Logic: XXV.46a




Source: Nachl. Johann Gottfried Herder XXV.46a (8°, 2 pp., Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz). Pages 1-2.


(1) 1 p. (8.25 x 14 cm), from a 4 pp. signature consisting of a single folded sheet. Badly worn; the paper is extremely heavy, a kind of cardboard with a hard smooth surface (three small tears in the fold suggest that it may have once served as the cover of a small notebook). The notes (in pencil) are written hastily, most probably in the classroom; there are no margins. All four pages are filled with notes on metaphysics concerning Baumgarten §§516-48 (empirical psychology; text printed at AA 28:9241-92822) – transcription at MP (EP 516). On the last page (ms 4), only the top half belongs to metaphysics; a line appears to be drawn here, and the text below are logic notes concerning Meier, §207.

Previous transcriptions: none.


(2) 1 p. (10.5 x 16 cm, ribbed), from a 4 pp. signature consisting of a single folded sheet, the pages numbered 1-4 by a librarian, although the content indicates that the sheet was folded backwards when paginated, so that the correct ordering of the pages is: ms 3, ms 4, ms 1, ms 2 (indeed, ms 3 and 2 are the most worn, indicating that they were the front and back pages. Notes (in pencil) completely fill all sides, without margins, and all are legible; they appear to have been written in the classroom. The notes on metaphysics, found on the first three pages, concern Baumgarten §§593-644 (empirical psychology; text printed at AA 92824-9317) – transcription at MP (EP 593). The fourth page of the ms (ms 2) concerns Meier §§255-58. “Log.” is written in brown ink at the top of this page.

Previous transcriptions: none.


[XXV.46a] ms 1



[Der sechste Abschnitt,
von der Gewißheit der gelehrten Erkentniß, §§155-215
(von der ausführlichen gewissen Erkentniß, woher sie entsteht … aus Zeugnissen, §§206-15)]

1

˚die Rel. ¿¿¿

2

... .... 207[1] .. subal¿¿..... ˚von @˚Aufrichtigkeit / Tri¿¿@ (1) @Zeu@gen die Sache selbst (2) Tüchtigkeit Erfahrungg

3

˚zu mag S.... ..gt, .... vor .... ... .. allen Ungl.. .. E...

4

urteil ... ..˚.aus .... ... 1 G zwischen/ar wegfalt ˚.mit ˚.einander ....

5

..... er ..... Mikroscop (3)... ander ...

6

..... ..... .... .... .... Erfahrung ..... ...

7

... ... 207 .... ... ... .. .. z. lag. ohne .... , .....

8

.. Nat z.. ... ... M... ... da... g...: a. fri....

9

... ge.. .. ... D... zeugt: ˚.auch ˚aufrichtig

10

...s endl.ich s. .... .... .... a. ..r..ben ˚.wenn ˚der .....

11

... .... .. ehrlich ...... K

12

..... beg.. ˚.weil .... .... Kei.. .. keibten ˚von ... ...

13

.... .... ....

14

.. ... ˚sind ob Eig... die ˚nicht .. Jagd ˚.Eind¿rag ..... ...

15

... ... 207 […] ˚.Exempel ˚nicht = ˚.man praesn ......

16

.... .... ... ... ... ˚.sich ˚.auch

17

... ... ... ... zeuge

18

Unmöglich … sich … Erfahrung lugt wie rel ˚.ausz... ... ...

19

208[2] a ..wo... .. ˚ein darauf nur ge@ ˚und sagen ....

20

... ist ˚seine @Pflicht@

21

E. ... .. .. Zusammenhang, Ton, um weckt.....

22

˚ein gut Au.....


[XXV.46a(2)] ms 2



[Der achte Abschnitt,
von den gelehrten Begriffen, §§249-91
(von den drey Wegen, zu Begriffen zu gelangen: (a) durch die Erfahrung, §§255-58)]

[255][1] Jeder Begrif [a] setzt Erfahrung vor˚aus: bei blind Geb.ornen ˚keine @Begriffe@

˚von Farbe: blos ˚durch Erfahrung können wir anderes denken. So ˚sind die[b] Farben

˚die data, materialia alles übrigen. So waz ˜Gott ˚.mit Menschen redet ¿¿¿¿¿[c]

˚ausl¿¿ @Sinne@, waz Leben (also verschiedene dingen gar ˚keine @begriffe@

wegen @verschieden@) Mater:ie Empfindungen sehr verschieden: meine K@räfte@

˚nichts ertragen: 256.[2] ˚von welchen Dingen wir ˚keine unmittelb.are Erfahrung

haben können? ʾResponsio (1) verneinende Eigenschaften: wo Erf@ahrung@ ˚eine Körpern …

˚die ˚durch ˚die Empfindung ˚der Körper klar ist, ich @kriege/liefere@ blos gar

˚keine Abwesenh.eit ¿ angeben[3] (2) ˚keine Ursachen ˚und Wirkungen ˚von d.er Empfindung @folgt@

blos ˚der Anwesenh.eit ˚durch ˚die @Bezeichnungen / Beziehungen@ … folgenden [Grad], das aber

schließe ich blos: ˚und ˚die falschen Urteile gelegen, ˚daß ichs ˚nicht erfahre.

(3) allgemeine Begriffe: ˚sind bloss ˚aus ˚einzeln Fällen s.ie abziehens ˚.Exempel

alle Menschen sterben. – Dies verbessern@ uns.ere Erfahrungsurtheile, in allen @3@

Fällen.[4] – Erfahrungsurtheile zu überschreiten

(1) So ist ˚die Sache samt ihren Merkmalen klar wahrzu@nehmen@ ‹D.er Ja¿›[d]

@Z.E.@ Käse Milbe sieht ¿¿ alles waz ˚zwar ˚durchs Mikroskop ………

dunkel ˚weil ˚.man 1) sonst gar ˚nichts gesehen hätte 2) ˚weil ˚durchs @Mikroscop@ …

@vorher@ Lichtstrahlen zieht: also ¿ ˚durch ˚ein Instrument erst gesehen @habe@

@causa causarum@ Gefühl (2) ˚durch ˚die Zergliederung @˚eine@ @zusehen@ ……… ges…

˚wird ˚die Theile klar, ˚das Ganze deutlich (1) ˚durchs @Menschen@ .........

z.E. Feuer in Chymie: ˚.Exempel Salz ˚.sind irren ˚sich oft … ˚.hatten … … …

diese Bestandtheile schwer vor ˚der Feuer gewesen, ˚das @Wasser@

waz geraubt ˚und gegeben haben @kaum/konnen@ (3) ˚durch … @˜Gottes@ …

… ˚durch ˜Feuer ˚und ˜Aqua Regia (3) … müßen … 1stlich im Ganzen … … 2)

genaue theile ‹kl.ar› deutlich (3) alle Theile z. Ganzen

(4) ˚.Exempel Wein 258.[5] vit.ium subreption: ˚.Exempel in deutl. denk¿¿ ist

Denken: ist gefährlich ˚weil ˚nicht @ruhige@ Untersuchungs Mittel ˚der

Wahrh.eit stattfinden


Explanatory Notes
[XXV.46a]

ms 1


[1] [207] Meier, Auszug, §207:

Das Ansehen eines Zeugen (autoritas testis) besteht in demjenigen Grade seiner Ehre, vermittelst dessen er in seiner Erkenntniss für nachahmungswürdig gehalten wird. Wir können keinem Zeugen glauben, der in keinem Ansehen bei uns steht. Und dieses Ansehen be- [59] steht 1) in der Tüchtigkelt des Zeugen (dexteritas testis), wenn er zureichende Kräfte besitzt, nicht nur eine richtige Erfahrung zu bekommen, sondern dieselbe auch auf eine richtige Art zu bezeichnen; 2) in der Aufrichtigkeit des Zeugen (sinceritas testis), oder in der Neigung seines Willens, seine Erfahrungen so zu bezeichnen, wie er sie für wahr hält. Keins von beiden kann, ohne dem andern, einem Zeugen das gehörige Ansehen verschaffen.” [excerpt]

[2] [208] Meier, Auszug, §208:

Ein Augenzeuge (testis oculatus) ist ein Zeuge, welcher die Sache selbst erfahren hat, die er bezeuget. Ein Hörenzeuge (testis auritus) ist kein Augenzeuge, sondern er hat nur das Zeugniss anderer von der Sache erfahren.” [excerpt]

ms 2


[1] [255] Meier, Auszug, §255:

“All unsere Empfindungen sind Begriffe §249, 201. Ein Erfahrungsbegrif (conceptus per experientiam formatus) ist ein Begrif, den wir durch die Erfahrung erlangen. Z.E. die Begriffe von den Veränderungen unserer Seele, unseres Körpers und anderer Dinge ausser uns. Einen Erfahrungsbegrif erlangen wir entweder durch die unmittelbare, oder durch die mittelbare Erfahrung. §201.” [excerpt]

[2] [256] Meier, Auszug, §256:

“Durch die unmittelbare Erfahrung können wir nur Begriffe von würklichen Dingen, in so ferne sie uns gegenwärtig sind, erlangen, und zwar enthalten diese Begriffe nur bejahende und veränderliche Merkmale. Die mittelbaren Erfahrungsbegriffe können uns auch andere Gegenstände, und was anders an denselben vorstellen. §201.” [excerpt]

[3] [keine Abwesenheit angeben] See Refl. #2844 (AA 16: 543), dated to 1755-56 and written next to Meier §256:

“Wir empfinden nur, was gegenwärtig ist. z.E. daß der Wein nicht süß ist, ist keine unmittelbare Erfahrung.

Alle endliche Dinge existiren veränderlich, e.g., das Denken. Daher wird das Vermögen zu denken nicht unmittelbar erfahren, alle nothwendige Eigenschaften überhaupt nicht.

Die verneinende nicht. z.E. der Wein ist bitter, darum ist er nicht süß.”

[4] [in allen 3 Fallen] Meier had just claimed in §254:

“Wir haben nur drey Wege zu Begriffen zu gelangen: die Erfahrung, die Abstraction, und die Willkürliche Verbindung.” [excerpt]

[5] [258] Meier, Auszug, §258:

“Alle Erfahrungsbegriffe sind wahr und gewiss, §202, und sie stellen uns die Gegenstände so vor, als sie beschaffen sind, weil wir sonst Einwohner einer andern Welt sein würden. Wenn wir aber einen Begriff für einen Erfahrungsbegriff halten, der es nicht ist, oder etwas für einen Gegenstand des Erfahrungsbegriffs, welcher es nicht ist: so scheint es zwar, als wenn der Erfahrungsbegriff falsch wäre, allein der Fehler steckt in einem andern Begriffe.” [excerpt]


Textual Notes
[XXV.46a]

[Here is a mark-up key for the transcription.]

ms 2


[a] A 'Log.' in dark brown ink is written above and slightly on top of 'Begrif'.

[b] Reading '˚das' as 'die'.

[c] Appears to begin with 'αο'.

[d] A '+' is written above 'wahr' and 'D.er Ja¿¿' is written above the line and inserted at the end of the line.