen Buchstaben bestehen; und daß bei derselben Aussprache phönizische und ägyptische Laute herauskommen. Es wird also nöthig seyn, daß wir statt einer Einleitung eine kleine Nachricht von des Barthelemy Schrift geben. […] [650] […] Hiebei bemerkte er nun, daß die mehresten morgenländischen Buchstaben eine etwas wirkliches bedeutende Benennung hätten. So bedeutet Beth ein Haus, Daleth eine Thüre, Ain ein Auge, Schin einen Zahn, und er nahm bald wahr, daß dasjenige Zeichen, dessen die Chineser sich bedienen, ein Haus zu erkennen zu geben, dasselbe mit dem hebräischen Beth wäre, […].” [excerpt]

De Guignes’ Memoire (1760) was also reviewed in the Göttingische Anzeigen von Gelehrten Sachen (Stück 148, 11 December 1760)[excerpt].

This topic does not appear in Holstein-Beck, but Kant continues it in Kaehler (AA 26.2: 368), at one point explicitly noting the claim that Chinese culture was grounded on the Egyptian (AA 26.2: 587); see the corresponding note to Kaehler, as well as Messina (AA 26.2: 660) and the Menschenkunde and Mrongovius anthropology notes (AA 25: 1025-26, 1278).

[17] [ihre Medicin] Holstein-Beck (AA 26.1: 227-28), Hesse (AA 26.2: 258), Salmon (1733, 95-108), and AHR (1750, 6: 303):

“Doch dem sey wie ihm wolle, so haben doch eben diese Fehler, wovon ihre Arzneybücher voll sind, verhindert, daß sie nichts sonderliches in der Arzneykunst gethan haben, wobey ihre wenige Erfahrung in der Zergliederungskunst, als der andere Grund der Heilungskunst, eine andere Hinderniß ist. Denn sie wissen kaum den Gebrauch der Theile des menschlichen Körpers, und folglich kennen sie auch die Ursachen der Krankheit nicht; indem sie ein zweifelhaftes Lehrgebäude von der Bildung der menschlichen Gestalt haben.” [excerpt]

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[1] [Medicament der Unsterblichkeit] Holstein-Beck (AA 26.1: 204), Salmon (1732, 85):

“Es sind heutiges Tages 3 Secten in China. Erstlich die Nachfolger von Li-Laokun, welche nach ihrem Bericht über 500 Jahre vor Christi Gebuhrt gelebet haben. Er lehrete, Gott habe einen Cörper und mancherley geringe Götzen unter sich: seine Anhänger legen sich auf die Magie, und bemühen sich einen Tranck zu verfertigen, der die Menschen unsterblich machen soll.” [excerpt]

AHR (1750, 6: 354-55):

“Der Kaiser Tsin-schi Whang-ti, der Bücherverbrenner ließ sich von diesen Betrügern überreden, daß sie in der That den Trank der Unsterblichkeit erfunden hätten. […] [355] […] Er bediente sich zu verschiedenen malen des Tranks der Unsterblichkeit. Endlich erfuhr er, daß er noch so sterblich war, als jemals, und beklagte sich über seine thörichte Leichtgläubigkeit.” [excerpt]

[2] [große Nagel] See Salmon (1732, 28):

“Die Gelehrten lassen die Nägels an ihrer lincken Hand 2 oder 3 Daum-breit länger, als die Finger wachsen, um sich dadurch von den Künstlern zu unterscheiden.” [excerpt]

And AHR (1750, 6: 130):

Sie halten lange Nägel für eine Zierde. Die Gelehrten und die Lehrer, sonderlich wenn sie niedriger Herkunft sind, schneiden sich niemals die Nägel an ihren Fingern ab. Sie machen sich eine Ehre daraus, daß sie dieselben einen Zoll lang, und noch länger, wachsen lassen; und dieses geschieht in der Absicht, damit die Leute sehen mögen, daß sie nicht nöthig haben, sich ihren Unterhalt durch Arbeiten zu erwerben.” [excerpt]

[3] [Promotionen] Holstein-Beck (AA 26.1: 204), Salmon (1732, 66):

“Den dritten Gradum kan niemand anderswo erlangen, als in der Kaiserlicher Residentz-Stadt Peking. Die Reis-Unkosten dahin werden ihnen vergütiget, wenn sie solche aus ihren eigenen Mitteln zu erlegen nicht vermögend sind; damit das gemeine Wesen der Dienste ihrer besten Leute nicht möge beraubet werden. Der Kaiser examiniret die Candidaten offtmals selber, und weil er ungeachtet seines hohen Standes, in seiner Jugend zu den Studiis und allen Wissenschaften angeführet worde, ist er kein ungeschickter Richter über ihren Meriten.” [excerpt]

[4] [Confucius] Holstein-Beck, Komm-Nr. 522 (AA 26.1: 206).

[5] [Kaiser] Holstein-Beck, Komm-Nr. 517 (AA 26.1: 204), Salmon (1732, 67):

“Was ihre Chronologie betrifft, so sollen laut ihrer Historie 40,000 Jahr seit der ersten Gründung des Reichs verflossen seyn. Dabey aber gestehen sie auch, daß alle Historische Monumenta und alte Urkunden vor 2000 Jahren von einem ihrer Kaiser sind vertilget worden, und läufft es also zuletzt mit diesen Vorgeben von dem Alterthum ihrer Monarchie auf eine leere Tradition hinaus.” [excerpt]

The Chinese Emperor mentioned for burning books was Tsin-schi Whang-ti (259-210 BCE, the first emperor of China (AHR 1750, 6: 354); the book burning took place c. 213 BCE.

[6] [Umar] Umar ibn al-Chattab (592-644), the father-in-law of the Islamic prophet Mohammed (c.570-632). He succeeded Abu Bakr (632-34) as the second caliph (634-44) of the Rashidun Caliphate. One of the legends regarding the burning of the library at Alexandria is that it was done upon Umar’s order, who noted that any manuscript contained in the Qu'ran was superfluous, and any that contradicted it was superfluous, and so they were all used to heat the baths.

[7] [Gesez] These three laws are discussed in Holstein-Beck (AA 26.1: 204-5), Salmon (1732, 75-76).

[8] [Freiheit der Eltern] This is the right of parents to kill unwanted children, to abandon, hang, or drown them (Holstein-Beck, AA 26.1: 204). See Salmon (1732, 100):

“Dahero ist, wie es scheinet, nechst der Unfruchtbarkeit der gröste Schimpff bey ihnen, wenn eine Frau lauter Mädgens gebiehret: und wann es sich zuträgt, daß eine Mutter drey oder vier Magdleins nach einander ohne Söhnen bringet, sollte sie solche wohl aus Uberdruß mit ihrer eigenen Hand exponiren, oder gar erwürgen. Wenn auch die Eltern arm oder uns glückseelig sind, sehen sie es als ein Werk der Barmhertzigkeit an, wie man sagt, daß sie ihre Kinder durch den Todt von einem elenden Leben abhelffen; welches sie nicht leicht mit Gedult würden aushalten können. Derowegen werden täglich so viele Kinder auf den Straßen und Heer-Wegen exponirt, deren Eltern vermuthlich so viel Zärtlichkeit noch übrig haben, daß sie, ungeachtet, der im Schwang gehenden Gewohnheit, ihre Kinder nicht können sterben sehen, viel weniger aber sie mit ihren eigenen Händen erwürgen.” [excerpt]

This practice is also mentioned in the Kaehler notes on moral philosophy (Stark 2004, 25), alongside the expectation in some cultures that grown children have a duty to kill their aged parents, which is also discussed in the Herder moral philosophy notes at 43(C)-2.

[9] [Confucius … Grabmal] AHR (1750, 6: 333):

“Das ganze Reich hat ihn, von der Zeit seines Todes an, als einien Heiligen verehret, und der Nachkommenschaft eine Verehrung gegen ihn beygebracht, welche aller Wahrscheinlichkeit nach sich nicht eher, als mit dem Untergange der Welt endigen wird. Könige haben nach seinem Tode in allen Landschaften Palläste für ihn gebaut, wo die Gelehrten zu gewissen Zeiten hingehen, ihm ihre Ehrerbietung zu bezeugen.” [excerpt]

[10] [Patres … Tienchu] AWH (1762, 6: 429-30):

“Der Vater Le Compte meldet uns, daß: selbst der Kaiser Kan-hi, der das Oberhaupt dieser Secte [sc. der Gelehrten] und in dieser Art Gelehrsamkeit sehr geübet war, dem Vater Verbiest, seinem Mathematico, einstens gesaget, daß, wenn sie (die Christen) Gott mit eben dem Namen benennen würden, den ihm die Chineser beilegeten, diese letztern weniger von ihrer Religion abgeneigt seyn würden. Worauf dieser ehrliche Vater folgende Antwort ertheilet hätte: ‘Ew. Majestät sind wirklich der alten Lehre von China zugethan, die von diesen neuen Lehren verlassen worden; wenn wir uns nun ihrer Wörter bedieneten, würde man nicht dafür halten, daß wir eben so glaubeten als sie? Wenn aber Ew, Majestät durch öffentlichen Ausruf bekant machen lassen wollen, daß das Wort Cham-ti (oder vielmehr Shang-ti), eben das bedeute, was die Christen durch das Wort Tyen-tchu verstehen: J), so [430] sind wir bereit, uns des einen, so gut als des andern zu bedienen.’” [excerpt]

Tien Ku is also mentioned in Herder’s metaphysics notes (RP/NT 763-C7).

[11] [Streit mit Dominicanern] AWH (1762, 6: 431-32):

“Und weil diese letzte Art der Verehrung diejenige ist, die sie dem Confucius und einigen ihrer besten Monarchen und Grossen erweisen, die von der philosophischen und ge- [432] lehrten Secte eine bürgerliche Ehre genennet wird; so accomodirten sich die jesuitischen Mißionarien nach derselben, und erlaubten ihren Proselyten dieselbe unter diesem Titel; ohnerachtet sie von den Dominicanern, Franciscanern und andern Orden, als Abgötterey und als ein Aergernis für die christliche Religion, höchlich verbannet und verworfen wurde.” [excerpt]

This refers to the so-called “Rites Controversy” among the Christian missionaries in China. The newly arrived Dominicans opposed the previous accomodations of the Jesuits in which Confucists were allowed to maintain their old rites, even after conversion to Christianity. This accomodations was officially baned by Benedict XIV in 1742.

[12] [Fo] Holstein-Beck, Komm-Nr. 520 (AA 26.1: 205); see Salmon (1732, 87-89):

“Noch ist eine dritte Secte unter ihnen, welche weit zahlreicher, als eine von den beyden vorigen; und den Götzen Fo, den sie den eintzigen Gott der Welt tituliren, anbet. Dieser Abgott soll 32 Jahr nach Christi Himmelfahrt aus Indien ins Land gebracht worden seyn.” [excerpt]

[13] [Xaca] Xaca is a Japanese name for the Buddha. It is spelled ‘Xaca’ in the reports from Xavier and in Zedler, ‘Xekiae’ in Brucker’s Latin history of philosophy (Brucker 1744, vol. 4.2, p. 816: "Buddha vel Xekiae histori"), and ‘Siaka’ in Salmon (1733a) – although ‘Xaca’ in the original English:

“The Japanese are idolaters, and worship the heavens and planets, with several monstrous idols; but the gods they principally adore are Xaca and Amida, to whom they chiefly apply in their distress: they give no account of the creation of the world, but generally believe the immortality of the soul, and a state of rewards and punishments, and most of them believe transmigration, or that their souls shall animate other bodies after death.” (Modern History, 3rd edition, vol. 1, p. 46)

[14] [Talapoin beseelet] The Talapoinen are Buddhist mendicant monks. Pegu was the capital of the Mon kingdom (a region of modern-day Burma). ‘Siam’ is an older name for modern-day Thailand. ‘Sommonacadom’ is a variant spelling (or misspelling) of ‘Samana Gotama’ – the Buddha or Awakened/Enlightened One. The Talapoinen are also discussed in Herder’s moral philosophy notes at 43(D)-14.

See the fuller discussion in Holstein-Beck in the section on Siam (AA 25.1: 211-14), and the corresponding note with text from Salmon (1735, 93). [excerpt]

[15] [Ehe ist Sklaverei] Salmon (1732), ch. 9, concerns the nature of marriage and the status of women, children, and slaves in China:

“Man kan die Mädgens recht als ein Stück von dem Schatz ihrer Väter ansehen, indem der [100] allerärmste Mann sein Weib kauffen muß, und keine Mit-Gabe mit ihr bekommt.” (pp. 99-100)

[16] [Tunquin] Tunquin (Tonkin) is the northern portion of present-day Vietnam. Cochinchina, discussed later, is the southern part of Vietnam. A fuller discussion is found in Holstein-Beck (AA 26.1: 207-8), based on Salmon (1732, 142-75).

[17] [Einwohner gelb … Giftfirnis] Salmon (1732, 154):

“Die Eingebohrne Landes-Kinder sind gelb von Farbe (doch nicht so dunckel als ihre meiste Nachbaren in Indien) nett von Gliedern, und von mittelmässiger Statur. […] Wenn sie 12 oder 13 Jahr alt sind, färben sie ihre Zähne braun oder schwartz. Hierzu gebrauchen sie vier oder fünff Tage, und dürffen währender solcher Zeit nichts geniessen, weil diese Zahn-Salbe entweder eckelhafft, oder auch, wie etliche meynen, vergiftet ist.” [excerpt]

[18] [Holländer heirathen in Tunquin] Hesse (AA 26.2: 235-36), based on Salmon (1732, 159):

“Die Holländer aber, welche hieher handeln, machen mit dem Frauenzimmer des Landes Mariagen auf gewisse Zeiten. Solche Weiber gebrauchen sie als Factoren, damit sie zu der Zeit im Jahr, da es nichts zu thun giebt, Seide aufkauffen und verarbeiten lassen können. Auf solche weise setzen sie die armen Leuten in Arbeit, wenn alles am wohlfeilsten ist, und haben bey Ankunfft ihrer Schiffe die Ladung schon fertig. Diese Factors aus dem Frauenzimmer sollen den Holländern sehr getreu seyn, deren etliche eben durch solche Weiber ansehnliche Mittel erworben haben." [excerpt]

[19] [Cochin-China] See Holstein-Beck (AA 26.1: 208), based on Salmon (1732, 175-92).

[20] [Reis fressen] Holstein-Beck (AA 26.1: 208) and Hesse (AA 26.2: 236), based on Salmon (1732, 178):

“Der König hat seinen ersten und andern Staats-Minister, sein Seraglio, und eine Leib-Wache von Verschnittenen an der Zahl ungefehr von 200 Mann. Unter letztere soll, wie man saget, niemand als der eine sehr grosse Masse von Reis verzehren kan, aufgenommen werden.” [excerpt]

[21] [Siam] Holstein-Beck, Komm-Nr. 528 (AA 26.1: 209) and Salmon (1735).

[22] [Straße Sunda] See Hesse (AA 26.2: 5); possibly related to the events of the Seven Years’ War, as it concerned an important trade route for several European powers (Holland, France, Britain, Spain).

[23] [Hof ist der prächtigste] Holstein-Beck (AA 26.1: 209); based on Salmon (1735, 25).[excerpt]

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[1] [Gesandschaft nach Paris] Holstein-Beck, Komm-Nr. 530 (AA 26.1: 210). A legation of the Thai King Narai (1656-1688) arrived at Louis XIV’s court of Versailles on 1 September 1686, after which Simon de la Loubére (1642-1729) was sent in reciprocation to Siam (October 1787-January 1788), resulting in his Description du Royaume de Siam (Paris 1691). In a discussion of Siamese manners and domestic architecture, Salmon relates an anecdote from Loubére an anecdote involving both of these diplomatic visits (1735, 36):

“Der Herr de la Loubere erzehlet auch, daß als die Siammische Gesandtschafft in Franckreich war, das Gesinde von dem einen Mit-Gesandten in dem Stockwerck das gerade über dem Zimmer des ersten und vornehmsten Gesandten, und also oben über den Brieff ihres Souverains an den König von Franckreich logiret worden, und sie solches erfahren, seyen die darüber in die äusserste Bestürtzung gerahten, und, als wenn sie toll wären, herunter ins Haus gelauffen, sich die Haare ausgerissen, und sich erbärmlich angestellet, daß sie an einer solchen Missethat schuldig geworden.” [excerpt]

[2] [Pegu] The historical Pegu is a coastal region of present-day Burma, and the city was a major seaport; see Holstein-Beck (AA 26.1: 213-14) and Salmon (1735, 108-28).

[3] [Arracan] The historical Arakan is also a coastal region of present-day Burma, west of Pegu on the Bay of Bengal; see Holstein-Beck (AA 26.1: 214) and Salmon (1735, 133-54).

[4] [Arracan … Caraiben die Stirn platt] The Caribs are discussed in AHR (1759, 17: 475-94), and this practice is also mentioned at Humans(8°)-5, -12, and -10; see the note to the last.

[5] [Asem] Part of the lowlands in the north-east of present-day India; see Holstein-Beck (AA 26.1: 215) and Salmon (1735, 155-59).

[6] [Indostan] see Holstein-Beck (AA 26.1: 216-24) and Salmon (1736, 5-275).

[7] [Jetzt Residenz … Agra] See Holstein-Beck (AA 26.1: 216) regarding the “große Mogul” and Kant’s own annotation regarding the Mogul’s vassals. There were considerable political changes occurring just prior to when Kant’s lectures were given that involve the affairs of Nadîr Shâh (discussed in the next note).

Agra was the capital of the Indian Mughal Empire from 1526 to 1648, with a few brief interruptions; Shah Jahan built the Taj Mahal (completed in 1643) there as a mausoleum for his wife. The brief remarks in the notes point to the weakening Mughal rule in the northern regions of the subcontinent, large parts of which had came under Afghan rule (Nadir Shah, Ahmad Shah-Durrani), and as a result of the Battle of Plassey (June 23, 1757), the British East India Company gradually became the dominant power in India. The Hesse notes from 1770 (AA 26.2: 239-47) provide a fuller account.

[8] [Nadîr Shâh] Nadîr Shâh (1688-1747) was a military leader from the province of Khorasan (now parts of modern day Iran and Afghanistan). He drove the Afghans out of Isfahan in 1730 and was Shah of Persia (1736-1747) until his assassination during a political uprising. (He is mentioned again on the following manuscript page.) See Salmon (1739, ch. 7, pp. 178-82), Hesse (AA 26.2: 239-41), and the note to Hanway (1754, vol. 2, ch. 18). [excerpt]

[9] [Auf der Halb Insel dißeit etc.] See Holstein-Beck (AA 26.1: 217): “1. Von der Halbinsel disseits Ganges.”

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[1] [Tranquebar] The place south of French Pondicherry is mentioned in no other set of Kant’s physical geography lectures. This Danish colony, founded in 1620 on the Coromandel coast of the Indian subcontinent, became the center of a Lutheran missionary society at the beginning of the 18th century with a significant presence of Halle's Pietists.

[2] [In Cochin viele Juden] Holstein-Beck (AA 26.1: 217), Salmon (1736, 113):

“Herr Hamilton berichtet etwas von diesem Königreich, welches man sonst nirgends findet. Es soll nemlich in denen alten Zeiten schon ein Königreich, und eine Republic von Juden, gewesen seyn, deren ehemahls eine so grosse Anzahl allhier sich befunden, daß sie in die 80000 Familien ausgemacht, wovon aber jetzund nur noch eine Anzahl von 4000 übrig wäre. Sie haben zu Cochin eine Synagoge oder Versammlungs-Hauß, welches nicht weit von des Königs Pallast, etwa 2 Englische Meilen von der Stadt, stehet.” [excerpt]

The question of the origin of these Jews is underlying this discussion; are they one of the lost tribes mentioned here? Of the original twelve tribes, the ten tribes of the north were overrun by the Assyrians in the 8th century BCE and so lost. A contemporary Bible lexicon summarizes the story as understood in Kant’s day:

Stamm: Theil des Volks Israel. welches im Anfange nach der Zahl der 12 Söhne Jacobs (2. Mos. 24,4 / 28,21.) in 12 Stämme getheilet wurde, wobey besonders zu bemerken ist, daß bey der auf Befehl Gottes vorgenommenen Austheilung des Landes Canaan unter dieselben der Stamm Levi ausgeschlossen, und für den Stamm Joseph dessen beyde Söhne gerechnet werden. […] Zu den Zeiten Rehabeams erfolgte die unglückliche Trennung der zehen Stämme von dem Hause David (1. K n. 12, 13.), welche in den folgenden Zeiten viele blutige Kriege zwischen Juda und Israel veranlaßte. Von der Geschichte dieser Stämme s. besonders die Artikel Israel und Juda.” [Wilhelm Friedrich Hezel, Biblisches Real-Lexicon, 3 vols. (Leipzig 1783-85), 3: 299.]

[3] [Demantgruben] Hesse (AA 26.2: 218-19), following AHR (1752, 10: 539, 540):

“Nach seiner Ankunft zu Kaolkonda, wartete Tavernier dem Statthalter der dasigen Landschaft, unter welchem zugleich die Diamantgrube steht, auf. Selbiger war ein Muhammedaner, empfing ihn sehr höflich, und versprach ihm völlige Handelssicherheit, doch mit angehängter Verwarnung, die herrschaftlichen Gebühren, welche zwey vom Hundert betragen, nicht zu schmälern. […][540]

“Die Gräber selbst sind am übelsten daran; denn ihr Sold beträgt das ganze Jahr über nur drey Pagoden. Daher machen sie sich auch kein Gewissen daraus, einen Stein, den sie im Auge verbergen können, wärenden Suchens unterzuschlagen. Weil sie auch, einen Streifen Leinwand um den Leib ausgenommen, übrigens ganz nackend sind: so such sie irgend einen Stein unvermerkt zu verschlingen. Der Verfasser erzählet von einem, welcher ein Steinchen eines Mengelins, das ist etwa zween Karat schwer, im Augenwinkel verborgen hatte, dennoch aber wurde der Diebstahl offenbar. Wer einen Stein findet, der über sieben oder acht Mengelins wiegt, bekommt ein Trankgeld, welches jedoch mehr nach der Armseligkeit des Finders, als nach der Wichtigkeit des Dienstes, abgemessen wird.” [excerpt]

[4] [König in Golconda] Holstein-Beck (AA 26.1: 217). The Golconda fortress was also the capital of the sultunate of the same name until the end of the 16th century, when the capital was moved to the newly founded Hyderabad.

[5] [Hauptstadt N.] Presumably Nizamabad (Hyderabad); see Hesse (AA 26.2: 240-41).

[6] [Caschmir … zwischen Gebirgen] Holstein-Beck, Komm-Nr. 542-43 (AA 26.1: 218), based on AHR (1753, 11: 117)[excerpt] and Salmon (1736, 169):

“Weil nun diese Stadt [Cassimere] nachhero von verschiedenen Mogulischen Kaysern zur Sommer-Retirade erwehlet worden, so daß sie um solche Zeit in Begleitung ihrer grossen Omrahs und Lehn-Fürsten dahin kommen sind, so sind da herum viel schöne Palläste, feine Gärten und Canale angeleget worden, welches nebst den vorigen diese Landschafft noch mehr und über allemassen angenehm gemacht, und Gelegenheit gegeben, daß man sie das Paradieß von Indien genennet hat.” [excerpt]

[7] [Characteren … Indien] See the section-title in Holstein-Beck (AA 26.1: 219). Salmon (1736, 240) begins his chapter on the religions of “so-called India” with this overview:

“Wir können denen Indianern überhaupt viererley Religion oder Gottesdienste zueignen. Vors erste sind allda die ursprünglichen Einwohner von Indien, welche wol die grösseste Anzahl ausmachen, Götzen-Diener. Zum andern finden sich allda die so genannte Parsen, welche das Feuer anbeten, die zwar gleichfalls Abgötterer sind, aber mit denen vorhergehenden wenig Gleichheit haben. Drittens die Mohren und Mogoller; sind der Mahometanischen Religion zugethan. Zum vierten sind auch Christen unter ihnen, theils von der Apostel Zeiten her, die man Thomas-Christen nennet, theils die nun seid der Portugiesen Dahinkunft von denen Römischen und Evangelischen Missionen bekehrt sind.” [excerpt]

[8] [Race von Juden] Salmon (1736, 255):

“Es hat auch eine Secte, deren Jünger oder Anhänger Muzay genennet werden, die da vorgeben, daß sie Mosis und Mahomets Gesetz beydes halten.

Ob dieses eine Volck-Pflantzung sey von denen gefangenen Israeliten, deren einige hieher auf die äusersten Gräntzen des Babylonischen Reichs sollten seyn geführet worden, oder obs eine Secte von Mahumendanismo sey, haben uns die Reisenden nicht gesagt, oder zu sagen vermocht.” [excerpt]

[9] [Thomas Christen … Kaufmann] Thomas Christians (also known as “Syrian Christians of India”) are a group of Christians living in Kerala, India, organized in the 8th century, and using Syriac in their religious services. The community, by tradition, was founded by the Apostle Thomas, and then several centuries later by a Thomas of Cana, the historical or legendary figure responsible for leading Jewish Christians, some time between the 4th and 9th centuries, to Kerala, India, where they joined an already establised Christian community. The latter Thomas is traditionally understood to have been a Syrian merchant, and in the Physical Geography notes is referred to as “Mar Thomas.”

Kant’s source could have been Voltaire’s History (1760-61, 1: 48-49):

“In diesem nämlichen Indostan, auf den Küsten Malabar und Coromandel, findet man wider alles Vermuthen auch Christen. Sie haben sich seit ungefähr zwölfhundert Jahren daselbst festgesezt, und nennen sich St.Thomas-Christen. Ein christlicher Kaufmann aus Syrien, mit Namen Mar Thomas (Mar heißt so viel als [49] Herr), hat daselbst nebst seiner Handlung zugleich seine Religion aufgerichtet.” [excerpt]

See a related passage in Herder’s notes (Humans(8°)-5), Salmon (1736, 255)[excerpt], and AWH (1762, 6: 432-33).

[10] [Wißenschaften auf Palmblättern] Holstein-Beck (AA 26.1: 221) and Salmon (1736, 217):

“Die Heyden schreiben gemeiniglich auf Cocos- Nuß- oder Palm-Baum-Blättern mit einer eisernen Feder oder Pfriemen. Etliche brauchen doch auch ein dünnes durchscheinendes Papier, welches bisweilen 10. Schuh lang und ein Schuh breit ist. Davon machen sie so viel Stücke fest an einander, als die Schrifft erfordert. Die Feder, damit sie schreiben, ist der Alten ihr Calamus, oder ein Rohr, ohngefehr so dicke, als ein Gänse-Kiel.” [excerpt]

Calamus is a genus of palm.

[11] [Schlangenstein … Cobra de Capello] Holstein-Beck (AA 26.1: 152) and Hesse (AA 26.2: 180), following Salmon (1736, 221):

“Einige Europäer haben viel von der Krafft des Schlangen-Steins in diesem Stück geschrieben. Herr Ovington erzehlet, daß einer von seinen Dienern, als er einstens durch das Graß gegangen, von einer Schlangen gebissen worden, welche sich um sein Bein herum gekrümmet, und zu wege gebracht, daß er zur Erden und in Ohnmacht gefallen, und darinnen fast todt blieben wäre. Hierauf kam ein Englischer Kauffmann darzu, welcher eben einen solchen Stein bey sich hatte, selbigen dem Gebissenen auf die Wunde legete, und ihn curirete. Es ist aber dieser sogenannte Schlangen-Stein ein durch Kunst zubereiteter und bey nahe gantz platter Stein, welcher ein klein Hübelgen in der Mitten hat, und grau von Farbe ist. Er wird zubereitet aus Asche von gebrannten Wurtzeln, mit einer gewissen Erde vermenget, welche zu Diu, einer Portugiesischen Stadt in Indien, gefunden wird.” [excerpt]

And Keyßler (1751, 1: 50):

Valisnieri hat in einem Jahre 1725, von Meiland an den florentinischen Medicum, Gaston Joseph Georgi, abgelassenen Schreiben, welches den zu Padua im 1726sten Jahre in Quart heraus gegebenen Werken des Valisnieri einverleibet ist, behauptet, daß dieser Stein, welchen die Portugiesen Cobra de Cavelos nennen, nichts anders sey, als ein Stück Ochsenbein, welches die listigen Indianer auf glüenden Kohlen brennen, schaben und also zurichten, daß viele Europäer sich weis machen lassen, als sey es ein Stein von einer Schlange.” [excerpt]

[12] [1.000 Millionen … Nadîr Shâh] Hanway (1754, 339-40):

“Die allerwahrscheinlichste Nachricht schätzet diese Reichthümer auf siebenzig Millionen Pfund Sterlinge. Ich habe in Persien wegen dieser Sache niemals auf den rechten Grund [340] kommen können. Die Perser reden bloß von großen Haufen Schätzen, und tausend Kameelen und Maulthieren, die mit Gold und Silber und kostbaren Steinen beladen gewesen. Frazers Nachricht, welche ich annehme, setzet sie auf siebenzig Croren, welches die höchste Rechnung zu seyn scheint, welche die Natur der Dinge zuläßt. Dieses ist so viel als sieben und achtzig Millionen und fünfmal hundert tausend Pfund Sterlinge. Von dieser Summe werden sieben Millionen und fünfmal hundert tausend Pfund im Golde und Silber gerechnet.” [excerpt]

[13] [Religion] See the section-title in Holstein-Beck (AA 26.1: 222).

[14] [ihre Braminen verstehen … die wenige verstehen] See the more detailed discussion in Hesse (AA 26.2: 241-43) and accompanying note with text from Anquetil-Duperron (1763), from an address read to the Paris Academy of Sciences on 4 May 1762, with a German translation in BrMag (1763) and in HanMag (1763, 1: 817-58):

Col. 823: “Ich wußte auch, daß die vier Vedes, welches heilige Bücher der Indianer sind, in der alten samskretanischen Sprache geschrieben sind, und daß sich in der Bibliothec des Königs ein Schatz von indianischen Manuscripten befände, die kein Mensch versteht. Diese Ursachen bewogen mich, lieber nach Indien, als nach Kirman zu gehen, um so mehr, weil ich daselbst sowol das alte Persische, als das alte Samskretanische erlernen konte.”

Col. 843: “Mit dem Artikel von den Parsis war ich zu Ende, und ob ich gleich durch eine ununterbrochene Arbeit ganz geschwächt war, so traute ich mir doch noch Kräfte genug zu, das Samskretanische anzufangen. Ich ließ also die 4 Vedes zu Surate, zu Brampur und zu Antadabad aufsuchen. Ihre Namen sind Samveda, Ridjuveda, Atharnaveda und Raghuveda. Samweda ist das rareste darunter. Diese 4 Werke sind, wie die Braminen vorgeben, vor 4.000 Jahren von einem gewissen Kreschnu verfertiget worden.”

Col. 844: “Diese zwo Classen sind die beyden vornehmsten unter denen, woriein sich die Indianer zu Surate vertheilen, die Braminen und die Sciuras versicherten mich einstimmig, daß, was man für die Vedes gegen mich ausgegeben, nur ein Auszug davon wäre. Das Wort Sanitha, welches Auszug bedeutet, und auf dem Rande stand, und welches mir durch uninteressirte und im Samskretanischen wohl erfahrnen Parsis und Braminen verdollmetschet worden, war ein Beweis, daß der Verkäufer der angegebenen Vedes entweder ein Ignorant oder ein Betrüger war.” [excerpt]

[15] [Der einige Gott … untergehen wird] Hesse (AA 26.1: 242) and Salmon (1736, 241):

“Nach dem Bericht derer Missionarien lehren die Bramanen, daß nur ein Gott sey, der unendlich, vollkommen, und von aller Ewigkeit her gewesen ist, den sie Burma, oder Unmaterialisch, nennen. Dieser aber habe 3 Unter-Götter hervorgebracht, nemlich Brama, Wistnow und Routiren. Dem Brama habe er die Macht gegeben zu schaffen, dem Wistnow die Macht zu erhalten, und dem Routiren die Kraft etwas wiederum zu vernichtigen.” [excerpt].

Mention of the world ending in fire is found in AWH (1761, 5: 440-57). Kant’s colleague Georg David Kypke (1724-1779) belonged to the group preparing that volume of the Algemeine Welthistorie (1761), of which see §§333-346 (“Von den heiligen Büchern der Hindustaner”).

ms 5


[1] [Wischnu … Hanumann] Wischnu is the supreme deity of the Vishnavism branch of Hinduism. Hanuman is a Hindu deity, lord of the apes, and a helper to Lord Rama; he plays a central role in the Sanskrit epic Ramayana.

[2] [4 Kasten] This presentation is similar to that found in Salmon, ch. 9 (1736) and AWH (1761, 5: 446-47):

“Mit der Zeit bekamen diese beiden vier Söhne, die Brammon, Rutteri, Shudderi und Wise hiessen; die in ihrer Natur unterschieden waren, nach dem die Elemente bey ihnen die Oberhand hatten. Denn Brammon war von irdischer Constitution, und daher melancholish; und weil er dabey sinnreich war, so bestimte ihn Gott dazu, seine Gebote und Gesetze dem Volke bekant zu machen; […]. Rutteri war eines feurigen Temperaments und hatte einen martialischen Geist. Daher legte ihm Gott die Macht bey, Königreiche mit einem Scepter zu regieren, und die Menschen in Ordnung zu bringen; […]. Da ferner Shudderi einer phlegmatischen Constitution, gütig und umgänglich war, so wurde für gut gefunden, ihn zur Kaufmanschaft zu bestimmen, […]. Wise oder Weyz, der eines lustigen Temperamentes war, bekam die Erfindungskraft zur Beilage; und weil er voll Einfälle war, [447] so war er auch im Stande, einem Dinge ein Geschick und mechanische Gestalt zu geben.” [excerpt]

See the parallel passage in Hesse (AA 26.2: 243-44) and the corresponding note.

[3] [Wanzen Hospital] Holstein-Beck (AA 26.1: 223). On the concern for animal welfare among the Banianen discussed in this passage, see Salmon (1736, 246-47):

“Wiederfuhre es ihnen, daß sie Zufalls Weise auch nur eines Floh oder Made tödteten, so müssen sie diese vermeynte Missethat schon [247] mit einer ausserordentlichen Versöhnung büssen. Es enthalten sich aber die Banianen nicht allein von Tödtung lebendiger Creaturen, wie jetzt erwähnet worden, sondern sie bauen auch Hospitaler für sie. Insonderheit werden 1 Meile von Surate Ziegen, Pferde, Hunde und Kühe, welche etwa lahm oder alt worden, überflüßig versorget […]. Nahe darbey ist ein ander Hospital vor Flöhe, Wantzen und ander Ungeziefer. Ja Herr Ovington erzehlet uns, daß die Banianen bisweilen einen armen Mann dingen, um dieses Ungeziefer eine Nacht auf seinem Leibe fressen zu lassen, welcher sich denn ans Bette binden lässet, damit sie versicher seyn mögen, er werde das thun, worzu er sich verdungen.” [excerpt]

[4] [Paradies … schwanz halten] Holstein-Beck (AA 26.1: 223), AHR (1753, 11: 283), and Salmon (1736, 245):

“Doch wird das Rind-Vieh unter ihnen am höchsten geachtet, welchem sie auch deßwegen alle Morgen eine besondere Ehrerbietung erweisen, weil sie meynen, daß die seeligsten Seelen in diesen Thieren ihren Aufenthalt nach ihrem Tode bekämen: Daß sie die Grund-Veste der Welt auf ihren Hörnern trügen: Daß sie die Menschen nach ihrem Tode über einen Fluß bringen müsten, darüber niemand, ohne sich an dem Schwantz einer Kuh zu halten, kommen könte.” [excerpt]

[5] [Ein Bramanischer Fakir … seines Leibes] Thévenot (1693, 3: 132):

“Als ein Faquir eine sonderliche und noch niemaln gesehene Andacht, die ihme grosse Mühe machte erfinden wolte, entschloß er sich mit seinem Leibe den gantzen Bezirck des Mogolischen Reichs zu messen, und zwar von Bengala an biß nach Cabul, als dessen Extremitäten von Süd-Osten gen Nord-Westen.” [excerpt]

Thévenot includes an engraving depicting this.

[6] [Zigeuner] Salmon (1739, 247):

“Diese Fakirs in Mahometanischen, die Kalenters in Heidnischen, und die Ziegeuner in Christlichen Ländern, sind einander so ähnlich, als ein Ey dem andern, und sie sind ohne Zweifeln ein Geschlechte.” [excerpt]

[7] [Parsis] Holstein-Beck (AA 26.1: 223), based on Salmon (1736, 252):

“Die zweyte Art der Götzen-Diener in Indien, sind die Parsen oder Gauren, und beten das Feyer an.” [excerpt]

Salmon offers a fuller discussion in his volume on Persia (1739, 256-60). See also Thévenot (1693, 3: 29)[excerpt]. Salmon describes the burial practice of the Parsi community (1736, 150):

“Die Persianer, welche zu Surate wohnhafft sind, werden bisweilen auch Gauren, oder Anbeter des Feuers genennet, und sagt man von ihnen, daß sie aus Persien nach Indien gezogen, […] Die grösseste Ehre, welche dieses Volck ihren verstorbenen Freunden anzuthun vermeynet, besteht darinne, daß sie ihre todte Leichname hinlegen, und von denen Raub-Vögeln auffressen lassen.” [excerpt]

[8] [offner Kirchhof] Holstein-Beck (AA 26.1: 224) and Salmon (1736, 150):

“Der Platz, wohin sie ihre Todten bringen, ist auf dem Felde, eine halbe Stunde von der Stadt, welcher mit einer Mauer, so 12. Schuh hoch ist, und 100. Schuh im Umfange hat, umgeben ist. Die Erde darinne ist ohngefehr 4. Schuh hoch erhaben und ablauffend gemacht, damit die stinckende Feuchtigkeit aus denen todten Cörpern in einem darzu verfertigten Graben ablauffen könne. Es kan nichts abscheulichers anzusehen seyn, als dieser Begräbniss-Platz. Da siehet man eine grosse Menge Leichen auf eine höchst eckelhaffte unf schändliche Weise bey einander liegen. Einige sind grün, andere gelb, einige blutend und noch gantz frisch, etlichen sind schon die Augen durch die dahin sich versammlende Geyer ausgehacket, andern ist alles Fleisch von den Backen abgerissen; an einigen Theilen ihrer Leiber sind grosse Löcher hinein gefressen, und das Leder ist von einem Ende bis zum andern zerrissen und zerfetzt. Einige Stücke sind von der Sonne gehärtet, wie ein Stück gegerbt Leder, dahingegen andere so abgefressen, wie ein Todten-Gerippe. Man mercket auch an, daß die Geyer ihren Geruch sowohl als ihren Geschmack mit diesen todten Leichnamen erquicken, und sich mit Fleiß gegen den Wind zustellen, um den dahere kommenden ihnen so angenehmen Geruch wenigstens noch zu geniessen, wenn sie sich schon so satt gefressen, daß sie nicht wol von dannen fliegen können.” [excerpt]

[9] [Pythagoras holte] Salmon (1736, 245):

“Die Indianer haben alle den Pythagorischen Lehr-Satz von der Wanderung der Seelen aus einem Leibe in den andern, als einen Haupt-Glaubens-Articul angenommen.” [excerpt]

[10] [nur eine Race … Poliandrie] Holstein-Beck (AA 26.1: 224) and Salmon (1736, 260):

“Was aber an der Erzehlung des Hamiltons sey, daß im Lande des Samorins auf der Malabarischen Küste ein Weib von den niedrigen Casten wol bis 12 Männer von ihrer Caste haben dürffe, können wir nicht versichern.” [excerpt]

ms 6


[1] [Arabia] See Holstein-Beck (AA 26.1: 245-48), based on Salmon (1747, 1-104).

[2] [in Mecca] Salmon (1747, 9):

“Ich komme nun auf die Beschreibung einiger von den vornehmsten Städten der andern Fürstenthümer oder Königsreiche, und zwar erstlich der Stadt Medina, der Hauptstadt des Fürstenthums oder Königreichs dieses Namens, allwo des Mahomeds Grab ist. […] Es sind verschiedene schöne Moscheen in dieser Stadt, darunter die vornehmste Mos a Kibu, die Allerheiligste genennet wird. […] Des Mahomeds Grab lieget in einer Capelle dieses Tempels, […].” [excerpt]

[3] [Hasselquist in der Moschee] Hasselquist (1762, 118-20):

“Bey meinem Aufenthalte zu Altkairo, wagte ich einen Schritt, den wohl wenige Reisende vor mir gethan haben; und ich will auch keinem rathen, meinem Beyspiele zu folgen, vielleicht möchte es nicht allen so glücken, als mir. Ich gieng den 15ten in eine türkische Moschee. Nach den Gesetzen der Türken hat ein Christ, der in dieses ihr Heiligthum sich wagt, nur eins zwischen zwey Uebeln zu wählen. Entweder er muß die mahometanische Religion annehmen, oder sich lebendig verbrennen lassen. Das dritte, sich mit einer erstaunenden Summe Geldes zu lösen, hat schwerlich in diesem Falle Statt, ob es schon bey allen andern, selbst bey den gröbsten Criminalverbrechen gilt; ausgenommen, wenn einer sich mit ihrem Frauenzimmer vertraulich einläßt, welches Verbrechen eben so unaussöhnlich ist, als wenn man ihre Kirchen besieht. Ich gieng in die Moschee, welche nahe an dem Nilsmeter steht. Ich wählte eine Zeit, da niemand von den anwohnenden Türken darinnen war, und ich gieng mit dem Herrn Legrand, einem französischen Materialisten, und einem guten ehrlichen Janitschar, der mir ergeben war, hinein, nachdem ich den Thürhüter reichlich bezahlt hatte.” [excerpt]

Friedrich Hasselquist (1722-1752) was a Swedish naturalist and student of Linnaeus who traveled to Asia Minor to study its natural history. On Hasselquist, see the note to EP 682-A4.

[4] [Hasselquist … Gastfreiheit] Hasselquist (1762, 106):

“Die Gastfreyheit ist die vornehmste Tugend, welche den Aegyptiern und Arabern von den Tugenden ihrer Vorältern übrig geblieben sind. Es war bey ihnen ein großer Fehler eines Hausvaters, einen Fremden weggehen zu lassen, ohne ihm etwas darzubiethen. Wer hungrig ist, und sie essen sieht, der kann sich sicher niedersetzen, und mit ihnen essen, ohne daß er befürchten darf, es möchte übel aufgenomen werden. Eine Freyheit, die sie sowohl bey ihres gleichen, als bey Fremden, sich wieder erlauben.” [excerpt]

And also Hasselquist (1762, 84):

“Wer sich nicht auf diese Art von den Arabern will bewirthen lassen, der wird übel von ihnen aufgenommen werden. Ihre Art, Fremde zu bewirthen, ist wohlgemeynt, und ich zweifele, ob man eine größere Bereitwilligkeit, Offenherzigkeit und Gastfreyheit finden kann, als bey ihnen.” [excerpt]

[5] [punktiren sich mit Beize blau] Cf. Holstein-Beck (AA 26.1: 246), based on Salmon (1747, 29-30):

“Ob man schon unter den Prinzeßinnen und Weibern der Grosen einige finden mag, die schön weiß und wohl gestalt sind; so pflegen doch die von der gemeinen Sorte, sehr schwarz und von der Sonnen verbrannt zu seyn. Sie stechen ihe Lippen mit Nadeln, bis das Blut nachgehet, und alsdenn reiben sie Kreite oder Kohlen mit Thier- oder Fischgalle in solche hinein, wodurch sie iederzeit blau aussehen. Also machen sie es auch mit den Winkeln ihres Mauls, an den Seiten des Kinns und auf den Backen. Auch färben sie den Rand ihrer Augenlieder mit einem Pulver, von Tutia vermischt, schwarz, und ziehen noch einen schwarzen Streif von dem Augenwinkel auswerts, damit solche gröser aussehen sollen: weil grose Augen daselbsten vor schön gehalten werden. Sie stechen und ätzen auch Arme und Hände mit allerhand Figuren, und bestreichen ihre Hände mit etwas, so roth aussiehet.” [excerpt]

[6] [Nasenringe … Lippen blau] This facial description repeats the account in SbnR, vol. 1 (1763, 195):

“Sie hängen goldne, oder metallne Ringe, wie sie sich schaffen können, an ihre Nasen und Ohren. Die Farbe ihrer Lippen ist blau, ihre Augen und Augenbraunen schwarz, und die Spitzen an ihren Fingern roth.” [excerpt]

[7] [Arabische Sprache] See Holstein-Beck (AA 26.1: 246) – “Die Arabische Sprache ist die gelehrte im Oriente” – drawn from Salmon (1747, 48-49):

“Dem sey nun wie ihm wolle, so ist doch das Arabische die gelehrte Sprache in ganz Morgenland und zum theil auch in Africa worden, wie das Lateinische in den Abendländern ist.” [excerpt]

[8] [100 Worte] Salmon (1747, 47) claims that Arabic possesses over one thousand words for the camel and 500 for the lion. [excerpt]

[9] [Die Kosten … von Dännemark] Six European scholars participated in the “Danish Arabia expedition,” leaving Denmark in 1761 to conduct research in Egypt, Arabia, Yemen (presumably the ‘Gemen’ in the notes) and as far east as Bombay before returning to Europe in November 1767. The German mathematician Carsten Niebuhr (1733-1815) was the only member to survive. Niebuhr was recommended to the expedition by Johann David Michaelis (1717-1791, professor of oriental languages at Göttingen, who had first promoted the idea of such an expedition in 1753, and published a book of queries regarding the expedition (1762), and whose preface contains a detailed account of its origins.

“Frage 21. Von den Steinen mit 12 Quell-Oeffnungen, welche Denkmäler die Wunder Mosis seyn sollen.” (p. 38)

“Wenn die dänischen Herren Academisten an den Berg Sinai kommen, so hoffen wir, daß dieselben die in die Felsen gehauenen Aufschriften, welche in der Reise des Pocock nicht genau beschrieben sind, mit gleichgebildeten Buchstaben abschreiben werden. Diese Bemühung wird von nicht geringen Vortheil für die Wissenschaften seyn.” (p. 383)

[10] [sind Jäger … Koran] Holstein-Beck (AA 26.1: 246) and Salmon (1747, 52):

“Die unstäten Araber halten so wenig von Hunden als die Türken, weil sie nach ihrer Religion unrein sind. edoch haben sie solche um ihre Lagerplätze als getreue Wächter, […]. Die aber, so Liebhaber der Jagd sind, wissen der Religion schon ein Mäntelgen umzuhängen, und sprechen daher das Windspiel und der Spürhund wäre ausgenommen, dieweil man beständig Sorge trage, daß sie nichts unreines fressen mögten” [excerpt]

See also Animals(8°)-5.

[11] [Natur-Beschaffenheit] See the section-title at Holstein-Beck (AA 26.1: 246).

[12] [Balbeck] Robert Wood’s 1753 account of these ruins was excerpted in SbnR (1763, 1: 196, 201):

“Die Erdbeschreiber sind in Ansehung der Lage von Palmyra unterschieden; einige setzen sie nach Syrien, andre nach Arabien, und manche nach Phönicien. Nach dem Ptolemäus liegt sie im 34sten Grad der Erdbreite; an der Abendseite ist sie mit einer Reihe kahler Hügel besetzt: an den übrigen hat sie die Aussicht nach der Wüsten. Aleppo und Damascus liegen, eins wie das andre, 6 Tagereisen davon, wenn man jede Tagereise 8 französische Meilen weit rechnet. […] Es ist in der That wunderbar, daß die Geschichte uns kaum etwas mehr als bloße Muthmaßungen, von dem, was theils Balbeck, theils Palmyra betrift, liefert. Gleichwohl findet man sonst nirgends so prächtige Reste des Alterthums, wovon wir aber wenig Unterricht haben, ausser was durch die Aufschriften herausgebracht wird.” [excerpt]

See also Intro(8°)-1, History(8°)-4, and Land(4°)-12 with its accompanying note on the English explorer Robert Wood.

[13] [M. Carré] Barthélémy Carré’s Voyages des Indes orientales (1699) is paraphrased and quoted in AHR (1752, 10: 2-13) [excerpt]. See the related passage and note at Springs(8°)-6, as well as Springs(4°)-13.

[14] [auf Sinai ist ein Kloster] Holstein-Beck (AA 26.1: 247), from Salmon (1747, 72):

“Es ist ein sehr sauberes Gebäude, und hat eine schöne Kirche, nebst einem hübschen Garten, in welchem […], und es scheinet, das meiste und beste Obst, so zu Gros Cairo gegessen wird, kömmt aus der Nachbarschaft des Bergs Sinai her: […]. Das Closter zu St. Catharina unten am Berge Sinai, haben die Griechen über tausend Jahre im Besitz gehabt, weil es ihnen von einigen griechischen Kaisern geschenkt worden.” [excerpt]

[15] [Dattelbaum … Linnäus] Holstein-Beck (AA 26.1: 246-47), from Salmon (1747, 59):

“Den Dattelbaum findet man nirgends als in Persien und Arabien, und zwar von zweyerley Arten. Der eine trägt Blumen und keine Früchte; der andere hingegen Früchte und keine Blumen. Man solte den letzten nicht unrecht den weiblichen Palmbaum, und den ersten den männlichen Palmbaum nennen. Wie denn auch der Palmbaum, der Früchte trägt, keine Früchte hervorbringet, wenn er nicht von dem Staube des Blumentragenden bestäubet worden.” [excerpt]

Wahlbom (1754, 172):

“Daß die Pflanzen nicht erst seit gestern und ehegestern in ihre zwey Geschlechter eingetheilet worden sind, obgleich die Kräuterkenner nur eine dunkele und zweifelhafte Erkenntniß davon gehabt haben, kann niemanden unbekannt seyn, der in der gelehrten Geschichte nicht gänzlich ein Fremdling ist. […] Ungeachtet diejenigen, welche mit Palmbäumen umgegangen sind, schon vor Alexanders des Großen Zeiten wußten, daß es unter denselben ein männliches und weibliches Geschlecht giebt, und beobachtet hatten, daß die weiblichen befruchtet würden, wenn man männliche Blumen abschnitte, und darauf legte: so haben sie sich doch nicht getrauet, diese bey einer einzigen Art Pflanzen gemachte Bobachtung auf alle Arten zu deuten.” [excerpt]

[16] [Witsen] See Hesse (AA 26.2: 199-200). Nicolaas Witsen (1641-1717), as mayor of Amsterdam and governor of the East India Company, was instrumental in encouraging coffee cultivation in the Dutch colonies. Seeds were taken from Malabar (from plants orginally imported from Arabia) to Java for propagation (1696); the first samples of beans as well as a plant arrived at the Amsterdam botanical garden from Java, and this was propagated and distributed to gardens across Europe. The first commercial shipment of coffee beans from Java to Amsterdam occured in 1711. Witsen is mentioned in Salmon (1747, 64)[excerpt], Klein (1756, 425), and in more detail in Krüger (1746, 7):

“§6. Wir haben es dem Amsterdamischen Burgermeister Witsen zu verdancken, daß wir gegenwärtig so wohl in Indien als Europa Caffee-Bäume haben, denn dieser hat frische Früchte von Caffee-Bäumen aus Arabien nach Indien und hernach auch in den botanischen Garten zu Amsterdam bringen, und fortpflanzen lassen, die man nunmehro an vielen Orten in Europa antrift.

§7. Gegenwärtig haben wir drey Arten von Caffee in Europa. Wir bekommen Caffee-Bohnen aus Arabien, welches ihr rechtes Vaterland ist, und dieses werden Lavantische Caffee-Bohnen genennt.” [excerpt]

[17] [Arabischer Balsam von Mecca] Hasselquist (1762, 34, 568):

Opobalsamum, oder Balsam von Mecka, den man in Europa so selten unverfälscht erhält, und niemals ganz rein in unsre schwedischen Apotheken kömmt, wollte ich gerne an einem Orte sehen, wo man ihn gut haben kann. Diese Medicin findet man selbst im türkischen Reiche so selten unverfälscht. Denn er Strauch, wovon er genommenwird, ist selbst in Arabien nicht häufig, und die jährliche Ausbeute beträgt nicht viel mehr, als was an den kaiserlichen Hof und die vornehmsten türkischen Herren geliefert. […] Der Ort, woher der Balsam komme, sey einige Tagesreisen von der Stadt Mecca, tief ins steinigte Arabien hinein. Der Baum wachse daselbst in bergichten Gegenden, und werden von einigen arabischen Familien, als ein kostbarer Schatz, eigenthümlich besessen. Die Araber führen den Balsam gegen die Zeit nach Mecca zum Verkaufe, wenn die Karavanen aus Aegypten und der Türkey sich daselbst aufhalten, von welchen er nach Damas und Kairo gebracht wird, von da er über die ganze Türkey und so weit er reichen will, verführet wird, welches aber von dem unverfälschten, der in geringer Quantität von Mecca kommt, nicht sehr glaublich ist. Der türkische Kaiser hat kein Recht, sich den besten vorzubehalten. Die Araber sind ein freyes Volk, die ihre Waaren verkaufen an wen sie wollen, jedoch hat ein angesehener Mann in Mecca, entweder der vornehme Scheik, oder ein anderer, den Auftrag, jährlich eine gewisse Quantität Balsam für den türkischen Kaiser aufzukaufen; und solchergestalt kann er wohl versichert seyn, unverfälschten zu erhalten.” [excerpt]

[18] [Mumia mineralis … in 3 Tagen] Hasselquist (1762, 575):

Mumiae vero nostra mineralis usus est, ut perhibetur, traumaticus. Si experientia respondet narrationi Aegyptiorum, summum quidem hoc erit vulnerarium, hucusque a mortalibus detectum. Faciunt vero unguentum ex Mumia minerali pulverisata eum ol. olivarum, rumpunt crus gallinae & ligando unguentum applicant, si vera sit mumia intra trium horarum spatium crus callo obducitur & sanatur, & hic quidem est modus examinandi dictam Mumiam, quod si hoc non edat specimen, vix ullius aestimatur. Hominis vero os fractum intra XXIV horarum spatium sanum & integrum fieri debere eodem remedio contendunt.” [excerpt]

[19] [Gummi Arabicum .. Nahrung] Hasselquist (1762, 570-71), quoted in a note to AA 26.2: 197-98. [excerpt]

[20] [Marsos und Scyllos] Marsos and Psyllos are snake charmers discussed in Hasselquist (1762, 76, 80):

“Der Künstler, den ich heute sah, hatte nur eine kleine Viper, ich habe aber sonst von der Art bey ihnen gesehen, die drey bis vier Fuß lang, und die allerschlimmesten sind. Ich untersuchte, ob sie etwa den Schlangen die Giftzähne genommen, allein ich war ein Augenzeuge, daß sie es nicht gethan hatten. Es ist also gewiß, daß man noch heutiges Tages solche Leute in Aegypten findet, welche die Alten Psylli nannten. Was für Kunstgriffe sie aber anwenden, kann man nicht so leicht ausmachen. […] Es ist eine Sache, welche die Untersuchung aller Naturforscher verdient, und alle Reisende sollten sorgfältig darauf achten, ob nicht etwa ein ungefährer Zufall ihnen hierinn Licht geben könnte, die alten Marsi und Psylli, die aus Africa waren, und täglich Proben ihrer Kunst in Rom ablegen, können uns von dem Alter dieses Kunstgriffs der Africaner belehren: es ist ein sehr merkwürdiger Umstand, daß eine Sache über zweytausend Jahre hat können verborgen bleiben, und nur von gewissen Personen beybehalten werden, da man doch sonst sieht, daß in der Zeit so viele Geheimnisse entdeckt worden.” [excerpt]

And see the text quoted in the note to a related passage in Herder’s metaphysics notes: EP 682-A4.

[21] [Russisches … Siberien] See the section-title at Holstein-Beck (AA 26.1: 249) and the text that follows:

“Die Einwohner sind russische Christen, theils Mahomedaner, aus der Bucharey, theils Heyden von allerley Gattungen, deren die größte Menge ist. Die Mahomedaner sind höflich und eines freundlichen Wesens.”

Cf. Salmon (1747, 109); the second half of Salmon (1747) discusses: “Der Gegenwärtige Staat der Asiatischen Tartarey”.

[22] [Moldauschen Markt] Not identified.

[23] [Siberien] Holstein-Beck, Komm-Nr. 622 (AA 26.1: 248), following the second half of Salmon (1747, 105-70).

[24] [Character … Siberien] See the section-title in Holstein-Beck (AA 26.1: 252), following Salmon (1747, 114-29) and Gmelin (1751-52).

[25] [schlucken Toback herunter] Johann Bernhard Müller’s brief book on the Ostiack people may have been Kant’s source here. Müller notes that the Ostiack usually satisfy their thirst with water from a stream, but that they will also drink the blood from whatever wild animal they happen to catch and they especially enjoy drinking fish oil. Their greatest pleasure, however, is tobacco:

“Chinesischen Char oder Toback, und zwar rauchen sie ihn nicht wie andere Nationen, die den Rauch wieder von sich blasen; Sondern sie nehmen zuvor etwas Wasser im Munde, und nachdem sie sich zur Erden gesetzt, schlucken sie den angezogenen Rauch herunter, welcher sie nach etlichen Zügen gantz benimt, biß sie mit verstelleten Geberden wieder zu sich selbsten kommen und einen Schleim von sich werffen.” (1720, 27)[excerpt]

Salmon (1747, 121) draws on Müller’s book and could also have been Kant’s source. [excerpt]

[26] [Tungusen … Gesicht] On this Tungusan facial decoration, see Humans(8°)-12 and the corresponding note.

[27] [Siberiaken … fraß es auf] Holstein-Beck (AA 26.1: 253-54) and Hesse (AA 26.2: 253), drawing from Gmelin (1751-52, 2: 491, 495):

“Wir hatten schon diesen ganzen Monat, weil das Wetter schön war, bey den Zauberern der Jakutischen Nation allerley Schau- oder Gaukelspiele angestellt, […]. […] Es kam endlich auch zu dem Kunststück mit dem Messer. Sie stach sich wirklich und zog das blutige Messer wieder zurück. Ich fühlte die Wunde, und ein Stück von dem heraushangenden Netze, das sich die Zauberin hernach abschnitte, auf Kohlen braten ließ und auffraß. Als die Jakuten dieses sahen, gaben sie ihre Bewunderung mit einem ihnen eignen Tone und mit andachtsvollen geberden zu erkennen.” [excerpt]

ms 7


[1] [Kamtschatka] Holstein-Beck (AA 26.1: 254-56) and Hesse (AA 26.2: 254-55), presumably from Buffon (1752, 2.1: 237-39).

[2] [Asiatische Türkei] Holstein-Beck (AA 26.1: 262-63), based on Salmon (1748): Die Heutige Historie oder der Gegenwärtige Staat des Türkischen Reichs. Erster Theil.

[3] [Erzerom] Holstein-Beck, Komm-Nr. 674 (AA 26.1: 262), based on Salmon (1748, 161) and Lulofs, §615 (1755, 2: 128):

“So fand auch Tournefort um Erzerom den 19. Jun. sehr strenge Kälte, so daß das Wasser, in welches er seine Pflanzen gesetzet hatte, des Nachts eine Rinde von Eis zwo Linien dicke bekam, da doch Erzerom nur 39° 56' 34'' Breite hat.” [excerpt]

[4] [Libanon 16] Holstein-Beck (AA 26.1: 262), drawn from Salmon (1748, 183-84):

“auf dem Berg Libanon […] in noch dritthalber Stunde zu den berühmten Cedern gekommen. Diese prächtigen Bäume, spricht er, wachsen unter dem Schnee, wo der Libanon am höchsten ist, und sind wegen ihres Alters und ihrer Gröse recht merkwürdig; obschon auch einige daselbst zu sehen, die nicht so alt und auch nicht so gros sind. Von der ersten Sort habe er deren nur sechzehn bemerken können; und da [184] er einen von den grösten derselben gemessen, habe er ihn 12 Ellen und sechs Zoll dick befunden: er sey noch ganz frisch und unverdorben gewesen, und habe seine Aeste 37 Ellen weit von sich gespreitzet.” [excerpt]

[5] [Montagu] Mary Wortley Montagu (née Pierrepoint)(1689-1762) was an intellectually gifted English aristocrat and poet, best known for her posthumously published letters. She traveled with her husband (Edward Montagu, British ambassador to Turkey) through Europe to Constantinople (1716-18), where she observed smallpox inoculation and publicized this through her correspondents in Britain. The letters had just been translated into German (1763), and were reviewed with extensive quotations in HanMag, 1: 1217-38 (1763). See Messina (AA 26.2: 710).

[6] Notes are missing on Africa, Europe, and America; see Holstein-Beck (AA 26.1: 263-320) and Hesse (AA 26.2: 267-95).


Textual Notes
[8°-Asia]

A transcription-key can be found in this window on the Start page.

ms 1


[a] 'aber' overwrites a 'b'.

[b] A 'besonders' is crossed out.

[c] A 'Sonnen' is crossed out.

[d] A 'zer' is crossed out.

[e] A 'darf aber' is crossed out.

[f] Reading 'Barthelemi' as 'Barthélemy'.

[g] A 'hält' is crossed out.

[h] Reading 'des Guinges' as 'de Guignes'.

[i] A 'f¿¿d' is crossed out.

ms 2


[a] A 'geb'(?) is crossed out.

[b] 'also' overwrites an 's'.

[c] Reading 'die' as 'das'.

[d] Reading 'Confucu' as 'Confucius'.

[e] Reading 'Omar' as 'Umar'.

[f] 'Gesez' overwrites 'Gebot'.

[g] Reading 'Nat.' as 'Natur'.

[h] An 'ist' is crossed out.

[i] A 'die Jesuiten bedrängten sie mit' is crossed out.

[j] Reading 'Talepoin' as 'Talapoin'.

[k] A 'D von' is crossed out.

[l] An 'h' is crossed out.

[m] Reading 's.' as 'sich' rather than as 'sie'.

[n] A 'We' is crossed out.

[o] A 'Chin' is crossed out.

ms 3


[a] An 'aus¿¿' is crossed out.

[b] A 'werden von' is crossed out.

[c] Reading 'Talepoin' as 'Talapoin'.

[d] Reading 'Talepoins' as 'Talapoins'.

[e] Reading 'Assel' as 'Asem'.

[f] Reading 'Schachnadir' as 'Nadîr Shâh'.

[g] 'Ost' is crossed out and 'West' written above.

ms 4


[a] Reading 'die Indus @bereissen@ und' as 'den Indus bereisten unter'.

[b] An unidentified circle-symbol is used here.

[c] Reading 'Bene' as 'Benares'.

[d] Reading 'der' as 'die'.

[e] A 'gesammlet' is crossed out.

[f] Reading 'Schachnadir' as 'Nadîr Shâh'.

[g] 'den' overwrites ¿¿.

[h] Reading 'Ruren' as 'Rudiren'.

[i] 'und durch diese' brackets this line of text with the preceding. The three actions – schaffen, erhalten, vernichten – are arranged below the respective gods (Bramma, Wisnu, Rudiren).

ms 5


[a] Reading 'Wisnu' as 'Wischnu'.

[b] An 'auf' is crossed out.

[c] An 'anbi' is crossed out.

[d] A 'he' is crossed out.

[e] Reading 'Casbien' as 'Cabul', and 'Bengale' as 'Bengala'.

[f] An 'Ihre' is crossed out.

[g] 'verbrennen' overwrites a 'be'.

[h] An 'ande' is crossed out.

ms 6


[a] A torn corner left an 'ernier' that could be filled-out as either 'Bernier' or 'Tavernier'. Jean Baptiste Tavernier (1605-1689) was a diamond merchant who wrote extensively of his travels in the near east and south Asia; Francois Bernier (1620-1688) was a physician who travelled in Arabia, and is perhaps the likelier referent here. Also in this sentence: reading 'Haselquist' as 'Hasselquist'.

[b] A 'wenn' is crossed out.

[c] Reading 'Quarree' as 'Carré'.

[d] An 'aber' is crossed out.

[e] A 'ge' is crossed out.

[f] A 'b' is crossed out.

[g] Reading 'Scyllos’ as 'Psyllos'.

[h] An 'Alle’ is crossed out and 'Die' written above it.

[i] An 'h¿'(?) is crossed out.

[j] An 'ist' is crossed out.

[k] A 'leb' is crossed out.

[l] An 'Alt' is crossed out.

[m] A 'Zape' is crossed out.