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Source: Nachl. Johann Gottfried Herder XXV.43 (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz)
Signature 5: (4°, 2 p.). Pages 1-2.
Signature 6: (4°, 2 p.). Pages 3-4.
Signature 7: (4°, 4 p.). Pages 5-8.
Signature 8: (4°, 2 p.). Pages 9-10.
The sheets are numbered (10-14) in pencil (top-right corners).
There is no margin with any of the four signatures. The notes are written hurriedly, with many abbreviations, although these are inconsistently used – one occasionally comes across a sentence with words written out in full that are normally abbreviated written. There are abrupt changes in ink density (presumably from Herder adding water to stretch the ink); instances of doodling in the margins; many deletions and some corrections (where Herder writes directly on top of a word to change it, rather than crossing it out, and sometimes inserting the correct word above the line). Much of this suggests the notes stem directly from the classroom, and yet some of the deletions/corrections look like copy errors, where a crossed out word is used later in the line.
(5) 2 pp. (17 x 22 cm). One sheet. In pencil top-left (recto): “XXV.43”. Top right: “10”. There is a significant jump from the content in Baumgarten discussed at the end of XXV.43(B)-17 – namely, §126 – and the beginning of this signature, which is discussing Baumgarten, §164. Either some sheets have gone missing or else Herder missed a few lectures.
Previous transcriptions: Irmscher (1964, 127-32) and AA 27: 3910-4320 (mp 26-27).
(6) 2 pp. (19 x 23 cm). One sheet. In pencil top-right (recto): “XXV.43” and “11”.
Previous transcriptions: Irmscher (1964, 132-37) and AA 27: 4321-4819 (mp 28-28') – the marginal pagination in AA counts mp 29 as ‘28’, which we denote here as 28' in order to maintain the AA manuscript pagination.
(7) 4 pp. (16.5 x 21 cm). One large sheet, folded to make two sheets. In pencil top-left (sheet 1, recto): “XXV.43”. Top right: “12”. There is a clear discontinuity in the text moving from the bottom of p. 6 (reverse of sheet 1) to the top of p. 7 (front of sheet 2), indicating that at least one sheet that had been nested here has gone missing.
Previous transcriptions: Irmscher (1964, 137-45) and AA 27: 4820-5618 (mp 29-32).
(8) 2 pp. (16.5 x 21 cm). Two sheets, the latter sheet is blank (not indicated in AA). In pencil top-right (sheet 1, recto): “XXV.43” and “14”.
Previous transcriptions: Irmscher (1964, 145-48) and AA 27: 5618-5925 (mp 33-34).
Textbook: Alexander Baumgarten, Ethica philosophica. Halle: Carl Hermann Hemmerde, 1740, 31763. [1740: (14), 277, (18) p.; 1763: (14), 326, (18) p.]
NB: In Baumgarten’s text, Ethica philosophica., which consists of 500 numbered sections (§§), he will often cross reference other sections (e.g., “§65”). When these cross references are preceded by an ‘M’, however, he is referring to a section in his Metaphysica, which consists of 1000 numbered sections, and an outline of which – and the text itself – can be found on the introduction page to Herder’s notes on metaphysics.
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[Caput II. Officia erga te ipsum]
[Sectio I. Cognitio tui ipsius, §§150-163] / [§164][1] mich davor zu halten ˚.und es ˚.auch zu zeigen: – Caesarem vehis![2] – Phocion sagte:[3] ists dir ˚nicht gnug, daß du ˚.mit Phocion stirbst: – hier [a] fühlt alles ˚die Größe; – ˚.und freilich muß ˚die Selbstschätz:ung äußerl.ich ˚.auch manchmal ˚der Regel ˚der Klugh.eit an~ gemeßen ˚:sein, ˚wenn ˚nicht alle ˚.von eben demselben Urteil sind = –. / Niederträcht.igkeit) ist ihr entgegengesezt: – ˚Der [b] so hofirt, daß er niedrig wird, ˚.seine Würde ˚nicht fühlt, ob ˚.gleich ˚ein leer:er Titel andre unterscheidet, ˚der blos ˚.vom Wahn abhangt / [§168][4] Demuth) sezt rechtmäß.ige Schätzung vor˚aus: ˚.und schränkt s:ie ein.[c] ˚.Man ˚.hat mehr Urs.ache ˚.auf Unvollk.ommenheiten [als] ˚.auf Vollk.ommenheiten zu sehen, ˚weil jene mehr sind, ˚.und ˚die betrachtung dieser sehr leicht schädl.ich ˚.sein kann. Demuth ist also ˚nicht ˚eine Mönchs Tugend, ˚wie Hume meint:[5] ˚sondern ˚.auch in ˚der Nat.ürlichen Moral schon nöthig: – ˚Eine eitle Wißensch:aft – z.E. Geogr.aphie Sternkunde, kann uns wenig Vorzug geben; als die Moral.ische Würde. Diese wird Unvollk.ommenheit ˚.mit Vollk.ommenheit abwiegen: = ˚nicht ˚.aus Regeln des Wohlstandes ˚sondern ˚der Sitten muß ich demüthig ˚:sein – Diese ˚werde ˚nicht ˚.mit Heucheley vermischt: ˚sondern ˚werde empfunden, da ich es einsehe, ich bin ˚nicht höher als andre: ˚.und wirkl.ich sind alle Menschen ˚sich ˚nicht so weit ˚.aus˚.einander: – D.er Erzieher pflanze Selbstschätzung ˚.und Demuth daß da blos Verdienste Acht.ung machen, ˚der Wahn es ˚nicht mache: – ˚Das Verderben des obern Standes, hangt ˚.vom mittlern ab, da˚.von komt Unterwerf.ung[d] Lux.us Pomp her: hier fange ich ˚.auch ˚die [e] Verbeßerung an, alsdenn ˚werden Rouß.eaus Gedank.en schön,[6] Wenn ich mich mit andern vergleiche, ˚.und s.ie geringer schätze, so darf dies ˚nicht ˚.aus Selbstschäzz.ung kommen. Selbschätz.ung vergleicht ˚sich ˚.mit ˚sich selbst; = Demuth vergleicht uns ˚.mit andern zur Verringerung = sonst dienten mir anderer Unvollkommenheiten zur Freude, ˚.und dies ist Moralisch böse. ˚Die Verachtung anderer ist auch so ein schlechtes Mittel, daß es vielmehr Haß macht; = wohl aber ‹meine› ⁅Unvollkommenheiten⁆ kann ich mit andern beß.ern Zustande vergleichen, und, ˚wenn ich ˚die Möglichk.eit einer größern Vollkommenh.eit einsehe: ˚nicht aber darf ichs mich immer merk.en lassen: – ˚Die verhältnißmäß.ige Unvollk.ommenheit darf ich mich nicht merken laßen: – dar˚auf komts ˚nicht [an]; ob ich unter dem andern bin; ˚die Vergleichung ist schädl:ich: so wohl bei dem Vorzug der Vollk.ommenheit ˚.und Unvollk.ommenheit = ˚wenn ich mir nur überdem im ganzen ˚meine Selbstschätz.ung zu erk.ennen gebe, ˚.und daß ich ˚meine Unvollkommenheiten auch fühle; aber ˚nicht ˚die ⁅Unvollk.ommenheit⁆ gegen ihn gerechnet: – ˚Die Würde des andern bleibt dieselbe, s.ie mag über, oder unter mir ˚:sein – Daher komt ˚die heuchlerische Demuth, ˚die ˚sich extenuirt: ˚.und ˚.auch ˚.ein rechtschaffner Mann verachtet solchen, ˚nicht wegen ˚.seiner Unvollk.ommenheit ˚sondern ˚weil ers sagt. – Daß ers em- pfindet, ist vor ihn gut, daß ers aber sagt: wozu ist das gut? Zu nichts; = Demuth ist ˚die noble Selbstschätz.ung ˚die ˚.auch ˚.seine Vollk.ommenheiten ˚.einsieht: – ˚.und muß sehr ˚.von Niederträcht.igkeit unterschieden ˚werden: ˚die blos Verachtung veranlaßt:[7] – | |
/ 170.)[8] |
˚.Ein starkes Gefühl vor Moral.ische Vollk.ommenheit ist nöthig; doch oft kanns zu groß ˚:sein ˚.und ˚wenn ˚die Vorstell.ung ˚.von ˚einer Mor:alität in ˚einer Sache über ˚die Wahrheit geht ists Moral.ische Phantaster:ey – ˚Der Moral.ische Enthusiasm.us ist aber ˚.ein liebenswürdiger Fehler, da er im Moral.ischen Gefühlen zu hoch steigt: ˚.und also andere Gefühlen z.E. ˚.vom Nützl.ichen schwächt; doch aber vehemenz beßer ist als languor ˚wenn schon ˚nicht ˚die Mittelliniegehalten wird: Alle [f] großen Dingen ˚sind ˚.von Enthusiast.en ˚ausgerichtet:[9] z.E. Cato[g] starb:[10] – vielleicht zu weit ˚wenn ˚.man es kaltsinig betrachtet; da er aber ˚der Patriotismus in abstracto war, ˚das Bild ˚.von Rom, ˚:und ˚der Befehlshaber ˚der Helden im Elys:ium his dantem jura Catonem (Vergil)[h][11] war vor ˚die Freih.eit ˚.ein Opfer; So ˚.auch im Zustande ˚der grösten Verwirrung zeigen ˚sich ˚die grösten Talente: – bei ˚der allgem.einen Gährung steigert er ˚die Begr.iffe ˚.von ˚sich; so ˚.auch ˚.seine Kräfte etc. = [i], Blake diente dem Cromwell ˚.seinem Feinde;[12] = so ist Roußeau ˚.ein Enthusiast: Defectus wiegt in Moral.ischen Schlaf:[13] – ˚nichts ˚.hat so ˚viel Sophisten als s:ie – ˚.Sein ganz Fleiß bemäntelt (so ˚.wie Stoik.er ˚den Enthusiasmus) Mediocr.itas diese linie ohne Breite ˚.und Dicke |
/ §. 171.[14] |
Hochmuth ist ˚eine Neigung, ˚sich vergleichungsweise ˚.mit andern hochzuschätzen: – Erfrägt ˚nicht, waz er werth ist, ˚sondern ˚.wie viel mehr als ˚.ein anderer: – Er darf ˚sich ˚nicht irren: [j] wenn er blos [k] deßwegen ˚die Würde findet, ˚weil andre Unvollk.ommen sind: so ist dieser ihre Unvollk.ommenheit ˚der Grunde ˚der Freude in ihm; folgl.ich ˚.ein Moral.ischer Fehler: Er kann ˚sich äußerl.ich zeigen, ˚und heißt ˚Aufgeblasenheit ˚Der Eitele sucht blos ˚die Meinung anderer; ganz außer ˚sich selbst gekehrt; ˚nicht nach dem eignen Gefühl: – Franzosen ˚Der Hochmuth glaubt schon ˚einen eign.en Werth; schätzt ihn aber blos nach dem geringern Wesen andrer, ˚.und ist also ungerecht: Span.ier ˚Der Stolz vergleicht ˚sich gar ˚nicht; = ˚.und ist innerl.ich gut; äußerl.ich aber muß ˚.sein Zeichen alsdenn erst ˚.sein. ˚Der Hochmüth.ige der [l] es ˚sich sehr merken läßt, ist ˚.auch äußerl.ich Ungerecht [m] ˚.und heißt ˚aufgeblasen: – Veracht:ung (Holländer)[15] Hoffart: ist Hochmuth in Pracht: (da Hochmuth im ganzen betragen ist). Deutscher ist Eitel ˚.und hofärt.ig |
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/ ˚Die Selbstschätzung ist entweder absolut; oder verhaltnißmäßig: ˚die leztere ist unzureichend ˚weil ˚der andre sehr schlecht [a] ˚.sein kann ˚und dies also ˚meinen guten Zustand nicht bestimmt; ⁅˚die leztere ist⁆ ˚.auch böse, ˚weil sie[b] ˚eine Neigung vor˚aussezt, an des andern Moral.ischer Unvollkommenh.eit[c] ˚.ein Vergnügen zu machen. / So ist ˚.auch ˚die Demuth eigentl.ich absolut: ˚die Verhältnismäßige, kann ˚.zwar ˚der absoluten ˚aufhelfen; muß aber nie unedel ˚werden, daß ich mich über anderer Tugenden kränke. So sind ˚.auch ˚die Zeichen ˚der Demuth absolut, daß ich s.ie im ganzen [d] demüthig bezeige nicht verhältnism.äßig, ˚weil s.ie [e] unnöthig sind nach ˚den Moral.ischen Regeln: ˚.und übel ˚.sein können, da sie uns niederträchtig ˚.und ˚den andern hochmüthig machen können. Hingegen ˚die Bürgerl.iche Verfaßung wil äußerl.iche Vorzüge ˚der verhältnißmäßigen ˚aufdringen: dies ist aber verkehrt, ˚weil s.ie ˚durch dies Pochen ˚die absolute Hochschätzung vermindert: — Dieser Verhältnißmäßige Werth ist offenb.ar falsch, da er ˚sich nach jed.em Umstande verändert. ˚.Ein Prinz ˚.wie ist er unter Bauren: wie [f] vor ˚.seinem Könige: — Ein Mensch ˚der ˚sich blos damit ˚aufhält, ist indoles abjecta:[1] [2] Ich schätze ˚einen Vornehmen hoch; heuchlerisch wegen ˚.seines Standes; wahr wegen ˚.seines inneren[g] Werths, da er ˚sich zu dem bürgerlichen Stande (d.i. innern Werth) empor geschwungen: ˚.und noch höher ˚weil er so ˚viel Hinderniße ˚.hat überwinden müßen: — Vernet[h] in ˚.seinem Staat[3] Lykurgs ˚.hat Roußeau ˚nicht verstanden: ˚.sein Mittel, wo ˚das ganze Menschl.iche Geschlecht in Gefahr ist: = So ˚wie ˚der Commendant in Rochelle kein Werkzeug ˚der Bluthochzeit ˚.sein wollte:[4] ˚wenn ˚viele so gewesen wäre, wäre s.ie [nicht] geschehen: = ˚.und ˚.hat ˚der Fürst ˚keine Werkzeuge so etc. Also hangt alles ˚.vom mitlern Zustande ˚der leute ab: Ich bin ˚.ein gemeiner bürger, habe ˚keinem zu befehl.en, stehe ˚.mit vielen unbemerkt unter Einem, verliere mich im Ganzen ˚.und kann s.ie ˚.meine innern Werth denken: — wäre dieser Stand gebessert: ˚.wie kann er s.ie zwingen: ˚durch Vornehme etc. Deren ˚sind wenige ˚.und ˚die übrigen sind gebeßert: — — ˚Der Verhältnißmäßige Vorz.ug sey blos Verhältnißmässig, ˚werde ˚nicht vor absolut ge- halten, so ˚.wie ˚wenn Deserteur Bataill.one jem.anden ˚.aus ihr.er Mittel wähl:en — wir haben Tyrannen, ˚weil wir Sklav.en sind; — wir ˚sind indoles liberae, ˚.und könn.en ˚.auch ˚nicht ˚durch andere gefeßelt ˚werden; ˚.auch ˚.ein Brillant Halsband feßelt ˚den Kettenhund = Indoles abjecta halt also Verhältn.ißmäßige Vorzüge, vor absolute: z.E. ˚die Catholick.en ihre Heiligen: da doch ˚der Anbeter oft beßer ist als Götze: — Dies ist Indoles abiecta in ˚der Religion; so ˚.auch in ˚der Weltweish:eit da ich ˚meinen absoluten Werth einsehe; ˚nicht verhaltnißmäß.igen Z.E. ˚.wie Crusius[j] in ˚.seinen Schriften da˚.von voll[5] [Sectio III. Officia erga conscientiam, §§175-190] / [§175][6] Gewißen logica; da ich mir ˚einer Determinat.ion bewust bin ˚.und / moral:is: da ichs ˚.mit ˚meinem Moral.ischen Gefühl ˚zusammenhalte; / ˚Die Fehler ˚sind also log:isch im Mangel des Bewusts.eins ˚.seiner Handl.ungen: [i] ˚.wie z.E. leichtsinnige Leute; junge Leute / moral.isch ⁅im Mangel⁆ Mor.alischen Gef:ühls über ˚.seine ⁅Handl.ungen⁆: ˚.wie alte Bösewichter, ˚die so lange künstelten, bis jenes übertäubt: ˚.und ein erkünsteltes lebhaft wurde: z.E. ˚.ein Kaufmannscathechismus:[7] mit ˚der Zeit / [§177][8] Das [k] verfälschte Gew.ißen adultera: ist 1) erronea: waz log.isch } verfalscht ist[l] Jenes irrt –— Verstandes irrthum errores) / 2) praue: was mor.isch } verfalscht ist. Dieses fühlt übel: Gefühls-Fehler (deprauitates) / [§180][9] ˚Das nat.ürliche Gewissen [m] ˚.vom angeworbnen zu unterscheiden ist oft schwer. Vieles erworbne ˚wird vor nat.urlich gehalten: — ˚der Fluch ˚der Eltern, ˚den wir bei ˚einer Heirath uns zuziehen möchten, ˚durch ˚eine Heirath, ˚die wir rechtmäßig ˚nicht begehren, ist ˚.ein er- worbnes Gewissen: Da ˚der Vater nach dem Nat.ur Gesez ˚nicht weiter unterhalten würde, [n] als bis er ˚sich selbst regiren kann, ist so fiele aller Gehors.am weg (blos Dankbark.eit) ˚.und ˚.auch hier, da wir blos ˚durch Gewohnh.eit es [o] erworben: Aber ˚wenn Voltaire alles Gewissen vor erworben hält, ˚.und es ˚durch einige Beispiele ˚der Nationen beweist, so ist dies zu weit:[10] — ˚die Eskimaux, ˚die ihre Eltern ermorden,[p][11] als ˚einen Liebesdienst, haben in gewißermassen Grund, da er bei ˚der nothwendigen Jagd ˚seiner schmälichern Tod vor˚.aussieht: = / Welche Grade in einzelnen Fäll.en erworben sind, schwer: Unsere Verhältniße ˚.mit Freunden sind vielleicht erworben — gar zu sehr ge- steigert: ˚.und ˚.auch in Moral.ischen Begr.iffen / [§181][12] ˚Das Gew.issen urteilt ˚.von schlimmen Handl.ungen weit stärker [q] ˚.und richtiger nach ˚der Handl.ung als vor, und vor stärker als in ˚der Handl.ung Ex.empel des Gewißensbiße,[13] ˚die ˚sich ergeben musten: so nach ˚der Wollust: Grund: ˚eine jede Leidensch.aft zieht ˚die ˚Aufmerks.amkeit ˚.auf ˚die günstige Seite ˚.und verdunkelt ˚das andere: — ˚.und ˚.wenn nun ˚die Leidensch.aft ˚.nicht ist; so fallt ˚.auch ˚die Decke weg: |
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/ ˚Wenn wir Menschen hier in ˚der Welt, ˚nicht stets in Leidenschaften ˚sind, sind wir doch in Trieben; in ˚einem Temperament, ˚das ˚die Leidensch.aft ˚.hat von Sachen [zu] urteilen so ist ˚das Urteil im ganzen leben ˚nicht vollig unpartheyisch: — Er ist selbst Richter über sich; — Verbannt nach dem Tode ⁅˚die Leidensch.aft⁆ so sind wir unpartheyische Richter über uns selbst; über uns.ere Moral; da wird ˚das Urteil über uns.er Leben weit lebhafter ˚.und wahrer ˚:sein; ˚die Abscheulichk.eit noch klarer einsehen. — bliebe s.ie aber ˚die Leidensch.aft so wird ˚das Urteil noch partheyischer. Würden ˚die Leidensch.aften noch ärger; so wird ˚das Moral.ische Gefühl verdunkelt: ˚.und blos ˚das Phys.ische Gefühl: so ˚.auch Phys.isch böse bleibt übrig. — Schweigt ˚das Gewißen vor ˚der That; oder murrt es unkräftig, so ists schlecht ˚.und ˚das lezte ist ˚eine Pedant ˚die ˚nicht zurück hält, ˚.und doch quält; doch ists ˚eine Hoffnung zum lebhaftern Eindruck: — ˚das Gew.ißen waz lange vorher redet: ist stärker als ˚das unmittelbar vorher: ˚weil jenes von ˚einem langen futuro ˚einen größern ⁅Eindruck⁆ voraus sezt: — Denn sonst unmittelb.ar vorh.er ⁅stärker als⁆ ˚das Gewissen Daher ˚wird ˚einer, ˚der ˚.mit dem Dolch ergriffen ˚wird, ˚nicht ˚.mit Tode gestraft ˚werden: ˚Die Consc:ientia conseq.ens ist also ˚die stärksten; aber schlimm ˚wenn ˚nicht anteced.ens vor˚.aus geht; ˚das leidthun ist ˚keine Gnugthuung [Sectio IIII. Amor tui ipsius, §§191-200] / [§197][1][a] Da uns.er Leben ˚.ein Ganzes im Daseyn ist: so kann ˚nicht ˚.ein Stück dem andern ˚aufgeopfert ˚werden: das[b] Vergnügen des ˚einen muß ˚.auch ˚das Vergnügen des andern ˚:sein ˚.und ˚die Glücksel.igkeit ⁅˚.ein Ganzes⁆: ˚die Vorsicht, ˚eine Tochter ˚der Ueppigk.eit, ist ˚die Quelle des Unglücks: — ˚der Genuß des Jezt, ˚.mit ˚der ˚Aufmerksamk.eit ˚.auf unsere Moralit.ät ist unser Glück: — Wir müssen in dieser Welt: diese geniessen: ˚.und ˚das gar zu viele Reden ˚.von Ewigk.eit muß uns ˚nicht ˚die Zeit entreißen: ˚die Ewigk.eit diene blos, ˚die Uebel dieser Welt zu vermindern, ˚nicht aber ˚die Freude zu vermindern. ˚Der Mensch erkünstelt ˚sich lauter Beraub.ungen; Beraub.ung ˚der Jugend um ˚das Alter zu geniessen waz er eben da˚durch sich entreißt, da er ˚sich in ˚den habitus sezt: — ˚.Ein Stück opfre ˚.man ˚nicht dem Ganzen ˚auf.
[Sectio V. Officia erga analogon rationis, §§201-220] / [§221][2] ˚Die höheren Seelenkräfte kann ich anwenden, um des Nutzens willen ˚.und denn ists gut; aber um des Scheins willen: ˚.und denn ists schlecht. = ˚Der Beweggrund ˚meine Kräfte zu erhöhen ist meistens ˚die gute Meinung andrer: Dies ist aber wirkl.ich Lüge, entweder; oder ist s.ie wahrhaft, so ist s.ie doch (˚wenn s.ie ˚nicht nützl.ich ist) doch an ˚sich unmittelb.ar betracht.et chimärisch, da es ˚nicht ˚meine bestes befördert. — Sonst da alles Schimmern weit leichter ist als Seyn: so Ehre ganz falsch: ˚.und daher ist ˚der Schade vor ˚das Menschl.iche Geschlecht. — ˚Der Philosoph wirft über ˚.seine eigne [c] Schwächen ˚eine Decke: so ˚.wie Chineser ˚nicht ˚die Kalender annehmen wollten,[3] um ˚sich ˚nicht irrend zu machen: = ˚der Lehrer, ˚der ˚.sein falsches ˚.einsieht, läßt ˚sich noch gerne verehren, ˚.und sagt ˚nicht ˚die Fehler: Sollte Crus.ius in so vielen Jahren ˚nicht ˚die Unwahrheit ˚seiner pochenden Sazze ˚.eingesehen haben:[4] aber er sagts ˚nicht; = ˚Der Trieb ˚der Ehre ist ˚der Moralit.ät schädlicher als irgend ˚eine andre Leidenschaft: — alle ubrige haben waz reelles: diese ist aber ˚.ein Hirngespinst: = Ich gehe 2) [d] ganz ˚.von meine innern Zustand ˚der Moral.ischen Güte ab, ˚.und such es mit einigem äußern zu verbeßern: ˚.und welchen Schaden thun ˚die Wißenschaften also: = ˚der Trieb ˚der Ehre, muß viell.eicht bei etwaz höhern Wesen völlig ˚aufhören: — bei uns ist er noch nützl.ich [e] als ˚.ein Gegenmittel gegen ˚die große Unmoralit.ät als ˚eine ˚Aufmunter.ung gegen ˚die große Faulheit:[5] — ˚.und also wegen ˚der kleinen Moral.ität ˚der Menschen nöthig; ˚die Selbstschätzung besteht mit ˚der Moralität; aber ˚nicht ˚die Rechn.ung ˚.auf ˚die Meinung andrer. = So heirathet ˚.man selten vor ˚sich; stets vor andre: / ˚Die Suspens.ion des Urteils kann ‹˚.aus› moralischem oder logischem [f] Beweggrunde ˚.sein; = ˚der Plan ˚der Weltweisheit entscheidet in ˚einem gewißen Grad [g] gewiß; zeigt ˚die Ungewißheiten, ˚die Mängel ˚.zur Gewißh:eit = unvollendete Sachen, ˚die blos hingelegt sind: Im Umgange ist ˚die Suspens.ion des [h] Urteils sehr nothig: ˚.und ˚.ein Zeichen der Demuth, ˚das noch eher im Umgange als Schreiben erreicht ˚werden dörfte: — unter allen [i] aber ist ˚der Gelehrte ˚der ehrgeizigste, ˚der ˚.auf ˚nichts als Ehre denkt; davor arbeitet, [j] selbst ˚.austheilen, ˚.und Posaunen des Ruhms sind. Erk.enntniße an ˚sich sind schön; ˚.und ohne ˚die höchste Einsicht würde ˚das hochste Wesen ˚nicht ˚das vollkommenste ˚:sein; aber ˚der Mensch muß ˚.seine Schranken einsehen lernen, ˚nicht blos ˚die logische, ˚sondern ˚.auch moralische: — Mathemat.ik Numismatik sind an ˚sich ganz wißenswürdig; aber [k] viell.eicht vor uns [nicht]; Diese ‹Wiß›gierigkeit[l] kann uns end.lich vollig ˚.aus ˚.seinem Kreise her˚.ausreissen. [m] Alles dies Reizende macht uns nachher gleichsam ankle- bend an die Syrten:[6] — ˚.ein Kind eilt in ˚der ˚Aussicht dem Mann vor; der Erdenbürger der Ewigk.eit; [n] ˚.und so ist er vor beide untauglich / [§222][7] Lerne abstrahiren ˚.von ˚den Trieben, ˚die die Moral.ität vermindern;; Suche Moral.ischen Gebrauch ˚.von ˚deinen Erkenntniß Kräften: S.ie lassen ˚sich ˚.auch in andern Dingen sehr excoliren; aber voreilig; Zwischen dem erhabensten Menschl.ichen Geist ˚.und dem niedrigsten Mann ist kein wahrer Unterschied an Vorz.ügen als in Absicht ˚.auf Moralit:ät[8] = Jezzo muß blos Wißenschaftl.iche Scharfsinnigk.eit dazu dienen, ˚die Schaden ˚der Wissenschaften ˚aufzuheben: = sonst wären s.ie ˚nicht nöthig; denn ˚das analog.on ration.is[9] ist ˚.ein sicherer Fuhrer in ˚der Moral.ität als ˚die Vernunft; ˚.und ˚das Gefühl des Guten @also@ sicherer, als ˚die Vernunft, ˚die lauter Irrt.ümer macht in ihren Schlüss.en: da ˚das analog.on ration.is eigentl.ich ˚.zum leitfaden gegeben ist; so muß ˚die Vernunft, wohl ˚nicht ˚viel Vorzug erwerben, ˚der ˚.mit ˚vielen unnothigen Verzieren ˚.ausstaffirt; = Wir ˚durch ˚das Gesez ˚der Nothwend.igkeit ˚.und ˚den Wahn ˚der Menschen ˚eingeschloßen, müssen also ˚nicht ˚aufgeblasen ˚:sein: ˚den nüzl.ichen Mann verachten, ˚sondern ˚den langen Weg zurücknehmen ˚sich ˚.auszuruhen, vernichtigen / 225[10] ˚Eine Fertigk.eit bei allen[o] Vorfällen ˚sich gute Zwecke zu sezzen; oder ˚die beste Mittel zu wähl.en ist Gegenwart des Geistes; Frauenz.immer können gute Mittel wählen nicht[p] aber Zwecke; = ˚durch lange Bedachtsamk.eit muß ˚.man ˚sich in ancipiti ˚.zur ⁅Gegenwart des Geistes⁆ gewöhnen: Junge Leute müssen also erst Rath annehmen; |
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[Sectio VII. Cura voluptatis et taedii, §§226-234] / [§233][1] ˚Der Mensch ist nur glückselig, ˚der ˚den höchsten Genuß ˚der Wollust ˚.hat dessen er in dem Zustand fahig ist; daher ist dies Leben ˚.vom kunftigen unterschieden. Glückseligk.eit besteht ˚.aus Glück; unmoral.isch Gutem: physische Wohlfart. da diese ˚.von außen abhangt: so kann s.ie sehr fehl schlagen, ˚.und sehr veranderlich / ˚.und Seligk.eit moral.isch ⁅Gutem⁆ || Die Sehnsucht nach blosser Wohlfart muß also nach dem Ges.etz ˚der ⁅veranderlichen⁆ schon unglückl.ich machen: — ˚weil alle physische Dinge ˚sich ˚aufs Ganze beziehen, ˚.und ˚nicht ˚.auf uns stets ˚einschlagen können: — ˚Das Moral.isch Gute, in dem wir ˚der Grund ˚sind, ist also unveränderl.ich, fruchtbar an Physisch gutem, so daß alles dieses, waz ˚durch mich geschieht ˚.aus ⁅Moral.isch Gutem⁆ herk.ommen muß: [Sectio VIII. Cura facultatis appetitivae, §§235-241] [§236][2] — Gleichgült.ig soll ich mich machen gegen ˚das Böse; so bin ichs ˚.auch gegen ˚das Gute? } / Empfindl.ich ⁅soll ich mich machen gegen ˚das⁆ Gute; ⁅so bin ichs ˚.auch gegen ˚das⁆ Böse? } [a]˚Die Reizbark.eit an Phys.isch Gutem wird oft ˚.ein Grund ˚der Unlust, ˚.und ˚.man muß also ˚sich gegen einige stumpf zu machen suchen; dies kostet zw.ar Beraubungen; ˚die ˚nicht aber schmerzhaft sind ˚weil darüber ˚sich ˚das Gefühl zugleich verringert;[3] ˚.und davor ˚.ein weit feiners Gefühl des[b] Moral.ischen ˚auflebt; = ˚.Und in ˚der Gleichgült.igkeit ist ˚der Wilde in ˚vielen Dingen [Sectio X. Cura voluntatis, §§246-249] [§246][4] = = = Zur Tugend gehören Maximen, Grundsätze; ˚die [c] sehr ˚.von Instinkten, ˚.auch ˚.von Moral.ischen unterschieden sind;[d] ˚.und eben so kanns abscheul.iche Sittlichkeit geben; ohne daß s.ie Laster sind; ˚weil diese Maximen eigentl.ich vor˚.aussetzen; ˚.und blos uneigentl.ich Laster heissen; so ˚.wie Handl.ungen ˚.aus guten Instinkten blos uneigentlich Tugenden genannt ˚werden: — ˚Der Beweggr.und nach Grunds.ätzen zu handeln; ist ˚die Beständigk.eit ˚die ˚sich immer gleich bleibt dahingegen ˚die guten Instinkte ˚.von Eindruck ˚.und unbeständigen Umständen abhangen: — Indessen ˚sind diese ˚die[e] Menschl.iche Gesellschaft — Maximen im Gegentheil. sind eben allgemeine Grundsätze, unter ˚die ˚sich einzelne Fälle subsumiren lassen: — ˚.und ˚die Fertigk.eit einzelne Falle zu subsumiren = Indessen gibts doch Max.imen ˚die ˚der Tugend analogisch sind; z.E. Maximen ˚der Ehre; ˚.und ˚wie ˚viele haben blos ˚.aus diesen ˚.großen Glanz erlangt; / [§248][5] Ueberwindung ˚.seiner selbst; — ˚Kein Sieg beweist so sehr eigne Thätigk.eit als dieser; ˚.und ist daher ˚der ergötzendste; / 249.)[6] απεχο etc. etc. ˚Der macht ˚sich ˚einen zu ˚großen Plan ˚der Glücksel:igkeit ˚der ˚.von ˚der Abstinenz ˚sich abzieht; ˚wird ˚.auch ˚nicht Geduld beweisen: = / ˚. Man wird immer weichlicher, je ˜mehr ˚.man ˚sich an Dinge hängt; — ˚der Mensch in ˚der ˚Einfalt ˚der Natur[7] ist stark; — jener Sect.io XI.[f] [Cura corporis, §§250-266] (250.)[8] Sorge vor ˚deine Leben: Es muß hier ˚eine Mittelmäßigk.eit ˚.sein ˚die es ˚nicht vor ˚den einzigen, ˚.auch ˚.nicht ˚den lezten Zweck halt / [§252][9] Werth des Lebens: ˚.Man abstrahire ˚.vom künftigen Leben: = ˚die Menschl.ichen Pflichten bleiben dieselbe doch: da ˚das Laster hier an ˚sich schon abscheulich ist Wird ˚der künftige Zustand nun weggenommen: — so muß ˚das Leben ˚der vornemste Beweggrund seyn zur Sittlichk.eit; ˚.und diese Beweggründe soll.en also ˚.mit dem Leben zusammenstimmen; indessen sehen wir doch manche Beweggrund[g] über diesen erhöhet; = bei dem unmoral.ischen Genuße geht allem[h] der Genuß des Lebens vor; aber bei manchem moral.ischen muß, ˚wenn ˚nicht ˚das Gefühl geschwächt ist, ˚die Liebe des Lebens unterliegen; ˚.auch ˚.vom künftigen Leben abstrahirt; — ˚Der Abscheu vor uns selbst, ˚der uns.er Leben ˚zur Marter machen ˚würde ist hier ˚größer als Tod; = ˚der Kummer über Laster ist ˚größer als alles Physische Uebel=[i] [Sectio XII. Cura occupationum et otii, §§267-271] / 268.)[10] ˚.Ein jeder Mensch muß Geschäfte haben[11] = Wer ˚nicht Geschäfte ˚.hat dem fehlen ˚.auch bald Beschäftigungen = die langeweile ist also ˚die Geißel ˚der Reichen; hingegen [j] Geschäftvolle Leute sind ˚.auch im otio beschäftigt. Sie sind gleichs.am ˚durch ihren äußerl.ichen Zwang gewohnt, ˚.und im habitus ˚sich zu beschäftigen; sonst nimmt ˚die nat.ürliche Trägh.eit Ueberhand, ˚die ˚das ganze Leben ˚einformig macht. / [§269][12] ˚.Ein fauler ˚.und wirksamer Mensch haben beide Vor- ˚.und Nachtheil: — ˚die solertia kann zur polypragmosyne[13] ˚.ausschlagen, ˚.und ˚seines Lebens also ˚nicht genießt: — ˚nicht ˚durch Arbeit genießt ˚.man ˚.sein Leben, ˚sondern ˚durch ˚die Ruhe, nach Arbeit, da wir ˚die Folgen da˚.von empfinden, ˚.und uns ˚.mit uns selbst beschäftigen: diese Beschäftigung ist ˚die schwerste, ungewohnteste, nüzlichste = ˚.Ein fauler Mensch verliert eben so ˚das Leben, da ers geniessen will, ˚.und ˚sich ˚der Genuß- mittel be-
raubt, z.E. ˚der Arbeit, nach ˚der blos ˚die Ruhe süß ist; zu ˚der ˚die Erhol.ung ˚eine Beziehung ˚.hat.
da˚durch wird s.ie blos bestimmt: diese pensa ˚werden entweder ˚durch Zwang˚auflegung ˚.von andern bestimmt; oder ˚.von mir, da ich mich selbst verbinde. Sonst bleibt ˚.man unentschloßen, schiebt ˚.auf, bleibt unbestimmt: = So machen also Geschäfte am besten pensa und diese ) / Lange ˚.und kurze Zeit: – da des faul.en ˚Zeit ⁅unbestimmt⁆ ist; so wird ihm ˚die ˚Zeit lang ˚.und eben da˚durch ˚.hat er keine Zeit, ˚weil wegen Abwesenh.eit ˚der Pflicht, ˚.auch kein Grund ˚der Beschäftigung ist: ˚und ˚die ˚Zeit ˚wird lang, ˚weil ˚der Verdruß, ˚der ˚.aus Sehnsucht nach Genuß entsteht, sehr stark, ˚.auf jeden ˚Zeittheil attendirt, jeden unterscheidt, ˚.und so ˚wird ˚die ˚Zeit lang – ˚Denen ˚die ˚Zeit lang wird im Genuß ist s.ie kurz nach dem Genuße, ˚weil ˚nichts besonders im Andenk.en bezeichnet wird: – ˚Die klagen am meisten über ˚die Kürze ˚der Lebens˚Zeit ˚die ˚die meiste lange ˚Zeit haben, ˚weil s.ie ˚keine marquen ihres Lebens haben: – Um also lebens satt zu ˚werden, mache ˚.man ˚sich jeden Augenblick ˚durch Beschäftigungen nach Absichten voll ˚.und kurz; da˚durch extend.irt ˚man ˚.sein Leben blos ˚durch Handlungen ˚nicht ˚durch Jahre, diese ˚werden vergessen jede bleibt im Andenk:en – Daher kommt ˚der Wiederspruch etc. Um ˚.sein Leben [l] ˚nicht lang zu machen, muß ˚.man schlafen, oder arbeiten. Indessen laßt ˚die Arbeit ˚der Spekul.ation doch stumpfe, leere, lange Zwischenräume ubr.ig ˚die ˚der Lebensüber[druß][m] ˚.mit dem sanften Schlaf ˚ausfüllt. |
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[Sectio XIII. Cura castitatis, §§272-275] / [§272-75][1] ˚.Von ˚dem Geschlechtertriebe[a][2] müßen wir ˚nicht blos nach unserm [b] gesitteten Zustande, ˚sondern dem nat.ürlichen @Zustand@ des Menschen [urteilen]: – ˚.Und da war dieser Trieb sehr mächtig, um ˚das Geschlecht zu unterhalten: – ˚die ˚den Zweck ˜Gottes stets vor ˚den vornemsten Zweck halten haben hier zu überlegen: ob ˚der nat.ürliche Mensch ˚die Absicht ˚der Vorsehung ˚.hat ˚die Menschen zu unterhalten oder ˚nicht blos ˚die Neigung ˚.zur unmittelbaren Lust. Es ist dies ˚.zwar ˚der Hauptzw.eck ˚nicht aber ˚der einzige, ˚.und ˚die ubrigen müssen ˚.zwar diesem ˚nicht widerstreiten, aber s.ie können doch ihm unbeschadet seyn ˚.und es ist also [c] gar zu gewißenhaft ˚die [d] Vertraulichkeiten ˚der Eheleute zu verbieten, ˚die ˚nicht unmittelb.ar ˚.mit ˚der Fortpflanzung ˚zusammenhangen / ˚Der Geschlechtertrieb würde ˚sich ˚nicht so [e] früh entwicklen, ˚sondern bis ˚die Kräfte ˚.ausgewachsen sind: da er ˚nicht ˚durch Unterricht beschleunigt würde. – ˚Der Trieb satigte sich[f] blos ˚durch unmittelb.are Lust, ˚.und ˚.ein ewiges Band wäre vermutlich ˚nicht gewesen = Wohl aber da ˚der Mann fühlte, ˚der Trieb würde wiederkommen, ließ er ˚sich ˚das Weib in Wald folgen: – s.ie wurde begleiterin[g] – ˚die Kinder hatten beide lieb: – Er muste ihr, ˚die da säugte,[h] helfen ˚.und so entstand monogamie, da so ˚viel Weiber als Männer sind; = ˚Der Trieb ware ˚nicht so ˚ausschweifend gewesen ˚weil ˚die Phantast.ischen Vergnügen des gesitteten fehlen: = Indessen ist dieser Trieb ˚.mit dem Schleyer ˚der Scham bedeckt, ˚die ˚sich ˚.auch bei ˚den meisten Wilden findet: ˚.und ˚die ganz andrer Art, als jede andre Scham, ˚.und ˚den Trieb zäh- met: ˚Die ˚.Einwürfe des Cynikers haben ˚viel richtiges:[3] ˚.man muß ˚sich blos des unehrl.ichen schämen; indessen ist doch ˚eine wirkl.iche Scham Instinkt, ˚der ˚.zwar ˚keine Vernunftursache ˚.hat ˚.und wunderl.ich ist aber Absichten ˚.hat 1) ˚den unge- zähmten Geschlechtertrieb [i] zu zähmen 2) ˚die Reize ˚durch ˚das Geheimniß zu erhalten: – ˚Das [j] Männl.iche Geschl.echt waz mehr Grundsäzze ˚.hat: ˚.hat diese Scham in minderen Grad; ˚das Weib ˚.hat s.ie wegen ˚der fehlenden Grundsäzze in groß:em Grad ˚.und herrschend; ˚.und wo diese Scham schon entwurzelt ist bei Weibern, da hat alle Tugend Erbark.eit ihre Herrschaft verloren: ˚.und s.ie gehen in ˚der Schamlosigkeit weiter als ˚der lüderlichste Mann; = s.ie ˚.hat indessen ˚.ein analog.on ˚.mit ˚einer Handl.ung ˚die [k] an ˚sich ˚nicht ehrbar ist; ˚.und dies ˚.hat ˚die dumme Mönchsscham hervorgebracht. Sie ist aber ˚nicht an ˚sich ˚.ein Zeichen ˚eines unerlaubten, ˚sondern ˚.ein Schleyer, ˚einer ehrwürdigen Handlung: ˚die Menschen pflanzet: – ˚Das Weibl.iche Ge- schlecht ˚.hat außer dem Geschlechtertriebe, noch ˚viel [l] Qual.itäten ˚die alle ˚die Schönheit concentr.iren, ˚.und also Reize ˚.und Anlockungen ˚sind; = Mannl.iches Geschl.echt ˚.hat freundsch.aft Ergebenh.eit – Weibl.iches ⁅Geschlecht ˚.hat⁆[m] Schackerh.aftigkeit Freundlichkeit etc. / Mann ˚.hat ˚.ein feiner Urteil ˚.von Schönh:eit – eckelhafte Männerkuße ˚.und heirath ˚sind vor Frauenz.immer ˚nicht so eckelhaft: ˚.und dies ist ˚die weiseste @˚Einrichtung@ = = Jezt ist dies.er Trieb ˚die Quelle so ˚vieler Laster, ˚.und in solche Schlüpfrigkeiten gesezt: ˚.wie ists also mögl.ich in dies.em allgem.einen Verderben, da so ˚viele [n] unmenschl.iche Laster ˚aufgekeimt ˚sind, zu verbessern. ˚Die Lacedämonier[4] liessen ˚die Weiber bis ins 9te Jahr; = ˚die Manner 13 Jahr nackt gehen in ˚den Jahren ˚der Unbeschämtheit[o]; = uns.ere künstl.ichen Tugenden ˚sind Chimären ˚.und werden Laster, ˚wenn ˚das verbergte, als Laster angesehen wird. So bald ˚die Keuschh.eit ˚der Sprache, ˚der Kleider, ˚der Minen zunimt, ˚wird ˚die wahre Keuschh.eit verdrängt. = Wo ˚.von ˚.man ˚eine Seite zeigt lockt ˚die andre ˚.aus dem Chimär.en Lande ˚der Phantas.ie heraus. = Mittel ˚das beste ˚hat viell.eicht Roußeau getroffen[5] – ˚Die frühzeitige Geschlechterneigung muß ˚eingeschränkt ˚werden daß s.ie ˚nicht uns.er Wachst.um ˚.und ˚Ausbildung hindere, ˚.und uns.er Regel maßige Verbindung zur späteren Reue entkräftet, ˚.und ˚.zwar ˚nicht ˚durch Verbergung ˚der Triebe, ˚sondern ˚durch ˚die Vorhalt.ung ˚eines Bildes ˚der Schonh.eit ˚die er einst gluckl.ich machen soll, ˚.und ihn rein haben will. – Alsdenn ˚wird er ˚sich ˚nicht wegwerfen, ˚sondern ˚.mit diesem Bilde ˚wird er reisen, ˚.und ˚sich zu ˚.seiner Glückseligk.eit ˚aufsparen: = ˚die ganz Totale Entfernung ˚der Begriffe thut nie ˚die Wirk.ung ˚sondern diese Grunds.ätze[p] = = So ˚.wie ich ˚die Pflichten des Mannes ˚zusammenfaße:[6] Sey Mann! so ists ˚.auch ˚.ein Plan vor Weiberpflichten: Sey Weib etc. – Einigk.eit ˚.und Einh.eit ist sehr verschieden: – ˚Die Freundsch.aft zwischen 2. Männern ˚.aus dem Begriff des Erhabnen kann Einigk.eit haben: So Freundsch.aft zw.ischen Weibern ˚.aus dem Begr.iff des Schönen kann Einigk.eit ˚:sein – |
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In ˚der Ehe aber muß ˚nicht blos Einigk.eit [a] ˚sondern Einh.eit ˚:sein[1] – zu dem Einen Zweck, ˚der Vollkommenh.eit ˚der Ehe: – Dazu ˚.hat nun ˚die Nat.ur verschiedne Gaben in beide gelegt, da˚durch ˚einer über ˚den andern herrscht: – ˚das ˚:Frauenzimmer reizt; ˚der Mann rührt: ˚die Frau bewundert, ˚der Mann liebt; ˚.und so herrscht ˚einer über ˚den andern; ˚.und Es wird Einh.eit ohne Tyranney des Mannes ˚.und Knechtsch.aft ˚der Frau; ˚sondern ˚durch gemeinschaftl.iche Herrschaft: – So ist also ˚der lezte Zweck ˚der Verbindung ˚der beiden Geschlechter: ˚die Ehe; = sonst; wird ˚der Mann weibisch; ˚das Weib männl.ich, so ist ˚die Ehe verkehrt, ˚.und ˚nicht vollk:ommen – Sezzt ˚eine[b] gelehrte Frau, ˚eine dreiste, große: so ist s.ie ˚.ein Competent ˚meiner Würde; ich kann über s.ie ˚nicht herrschen ˚.und [die Ehe] ⁅˚nicht vollk:ommen [werden] – Sezzt ˚einen⁆ geschmückten Mann, ˚einen schwächl.ichen Zieraffen, ⁅so ist er ˚.ein Competent⁆ ˚der ˚.Frauenzimmer Schönhheit, s.ie ⁅kann über s.ie ˚nicht herrschen⁆ ˚und [die Ehe wird] ⁅˚nicht vollk.ommen⁆ – Hingegen ˚.ein Mann, ˚.von ˚.seiner natürl.ichen Würde, ˚.mit ˚einem Zutrauen ˚.auf ˚sich ˚und reinen ungezierten Kleide wird ihr mehr gefall:en – ˚.Man vermische ˚nicht beide Geschlechter: = ˚Das Weibische ist am Weibe ˚nicht Tadel; wohl aber ˚das Männliche: ˚.und in uns.eren Ländern ist wegen ˚der wenigen Unterweisung ˚das ˚.Frauenzimmer näher ˚der Nat.ur als z.E. in Frankr.eich ˚der Amaz.onen etc. wegen ˚der Feinh.eitit ˚der Empfindungen können s.ie dies noch sehr unterscheiden.
[Sectio XIIII. Cura necessitatum et commoditatum vitae, §§276-280] / [§285][2] = = Da Güter ˚.und Reichth.um blos Mittel ˚sind ˚.und Mögl.ichkeiten ˚.zum Glück: so ists 1) thöricht: s.ie als Zwecke ˚.und Sachen zu bewahren, schätzen. 2) ⁅thöricht:⁆ nach Prop.ortion ˚der Reichth:ümer – ˚nicht proport.ional glückl.ich zu ˚.sein Indessen 1) da ˚die Menschl.iche Glücksel:igkeit nur ˚einen mitlern Grad ˚hat: so steigt s.ie[c] über den ˚nicht, ˚wenn gl.eich Reichth.ümer ˚sind; = Reichth.ümer ˚die ˚einen Mittelmaß übersteigen, mühsam zu erlangen ist thöricht, ˚weil hier ˚die Mühe des Mittels ˚nicht ˜gleich ist ˚der Große des Zwecks: ˚sondern ˚das Leben ˚wird verloren ˚.und ist also compar.ative ˚nichts Indessen 2) ˚.auch in ˚den Mittelmäss.igen Graden wächst ˚nicht ganz genau ˚.mit Reichth.ümern Glück Mittel des Reichth.ums ˚sind verschieden: – ˚der Zuschauer:[3] thue heut, waz du heut thun kannst: ˚.ein Pfennig erspart, ist ˚.ein Pfennig erworben hier soll ˚.man die Moralite betrachten: ˚.und da sagt Roußeau: reich oder arm: ˚der müßige ist ˚.ein Spitzbube:[4] – dives est iniquus: wenn nicht politisch (wer will es ihm da nehmen) so doch moralisch gewiß: – waz ich habe: müßen andre ent- behren: – ˚mein Puder entzieht andern ˚das Meel: – – ˚.Ein aktiver Mensch will ˚viel geniessen: – ˚die Lustbarkeiten etc. ˚der dazu ˚viel Neigung ˚.hat ˚wird ˚,auch wirksam ˚.sein zu arbeiten: – ˚.und ˚viel ˚.einzuscharren um ˚auszugeben: waz ˚die Moralit.ät dies.er Sache betrift so ist hiebei ˚ein[d] Gemütsunglück, da ˚die Habsucht ˚eine Unruhe des Gemüts vor˚aussetzt, ˚die ˚sich [e] endl.ich ˚nicht sattigen läßt: – [§287][5] ˚.Ein Geiziger aber, ˚der noch karg ist, ist dem Staat schädlich:[6] da ˚das waz ich versperre, alles theurer macht: – Luxus bedeutet ˚einen gew:ißen größern ˚Aufwand, als es nöthig wäre zu ˚den Lebensbedürfnißen: – ˚eine luxur:iöse Frau, ˚die ˚viele Hande in Beschäftigung sezt, scheint ˚.zwar dem Staat nüzlicher zu ˚.sein als ˚die es [f] armen Müßiggängern gibt: – Aber es sind mehr Arme ˚durch ˚den Luxus geworden, als da˚durch erhalten ˚werden; ˚viele Handwerker macht ˚der Luxus, [g] ˚die an ˚sich unnutz ˚sind ˚.und ˚.mit dem Namen ˚der Künstler beehrt ˚werden, beschmuckt ˚werden: – ˚Der Habsüchtige, um es zu verthun, thut Schaden: – im Erwerb nimmt ers ˚vielen vor dem Munde weg: – im ˚Ausgeben [h] erhält er ˚viele unnütze – Nach ˚der Proport.ion des Erwerbs steigert sich nicht ˚die Summe ˚der Wohlfart: ˚.und ich bin stets ungerecht, ˚wenn ich ˚vielen einen beträchtl.ichen Zusatz zu ihrer Wohlfahrt wegnehme: da ich nur ˚einen unbeträchtl.ichen meiner eignen zusezze. – So ˚.wie ˚das Geld blos nach ˚.seiner bonit.ät ˚.ein Mittel ist, so ists so falsch, ˚wenn ˚.man es als Zweck betrachtet, alsdenn ists quo ad vsum ˚nichts; quo ad vtilitat.em noch wohl ˚.ein Mittel, ˚das aber so unnüz ist, als Kirchgehen ˚wenn es als Zweck beobachtet ist: – ˚Der Mensch sieht ˚eine lange Reihe ˚.von Jahren vor ˚sich; die er aber erst ˚.aus leichtsin übersieht; nachher aber haufen ˚sich ˚die Bedürfniße des Mannes, des Haushalters, Vater etc. Er erwirbt, um ‹˚der› Zwecke willen: da aber ˚die Summe blos [i] erworben ˚werden kann, ˚wenn ich spare sonst verliert ˚.man hinten, waz ˚.man vorn erwirbt: er abstrah.irt also ˚.vom Gebrauch; erstl.ich ˚.zum Sparen als ˚einem Mittel, nachher ˚durch ˚die lange Uebung ˚.zum Zweck ˚.und ˚wird[j] lächerl.ich. – Diese [k] Kargh.eit[7] ist ˚die einzige unheilbare Krankh.eit (Wollust etc. zu heilen) ˚weil er in ˚einer Art ˚.von Wahnsinn, ˚.von [l] verkehrtem Gefühl ist, ˚das Mittel als Zweck ansieht: – Alte ˚sind karg 1) weil[m] ˚der lange Geiz am meisten ihm Fertigk.eit ˚:hat 2) weil er zu nichts andern Fähigk.eit an, als diesem: – ˚zusammen zu halten: zu kargen 3) weil ˚das Alter am meisten verlassen ist. – ˚Die Kargh.eit ist ˚die lezte Strafe ˚seiner eign.en Unsinnigk.eit ˚die doch zulezt noch nüzzt: – so ˚.wie ˚.ein Schwein nach dem Tode blos: – ˚.und dieser Karge lebt lange, um ˚den Jüngl.ing zu lehren ˚.und ˚einen Zehrer |
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zu machen, ˚die ˚durch ˚die lange Entziehung schon ˚.auf Rechn.ung verschwendet haben, und ˚sind nach seinem Tode schon in der Uebung darin
[Sectio XVII. Cura deliciarum externarum, §§290-292] [§296][1] ˚Die Bescheidenh.eit gibt andern ihren Werth: ˚.und macht s.ie also bereit, ˚.auch uns.ern Werth zu erk.ennen ˚.und associirt also ˚die Menschen / Eitelk.eit ist ‹wegen Kleinigkeiten› ˚.auslachenswurdig ˚.und ˚eine Eigenschaft schwacher Seelen: – Hochmuth ist haßenswürd.ig ist lasterhaft ‹˚.und ungerecht›[a] ˚weil [b] er wahre Vorzüge affektirt: = [c] Aufgeblasenheit macht verächtlich ˚.und ist[d] ungereimt: Stolz vergleicht ˚sich ˚nicht; ist ˚.ein höherer Grad ˚der Selbstschätzung: – all.en ˚.seinen Werth laßt ˚.und doch ˚einen weises Bewustseyn ˚.seiner Kräfte zeigt: – Eitle Person: wollen, daß jeder ˚die Augen ˚auf ˚.seine Kleinigkeiten richte: = Sonst woll.en ˚die Menschen in ˚den meisten Stuck.en ˚.einander gleich ˚.sein ˚.und leiden also weder Eitelk.eit noch Hochm.ut noch ˚Aufgeblasenh.eit = ˚der Aufwand zu Erwerbung ˚der Ehre bei andern ist blos Mittel unsere Zwecke blicken zu laßen: / [§298][2] Dreust ist oft wider ˚die Bescheidenh.eit z.E. am Frauenzimmer eine dreiste Mine verstellt mehr als alle Eitelkeit: ˚.und [e] Eben vornehmen Damen kommt es eben so wenig ohngeachtet ihres großen Standes zu. so wuste Cicero ˚die bescheidne Erröthung im Reden sehr zu affektiren:[3] / [§299][4] Bemühung andern zu gefall.en. [f] ˚Der Beweg.grund des Nutzens ist unmoral:isch – Moral.isch ˚die Neigung andern zu gefall.en [g] verbindet ˚die Menschen mehr: [h] ˚die Gefälligk.eit ist ˚eine species davon, ˚.und ˚das Gegentheil des Eigensinns, da ich mich nach ˚eines andern Will.en richte: s.ie ist schlüpfrig, kann lobenswerth ˚.sein aber bald tadelh.aft ˚.und verachtl.ich, da s.ie zeigt, daß er ˚keinen eign.en Will.en ˚.hat ˚keinen[i] Moral.ischen Werth. s.ie ist ˚eine Eigensch.aft schwacher Seel.en. Edle haben lieber Eigensinn: ˚.und die Fehler ˚.aus diesem ˚sind ˚nicht so ˚groß als ˚die ˚.aus ˚der Gefälligk:eit [j] ˚.aus dieser ˚sind manche oft müßig: – Jugend muß noch gefällig seyn: da s.ie noch wenig Grundsäzze ˚hat: – Bey Kleinigkeiten (˚.und ˚der ist ˚das Menschl.iche Leben so voll, daß es selbst bei nahe ˚eine Kleinigk.eit gegen ˚das Ganze Daseyn zu ˚.sein scheint) macht ˚der[k] Eigensinn getrennt etc.; doch in ˚der Moral.ität Eigensinn ist lobenswerth / [§300][5] Ehrbark.eit. = = Ehre [l] des Roußeaus ist blos innere Ehre[6] = ˚.und ˚das ist ˚.auch ˚die Ehrbark.eit ˚eine wahre Selbstschätzung des innern Werths: ˚das Urtheil ˚der andern ist blos ˚.ein accessorium: – ˚Die Schwürigkeiten ˚der Sittlichk.eit zu überwinden gehört eine eigne Stärke / Egoismus moral.is ist zwiefach:[7] – [m] ˚der in ˚der Selbstschätzung Schranken überschreitet: in oder in ˚der Liebe[n] des Wohlwollens: da ich ˚meinen Nutzen stets befordre Wegwerfung ist gegen ˚sich ˚.und andere: diese macht andre ˚aufgeblasen: ˚sich ˚.zum Wurm: [o] komt ˚.aus jener ˚.und macht unsere Vollk.ommenheit oft unnütz; ˚wenn ich gleich mir ˚.aus ˚der Ehre ˚nichts mache, so mache ich doch ˚.aus ˚der Verachtung [Caput III. Officia erga alia]
[Sectio I. Amor universalis, §§301-303] / [§304, 309][8] ˚Die Liebe gegen andre zeigt schon ˚eine mindere Bedürfniß in ˚sich selbst ˚.von andern Dingen an: ˚Die Liebe ˚seiner selbst muß vor˚.ausgehen, da ˚die Liebe zu andern blos ˚.auf ihr beruhet: – daß ˚der, so andre liebt, ˚.seine eigne Glückseligk.eit erweitere: ist ˚eine Eigensch.aft ˚der Abhängenden ˚.und folgl.ich ˚der erschaffnen Geschöpfe: – wer ˚das System ˚.seiner Liebe erweitert, erweitert ˚.auch ˚das Wohl ˚.seiner Neben Menschen: – ˚.wie wird ˚die Liebe ˚.ausgebreitet? ist ˚eine praktische Frage: schlechthin befehlend kann ich ˚nicht sagen: du solt lieben? – Diese Liebe ist ˚die des Wohlwollens, oder Wohlgefallens. [p] Wohlgefall.en ˚.auch unmoral.isch. Wohl- wollens sezt schöne Moral.ität vor˚aus: – ˚Die Vorstell.ung des Schönen in ˚der Handlung ist ˚das Mittel dazu [q] / [§310][9] Leutseligk.eit: [r] ist ˚.ein Zeichen uns.erer Liebe ˚.und ist ‹˚nicht›[s] real ˚.und efficiens; ‹d.i. Dienstfertigkeit›[t] ist symbolisch: da wir ihm ˚die Neigung zeigen z.E. Minen: Regeln ˚sind sehr schwer: [u] Freundl.ichkeit comitas erfodert ˚größere Gleichh.eit: / [§311][10] Gleichgültigk.eit ist als Moral.ische Eigensch.aft ˚der Menschenliebe entgegengesezt: ich kann aber ˚.auch unter dieser Kaltblütigk.eit ˚einen sehr guten Zug verstehen: ˚wenn er ˚die Menschenliebe ˚der Sympathie im Zaum hält; ˚.und ihr ˚den rechten Grad [v] gibt: – ˚Werden ˚die Theilnehmende Neigungen blind, ohne Nutzen, so muß ˚der Stoiker sagen: ˚wenn du andern nicht helfen kannst: so sprich, waz gehts dich an?[11] / [§312][12] Freundsch.aft ist sehr verwickelt: sie[w] sezt schon ˚das alter ego[13] vor˚aus: ˚.und ist ˚nicht stets wo ich ˚den andern liebe, ˚.und er mich liebt denn 1) werde ich [x] da˚durch ˚nicht eben ˚die Heiml.ichkeiten ihm aufschliessen 2) bin ich ˚nicht gl.eich überzeugt, daß er etwaz vor mich ˚aufopfern wird. Es muß ˚:sein daß wir ˚.sein Bestreb.en ‹vor ˚sich› an uns.ere Stelle sezzen können, ˚.und uns.ere an ˚.seine: ˚das ist aber ˚die große Zumuthung; daher wenig Freunde:[y] vermehre ich ˚die Freunde: so verringere ich ˚die Freundsch.aft[14] ˚.und es ist also schon ˚viel: ˚einen einzigen wahren Freund haben: – Zwischen 2[z] kann ˚.zwar ˚aufrichtige Menschenliebe; nur ˚nicht im Freundschaftsgrade: denn diese ist ˚die hochste ˚der Menschenliebe, ˚die ˚eine Einerleih.eit ˚der Persönlichkeit vor˚.aussetzt: – Indessen kommen einige dies.er zieml.ich nahe ˚.und heißen ˚.auch freunde: – ˚die Eigentl.iche Freundsch.aft ist theils unmögl.ich (wegen ˚der ˚vielen eignen Bedürfniße) theils unnöthig: (˚weil ˚meine Sicherheit schon offentl.ich ˚durch ˚viele besorgt wird.) |
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[Sectio III. Studium pacis, §§315-327] / [§322][1] [a] ˚Der starke ist ˚nicht rachgierig, ˚weil er teils ˚viel ertragen kann, es erdulden ˚.und dadurch ˚nicht gekränkt ist, da er ˚sich ˚.seiner Stärke bewußt ist: ˚.und ˚sich ˚nicht rächet. – ˚Die Ataraxie wegen solcher Kleinigkeiten zu zerstören, hält er vor zu klein: ˚weil er stark ist – Schwache Pers.onen ˚sind rachgier.ig z.E. Fr.auenzimmer, da s.ie in ihrem Selbstgefühl ˚nicht so ˚viel Ersetzung finden, als ˚die Männer ˚die als Bewahrer des Menschlich.en Geschlechts stark ˚.sein sollen [Sectio IIII. Vitia philanthropiae opposita, §§328-337] / [§328][2] Neid ist ˚.ein Mißvergnügen über des andern Wohlfart: dies ist bestimmung vielleicht noch ˚nicht Erkl.ärung. – Kann ich ˚die Wohlfart des andern als Urs.ache meines Unglücks ansehen, so ist dieser Haß noch ˚nicht Neid – Das Glück des andern, waz ihm nur ausschließungsweise ˚.mit meinem Glück begegnen kann, erregt ˚nicht ˚einen Neid, eigentl.ich ˚.ein Mißvergnügen über ˚die eigne Beraub.ung ˚nicht [über] des andern Besitz eigentl.ich. / ˚.Ein Mißvergnügen über des andern Wohlfart, deren Anblick ˚meine Schwäche in größer Licht stellt, ist ˚.ein leidl.icher Neid / ⁅˚.Ein Mißvergnügen über des andern Wohlfart⁆, deßen Unglück ⁅˚mein⁆ Glück ⁅in größer Licht⁆ stellen sollte, ist ˚der argste ⁅Neid⁆. z.E. des erstern, – ˚wenn ˚einer bei ˚einer Contribution weniger geben darf: etc. daher ist ˚die Allgemeinh.eit des Trostes allgemein: – dies ist eigentl.ich ˚nicht Neid, ˚sondern Empfindung des eignen Unglücks, [b] ˚das ˚durch ˚das Gegenverhältniß stärker ˚wird: – / Möglichk.eit des 2ten: des eigentl.ichen Neides, ˚der so ˚.ein Phänomenon ist als Fäulniß ˚.und erkl.ärt ˚werden muß: – des andern Ungl.ück sezzt ˚mein[c] Glück in ˚.ein größeres Licht: – So ˚.wie ˚die Gesundh.eit nach ˚der Krankh.eit blos fühlbar ist. – Es ist aber ˚nicht gut, andern Ungl.ück zu wünschen, oder zuzufügen, blos um ˚das seinige mehr zu empfinden; – ˚der Neid ist dieses im ei- gentl.ichen Verstande, ˚der so lasterhaft ist (da er ˚den wohlwollenden Leidenschaften so sehr entgegen ist) als er selten ist: denn große Laster ˚sind so selten als Tugenden: ˚und da wir blos verhältnißweise beides ˚sind, ˚.und wir andere ˚nicht kennen: so [d] ˚wird ˚viel vor Neid unbillig: – Nerons Brand ˚der Stadt Rom,[3] blos um ˚.seine Regier.ung merkl.ich zu mach.en, war ˚.von ˚der Art. – Indessen ist ˚das schon Neid, da ich des andern Unglücks wegen ˚meines Glücks wünsche, ˚wenn ichs ˚.auch ˚nicht thue: – / Es soll aber lieber ˚die Zahl ˚der Neider, ˚die so vergebl.ich geglaubt wird, lieber vermindert ˚werden: ˚weil 1) ˚viele so wenig uns beneiden ‹sollen›, ˚die uns ‹doch› kaum bemerken 2) oft ist ˚der Neid blos ˚.ein Mißvergnügen über das[e] eigne Unglück: – / Entstehungsart des Neides: – ˚die übertriebnen Bedürfniße lassen ˚die Begierde nach fremden Gut Gradweise wachsen, ˚.und da ˚das ˚.eingebildete Uebel in Gegen˚.einanderhalt.en ˚.mit dem andern stärker empfunden ˚wird: so nähert es sich dem Neide schon sehr: – / Vermeidungsart des Neides: – ˚die Gnügsamk.eit, ˚die ˚die Uppigk.eit vermindert, übertriebne Bedürfniße ˚.und Sehnsuchten: – so ˚.wie Sokrates ˚auf dem Jahrmarkt sagen konnte:[4] ˚.wie ˚viel kann ich entbehren. – ˚Eine kalte Gleichmüthigk.eit, ˚die ˚das meiste, ˚nicht blos vor Spielwerk, ˚sondern goldnes Halsband, ˚.und Ketten ansieht, entfernt ˚.vom Neide: – da so wenig beneidenswerth ist: – ˚weil Glücksel.igkeit ˚nicht in dem[f] Schimmer besteht, ˚.wie ˚.auch nach dem Wuchs ˚der wahren Glücks-[g] mittel ˚nichts ins unendl.iche wächset: = unser eignes laßt uns geniessen ˚.mit ˚der Tüchtigkeit eines Mannes: ˚.mit Recht- schaffenh.eit, ˚und bei ˚der Erfüll.ung ˚der Pflichten ˚.sein Werth zu geniessen: – Um diesen zu fühlen – braucht niem.and ungluckl.ich ˚.sein ˚.und das übrige verachtet er ja: und eben die Rechtschaffenheit ist dem Neid entgegen – Er fühlt seine Würde, die nie niederge~ schlagen ˚wird: / [§329][5] Nacheiferung: – andrer Beispiele ˚.zu Mustern ˚der Vollk.ommenheit genommen ˚sind ˚.ein Muster ˚der Tugend mehr: [h] / So bald ich an andern Tugenden sehe, sehe ich ihre Möglichk.eit Leichtigkeit: so reizt dies in concreto[i] mehr, als ˚die Betracht.ung in abstracto: = allein es gibt ˚eine tadelhafte: ˚wenn ˚.ein Mißvergnügen über des andern Vorzüge ˚der Grund ˚einer Bestreb.ung ist, zu derselben Vollk.ommenheit ˚sich zu schwingen: diese ist oft Neid, oft führt s.ie ˚.zum Neide: und diese heißt Eifersucht: ˚.und ist oft (doch unächt) ˚.ein Grund ˚der Nacheiferung: – ˚Der andere ˚wird mir gl.eich ˚wenn ich vollkomnen ˚.wie er, oder er unvollk.ommen ˚.wie ich ˚werde: – Da nun ˚die Eifersucht dies beides ˚nicht unter- scheidet, ˚sondern gleichgültig ansieht, so ist s.ie im lezten Fall, böse: – Da nun es immer leichter ist, Vollk.ommenheit |
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herunterzusetzen, als s.ie zu erhöhen: so ist ˚die Eifersucht, ˚die blos ˚die Ungleichh.eit verhüten will, mehr zu zerstören: ˚.und ist dies insonderh.eit bei ˚der Ehre, daher ˚die Verkleinerung ˚.von des andern / ˚Die 3 Triebfedern ˚der Schulen: Strafe, Lohn, ˚.und Eifersucht, ˚sind ˚.zwar polit.isch gute Mittel zu Zwecken: aber ˚nicht moral.isch, da blos ˚die Schätzung des Werts verhältnißmäßig ist, nie aber absolut:[a] da doch ˚die edlere Selbstschatzung ˚.und Demuth blos absolut ist: – bei ˚den Weibern, ˚die ˚durch ihre Schwachh.eit einnehmen, ist ˚die Eifersucht öfter, als Männern. Gewiße Arten ˚.von Moral.ischen Regeln, ˚sind so plump, als ˚der Rath des Arzts: Sey gesund: – Freue Dich! ist oft so ˚viel als 6 ˜Fuß hoch: = ˚wenn ˚das Gefühl vor˚.aus gesezt ˚wird: so kann ich ˚das sollen brauchen: – ˚.wie ich mir ˚die Gemüthsart erwerben kann, soll ˚die Moral sagen: – ˚nicht daß ˚.man s.ie erwerben soll: – so bald s.ie schön ist, so versteht ˚sich ˚das schon: – Diese Regel ˚der Mögl.ichkeit ist schwer, macht ˚die Moral verwickelt / [§331][1] Undankbark.eit – ‹Uneigennütz›[b] – Liebe bringt vt plurimum Liebe hervor: ist ˚eine Erscheinung: so gar bis ˚auf ˚den Elephant.[2] / ˚eine Liebe des Gefallens ˚.und des Wohlwollens: – ˚der ist undankbar, ˚der diese Liebe des Wohlwollens ˚nicht ˚:hat / Manche Triebe ˚sind ˚nicht ˚.aus dem Menschen zu erkl.ären wohl aber ˚.aus ˚den Absichten ˚der Vorsicht, daß ˚.ein jeder Theil des Ganzen ˚nicht blos innere Schönheit, ˚sondern ˚.auch äußerl.ichen Anstand habe, So bringt ˚.auch Liebe Gegenliebe hervor: – Nun kann Undankbark.eit ˚der Mangel ˚der Gegenliebe ˚:sein – (ingratitudo defectus) ˚.und ist desto ˚.größer je ˜mehr ˚der andre ˚.hat ˚aufopfern müssen oder ⁅Undankbark.eit⁆ ist so gl.eich ˚.ein Haß: ˚.und ist desto ärger: – Manche Menschen ˚.von wenigem Gefühl haben ˚.auch ˚die Undankbark.eit[c] im 1sten Verstande in einig.em Grade. Kalte Leute haben wenig Liebe des Wohlwollens. – ˚Der Haß aber gegen ˚den Wohlthäter zu erklären? – ˚Die Quell.en des bösen ˚sind im Menschen nie unmittelbar: ruhige Bosheit ist in ihm nie; ob gl.eich oft ˚die gute Absicht sehr verstekt ist z.E. bei dem Neide: – indessen ist doch stets ˚eine physisch gute Absicht verborgen: – ˚.Und ˚die Menschen können ˚sich also ˚.auch kaum ˚die Möglichk.eit derselben vorstellen: ˚.und also ˚den absoluten Neid schreiben s.ie blos dem Teufel zu: – ˚Das Menschl.iche Herz empört ˚sich am meisten gegen ˚eine qualificirte Undankbarkeit ˚wenn s.ie [d] ˚.ein wenig colorirt: – Inkle ist eigentl.ich ˚eine Geschichte des P.ater Labat.[3] – Ist ˚der Beweggrund, Dankbare zu sehen, ˚der Grund ˚einer Wohlthat, so ist es eben da˚durch ˚nicht Gütigk.eit ˚.und kann also ˚.auch ˚nicht Dankbark.eit erwarten, ˚die blos ˚.auf ˚die Gütigk.eit folgt. ˚Der stets über Undankbare klagt, scheint wenig Gütigk.eit zu haben: – indessen kann ˚.man doch über Undank klagen: ˚.und daher entstehen oft ˚.aus den gefuhlvollsten Leuten Misanthrop.en – ˚.Ein jeder, dem ˚eine Wohlthat erzeigt worden, steht in Verbindlichk:eit – ˚.Ein jeder freier wird am wenigsten Wohlthaten annehmen wollen, blos ˚durch Dank verbunden des Wohlthäters selbst, wird ˚die Scham des edlen Gemüths vermindert, das[e] ˚durch ˚den Empfang ˚einer Wohlthat gebeugt wird. – ˚.Und ˚.auch ˚die Danksagung ist solchen freien Seelen schwer, ˚und s.ie ˚werden also ˚.mit ˚einem Worte mehr verbinden als [f] wirkl.ich Undankbare ˚.mit langen Quittancen ˚.von Danksagungen, ˚die ad plus dandum invitiren etc. ˚.Und ˚.auch ˚die Erwiederung ˚der Wohlth.at kann nie ˚die Wohlthat bezahl.en, (so ˚.wie jener Wilde ˚.seinen Vater),[4] s.ie müste denn physisch weit größer: – ˚Die Moralit.ät kann nie erwiedert ˚werden – ˚Die Dankbark.eit gegen ˜Gott ist ˚die gröste, da er so uneigennützig [g] wohlthätig gewesen etc. etc. etc. Aber ˚nicht blos waz ˚.sein soll, ˚sondern es ist etc. – ˚.auch[h] ˚die gutar- tigen Menschen haben wenig Dankb.arkeit, ˚wenn s.ie mit ˚sich selbst sprechen: – als denn würde ˚.man keine eigennütz.igen Beweggr.ünde zum Guten ihm sagen müssen? – Woher? – ˚Die Wohlthaten ˜Gottes stell.en wir uns ordentl.ich ˚nicht als solche ˚großen Zeichen ˚einer Gütigk.eit vor? – Weil ˚eine kleinere Güte bei Menschen schon Beraubung fodert: ˚.und ˜Gottes gröste ˚nicht – Ihre eigne Gütigk.eit nehmen s.ie also ˚,zum Maasstabe an: – / [§332][5] ˚Die Barmherzigk.eit ˚Das Vermögen uns in ˚die Stelle ˚eines andern zu setzen, ist ˚nicht moralisch, ˚sondern ˚.auch logisch, da ich mich in |
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˚die Stelle ˚eines andern setzen [kann] z.E. eines Crusianers[a]: – So ˚.auch in Moralischen Dingen, da ich mich in ˚die Empf.indung ˚eines andern sezze, um zu fragen, waz er hiebei denken wird: – Sezze ich mich ˚durch Fiktion in ˚die Stelle ˚eines andern so ist dies hevristisch, um beßer auf gewiße Dinge zu kommen. s.ie kann ganz geschickl.ich ˚.sein aber ˚nicht moralisch. da ich[b] ˚nicht in ˚.seiner Stelle bin:[c] – Außer ˚der wahrhaftigen Sympathie, da wir uns wirkl.ich in ˚.seiner Stelle fühl.en – ˚Das Mitleiden wäre ˚zur Moral.ität ˚nicht gnug: – In ˚der Wildniß ˚sind ˚die Instinkte gnug: ˚.ein jeder [c] sorgt vor ˚sich: wenig Elende: ˚.und alsdenn reicht ˚das Mitleiden zu; – In ˚der bürgerl.ichen Gesellsch.aft wo Elende multiplic.irt ˚sind, so ˚würde es – so sehr ˚.ausgedehnt – oft vergebl.ich ˚.sein, blos kränkend ˚.sein – folgl.ich sehr geschwächt ˚werden, ˚.und nur ˚.auf dem grösten Elende afficirt ˚werden – Indessen bei dem gem.einen Mann, ˚der weniger bedarf, mehr also theilneh- mendes haben können, ˚der ˚Einfalt näher ist, ˚werden diese Mitleidige Instinkte größer ˚.sein. – ˚Der polit.ische Mensch ˚wird sehr ˚durch eigennütz.ige gekünstelte Begierden gehalten: – folgl.ich tritt hier an ˚die Stelle des Mitleids ˚der Begrif ˚.von dem waz recht ist; waz geziemt; Dieses kann nie [d] vergebl.ich ˚.sein ˚weil ich zu unmögl.ichem ˚nicht verbunden ˚werde: – hier ˚wird ˚die Tugend ruhig, vernünftig, ˚.und bleibt ˚nicht blos thier.ischer Instinkt, welcher leztere ˚.zwar im Nat.urzustande zieml.ich regelmäßig wirken: – aber im gemeinen Polit.ischen ˚nicht zulangen / [§334][1] Rache ist eigentl.ich ˚.ein Vertheidigungstrieb: geht aber weiter über ˚die Schrank.en, so weit, daß ˚die Nordamerik.aner unmittelbar an Rache Vergnügen zu haben scheinen.[2] ¿ Indessen woll.en s.ie blos vielleicht ˚.ein Muster ˚der Standhaftigk.eit sehen [e] da˚durch s.ie ihre Krieger anmuntern: [f] ˚Die Grausamk.eit ˚der Kinder komt daher, ˚weil es gleichsam ˚.ein tragisches Schauspiel macht: so wie ˚.wir gern starke Leidensch.aften, starke Handl.ungen z.E. Exekutionen sehen.[3] – Geschwinde Grausamk.eit rührt uns ˜mehr als allmähliche: – Dieberey, ˚die langs.am todtet ist oft härter als plotzl.iche Tödtung: – ˚wenn ˚.ein Patriarch käme etc. etc. – theatr.alisch ˚.und moral.isch sollten diese mehr
berühren. –
/ 2) ⁅˚durch⁆ willk.ürliche ⁅Zeichen⁆: Gratulat.ion etc. deren Mangel inhuman.itas zeigen möchte: Doch da ˚das vornemste Zeichen ˚der Nat.ur ˚.Einfalt ist; – so zeigt eben ˚.auch ˚der [g] Überfluß des Künstlichen ˚den Mangel des Nat.ürlichen – ˚.und es gehört Kunst dazu, um ˚die Kunst zu vermeiden ˚.und ˚der Nat.ur zu folgen ˚.von ˚den geziemenden abzugehen ˚.und über ˚den Redegebrauch zu Empfindungen ˚aufsteigen: ˚.und ˚das beste ist, dem andern ˚nichts zu sagen (˚sondern ˚durch Minen ˚und Thaten) da ˚das
Sprechen schon ˚einen Verdacht der künstl.ichen Leutseligk.eit –
Gefäll.igkeiten ˚nicht empfindet, ˚.und s.ie also ˚.auch bei andern unterläßt: – s.ie kann oft bei Rechtschaffenh.eit ˚eine Kleinigk.eit ˚.sein ja da s.ie selten ist: so pflegt s.ie oft bei stark.en Pers.onen ˚.ein Empfehlungsmittel [zu] ˚.sein oder 2) bürgerl.ich ist wider ˚die angenomenen Zeichen ˚der Höflichk.eit Da s.ie lange im Gebr.auch sind, ˚werden s.ie beinahe Natur: – s.ie zeigte entweder ˚eine ˚große Unempfindl.ichkeit ˚der ⁅Höflichk.eit⁆ oder Veracht.ung ˚der Gesellschafter: – Doch gibts ˚.auch Pedanterei hierin: ˚Die uns.ere ˚Aufmerks.amkeit ˚.von größern Dingen abzieht: – [Sectio V. Candor, §§338-347]
[§339f.][6] Offenherz.igkeit – ˚Der ˚das Sprichw.ort erfand:[7] geh ˚.mit ˚deinem Freunde so um als Feind, hätte ˚.mit ihm unter dem Galgen soll.en ˚zusammenkommen: – [i] |
ms 1
[1] [§164] Baumgarten, Ethica philosophica, section 2 (§§164-74) concerns judging oneself (diiudicatio tui ipsius). §164 reads:
“Quum omnis tui cognitio ad te diiudicandum requiratur, §153. M. §606: esto tui iudex. Quae diiudicatio tui ipsius vt sit satis plena et eompleta, §155, non perfectiones tuas solum, sed et imperfectiones, non imperfectiones solum, sed et perfectiones, non qua solam existentiam, sed et qua rationes et gradus earum, pro virili, diiudica. Vt diiudicatio tui ipsius sit satis grauis et pro- [75] portionata, §155, cognitionem graduum in perfectionibus imperfectionibusue tuis eo praesertim adhibe, vt in minimarum intuitum minimas, in maiorum maiores, in maximarum intuitiuam contemplationem maximas iudicii vires impendas, et in quauis denuo classe moralibus perfectionibus imperfectionibusque praecipue, §158.” [excerpt]
[2] [Caesarem vehis!] To expand the saying: “Perge age, audacter, nec quicquam time, Caesarem vehis, Caesarique fortunam” [Go on and fear nothing; you carry Caesar and Caesar’s fortune] – spoken to a group of sailors trying to row a small boat down river against a storm-driven tide. This comes from Plutarch’s Lives
The river Anius was to carry them down to sea, and there used to blow a gentle gale every morning from the land, which made it calm at the mouth of the river, by driving the waves forward; but this night there had blown a [297] strong wind from the sea, which overpowered that from the land, so that where the river met the influx of the sea-water and the opposition of the waves, it was extremely rough and angry; and the current was beaten back with such a violent swell, that the master of the boat could not make good his passage, but ordered his sailors to tack about and return. Caesar, upon this, discovers himself, and taking the man by the hand, who was surprised to see him there, said, ‘Go on, my friend, and fear nothing; you carry Caesar and his fortune in your boat.’” [excerpt].
[3] [Phocion sagte] Phocion (c.402-c.318 BCE), nicknamed ‘The Good’, was an Athenian statesman during the time of Alexander the Great’s conquests and a student of Diogenes. Plutarch includes sayings about him in his Moralia (189a) where we read (Plutarch 1961, 115):
“17. The death of Antipater was followed by a democratic government at Athens, and sentence of death was passed in Assembly on Phocion and his friends. The others were led away weeping, but Phocion was proceeding in silence when one of his enemies met him and spat in his face. He looked toward the officers and said, ‘Will not somebody make this man stop his bad manners?’
18. When one of the men who were to die with him wept and cursed, he said, ‘Are you not content, Thudippus, that you are to die with Phocion?’” (Frank Cole Babbitt, transl.)[excerpt]
[4] [§168] Baumgarten, Ethica philosophica, §168:
“Habitus de perfectionibus suis recte iudicandi est iustum sui aestimium. Habitus de imperfectionibus suis recte iudicandi est humilitas. Iuste te aestuma humilis, §164. Iustus sui aestumator, quid boni egerit, minus meminit, et metitur, quam quid adhuc agendum boni supersit, et quantum, §166, praesentibusque suis perfectionibus moralibus, si quas habet, minus attendit, §167. Ad humilitatem obligatus non obligaris ad errorem. §7. Ergo non est humilitatis (1) agnoscere in te ipso imperfectiones, quae non sunt tuae, (2) pro imperfectionibus habere, quae sunt in te, sed non sunt imperfectio- [75] nes (3) minorem bonis tuis, etiam moralibus, gradum tribuere, quam qui verus est, (4) maiorem malis tuis moralibus gradum tribuere, quam qui est, §164.” [excerpt]
[5] [Demuth … wie Hume meint] Irmscher suggests this is a reference to Hume’s Natural History of Religion (1759, 90):
“Wo die Gottheit als unendlich über den Menschen erhaben vorgestellt wird, da ist dieser Glaube, der zwar ganz und gar richtig ist, im Stande, das menschliche Gemüth in die niedrigste Unterwerfung und Niederträchtigkeit zu versenken, und die Mönchtugenden der Kasteyung, der büssenden Züchtigung, der Demuth und des geduldigen Leidens, als die einzigen Eigenschaften vorzustellen, die ihr angenehm sind, wenn er mit abergläubigen Schrecken verknüpft ist.” [excerpt]
A second plausible referent is found in the closing section of Hume’s Enquiry Concerning the Principles of Morals (1751), which appeared in German as the third volume of Hume’s Vermischte Schriften (1756a, 192-93):
“Da jede Eigenschaft, die uns selbst, oder andern, nützlich oder angenehm ist, im gemeinen Leben, Tugend oder persönliches Verdienst genannt wird: so wird man auch nie eine andere Tugend annehmen, wenn die Menschen nach ihrer natürlichen, von Vorurtheilen nicht eingenommenen Vernunft, von dem täuschenden Anstriche des Aberglaubens und der falschen Religion nicht geblendet, von den Dingen urtheilen. Warum wird das Klosterleben, das Fasten, die Büßungen, die Kasteyungen, die Selbstverläugnung, die Demuth, das Stillschweigen, die Einsamkeit und der ganze Schwarm von [193] Mönchstugenden, von allen vernünftigen Leuten verworfen? aus keiner andern Ursache, als weil sie zu nichts dienen, […].” [excerpt]
We thank Victor Chorny for directing us to this second reference. See also Kant’s mention of these "monkish virtues" in his Sublime and the Beautiful (1764; AA 2: 215) and Metaphysics of Morals (1797; AA 6: 485), as well as later notes from Kant’s lectures on moral philosophy: Kaehler (Stark 2004, 185, 231, 251), Collins (AA 27: 349, 379), Vigilantius (AA 27: 703).
[6] [Moralische Würde … Rousseau’s Gedanken schön] See Kant’s note in his copy of Beautiful and Sublime (Rischmüller 1991, 35):
“Das übel passende der Wissenschaft vor die Menschen ist vornehmlich dieses daß der allergrößeste Theil derer die sich damit zieren wollen gar keine Verbesserung des Verstandes sondern nur eine Verkehrtheit desselben erwirbt nicht zu erwehnen daß sie den mehresten nur zu Werkzeugen der Eitelkeit dienet. Der Nutze den die Wissenschaften haben ist entweder die Üppigkeit, e.g., Mathematik oder die Verhinderung der Übel die sie selbst angerichtet hat oder auch eine gewisse Sittsamkeit als eine Nebenfolge.”
This discussion also occurs in the Kaehler notes on moral philosophy (Stark 2004, 349-50), and brings to mind Kant’s annotation in his copy of his Observations on the Beautiful and Sublime (Rischmüller 1991, 38):
“Rousseau hat mich zurecht gebracht. Dieser verblendende Vorzug verschwindet, ich lerne die Menschen ehren und ich würde mich unnützer finden wie den gemeinen Arbeiter wenn ich nicht glaubete daß diese Betrachtung allen übrigen einen Werth ertheilen könne, die rechte der Menschheit herzustellen.
Rousseau’s discourse on inequality (1756) is likely the text under consideration in the notes (1756, 203-4):
“Die Eigenliebe ist ein relativer, gemachter Begrif, der in der Gesellschaft entstehet, und jedem einzelnen Geschöpfe eingibt, mehr Wesens aus sich, als aus allen anderen Dingen zu machen, der die Menschen [204] zu allem Uebel verleitet, das sie sich einander thun, und der die wahre Quelle ist, daraus die Ehre entspringet.” [excerpt]
Kant later compares Hume and Rousseau on this question of luxury at 43(D)-20; and see a related passage at 43(D)-13
[7] [Wenn ich mich mit andern vergleiche … blos Verachtung veranlaßt] Rousseau (1756, 106-7):
“Ein jeder bemerkte alle andere, und hatte Lust wiederum von ihnen bemerkt zu werden. Die öffentliche Hochachtung erlangte einen Werth. [107] Der am besten singen, der am besten tantzen konnte, der Schönste, der Stärkste, der Geschichteste, oder der Beredsamste ward am meisten bemerket. Dieses war der erste Schritt zur Ungleichheit, und zugleich der erste Schritt zum Laster. Der erste Vorrang, den man einigen einräumete erzeugte hier Stoltz und Verachtung, dort Scham und Neid, und aus dem Gähren dieses ungewohnten Sauerteigs entstunden schädliche Vermischungen für die Glückseeligkeit der Menschen und für ihre Unschuld.” [excerpt]
[8] [170] Baumgarten, Ethica philosophica, §170:
“Actionum gradus maiores moraliter possibilibus sunt excessus, minores sunt defectus stricte dicti. Tam excessus, quam defectus stricte dicti peccant, §10, 8. Habitus nec in excessu, nec in defectu peccandi est mediocritas moralis, s. virtus actiones suas liberas nec intendendi, nec remittendi vltra vel infra id, quod moraliter possibile est. Ergo in [75] quibuscunque generibus ig officiorum non obligamur ad eum gradum omnem actionum, qui nobis phvsice possibilis est, datur excessus et defectus, et optanda mediocritas, §10. Hinc in omni officio, si a summa religione discesseris, §28, datur excessus, sicut defectus stricte dictus, §24. Respectu omnium officiorum, exceptis iis, sine quibus summa religio exsistere nequit, quaerenda mediocritas moralis, §25.” [excerpt]
[9] [Alle großen Dingen … ausgerichtet] This claim appears in Kant’s “Maladies of the Head” (AA 2: 267):
“Dieser zweideutige Anschein von Phantasterei in an sich guten, moralischen Empfindungen ist der Enthusiasmus, und es its niemals ohne denselben in der Welt etwas Großes ausgerichtet worden.”
The essay published across five issues of the Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen (13-27 February 1764).
[10] [Cato starb] Maupertuis (1750, 42-43):
“So bald die Summen des Uebels die Summen des Guten übersteigen, ist das Nichts dem Leben vorzuziehen, und die Stoiker hatten nicht unrecht, wenn sie den Tod als ein erlaubtes und nützliches Mittel ansahen. Viele unter ihnen haben es auf eine fast zu leichtsinnige Art angerathen, und Marc [43] Aurel, diese schöne und sanftmüthige Seele, dachte eben so, wenn er sagte: Entweiche aus diesem Leben, wenn es dir zur Last wird, entweiche aber auch ohne Klagen und Murren, wie aus einem Gemach, darinne es rauchet [Note A].
Seneca spricht noch nachdrücklicher von der Gewalt, die ein jeder Mensch sich selbst zu tödten besitzet, wenn sein Leben ihm unglücklich zu seyn scheinet. Er wundert sich, daß einige Weltweisen von seiner Meinung abgehen können. Wie prächtig ist nicht seine Beschreibung des sterbenden Cato? [Note B]” [excerpt]
Seneca’s discussion of Cato’s suicide highlights its relationship to Cato’s freedom (Providentia, ch. 2):
“Mag auch alles, sagt er, unter die Befehlsgewalt eines einzigen Mannes gekommen sein, mögen auch die Länder durch Legionen, die Meere durch Flotten bewacht werden, mag Cäsars Soldateska die Tore besetzt halten, Cato findet für sich einen Weg zu entkommen: Mit nur einer Hand wird er sich einen breiten Weg in die Freiheit bahnen. [15] Dieses Schwert, auch im Bürgerkrieg rein und unschuldig geblieben, wird endlich gute und edle Dienste leisten: Es wird Cato die Freiheit geben, die es dem Vaterland nicht geben konnte. Mache dich, Herz, ans lange mit Überlegung geplante Werk, entreiße dich allem Irdischen!” [excerpt]
The dying Cato (as depicted in Gottsched’s play) is mentioned in Herder’s notes from the metaphysics lectures at RP/NT 763-A12. Kant also refers to presentations of Cato in Seneca’s De tranquillitate animi, although this concerns Cato’s use of wine to fortify his virtue: Metaphysics of Morals (AA 6: 428), Anthropology (AA 7: 281), and several sets of anthropology notes: Mrongovius (AA 25: 1252), Parow (AA 25: 296), Pillau (25: 750), and Menschenkunde (25: 942). Another reference to Cato’s death is found in the Mrongovius notes (AA 25: 1344), although here his death is aimed towards the freedom of the Republic, rather than his own. The longer discussions in the moral philosophy notes – Kaehler (Stark 2004, 218-19) and Collins (AA 27: 370) – combine these interests in the preservation of the Republic and his personal integrity.
[11] [Vergil] See Virgil’s Aeneid (Bk. 8, lines 666-70):
“Hinc procul addit / Tartareas etiam sedes, alta ostia Ditis, / Et scelerum poenas, et te, Catilina, minaci / Pendentem scopulo, Furiarumque ora trementem; / Secretosque pios; his dantem iura Catonem.”
“Nicht weit davon zeigt er auch des Tartarus Sitz, die ragende Pforte des Pluto und die Pein der Verbrecher und dich, Catilina, auf schroffer Klippe hängend, in zitternder Angst vor der Furien Antlitz, abseits im Frieden die Frommen und ihren Gesetzgeber Cato.” [excerpt]
[12] [Blake … Feinde] Robert Blake (1599-1657) was an English admiral, primarily during the Commonwealth but also before, whose work led to the eventual dominance of the British Royal Navy. David Hume, in his History of England, describes Blake’s last battle – an assault against the Spanish in the Bay of Santa Cruz (20 April 1657), when England was under Cromwell’s Commonwealth (1653-58) – and concludes with a summary of Blake’s character (Bk. 7, ch. 61, para. 50):
“This was the last and greatest action of the gallant Blake. He was consumed with a dropsy and scurvy, and hastened home, that he might yield up his breath in his native country, which he had so much adorned by his valor: as he came within sight of land, he expired. Never man so zealous for a faction was so much respected and esteemed even by the opposite factions. He was by principle an inflexible republican [i.e., supporter of Cromwell’s Commonwealth]; and the late usurpations, amidst all the trust and caresses which he received from the ruling powers, were thought to be very little grateful to him. It is still our duty, he said to the seamen, to fight for our country, into what hands soever the government may fall. Disinterested, generous, liberal; ambitious only of true glory, dreadful only to his avowed enemies; he forms one of the most perfect characters of the age, and the least stained with those errors and violences which were then so predominant. The protector ordered him a pompous funeral at the public charge; but the tears of his countrymen were the most honourable panegyric on his memory.” (German: 1763, 66)[excerpt]
This battle was also briefly discussed in the Herder physical geography lectures on Winds(4°)-12 as well as Kaehler [AA 26.2: 455-56].
[13] [Moralischen Schlaf] Moral sleep and wakefulness is briefly discussed in Baumgarten, Ethica philosophica, §159:
“Quantum potes, moraliter vigila, §157, 158. Ergo quaere habitum moraliter vigilandi moralem vigilantiam, eo magis, quo plurium, quo grauiorum officiorum aliorum est conditio, sine qua non. In quo attentio ad starum suum praesentem moralem prorsus exstinguirur, moraliter obdormit, dum cessar haec attentio, homo moraliter dormit, si clarescit eadem denuo, homo moraliter evigilat. Quo magis vitandus somnus moralis, hoc curatius cauenda, crebrior et longior praesertim, vertigo moralis ad eum facile deducens, §158.” [excerpt]
Georg Friedrich Meier also discussed this topic, in issue #14 of his moral weekly Der Mensch (1751, 114):
“Der moralische Schlaf besteht in einer gänzlichen Unachtsamkeit auf die gegenwärtigen freyen Handlungen, und wer in diesem Zustande sich befindet, der denkt gar nicht daran, ob er rechtmäßig oder unrechtmäßig handele.”
And in his Sittenlehre, 2nd ed., vol. 2 (1762; 1st ed.: 1754), in the chapter on “the clarity of self-knowledge”:
“§410. Der moralischen Wachsamkeit ist ein doppelter Fehler entgegengesetzt, der moralische Schwindel, und der moralische Schlaf. Jener ist ein Zwischenzustand zwischen dem moralischen Schlafe und Wachen, indem er weder ein völliges Wachen noch ein gänzlicher Schlaff ist. […] §411. Ein Mensch schläft moralisch ein, wenn seine Aufmerksamkeit auf seinen gegenwärtigen moralischen Zustand ganz aufhört, zu einer Zeit, da er auf denselben Achtung geben könnte und solte; oder wenn das Bewußtseyn des gegenwärtigen moralischen Zustandes ganz aufhört, da es doch fortdaueren könnte und solte. Und der moralische Schlaf besteht in demjenigen Zustande, in welchem das Bewustseyn des gegenwärtigen moralischen Zustandes zu einer Zeit fehlt, wenn dasselbe möglich gewesen wäre.” [excerpt]
[14] [§.171] Baumgarten, Ethica philosophica, §171:
“Excessus in aestimio sui, s. tribuendis sibi perfectionibus, est arrogantia. Hinc arrogantis est, (1) perfectiones sibi vel praeteritas vel praesentes, vel futuras adiudicare quae ipsi non conueniunt, (2) perfectionum sibi conuenientium maiorem sibi gradum tribuere, quam qui ipsi conuenit, (3) perfectiones ipsas, quas in se deprehendit, pluris aestimare quam aestumandae sunt. Hoc praesertim arrogantiae genus pedantismus vocatur.” [excerpt]
[15] [Verachtung (Holländer)] See 43(B)-8 and the corresponding note.
ms 2
[1] [indoles abjecta] Indoles abjecta, or “low character,” is contrasted with indoles erecta, or “upright character.” These are treated briefly in the Baumgarten’s Ethica philosophica but more fully in the Empirical Psychology section of his Metaphysica (§732). The Kaehler moral philosophy notes offer a fuller account (Stark 2004, 85):
“Wenn wir die Bestrafungen und Belohnungen vergleichen, so merken wir, daß weder die Bestrafungen noch die Belohnungen als BewegungsGründe der Handlung sollen angesehen werden. Die Belohnungen sollen kein BewegungsGrund seyn die gute Handlung zu thun, und die Bestrafungen sollen kein BewegungsGrund seyn die böse Handlung zu unterlassen, indem sie eine GemüthsArt gründen, die niedrig ist, indolem abjectam. Diese heißt bey dem, der durch Belohnung bewegt wird die gute Handlung auszuüben indoles mercenaria, und bey dem der durch die Strafen von den bösen Handlungen abgehalten wird indoles servilis; beyde machen aber die indolem abjectam aus.”
Likewise the Powalski notes (AA 27: 151):
“Sobald wir eine Handlung betrachten und sie für moralisch gut halten, so muß die innere bonitaet allein die Triebfeder seyn. Belohnungen zu praemißen der practischen Gesezze machen, heißt einen animum mercenarium gründen, oder auch eine Indolem servilem, beyde zusammen heißen Indoles abjectae. Indoles abjecta ist wo man durch keine causam impulsivam als durch Trieb der Sinnlichkeit angetrieben wird, diese wird auch Indoles indirecta genannt.”
See also the Collins notes (AA 27: 287), Kant’s notes to his Beautiful and Sublime (AA 20: 112), and Herder’s metaphysics notes from EP 682-B4 and the corresponding note.
[2] [figures of three squares] Here and twice below on this manuscript page, Herder has drawn small figures in the body of the text.
[3] [Vernet in seinem Staat] The textual reference connecting Rousseau, Vernet, and Lycurgus is uncertain, although the individuals involved are clear: Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) and Jacques Vernet (1698-1789) were both well-known Genevans, the latter a professor of history, belles-lettres, and Geneva’s “leading theologian” (Whatmore 2012, 49). Lycurgus was the quasi-legendary lawgiver of ancient Sparta (9th century BCE) best known through Plutarch’s portrayal in his Lives.
Rousseau and Vernet corresponded and were on good terms since first meeting in Geneva on 5 September 1754 (Gargett 1994, 98), but Vernet was soon criticising Rousseau’s deism, as expressed by the Savoyard Vicar (in Rousseau’s Émile). More on Vernet can be found in Saladin (1790) and the Vernet biography in Meusel (1794, 1-21). On his relationship with Rousseau, see ch. 8 of Gargett (1994).
Rousseau was one of Sparta’s leading 18th century promoters – see, for instance, his Discours sur les Sciences et les arts (1750), his Contrat social (1762), pts. 2-3, and his Lettre à d’Alembert (1758; German: 1761). This last was occasioned by d’Alembert’s Encyclopedie entry for the city of Geneva, where among other things d’Alembert criticized Geneva’s prohibition of theater, noting that theater would make possible the uniting of ‘the wisdom of Sparta with the civility of Athens’ (qtd. in Gargett 1994, 318-19). Rousseau responded in his letter that theater endangered republican virtues of community engagement, and that, unlike bourgeois Athens, Sparta had kept similar prohibitions against the arts. Vernet also responded to d’Alembert’s article, and in similar terms, in Letter 12 of his Lettre critiques d’un voyageur anglais: Athens was the only Greek city-state to so enthusiastically adopt the theater and this was a significant source of Athens’s eventual demise (Vernet 1766, 2: 152). The letters were composed in the late 1750’s (the 12th letter is dated August 1, 1757) and were first published in 1761 in Utrecht, but the first edition contains only letters 1-6 [v1-v2-v3]. The 3rd edition contains the relevant 12th letter (vol. 2; the passage comparing Athens and Sparta is at pp. 214-15), but this wasn’t published until 1766 [v1-v2].
Irmscher (1964, 130) also linked this reference to Jacques Vernet, but thought the relevant texts were Vernet’s Lettres d’un citoyen, written in response to Rousseau’s Lettres écrites de la montagne. The dates for these publications, however, are too late to be relevant to the notes here: Rousseau’s letter began circulating in Geneva on December 18, 1764 (Gargett 1994, 358; Whatmore 2012, 62) and Vernet’s response was not published until February 1768 (Gargett 1994, 412). Schwaiger (1999, 37n58) also discusses this passage and several of these sources.
[4] [Commandant in Rochelle … wollte] The port city of LaRochelle suffered various sieges in its history; the siege mentioned here lasted from February 1573 to June 1573, in the wake of the St. Bartholomew’s Day massacre in Paris (August 1572) – the “Bluthochzeit” where Catholics turned on Huguenots shortly after the wedding of Margaret (sister to the Catholic Charles IX, King of France) to the Protestant Henry III of Navarre (later Henry IV, King of France). LaRochelle was predominantly Huguenot and many had fled there from the anti-Huguenot violence in Paris and across France. Francois de La Noue (1531-1591) was sent by Charles IX to negotiate with the city; when this failed the Duke of Anjou (the later Henry III of France) assumed command of the siege.
[5] [Crusius … Schriften davon voll] Christian August Crusius (1715-1775) was a professor of philosophy (1744) and then of theology (1750) in Leipzig, and an important opponent of Wolffian rationalism, which Crusius counters with voluntarism. Kant mentions and discusses Crusius in these notes nearly as often as he does any other philosopher, usually but not always in negative terms. See Adickes (1895).
[6] [§175] Baumgarten, Ethica philosophica, section 3 (§§175-90) concerns duties of conscience (officia erga conscientiam). §175 reads:
“Perfectio tua et imperfectio moralis, quum ex bonis malisque tuis liberis determinationibus oriatur: M. §723, earumque bonitas vel prauitas cognoscatur, vbi sub lege subsumuntur, §10, philosophice cogniturus tuam beatitudinem vel corruptionem moralem, M. §787, 788, examina liberas tuas determinationes eas sub lege subsumens, s. legem ad eas applicans. §164 Facultas liberas suas actiones sub lege subsumendi est conscientia, quod tamen vocabulum habitum etiam nonnunquam, nonnunquam actum ipsum huius facultatis significat.” [excerpt]
[7] [Kaufmannscathechismus] Presumably Johann Kaufmann (1566-1616), Reverendi Patris Martini Lutheri Catechesis minor. In gratiam tenerae iuventutis, & novellorum Pastorum – notis illustrata (Leipzig: Börner 1611).
[8] [§177] Baumgarten, Ethica philosophica, §177:
“Conscientia quia factum nostrum sub lege subsumit, ratiocinatur, §175, nunc distinctius per rationem. nunc confusius analogi rationis quasi ratiociniis, M. §640, 646. Iam omne ratiocinium vel verum, vel falsum. Ergo et ratiocinium conscientiae. Conscientia vere ratiocinans dicitur recta; falso ratiocinans est erronea. Quaere rectam, fuge erroneam, §176. [82] Falsissima ratiocinia possunt habere veras conclusiones. Ergo si vera fuerit conscientiae tuae conclusio, ne eam ideo statim pro recta conscientia habeas. Ratiocinium falsum vel peccat in materia, vel in forma, vel vtrimque. Peccans in materia vel habet falsam maiorem propositionem, vel minorem, vel vtramque. Ergo conscientia erronea vel (1) falsam legem applicat, vel (2) falsum factum subsumit; vel (3) vtrumque, vel (4) verum factum verae legi subsumit illegitime, vel (5) illegitime subsumens simul peccat in materia. §175.” [excerpt]
[9] [§180] Baumgarten, Ethica philosophica, §180:
“Quoniam leges morales vel sunt naturales vel positivae, vel vtrumque; conscientia subsumet facta nostra vel legibus naturalibus, vel positivis, vel vtrisque. Quae naturalibus legibus subsumit facta nostra, conscientia naturalis est. Quaere conscientiam naturalem, quantum potes, §176. Ergo et [84] cognitionem legum naturalium, eamque philosophicam, §177, tam externarum s. cogentium, quam internarum. Ergo ne negligas ius naturae, nec ethicam, §1, etiam philosophicam, §2, nec vllam legum naturalium scientiam.” [excerpt]
The natural conscience is discussed (along with “natural moral laws”) in the Collins notes (AA 27: 255):
“Der Autor nennt das Gewißen ein natürliches; vielleicht will er es von dem geoffenbahrten unterscheiden. Alles Gewißen ist natürlich, diesem aber kann ein natürliches oder geoffenbahrtes Gesetz zum Grunde liegen. Das Gewißen stellt den göttlichen Gerichtshof in uns vor […].”
See also the long discussion of conscience in the Kaehler notes (Stark 2004, 188-97), and specifically of conscience as “natural” (195-96).
[10] [Voltaire … zu weit] Kant would seem to be referring to Voltaire’s article on “Conscience” in his Dictionnaire Philosophique, but it is only in later editions that such an article appears or is developed with the ideas discussed here, e.g., as found in an edition too late for these notes (1789, 3: 198-200):
“Locke a démontré (sil est permis de se servir de ce terme en morale et en métaphysique) que [199] nous n’avons ni idées innées, ni principes innés; et il a été obligé de le démontrer trop au long, parce qu’alors l’erreur contraire était universelle.
De là il suit évidemment que nous avons le plus grand besoin qu’on nous mette de bonnes idées et de bons principes dans la tête, dès que nous pouvons faire usage de la faculté de l’entendement.
Locke apporte l’exemple des sauvages, qui tuent et qui mangent leur prochain sans aucun remords de conscience, et des soldats chrétiens bien élevés, qui, dans une ville prise d’assaut, pillen, égorgen, violent, non seulement sans remords, mais avec un plaisir charmant, avec honneur et gloire, avec les applaudissements de tous leurs camarades.
Il est très sûr que dans les massacres de la Saint-Barthélemy et dans les auto-da-fé, dans les saints actes de foi de l’Inquisition, nulle conscience de meurtrier ne se reprocha jamais d’avoir massacré hommes, femmes, enfants; d’avoir fait crier, évanouir, mourir dans les tortures des malheureux qui n’avaient d’autres crimes que de faire la pâque diffëremment des inquisiteurs.
Il résulte de tout cela que nous n’avons point d’autre conscience que celle qui nous est inspirée par le tems, par l’exemple, par notre tempérament, par nos réflexions.
L’homme n’est né avec aucun principe, mais avec la faculté de les recevoir tous. Son tempérament le rendra plus enclin à la cruauté ou à la douceur; son entendement lui fera comprendre un jour que le qarré de douze est cent quarante-quatre, qu’il [200] ne faut pas faire aux autres ce qu’il ne voudrait pas qu’on lui fît; mais il ne conprendra pas de lui-même ces vérités dans son enfance; il n’entendra pas la première, et il ne sentira pas la seconde.” [excerpt]
Kant’s actual source is unclear.
[11] [Eskimaux … Eltern ermordern] Kant discusses the “Eskimaux” in his lectures on physical geography, as in Holstein-Beck (AA 26.1: 310):
“Die Eltern, wenn sie alt sind, machen ein Tractament und lassen sich von ihren Kindern erdrosseln aber niemals sterben sie durch ihre eigene Hand.”
See also Kaehler (AA 26.2: 309). Kant’s source appears to be Ellis (1750, 206-11):
“wenn die Eltern so alt werden, daß sie sich nicht mehr durch ihre eigene Arbeit erhalten können, sie von den Kindern verlangen sie zu [207] erwürgen; und es wird bey den Kindern als eine Pflicht ihres Gehorsams angesehen solches zu thun. […] Diejenigen [211] alten Leute, welche keine Kinder haben, ersuchen ihre Freunde um diesen Liebesdienst; allein es wird ihnen darin nicht allezeit gewillfahret.” [excerpt]
[12] [§181] Baumgarten, Ethica philosophica, §181:
“Plurima, quae potes, facta tua quum legibus subsumenda sint, §179, excusso somnio morali de factorum singularium indifferentia, §161. M. §654, quot potes, facta tua subsume legibus praeterita, conseqventi conscientia, praesentia, concomitanti, futura, antecedente conscientia, M. §298, sed ita tamen, vt si aeque curate nequeat consequens, antecedens, et concomitans exerceri conscientia, praeferas antecedentem consequenti, et concomitantem in pravitatis suspectas actiones maxime dirigas, §166, 167.” [excerpt]
[13] [des Gewißensbiße] Collins notes (AA 27: 355-56).
“Es haben viele behauptet, das Gewißen sey ein Werk der Kunst und der Erziehung, und es urtheile und spreche bloß nach Gewohnheit. Allein wäre dieses, [356] so könnte der, der solche Uebung und Erziehung des Gewißens nicht hätte, sich der Gewißensbisse entschlagen; welches aber nicht ist. Kunst und Unterweisung muß zwar freylich das zur Fertigkeit bringen, wozu wir schon von Natur Anlagen haben; wir müssen also auch vorher Erkenntniß des Guten und des Bösen haben, wenn das Gewißen richten soll; […].”
See also the Kaehler notes (Stark 2004, 195-96).
ms 3
[1] [§197] Baumgarten, Ethica philosophica, section 4 (§§191-200) concerns the love of oneself (amor tui ipsius). §197 reads:
“Cognoscendis et actuandis mediis perficiendi alicuius finis studens, eum curat. Tollere alicuius imperfectiones est (corrigere) emendare. Hinc emendatio rei contingenter imperfectae est eam curantis. Te et res tuas cura diligenter, §150, et fideliter, §104, multasque deprehensurus imperfectiones vbique contingentes, §168, te et res tuas emenda, quantum potes, §10. Vita animum tui rerumque tuarum incurium, defectum studii ad cognoscenda et actuanda perfectionis tuae media requisiti, hinc et defectum studii emendationis tuae. Quod si tamen curae dicantur excessus in te rebusque tuis curandis, vita curas, quantum potes, §170.” [excerpt]
[2] [§221] Baumgarten, Ethica philosophica, section 6 (§§221-25) concerns the care of the understanding (cura intellectus). §221 reads:
“Ad generalem Obligationen! curandae attentionis, abstractionis, M. §625, reflexionis, comparationis, M. §626, praescissionis, §202. M. §589, accedit specialis, quia sine earum exercitiis nec intellectus coli, M. §631, nec exerceri generatim libertas potest, facultas attendendi pro lubitu, M. §719, nec acquiri potest debitum in te ipsum dominium, §200, cum omnibus huius consectariis, §204-220. Hinc attende, quantum potes, sed attende quibus attendas, quae illustrationem mereantur, quae digna tenebris, M. §529, quae reflexionem, et comparationem mereantur, et quantam. In his exerce attentionem, vt (1) plures, (2) maiores perceptiones, (3) clarioribus etiam, (4) ad modum clariores reddere valeat. Hinc da operam extensioni attentionis et intensioni, et protensioni, M. §628.” [excerpt]
[3] [Chineser … wollten] See Salmon (1732, 60-63):
“[…] waren sie in allen den Dingen gar nicht accurat, und haben viele Dinge besser eingerichtet, nachdem die Jesuiten zu ihnen gekommen, ja sie haben so gar gelitten, daß diese Patres ihren Calender verbesserten. […] [63] […] Ehe die Jesuiten ins Land kamen, und es ihnen besser zeigten, konnten sie gantz und gar keinen richtigen Calender verfertigen: […].” [excerpt]
See also the Holstein-Beck notes on physical geography (AA 26.1: 203) and Herder’s physical geography notes from Asia(8°)-1 and the corresponding note.
[4] [Crusius … eingesehen haben] Crusius is criticized also in Herder’s metaphysics notes: Ont/Cos-A1 and Ont/Cos-A5.
[5] [große Faulheit] See Kant’s note to his Beautiful and Sublime (Rischmüller 1991, 18):
“Eben so wenig wie man sagen kann die Natur habe uns eine unmittelbare Neigung zum Erwerb […] eingepflanzt so wenig kann man sagen sie habe uns einen unmittelbaren Trieb der Ehre gegeben. Es entwickeln sich beyde und sind beyde [so wie] in der allgemeinen Üppigkeit nützlich.”
See a related passage at 43(D)-20 and corresponding note on Hume and Rousseau.
[6] [die Syrten] Syrten are sandbanks or sandbars, often visible at low tide; cf. Happel (1687, 1: 518); but Kant could be alluding here to the “Große Syrte” (the Gulf of Sidra on the coast of Lybia) and the “Kleine Syrte” (the Gulf of Gabès on the coast of Tunisia) (Latin: Syrtis Major and Syrtis Minor).
[7] [§222] Baumgarten, Ethica philosophica, §222:
“Abstractions curam inter alia commendabit eius ad attendendum vtilitas, M. §638. Ad materialem ipsi perfectionem conciliandam, §202, dirigenda est in obscurandas non solum alio respectu noxias imagines, sed etiam eas inutiles, quae non nocent aliis ex caussis, clariores vbi fuerint, distrahunt saltim animum, M. §638, et in campo clararum repraesentationum locum vtilioribus praeripiunt, M. §544, immo easdem saepius obumbrant, M. §529. Ab his vbi abstraxeris, in vtilioribus etiam reflectendo detege, quae minus obseruari mereantur, vt sint praescionis obiectum, §202. Ne tamen re inuito recurrat, quam ex animo volueris exsulare, perceptio, assuefacias abftractionem a facilioribus, vt vbique decet, incipiendo, 1) pluribus, 2) maioribus etiam perceptionibus, 3) admodum maiori obscuritate inuoluendis, quam qua obscuriora iam praedita sunt alia. Hinc esto attentionis et abstractionis agnatarumque facultatum dominus, quantum potes, §221, 200.”
[8] [Zwischen … Moralität] This is echoed in Kant’s annotation to his Beautiful and Sublime (Rischmüller 1991, 48, 130):
“Rousseau entdekte zu allererst unter der Mannigfaltigkeit der menschlichen angenommenen Gestalten die tief verborgene Natur desselben und das verstekte Gesetz nach welchem die Vorsehung durch seine Beobachtungen gerechtfertigt wird.”
“Die Meinung von der Ungleichheit macht auch die Menschen ungleich. Nur die Lehre des HErrn Rousseau kann machen daß auch der gelehrteste Philosoph sich mit seinem Wissen aufrichtig und ohne die Religion zu Hülfe zu nehmen nicht besser hält als der gemeine Mann.”
[9] [analogon rationis] Baumgarten’s Metaphysica §640, introduces the concept of the Analogon der Vernunft; analogon rationis), which he defines as “the summation of all cognitive faculties that represent the connections of things confusedly.” There is a higher and lower faculty of cognition; the former is the understanding, the latter is sensation, and there is a sensitive analaog to each of the higher faculties of wit, acumen, memory, and so on. This phrase is discussed in the psychology section of the metaphysics notes, such as at EP 531-B6 or EP 593-3.
We also find this term in the opening paragraph of Baumgarten’s Aesthetica (1750, 1):
“Aesthetica (theoria liberalium artium, gnoseologia inferior, ars pulchre cogitandi, ars analogi rationis,) est scientia cognitionis sensitivae.
[10] [225] Baumgarten, Ethica philosophica, §225:
“Sapientia quum sit perspicientia connexorum finium, mediorumque, prudentia, §103, vtraque est habitus rationis, quaerenda. quanta potest acquiri, vberrima, grauissima, verissima. clarissima, certissima, ardentissima finium, mediorum, et in iis nexuum cognitio. Hinc et sic disce sapere, et prudenter agere, §224, praesertim habitum in inopinis celeriter exeogitandi, quid factu Optimum, s. praesentiam animi. Tandem nosse labora ingenium tuum latius dictum, vt conformiter eidem agere, M. §648, idque corrigere queas si etiam diseiplina aesthetica et logica, praesertim tamen diligentia, fecilius, §202, M. §650.” [excerpt]
ms 4
[1] [§233] Baumgarten, Ethica philosophica, section 7 (§§226-34) concerns the care of pleasure and displeasure (cura voluptatis et taedii). §§230-233 provides a list of fifteen tips for enjoying a happier life; the last two are in §233:
“Tibi bona, tam domestica, quam adventitia, sunt vel moralia, vel fortuita, M. §912. Tibi mala vel peccata, M. §788. vel infortunia, M. §912. Bona fortuita et infortunia quum pendeant a fortuna, (14) neutiquam poscitur a te totalis indifferentia erga fortunam, §228, sed potius legitimus eius seu bona, seu mala fuerit, intuitus, quo venereris caussarum in ea concurrentium omnium eaussam primam, M. §912, 315, vel remunerantem, vt fortuita [117] etiam ex manu ipsius accipias, §79, vel punientem, vt totaliter in diuinam voluntatem resignatus, §80, auertendis poenis requisitam in te bonitatem moralem circumspicias, §77. (15) Plus tamen bonis malisque moralibus futuris. quam fortuitis attendas, quia magis sunt domestica, §232, et a tua libertate pendentia plus attentionis postulant, §221. Plus praesentibus bonis malisque moralibus animum advertas, quam fortuitis, ob eandem rationem; et vtrisque minus, quam futuris, magis, quam praeteritis, in quibus tamen culpae potius attendendae sunt, quam infortunia, §158.” [excerpt]
[2] [§236] Baumgarten, Ethica philosophica, section 8 (§§235-41) concerns the care of the appetitive faculty (cura facultatis appetiuae). §236 reads:
“Perfectio materialis faeultatis appetiti- [119] uae tuae curabitur a te, si videris: (1) vt appetat non, nisi bona, hinc non appetat bona apparentia, M. §655. (2) auersetur non, nisi mala, hinc non auersetur mala apparentia, M. §655. (3) vt appetat et auersetur non, nisi praesensum, M. §605, hinc non appetat falso praeuisa, nec auersetur, (4) vt appetat non, nisi ea, quae vere praesagit animus dato conatu tuo exstitura, auersetur non, nisi ea, quae vere praesagit animus dato conatu tuo impedienda, hinc non appetat, quae vano exstitura somniares praesagio, non auersetur omnibus tuis viribus ineuitabilia, M. §617. (5) vt appetat vel auersetur, quicquid appetendum, quicquid auersandum pro verissime rectissimeque cognito bonitatis in eodem prauitatisque gradu, §235.” [excerpt]
[3] [Gleichgültigkeit … verringert] Kant’s other references to Hume’s “The Sceptic” suggests the following as a plausible antecedent to this passage (1756h, 291):
“Ein anderer Fehler dieser Betrachtungen, die die Philosophie uns darbiethet, ist, daß sie gemeinglich unsere lasterhaften Leidenschaften nicht vermindern noch vertilgen können, ohne zugleich diejenigen zu vertilgen und zu schwächen, die tugendhaft sind, und ohne die Seele gänzlich gleichgültig und unthätig zu machen. Sie sind größtentheils allgemein, und lassen sich auf alle unsere Affecten anwenden. Vergebens hoffen wir ihre Wirkung allein auf eine Seite zu richten. Wenn wir durch unaufhörliches Studiren und Nachsinnen sie uns sehr vertraulich und gegenwärtig gemachet haben, so werden sie durchaus wirken, and über die ganze Seele eine allgemeine Unempfindlichkeit ausbreiten. Wenn wir die Nerven zerstören, so vertilgen wir das Gefühl des Vergnügens, zugleich mit dem Gefühle des Schmerzens.” [excerpt]
We thank Victor Chorny for alerting us to this passage.
[4] [§246] Baumgarten, Ethica philosophica, section 10 (§§246-49) concerns the care of the will (cura voluntatis). §246 reads:
“Quum volitiones nolitionesque perfectiorem cognitionem sequantur, quam instinctus et affectus, M. §690. eas potissimum in omnibus tuis appetitionibus auersationibusque appete, §237. sicut in elateribus animi motiua prae stimulis, M. §690. Quia tamen non obligaris ad impossibilia, §7, non obligaris (1) ad quicquam pure volendum nolendumue. Aether purior est, tamen aere vescendum heic erit. (2) ad omnia, quae appetenda tibi sunt, volenda, omnia auersanda tibinolenda M. §692. Hinc diiudica, quae forsan appetere vel auersari sensitiue sufficiat, quae velle vel nolle requiratur, quae satis sit implicite, quae satius sit et explicite etiam velle vel nolle, §202, et in his optima cognita decerne, §237, M. §695. Quod vt possis, quum opus sit deliberatione, M. §696, hinc hac saepius indigeas, esto consideratus et circumspectus, caue, ne sis, praesertim in grauioribus, in- [127] consideratus. Fuge tamen animum ancipitem et indeterminatum habitualiter, amator promtitudinis in eligendo, §21. Hanc multum iuuabit (1) bene praeparatum esse pectus ad deliberationem accessurum bonis maioribus propositionibus syllogismorum practicorum. quas maximas vocant, de iis tam viue conuictum, vt constans sit sine pertinacia, M. §699. (2) Exercitium sub iis euentus subsumendi. Vnde patet inchoatam conscientiositatem in tenuioribus adhuc initiorum gradibus hominem ex pertinaci aut inconsiderato nonnunquam mutare in ancipitem et fluctuantem, in maioribus autem gradibus strenue continuatam tandem dare constantem animis promtitudinem, §193.” [excerpt]
[5] [§248] Baumgarten, Ethica philosophica, §248:
“Perfecturus libertatem tuam 7) ne ipsam cum falsa et inani eius specie confundas, qualis exlex licentia et libertas per casum purum operata, §247, 8) eam pluribus maioribus maiorique pro lubitu actuandis volitionibus nolitionibusque assuefac, M. §725, exercitiis, primo facilioribus, successiue difficilioribus, discens te ipsum cogere, §714, vbicunque melius nosti, quod inuito patrandum erit, §246. Si post luctam [127] appetitus et auersationis minus plenarum aliquid inuitus decernas aut consequenter nolis, vincis te ipsum. Si quid Optimum cognitum simul minus plene auerseris, si quod optimi oppositum minus plene appetas, opus erit 9) victoria tui, §238, 245. Iam dominium tui in nobilioribus tuis officiis est, §200, 247. Victoria tui in nobilioribus et difficilioribus exercitiis dominii in te ipsum, M. §527. Hinc patet nobilitas debitae in te ipsum victoriae. 10) Caue seruitutem moralem, §200. M. §730. seruilia et abiectam indolem, M. §732. Ama liberalia et erectam indolem, M. §730, 732.” [excerpt]
[6] [249] Baumgarten, Ethica philosophica, §249:
“Mediocritas in appetendo est temperantia, excessus intemperantia. Temperantia appetitus nimios cauens est abstinentia, s. continentia. Hinc intemperantia simul Incontinentia est. Habitus intemperanter appetendi, quod in malis bonum videtur, est temeritas. Mediocritas in auersando est fortitudo. Fortitudo nimias auersationes cauens est patientia. Excessus in auersando est mollities animi, quae simul impatientia. Habitus molliter auersandi quod in bonis malum videtur, est timiditas, (animus humilis, infractus, demis- [130] sus, confractus,) Defectus in auersando, s. indolentia, et appetendo phlegma morale vocatur significatu malo, progenies socordiae, M §698. Bono enim significatu est iusta dosis temperantiae et fortitudinis ad bona consequenda prudenter, et mala prudenter auertenda requisitae. Quaere temperantiam et abstinentiam, (απεχου) fortitudinem, patientiam (ανεχου) et phlegma morale significatu bono. Fuge intemperantiam, temeritatem, mollitiem animi, impatientiam, timiditatem, indolentiam, et phlegma morale significatu malo, §170.” [excerpt]
[7] [der Mensch in der Einfalt der Natur] This is a central theme in Rousseau’s Second Discourse, Part 1:
“Indem die Menschen sich nun von Jugend an gewöhnen, die unmäßigen Witterungen und strengen Jahrszeiten zu vertragen; indem sie sich zur Arbeit abhärten, und gezwungen sind, nacket und ohne Waffen ihr Leben und ihren Raub wider die andern wilden Thiere zu beschüßen, oder davon zu laufen; so verschaffen sie sich selbst ein festes und fast unveränderliches Temperament. Die Kinder, die von ihren Vätern eine vortrefliche Leibesbeschaffenheit mit auf die Welt bringen, und sie durch eben die Uebungen noch fester machen, erwerben sich dergestalt alle Stärke, dazu das menschliche Geschlecht aufgelegt ist. Die Natur gehet mit ihnen um, wie ein gewisses Gesetz zu Sparta mit den Kindern umgegangen ist: die von guter Leibesbeschaffenheit waren, machte sie stärker und fester, und die übrigen ließ sie umkommen, statt daß ietz das gesellschaftliche Leben, die Kinder, die in einem Staate ihren Vätern zur Last werden, ohne unterscheid vor der Geburt tödtet.” [excerpt]
[8] [250] Baumgarten, Ethica philosophica, section 11 (§§250-66) concerns the care of the body (cura corporis). §250 reads:
“Corporis tui perfectionem quaere, quantum potes, §150. Iam autem consensus eius cum anima. et consensus omnium eius membrorum inter se ad mutationes hominis harmonicas erit perfectio corporis, M. §94, 764. Ergo curaturus perfectionem corporis materialem fac, vt ad optimas actiones harmonicas consentiat, qua singula membra ad easdem requisita; curaturus formalem, fac vt tam apte consentiat ad easdem cum anima, quam fieri [127] per te potest, §202. Vitaturus imperfectionem corporis tui, §151, caue materialem, qua corpus impediret mutationes harmonicas optimas, quantum potes, §202.” [excerpt]
[9] [§252] Baumgarten, Ethica philosophica, §252:
“Ad quaerendam hanc vitam quantum obligaris, tantum vitare teneris eius oppositum, mortem, §251, M. §776. Haec quasi transitus e domo in domum est, M. §785. Sicut sapiens erga hunc nec totaliter est indifferens, nec in statu totalis aequilibrii, neque tamen eum nimis laetatur, praesertim gauisus sede sic satis commoda, nec nimis horret, praesertim vbi se melius habiturum certus est: ita mortem exspecta, donec pulsauerit, interim, quantum potes, eam vitans, et avtochiriam, actionem, qua fieres auetor mortis tuae, tam subtilem minus obseruabili tibi nexu mortem contrahentem, quam crassam, tam repentem, quam repentinam, tam eulposam; quam dolosam, §251. Morti semper paratus, §163, caue tamen, quantum potes, saltim deprecando, §94. Mortem immaturam nondum fines huius vitae consequuti, da operam, vt mori queas, vbi moriendum est, vitae satur, certus hanc vitam tibi non amplius necessariam, §229.” [excerpt]
[10] [268] Baumgarten, Ethica philosophica, Section 12 (§§267-71) concerns work and leisure (cura occupationum et otii). §268 reads:
“Minima occupatio esset vnica actio minima ad vnicum minimum finern praeuium, quam fieri poteft, imperfectissime suscepta, M. §.161. Hinc quo plures, quo maiores actiones, quo plures, quo maiores, quo perfectius praeuidendos ad fines suscipiendae sunt: hoc maior est occupatio. Iam obligaris ad plurimas nobilissi- [143] masque actiones, ad plurimos nobilissimos fines prudenti sapientique simplicitate subordinandos vnico, clarissimeque, quantum potes, praeuidendos, §. 10- 266. His vbi connumeraueris ex vitae genere fluentes, §. 267: habebis satis superquue, quo semper occuperis, quantum potes. Nunquam otiandum est, vbi potes occupari, §. 267.” [excerpt]
[11] [jeder Mensch muß Geschäfte haben] See the longer discussion in the later Powalski notes on moral philosophy (AA 27: 213-14):
“Unser Autor redet ferner von der Arbeit, Beschäftigung und Muße. Die Muße ist von der Nichtsthuerey unterschieden, Otium und negotium sind opposita, die Muße ist der Zustand, da man nichts arbeitet. Die Arbeit ist ein Geschäfte, das mit Beschwerlichkeiten [214] verbunden ist. Es giebt aber auch Geschäfte ohne Beschwerlichkeit und dies ist ein Spiel, welches zur Unterhaltung und Vergnügen ist. Auch in Otio kann man beschäftiget seyn. […] Wir können die Zeit nicht anders als durch Arbeit besezzen. Ein vacuum der Zeit macht bey uns Schrekken und Abscheu, wie solches schon die Scholastiker mit dem horror vacui ausdrückten. Eine leere Zeit erscheint erschrecklich groß zu seyn, darum weil sie leer ist.”
And the Kaelher notes (Stark 2004, 234):
“Der Mensch fühlt sein Leben durch Handlungen und nicht durch den Genuß. Ie mehr wir beschäfftigt seyn, desto mehr fühlen wir daß wir leben und desto mehr sind wir uns unseres Lebens bewust. […] Eine jede leere Zeit ist, die nicht ausgefüllt ist, wie wird nun aber die Zeit ausgefüllt? Der Genuß des Lebens füllt die Zeit nicht aus, sondern läßt sie leer, für einer leeren Zeit hat aber das menschliche Gemüth einen Abscheu horror vacui wenn wir die Zeit nicht mit Empfindungen oder Handlungen ausfüllen, so haben wir lange Weile, Unmuth und Ekel.”
See also the Collins (AA 27: 381) and Vigilantius (AA 27: 667) notes and the section in the Anthropology (AA 7: 233-35) on “Von der langen Weile und dem Kurzweil.”
[12] [§269] Baumgarten, Ethica philosophica, §269:
“Cui otium habitualiter molestum est, est solers, (operosus, semper agens aliquid.) Cui occupatio habitualiter molesta est, est iners, deses. Operosis occupatio, inertibus otium habitualiter iucundum est, §268, M. 658. Naturalis actiuitatis solertia, socordiae desidia et inertia fructus sunt, M. §698. Obligaris ad solertiam et operositatem quaerendam, et inertiam fugiendam, §268. Ergo ad vincendam, si qua tibi fuerit, naturalem socordiam et quaerendam actiuitatem, §248, 242. Vt tamen perfectionem, quam potest, maximam, materialem etiam, nanciscatur solertia tua, §202, non occupationes promiscue, sed quae possunt, optimae tibi habitualiter arrideant.” [excerpt]
[13] [solertia kann zur polypragmosyne] Baumgarten mentions solertia in §269 (above) when distinguishing people who are occupied (solers) from those unoccupied (iners). Polypragmosyne (πολυπραγμοσυην) – translated variously as “curiousity about all things” or “meddlesomeness” – is discussed in §283. In German: Vielgeschäftigkeit.
See also the anthropology notes from Parow (AA 25: 429-30) and Mrongovius (AA 25: 1373-74).
[14] [§270-71] Baumgarten, Ethica philosophica, §270-71:
“§270. Pars vitae nostrae, qua occupari possumus, tempus nostrum est significatu morali. Hinc deses nolit vn- [144] quam tempus esse, semper, ipso iudice, nondum aut non amplius tempus est, §269. Data dati temporis occupatio pensum est. Hoc vel accurate tantum, quantum dato tempore absolui potest, vel minus vel maius, M. §160. In casu primo, datum est pensi, quantum satis est: in casu secundo: tempus nimis longum, pensum nimis breue est: in casu tertio: tempus nimis breue, pensum nimis longum est. Hinc quia desidi tempus semper nimis breue videtur, dum nullum habet vnquam, plerumque pensum apparebit nimis longum, si vel maxime tantum habuerit pensi, quantum satis est. Solerti iam semper aut adhuc tempus est. Hinc nisi habuerit, se iudice, quantum satis est pensi, tempus longum sentiet. Quumque tempus occupatione vacuum ipsi molestum sit, §269: fallet illud, suscipiens occupationes, quarum finis in proximis primarius est, otii molestias impedire.” [excerpt]
“§271. Diaeta semper, quoque solertior fueris, hoc magis requiret otiari nonnunquam, §254, et id quidem non comparatiue tantum, §267, sed et cessando ab omni occupatione, veluti per somnura, M. §556. Hinc somno et otio suum si datum fuerit tem/poris,tale scilicet, et tantum, quäle et quantum vita, sanitas et vigor poposcerit, §255, reliquum demum tuum putaueris, §270. Dispensatio temporis nostri est diiudicatio, quid quantumque temporis nostri singulis occupationum nostrarum tribuendum sit. Quae quum iusta sit pars iusti de te rebusque tuis iudicii, iustus esto dispensator temporis tui, §164. Hinc vt dispensatio temporis tui sit, quae potest verissima, §165, indaga (1) quae vere tuae sint occupariones, i.e. quibus occupari tenearis, (2) quantae sint illae, vt tempus illis proportionari possit, (3) quale tempus cuilibet earum etiam per rationes diaeteticas commodissima sit occasio, §154. (4) quantum requiratur ad quamuis temporis, ne pensa vel nimis breuia, vel nimis longa tibi imponas, lente festinans, §270. Dispensatio temporis tui sit, quae esse potest, ardentissima, §191. hinc tempus impende occupationibus, quibus et quantis iustissima dispensatione, quae tibi possibilis fuit, aptissimum praeuidisti; sic non bene solum, sed et optime, collocaturus.” [excerpt]
ms 5
[1] [§272-75] Baumgarten, Ethica philosophica, section 13 (§§272-75) concerns chastity (cura castitatis) §272 reads:
“In motibus corporis arbitrariis est etiam [146] coitus magna comitante caterua venerearum actionum, M. §733. In has etiam et complexum stimulorum ad easdem libidinem acquirendum animae, quantum potes, dominium, §262, 234. Hinc nec in his omnem promiscue voluptatem appetas, sed quam summa tibi possibilis suaserit prudentia, §230. Quam vbi regulam sequi volueris, ex subordinatione finium tuorum facile patebit coneubitum non Heere, nisi cum persona diuersi sexus, quacum sis in societate, ad commercium aretissimum, §10. Talis persona coniux, societas ipsa matrimonium est. Ergo qui aretissimum cum persona alterius sexus commercium ad proereandam et educandam sobolem, inire non physice solum, sed et moraliter potest per ipsam libidinem obligatur ad matrimonium, §6.” [excerpt]
[2] [Geschlechtertrieben] Rousseau, Abhandlung von dem Ursprunge der Ungleichheit (1756, ###):
“text”
[3] [Einwürfe des Cynikers haben viel richtiges] In a related passage, the Powalski notes discuss the natural and the artificial (AA 27: 102, 103):
“Roußeau, Antisthenes und die Schüler des Diogenes waren der Meinung, daß die Natur in uns zum guten Willen alles angelegt habe. Sie sagten wir wären von Natur der Glückseeligkeit würdig, und die practischen Regeln müßen nie negative seyn, es sey denn, daß unser Willen durch böse Sitten verdorben wäre. […] Der Philosoph des Cynikers war ein Mensch der Natur, der genügsam in Ansehung der Bedürfniße und unschuldig in Ansehung seines Verhaltens war – Die Natur lehrt uns kein Laster.”
See also Collins (AA 27: 248) and Kaehler (Stark 2004, 14-15), and the discussion of shame elsewhere in Herder’s moral philosophy notes, especially 43(B)-16 and the corresponding note.
[4] [Lacedämonier] This same example appears at 42(A)-3; see the corresponding note.
[5] [Roußeau getroffen] On the artificiality of certain vices – shame, in particular – see note 3 on the cynics, above.
[6] [Pflichten … zusammenfaße] Our bachelor Kant has quite a lot to say about sexual desire and marriage. Apart from sections “on the right of domestic society: marriage right” and “on defiling oneself by lust” in the Metaphysics of Morals (AA 6: 277-80, 424-26) and in the “character of the sexes” section of the Anthropology (AA 7: 304-10), see the other notes on moral philosophy: Collins (AA 27: 384-90), Vigilantius (AA 27: 637-41).
ms 6
[1] [Einheit sein] See Kant’s note in his Beautiful and Sublime (Rischmüller 1991, 9, 59):
“In der Ehe Einheit nicht Einigkeit.”
“Einigkeit kann allenfals auch bey der Gleichheit statt finden Einheit aber niemals da in der Ehe Einheit seyn muß so muß durch einen den Mann oder das Weib alles regirt werden. Nun ist die Neigung und nicht der Verstand der da regirt. Also kann entweder die Neigung des Mannes oder des Weibes regiren[;] das letztere ist das Beste.”
[2] [§285] Baumgarten, Ethica philosophica, section 16 (§§285-89) concerns the care of the faculties (cura facultatatum). §285 reads:
“Res externae remedia necessitatum commoditatumque vitae parandarum, vtiles sunt, hinc valorem habent, et pretiosae sunt maiori pretio dignae, M. §337. In his res est, cui pretium eminens, seu pecunia. Dominium rerum pretiosarum, facultates, eaeque maiores opes, sunt remedium necessitatum commoditatumque vitae parandarum, hinc quaerendae, quantum potes, §237, 278. Cuius facultates non sufficiunt, ad necessitates vitae, egenus est, s. indigus. Cuius facultates non sufficiunt, nisi ad pauciores vitae commoditates, pauper est. Cuius opes sufficiunt ad sat multas etiam commoditates vitae, locuples est; cui abundant, dives est. Non egestatem solam, sed et paupertatem fuge, quantum potes, dans operam, vt locuples fias, vel maneas.” [excerpt]
[3] [der Zuschauer] Kant is referring to Addison and Steele’s The Spectator (1711-12), available in Louise Gottsched’s German translation (2nd edition: 1749-51). Kant mentions in the Collins anthropology notes (1772-73) that “the English Spectator is the best weekly” (AA 25: 193; see also Parow at AA 25: 385).
The reference here appears to be issue #509 (Tuesday, 14 October 1712), written by Richard Steele and opening with a Terence quote on our duties of frugality and temperance. The letter begins with the “disgraceful” state of the Royal Exchange in London, which at the time was swarming with “die Schmarutzer, die Hinkinden, die Blinden und Lahmen, die Drescher, die Aepfelhöcker und Eisenkrämer, die Lumpenhunde, die Gassenfeger und Huren,” but then turns to a characterization of the properly frugal man, by way of maxims (1749-51, 7: 172):
“viel Häller machen einen Thaler; ein Pfennig erspart, ist ein Pfennig bewahrt; Thalerreich, Hällerarm; wer Schulden bezahlt, bessert sein Gut; wenn der Bauer nicht muß, so regt er weder Hand noch Fuß”
The letter ends with a recent business venture that turned quite profitable: the renting out of horses. [excerpt]
[4] [Roußeau ... Spitzbube] Kant is quoting freely from Rousseau’s Aemil (1762), vol. 2 (Bk. 3, p. 83):
“Außer der Gesellschaft hat der einzelne Mensch, der niemanden etwas schuldig ist, Recht zu leben, wie es ihm beliebet: in der Gesellschaft aber, wo er nothwendig auf Kosten der andern lebet, ist er ihnen den Preis seines Unterhaltes an Arbeit schuldig; dieß ist ohne Ausnahme. Arbeit ist also eine unumgängliche Pflicht des gesellschaftlichen Menschen. Reich oder arm; stark oder schwach, ein jeder müßiger Bürger ist ein Spitzbube.” [excerpt]
Idleness as a source of vice is also emphasized in Rousseau’s 1752 Abhandlung on the arts and sciences, near the beginning of Part Two:
“If our sciences are futile in the objects they propose, they are no less dangerous in the effects they produce. Being the effect of idleness, they generate idleness in their turn; and an irreparable loss of time is the first prejudice which they must necessarily cause to society. To live without doing some good is a great evil as well in the political as in the moral world; and hence every useless citizen should be regarded as a pernicious person.” [excerpt]
[5] [§287] Baumgarten, Ethica philosophica, §287:
“Non est tua totalis erga opes indifferentia, §226, sed in iis quaerendis temperantia, §249. Intemperantia in quaerendis opibus est avaritia. Auaritia fugienda quum sit, obturandi fontes eius, §286. (1) non egestatem solum, sed et paupertatem, vt summum malorum, (2) locupletem omnem non prosperiorem solum, sed et beatiorem, felicissimumque mortalium somniare, §285, M. §787, (3) diuitem cum locuplete confundere, et in ipsa inutilitate opum summam delectationem quaerere, §227. (4) necessitates vitae [158] tanquam plura postulantes concipere, quam vere postulant, (5) chimaericas commoditates vitae facultatibus impetrandas machinari, §98. (6) incommoda non diuitum tantum, sed et locupletium prorsus non animaduertere §230.” [excerpt]
[6] [Ein Geiziger … ist dem Staat schädlich] Hume makes this point in his essay on money; see the related discussion at 43(D)-20 and the corresponding note. See also the following note [“Diese Kargheit”].
[7] [Diese Kargheit] The relationship between meagerness and miserliness is a common topic in Kant’s lectures on moral philosophy and elsewhere. At about the time of the Herder lectures, Kant wrote this note into his copy of Beautiful and Sublime (Rischmüller 1991, 19):
“Es ist niemand maßiger im Genus als ein Karger. Die karge Habsucht entspringt aus einer Begierde zu vielerley Genus wozu keine wirkliche sondern chimärische Neigung in dem Kargen ist weil er von Hörensagen sie als große Güter ansieht ob er gleich ansich mäßig ist. Dieses ist die dreiste Kargheit. Die feige Kargheit.”
And in his “Maladies of the Head” (1764; AA 2: 262-63):
“Ich halte dafür, daß alle Narrheit eigentlich auf zwei Leidenschaften gepfropft sei, den Hochmuth und den Geiz. Beide Neigungen sind ungerecht und werden daher gehaßt, beide sind ihrer Natur nach abgeschmackt, und ihr Zweck zerstört sich selbst. Der hochmüthige äußert eine unverdeckte Anmaßung des Vorzuges vor anderen durch eine deutliche Geringschätzung derselben. […] Der Geizige hat seiner Meinung nach sehr viel nöthig und kann unmöglich das mindeste [263] seiner Güter entbehren.”
In the other lecture notes on moral philosophy, see Kaehler (Stark 2004, 258), Collins (AA 27: 399-405), Powalski (AA 27: 188), and in the 1793-94 Vigilantius notes he brings Adam Smith into the discussion (AA 27: 606; see also p. 659):
“Durch filzige Kargheit verletzt man nicht nur die Pflicht gegen andere, sondern auch gegen sich selbst. Der Geizige sammelt blos Vermögen, scheut jedoch jede Art der Benutzung desselben. In Rücksicht des Staats entzieht er also der Industrie soviel, als er ohne Mühe durch Interessen oder durch den Fleiß anderer sammelt. Zwischen ihm und einem Verschwender entscheidet zwar Smith in seinem Werke vom Nationalreichthum, daß der Geizige wenigstens die Hoffnung lasse, daß er vermittelst seines Reichthums sich für den Staat thätig zeigen kann, indem er es zu nützlichen Gemein-Anstalten anlegen kann: indeß widerspricht hierin die Erfahrung. Aber auch die Pflicht gegen sich selbst verletzt er. Er besitzt Geld und also ein Mittel, alle Zwecke zu erlangen, sucht aber nicht, dadurch vollkommener zu werden, er versagt sich allen Gebrauch.”
ms 7
[1] [§296] Baumgarten, Ethica philosophica, section 18 (§§293-300) concerns the preservation of one’s reputation (cura existimationis). This is the last section of Ch. 2 (on duties to the self). §296 reads:
“Temperantia in appetendo honore est modestia, s. temperantia philotimiae. Intemperantia circa honorem ambitio, [164] eaque vel vani honoris, vel etiam laudis tantum, si vel simulata fuerit, vanitas. Veri etiam honoris ambitiosa est appetitio (1) in non praesentiendas perfectiones lata, §236. (2) media veras suas dotes aliis exponendi non legitima adhibens, §294. Hinc diiudicentur studia innotescendi, inclarescendi, se virum praestandi, aliorum aestimium exprimendi, suas merces explicandi, magnas de se cogitationes in aliis excitandi, M. §942. Deus summam suam gloriam promouens modeste imitandus est, §92.” [excerpt]
[2] [§298] Baumgarten, Ethica philosophica, §298:
“Sumtuositas ambitiosa pompa est, hoc [165] magis cauenda, quo facilius in vanitatem degenerat, §296. prodigalitas, §289. Gradus eius non ex quantitate sumtuum, sed ex quantitate sumtuum ad honorem pomposi non requisitorum metiendi sunt, eorumque non solum qui vere fiunt. sed etiam qui appetuntur, §297. Modesta frugalitas est sumtuosa sine pompa, §289. Vanitas ex externo aliorum contemtu est ferocia fugienda, §296, quia certum consectarium contemtus actiui vani contemtus passiuus meritus est, §294.” [excerpt]
[3] [Cicero … zu affektiren] A related passage is found in the Parow anthropology notes (AA 25: 447):
“Mancher General der nicht vor Batterien erschrickt, wird roth, wenn er öffentlich reden soll, das macht es betrift einen Ehrenpunckt. Derjenige der sich an eine gewiße Fermeté gewöhnt hat, und über nichts scheu oder roth wird, hat wenn er es nur nicht mißbraucht, das größte Geschenck der Natur. Wenn aber diese Fermeté in eine Dummdreistigkeit ausartet: so ist nichts so sehr misfällig. Sehr oft gefällt die Blödigkeit, so daß auch Cicero sich oft bey seinen Reden blöde stellte, ob er es gleich nicht war.”
Cf. Quintilian, Institutio oratoria, Book 11, Chapter 3.97:
“hoc modo coepisse Demosthenen credo in ilio Ctesiphonte timido summissoque principio, sic formatam Ciceronis manum, cum diceret: si quid est, iudices, ingeni mei, quod sentio quam sit exiguum.”
[It was with this gesture that I believe Demosthenes to have commenced the timid and subdued exordium of his speech in defence of Ctesiphon, and it was, I think, in such a position that Cicero held his hand, when he said, ‘if I have any talent, though I am conscious how little it is.’ (H. E. Butler, transl.)]
[4] [§299] Baumgarten, Ethica philosophica, §299:
“Quum non opus sit maiore semper perfectione, vt aliquid nobis placeat, M. §651, possunt placere, quae tamen non honoramus, M. §942. Quumque perfectio quaedam maior possit a nobis agnosci admodum vere, clare, certo, minus tamen ardenter, M. §669, qualis cognitione symbolica potissimum perspecta: possunt satis honorari minus tamen placentia. Hinc Studium placendi aliis a philotimia vtiliter distinguitur, §293, non minus commendandum, quum. placentem amemus, M. §684. amor autem aliorum amati statum externum mirum quantum perficiat, §276. Studium placendi aliis minimum foret, si vnico minimam ex te voluptatem creare appeteres, quo ergo pluribus, quo maio- [166] rem ex te voluptatem procurabis, hoc maius erit Studium tuum placendi (complaisance), M. §160, 161. Ergo da operam, vt, quam possunt, plurimi maximi, dignissimique verissimum, clarissimum, certissimum, ardentissimum intuitum, quae possunt in te esse, plurimarum maximarum perfectionum nanciscantur, tam debilia inter antecedentia et socia taedia, quam fieri potest, M. §658.” [excerpt]
[5] [§300] Baumgarten, Ethica philosophica, §300:
“Virtus, quatenus honorem meretur, honestas est. Hinc quia ad virtutem externe per ius naturae, interne per ethicam obligamur, §1. Honestas interna latius erit complexus virtutum omnium, ad quas interne obligamur, et haec ethica, complexus virtutum omnium, ad quas interne obligamur in statu naturali. Latiori significatu honestas interna officiorum erga deum, nos et alia complectitur habitus, quae tamen strictius nonnunquam pro virtute officiorum erga nos sumitur, et haec quidem complexa officia erga nos in statu naturali, cum eorum habitibus, ethica erit. Da operam honestati internae, tum latius, §10-300, tum strictius dictae ethicae, §150-300, in officiis erga te ipsum moralem obseruans mediocritatem, §170, vi- [166] tans excessus in te, vt fine perficiendo, cum habitu excedendi s. egoismo morali, et defectus cum habitu eiusmodi defectus stricte dictos admittendi: s. negligentia tui ipsius.” [excerpt]
[6] [Ehre des Roußeau ... innere Ehre] Irmscher (1964, 142) points us to Letter 17 (the “Gegenantwort”) of Rousseau’s Julie oder Die Neue Heloise (1761, 1: 83, 86):
“Ich verletze also Ihre Ehre, für die ich tausendmal mein Leben hingeben wollte? Ich verletze deine Ehre, Undankbarer! der du mich bereit sahst, dir die meinige aufzuopfern? Wo ist denn nun diese Ehre, die ich verletze?” [excerpt]
“Laßt und nun auf das Wesentliche kommen. Die Ehre, sagen Sie, verbiete Ihnen, meine Geschenke anzunehmen. Ist dieses, so habe ich nichts mehr zu sagen, und ich bin mit Ihnen einig, daß es Ihnen nicht frey steht, einer solchen Vorsicht sich zu entschlagen.” [excerpt]
The reference to ‘Selbstschätzung’ suggests a passage from Rousseau’s Abhandlung von dem Ursprünge der Ungleichheit (1756, 203-4):
“Man muß die Eigenliebe nicht mit der Liebe zu sich selbst vermengen: diese beiden Leidenschaften sind durch ihre Natur und durch ihre Wirkungen von einander unterschieden. Die Liebe zu sich selbst ist eine natürliche Empfindung, die jedes Thier dahinbringet, daß es für seine eigene Erhaltung wachet, und daraus bey dem Menschen, wenn er von der Vernunft geleitet und von dem Mitleiden eingeschränket wird, Tugend und Menschlichkeit entspringet. Die Eigenliebe ist ein relativer, gemachter Begrif, der in der Gesellschaft entstehet, und jedem einzelnen Geschöpfe eingibt, mehr Wesens aus sich, als aus allen anderen Dingen zu machen, der die Menschen [204] zu allem Uebel verleitet, das sie sich einander thun, und der die wahre Quelle ist, daraus die Ehre entspringet.” [excerpt]
[7] [Egoismus moralis ist zwiefach] Egoismus moralis is mentioned in Baumgarten, §300. The Kaehler notes devotes several paragraphs to “Eigenliebe” (Stark 2004, 198-99):
“Die Liebe des Wohlgefallens gegen andere ist das Urtheil des Wohlgefallens über ihre Vollkommenheit; die Liebe des Wohlgefallens gegen sich selbst aber oder die Eigenliebe ist eine Neigung mit sich selbst über das Urtheil der Vollkommenheit wohl zufrieden zu seyn.
Die Philautie oder moralische Eigenliebe ist der Arroganz oder dem moralischen Eigendünkel entgegengesetzt. Der Unterschied der Philautie von der Arroganz ist, daß die Philautie nur eine Neigung ist mit seinen Vollkommenheiten zufrieden zu seyn, die Arroganz aber eine unbillige Anmaassung aufs Verdienst macht, sie eignet sich mehr moralische Vollkommenheiten zu, als ihr zukommen, die Philautie macht keine Forderung, nur sie ist mit sich zufrieden und macht sich keine Vorwürfe; die Arroganz ist stoltz auf ihre moralische Vollkommenheit; die Philautie ist nicht stoltz, sondern glaubt unsträflich und so unschuldig zu seyn, die Arrogantz ist also ein schädlicherer Fehler; die Philautie prüft sich nicht selbst mit dem moralischen Gesetz als mit der Richtschnur sondern mit Beyspielen und dann hat man wohl Ursach mit sich zufrieden zu seyn; die Beyspiele moralischer Menschen sind Maasstäbe aus der Erfahrung, aber das moralische Gesetz ist ein Maasstab aus der Vernunfft; vergleicht man sich nun mit dem ersten Maasstabe, so entspringt daraus die Philautie oder auch wohl die arroganz. Die Arrogantz entspringt entweder wenn man das moralische Gesetz sich enge und nachsichtlich denkt, oder wenn der moralische Richter in uns partheyisch ist. Ie weniger man das moralische Gesetz strenge macht und je weniger uns der inner- [199] liche Richter strenge beurtheilt; desto arroganter kann man seyn.
See also Collins (AA 27: 357).
[8] [§304, 309] Baumgarten, Ethica philosophica, chapter three (“duties to others”), section two (§§304-14) concerns universal love (amor universalis):
“§304. Obligaris ad philanthropian vniuersalem, §302, M. §908, aequalium aequalem, inaequalem inaequalium in hominibus ita, vt quo quis perfectior, quo tibi notior, quo amor tuus actiuus vtrique vestrum vtilior est, hoc esse debeat ardentior, §303. Hinc non obligaris ad amorem tui et aliorum hominum totaliter aequalem, M. §272. Vnum hominem magis amare, quam alterum, perfectiores imperfectioribus, notos incognitis, tibi vtiliores minus vtilibus tibi praeferre, eos [170] etiam, quibus plus inseruire poteris. illis, quibus tantum prodesse non potes, non est contra philantropian vniuersalem, §303. Maior autem huius gradus generositas est.” [excerpt]
“§309. Quum alter homo, quid intra mentem tuam agatur, nosse non possit, nisi significatum, M. §347, saepe tamen non tua solum, sed et illius intersit, eum vberius, verius, clarius, certius, ardentius nosse quomodo quantumque a te ametur, §299, nec iusti gradus philantropia possit esse nunquam aut rarius erumpens in opera charitatis testantia de sua caussa, M. §333, obligaris ad tuam etiam philantropiam significandam, hinc et ad habitum eam signi- [173] ficandi s. humanitatem, nunc expressam, nunc tacitam, nunc implicitam, nunc explicitam.” [excerpt]
[9] [§310] Baumgarten, Ethica philosophica, §310:
“Humanus esto sine simulatione, §309. Non simulata bonitas est sincera, M. §919. Sincera humanitas candor est. Candidus esto. Humanitas tua per conuenientia signa philanthropiam tuam exprimat prudens, §225. Humanitas signis conuenientibus amorem testata, comitas est. Comis esto. Comitas ornatior est ciuilitas s. vrbanitas. Ornatus verus quum placeat, verae ciuilitati stude, immo maiori etiam festiuitati praesertim in sermonibus obseruabili, quantum potes, §299.” [excerpt]
[10] [§311] Baumgarten, Ethica philosophica, §311:
“Philanthropiae debitae, §303-310, fuge opposita frigidam erga genus humanum aut quemquam hominum, etiam minus tibi cognitum, minus vtilem, indifferentiam, quae quum ne liceat quidem erga imperfectiores mortalium, et quibus parum prodesse poteris: §226, quo perfectiores, quo tibi notiores sunt, quo magis mutuo tibi prodesse possent, erga quos friges, hoc illaudatior esset tua indifferentia. Ergo caue habitum excedendi in indifferentia erga alios, animum frigidum.” [excerpt]
[11] [Stoiker … waz gehts dich an] See Kant’s note to his Beautiful and Sublime (Rischmüller 1991, 12):
“Woher der Stoiker sagt: Mein Freund ist kranck was gehts mich an[.] Kein Mensch ist der nicht das schweere Joch der Meinung fühlet und keiner schafft es ab.”
Rischmüller traces this to Addison and Steele’s Spectator, issue #397, 5 June 1712), which opens with:
“So wie die stoischen Weltweisen alle Leidenschaften überhaupt untersagen, so verstatten sie auch einem weisen Mann nicht einmal mit eines andern Betrübnis Mitleiden zu haben. Wenn du deinen Freund bekümmert siehst, schreibt Epiktet, so kannst du wohl auch einen traurigen Blick annehmen, und ihn beklagen: aber hüte dich ja, daß dein Schmerz nicht ernstlich sey. Diejenigen von dieser Secte, die noch strenger sind, wollten auch nicht einmal den äußerlichen Schein einer solchen Betrübniß zugeben; sondern wenn man ihnen ein Leid erzählte, welches zuweilen wohl gar einem ihrer nächsten Anverwandten wiederfahren war, so sprachen sie, was geht es mich an? Gieng man noch weiter und beschrieb alle Umstände bey diesem Unglücke, und zeigte, wie ein Uebel aus dem andern gekommen wäre, so sprachen sie abermal: das kann alles wahr seyn; aber was geht es denn mich an?” [excerpt]
[12] [§312] Baumgarten, Ethica philosophica, §312:
“Qui alterum habitualiter amat amicus eius internus est. Ergo obligaris ad amicitiam internam erga totum genus humanum, §304, actiuam illam, qua ipse amas. Amicitia interna mutua est Status se muto amantium: haec licet non sit omnino in potestate tua posita, M. §708, quantum tamen potes, quaerenda, dum amas ipse, sicut decet, & placere studes modis legitimis, §299, ad quod obligaris per ipsam philanthropian, quia hominem alium amare est amantis perfectio, §304.” [excerpt]
[13] [alter ego] Cicero, Laelius de amicitia, §80:
“Ita pulcherrima illa et maxume naturali carent amicitia per se et propter se expetita nec ipsi sibi exemplo sunt, haec vis amicitiae et qualis et quanta sit. Ipse enim se quisque diligit, non ut aliquam a se ipse mercedem exigat caritatis suae, sed quod per se sibi quisque carus est. Quod nisi idem in amicitiam transferetur, verus amicus numquam reperietur; est enim is, qui est tamquam alter idem.” [excerpt]
[14] [verringere ich die Freundschaft] Perhaps Kant’s favorite quote on the topic of friendship comes from Aristotle: “My dear friends, there are no friends!”, which he discusses in his Anthropology (AA 7: 152), beginning with his very first lectures (AA 25: 105-6), and he maintained it among his own friends (Wasianski 1804, 77-78). His likely source was Montaigne’s essay on friendship (Versuche 1753, 1: 149-50):
“Unsere Seelen [of true friends] sind so einig gewesen, sie haben sich mit einer so inbrünstigen Neigung betrachtet, und einander hierdurch bis auf das innerste des Herzens gesehen, daß ich nicht allein die seinige so gut als die meinige kenne; sondern daß ich auch mich ihm weit eher, als mir selbst, anvertrauet haben würde.
Vorstellung der gemeinen Freundschaften.Man setze ia nicht die gemeinen Freundschaften in diesen Rang. Ich kenne dieselben so gut, als ein anderer; und noch dazu die allersvollkommensten darunter. Allein, ich will niemanden rathen ihre Regeln mit einander zu vermengen: man würde sich betrügen. Bey diesen andern Freundschaften muß man allezeit den Zaum in der Hand behalten, und klug und vorsichtig gehen. Das Band ist nicht so verknüpft, daß man sich vollkommen darauf verlassen könnte. Liebe ihn, sagte Chilon, als wenn du ihn ein- [337] mal hassen würdest: hasse ihn, als wenn du ihn dereinst lieben würdest. Diese Lehre, wleche in dieser ächten und vollkommensten Freundschaft so abscheulich ist, ist sehr heilsam bey den gewöhnlichen und gemeinen Freundschaften. In Ansehung derer muß man sich der Worte bedienen, welche Aristotles oft im Munde führt: Meine lieben freunde, es giebt keine Freunde! [excerpt]
ms 8
[1] [§322] Baumgarten, Ethica philosophica, section 3 (§§315-27) concerns the study of peace (studium pacis), with §§319-23 discussing five criteria to be met before proceeding to war. §322 reads:
“Vt pacificus sis ante bellum inter alios, (4) quantum potes da operam illi impediendo mediator, §315, vel laesiones etiam apparentes sine necessitate suscipiendas dissuadendo, vel parti, quae laeserat, suadendo reparationem, §320, vel parti, quae se laesam autumat, excusando alteram, ostendendo, quod aut prorsus non, aut non tantum peccauerit, quantum videbatur, (prius tentare est exculpare), §321, vel vere laesae parti suadendi veniam, s. decretum non vindicandi, vlciscendi vel puniendi, vltio est extorsio damni reparandi, §320. Vindicta gaudium ex malo eius, qui vere vel apparenter laeserat gaudentem, quae a pacifico mediatore dissuadenda est, §314. Inimicitias inter alios excitatum si quis it aut auetum callide, susurro est. Caue susurronum turpissimam virulentiam, quae se exserit, (1) suadendo laesiones, §319, saltim (2) actiones, de quibus praeuideris tertium eas habiturum pro laesionibus sui, sine necessitate praestandas, §321. (3) dissuadendo reparationem, §320, (4) reme- [182] dia, quibus alter conuinci posset, se non laesum esse, debita, §321. (5) laesionem fingendo, (6) veram exaggerando, (7) veniam dissuadendo, (8) vindictam suadendo susurro vtrique parti sacrum officium praestans bilinguis est, dupliciter peccans, §315.” [excerpt]
[2] [§328] Baumgarten, Ethica philosophica, §328:
“Alienum possessori non demendum, §317, ergo nec appetendum est, vt fiat nostrum, §236. Nemo odio prosequendus est, §313. Quum ergo et alienum sibi appetat, et oderit inuidia, M. §687, bis peccat. Habitus inuidiae livor est. Ne sis homo liuidus (1) amori vniuersali stude, §304. (2) solipismum caue, §195. (3) dispensationi sapientissimae acquiesce, §75. hinc (4) opinionem, qua aliena tibi potius conuenire videntur, vt somnium morale fuge, §161. (5) cogita multa aliis bona esse, quae tibi vere mala forent, multa, quamdiu in aliis vides, bona videri, quae tamen ipse expertus longe alia sensurus esses, M. §660. (6) multa aliena videri, quae simul tamen per nexum non ita crypticum tibi prosunt, nec tibi prodessent, nisi alteri essent, quae ipsi inuidere tenteris, (7) bona tibi respice, quae forsan et aliis desunt, e.c.” [excerpt]
[3] [Nerons Brand der Stadt Rom] A claim from antiquity that historians now reject as groundless.
[4] [Sokrates auf dem Jahrmarkt sagen konnte] This could be a reference to Diogenes Laertius sketch of Socrates (Book 2, §24-25) in his Lives of Eminent Philosophers:
“He was a man of great independence and dignity of character. Pamphila in the seventh book of her Commentaries tells how Alcibiades once offered him a large site on which to build a house; but he replied, ‘Suppose, then, I wanted shoes and you offered me a whole hide to make a pair with, would it not be ridiculous for me to take it?’ [25] Often when he looked at the multitude of wares exposed for sale, he would say to himself, ‘How many things I can do without!’” (R. D. Hicks, transl.)[excerpt]
[5] [§329] Baumgarten, Ethica philosophica, section 4 (§§328-37) concerns those vices opposing the love of humanity (“Vitia philanthropiae opposita”). §329 reads:
“Quum inuidus sit illius, cui inuidet, inimicus internus saltim, §313, certe qua bonum, quod suum mallet, §328, contra mansuetudinem est, temere aliquem habere [186] pro sibi inuidente, §323, quod et ideo cauendum, quia amorem erga eum, quem mihi inuidere puto, imminuit eiusmodi opinio, §304. Cauebitur autem eiusmodi somnium morale, §165, si (1) caueatur arrogantia inuidendas sibi perfectiones tribuens, §171. (2) aliorum perfectiones, quae merentur, tanti aestumentur, vt improbabile nobis ipsis videatur, eos nostras adhuc desideraturos, (3) non confundatur cum inuidia aemulatio, studium similes perfectiones consequendi, forsan in maiori gradu, quales sunt in exemplari, virtus, §10, vbi temperans fuerit, §249.” [excerpt]
ms 9
[1] [§331] Baumgarten, Ethica philosophica, §331:
“Caue ingratitudinem, non illam solum qualificatam, §317, externe, laedentis externe benefactorem, interne, laedentis eundem interne, §318, sed simplicem etiam, 306. Ne tamen alios temere pro ingratis erga te habeas, §329, caue (1) ne pro tuis erga eos beneficiis habeas, quae non fuerunt, qualia minora aut apparenter tantum bona, aut non profecta ex bonitate, ex hac enim profecta aliquod pondus habentia, nisi grato animo, compensari non possunt. (2) ne cum ingrato confundas, cuius non est in potestate positum gratias referre, aut etiam multis agere, §137. Gratiae referuntur beneficio in benefactorem collato ob gratitudinem. Qui gratias non refert, quum potest, ingratus est, §306, M. §309, multo magis, ne agens quidem, maxime, ne tunc quidem agens, vbi agere iam esset aliquantulum referre gratias, et vtrumque potest.” [excerpt]
[2] [bis auf den Elephant] Love is not mentioned in the accounts of elephants found in two of Kant’s sources – Halle (1757, 374-82) and AHR (1748, 2: 313-18) – but it does show up in later notes on physical geography: Hesse (AA 26.2: 143-45) and Dönhoff (AA 26.2: 937-40).
[3] [Inkle … Pater Labat] The story of Thomas Inkle was well-known in 18th century Europe, but it does not occur in Labat’s 1783 account of his travels in the West Indies. Jean Baptiste Labat (1663-1738), a French Dominican priest who served as a missionary in the Antilles (West Indies), would otherwise have been a plausible source, since Kant mentions his work in the physical geography lectures that Herder attended. In this passage, however, Kant is misremembering his source. He most likely knew of Inkle’s story from an embellished account given in Steele and Addison’s The Spectator, but the story originated in a brief narrative found in Richard Ligon’s 1657 A True and Exact History of the Island of Barbadoes:
“This Indian dwelling near the Sea Coast, upon the Main, English ship put in to a Bay, and sent some of her Men a shoar, to try what victuals or water they could find, for in some distress they were: But the Indians perceiving them to go up so far into the Country, as they were sure they could not make a safe retreat, intercepted them in their return, and fell upon them, chasing them into a Wood, and being dispersed there, some were taken, and some kill’d: But a young man amongst them straggling from the rest, was met by this Indian maid, who upon first sight fell in love with him, and hid him close from her Countrymen (the Indians) in a Cave, and there fed him, till they could safely go down to the shoar, where the ship lay at anchor, expecting the return of their friends. But at last, seeing them upon the shoar, sent the long-Boat for them, took them aboard, and brought them away. But the youth, when he came ashoar in the Barbadoes, forgot the kindness of the poor maid, that had ventured her life for his safety, and sold her for a slave, who was free born as he: And so poor Yarico for her love, lost her liberty.”
This account was developed by Richard Steele in the 11th issue of Steele and Addison’s The Spectator, Tuesday, 13 March 1711), beginning with the name of the young man:
“Mr. Thomas Inkle, of London, aged twenty years, embarked in the Downs, in the good ship called the Achilles, bound for the West Indies, on the 16th of June, 1647, in order to improve his fortune by trade and merchandise.”
So begins what became a well-known story – the story published by Steele – of an encounter between Europeans and other peoples:
“If the European was highly charmed with the Limbs, Features, and wild Graces of the Naked American; the American was no less taken with the Dress, Complexion, and Shape of an European, covered from Head to Foot. The Indian grew immediately enamoured of him, and consequently sollicitous for his Preservation.”
After several months together, with Yarico keeping Inkle safe and well, they manage to attract the attention of a passing ship, which they then board with the intention of sailing back to England together, only for Yarico to discover that English love has its limits:
“Mr. Thomas Inkle, now coming into English Territories, began seriously to reflect upon his loss of Time, and to weigh with himself how many Days Interest of his Mony he had lost during his Stay with Yarico. This thought made the Young Man very pensive, and careful what Account he should be able to give his Friends of his Voyage. Upon which Considerations, the prudent and frugal young Man sold Yarico to a Barbadian Merchant; notwithstanding that the poor Girl, to incline him to commiserate her Condition, told him that she was with Child by him. But he only made use of that Information, to rise in his Demands upon the Purchaser.”
On the popularity of this story, see Felsenstein (1999). While Kant may have encountered it in various texts, the most likely source is Luise Gottsched’s German translation of The Spectator (Addison/Steele 1749-51, 1: 51-54). [excerpt]
[4] [jener Wilde seinen Vater] Kant could be referring back to his earlier discussion of the custom among some Inuit peoples, where it would be the duty of a child to strangle a parent, when it was their time to die; see 43(C)-2 and the corresponding note.
[5] [§332] Baumgarten, Ethica philosophica, §332:
“Fuge immisericordiam, habitum prorsus non auersandi miseriam alterius, [188] quae tollit isericordiam, §306, et cum philanthropia habituali omnino consistere non potest, quia amans amati imperfectiones auersatur, M. §684, 663. Ne tamen alios temere erga te immisericordes credas, §329. (1) ne postules misericordiam propter illa, quae alii, et recte quidem, non putant esse miseriam, (2) ne cum immisericordi confundas eum, qui vel physice vel moraliter nequit miseriam tuam tollere, aut etiam suam compassionem commiserationemque tot tantisque signis, quot quantaque velles, declarare. Qui potest miseriam alterius partialiter, vel totaliter tollere, solis tamen verbis commiserationem testantibus contentus est, est immisericos, §237.” [excerpt]
ms 10
[1] [§334] Baumgarten, Ethica philosophica, §334:
“Maxime caue maleuolentiam vniuersalem tam respectu omnium personarum, quam respectu omnium imperfectionum, §333. Malignitas ex maiori gaudio de imperfectionibus alterius est crudelitas. Crudelitas laetata maximis, quas potest actuare, imperfectionibus alterius est sanguinolentia. Vtramque non vniuersalem solum, sed et particularem erga aliquos caue, §333, hinc, cuius certum est consectarium, vindictam, §322, vtriusque non genus solum, et species manifest iores, sed crypticas etiam, quales per maledicentiam vnice exercendae, §333.” [excerpt]
[2] [Rache … scheinen] Drawing on the reports by Lafitau and Charlevoix, the AHR (1759), Bk. 6, ch. 14 (17: 1-94) discusses the indigenous North Americans, and in Section Four (“Von dem Kriege und Frieden der Wilden”) several accounts of revenge are given:
“Der Augenblick, da die Weiber zu den Kriegesleuten kommen, ist gleichsam die Eröffnung der Strafe der Gefangenen. […] [57] […] so ist sie eine Furie, die sich an dem ersten vergreift, den sie antrifft; und man kann es sich nicht vorstellen, wie weit sie ihre Rache treibt. Alle Gesetze der Scham und Menschlichkeit werden vergessen.” [excerpt]
A lengthy account of torturing war captives is given on pp. 59-62, in which remarkable insensitivity to physical pain by the one being tortured is described, but those who express their suffering find no pity:
“Diese Art von Unempfindlichkeit ist auch nicht so allgemein, als sich andere einbilden, und man sieht nicht selten, daß diese Elenden solch Geschrey erheben, welches durch die härtesten Herzen dringen kann; welches aber keine andere Wirkung hat, als daß es den Umstehenden eine Lust machet.” [excerpt]
The above concerns the Iroqois and Huron, but a similar trait is also highlighted in the description of the Caribes (1759, 480):
“Darauf geht aller ihr Eifer auf die Rache; denn so viel Zuneigung sie auch gegen einander haben, so sehr sind sie auch zum Hassen vermögen, wenn sie sich für beleidiget halten. Ein Caraibe verzeiht niehmals.” [excerpt]
Kant relates several stories along this line in Holstein-Beck (AA 25: 311, 316), and see the mention of revenge among the North Americans in Herder’s physical geography notes (Land(4°)-3).
[3] [Exekutionen sehen] Kant may have in mind Hogarth’s set of engraving on the four stages of cruelty that are discussed in the Kaehler moral philosophy notes (Stark 2004, 345-46) and are also mentioned later in the Herder notes; see 43(D)-23 and the corresponding note.
[4] [§335] Baumgarten, Ethica philosophica, §335:
“Caue inhumanitatem, non eam tetros crudelitatis sanguinolentiaeque gradus exprimentem tantum, §334, sed habitum etiam non significandi suum aliis amorem, siue coniuncta fuerit cum animo, nisi maleuolo, §332, saltim frigido erga alios, §311, siue in solo neglectu signorum amoris satis boni habituali consistat, §309. In signis amorem suum aliis declarandi, quedam sunt naturalia, quaedam arbitraria, et horum quaedam mores, §140, quaedam secundum certas generales arbitrii humani regulas determinanda artificialia. Horum vnum vel alterum si [190] quis erga te neglexerit, vel quia nesciuit, vel quia non conuenire tibi, loco vel tempori cogitauit, vel quia physice moraliterue non potuit praebere, eius ad inhumanitatem ne temere concludas, §309.” [excerpt]
[5] [§337] Baumgarten, Ethica philosophica, §337:
“Vera comitas, ciuilitas et festiuitas optima quum signa amoris cum ornamentis optimis, quae possunt, adhibeant, §310. vtentur naturalibus, non affectatis, §336. Habitus significandi s. symbolicus affectatus est, habitus adhibendi signa affectata, naturalia adhibendi naturalis est affectato oppositus. Comitati ergo oppositam humanitatem affectatam fuge, §310. Verae ciuilitati opponi- [191] tur tam ciuilitas affectata, cauenda, §336, et simulata, quam inciuilitas s. rusticitas habitualis ciuilitatis defectus, vel cum inhumanitäte coniunctus, §335, vel ornamentis comitateque destitutus tantum erga alios se gerendi habitus, cauendus vterque, §310.” [excerpt]
[6] [§339f.] Baumgarten, Ethica philosophica, section 5 (§§338-47) concerns candor (candor). §339 reads:
“Candor a te postulat erga alios homines [192] sinceritatem, §310, M. §919, et veracitatem, M. §920. Habitu mentem suam aliis significandi praeditus est homo apertus. Sincerus est, vbi sapiens fuerit, temperanter apertus, §249, M. §919. Intemperanter apertus rimosus est. Habitu mentem suam non significandi s. occultandi praeditus est reservatus s. retentus, qui in defectu peccat, §249, 170.” [excerpt]
[7] [Sprichwort erfand] See the Kaehler moral philosophy notes (Stark 2004, 303-4) and Mrongovius anthropology notes (AA 25: 1389), possibly stemming from Addison and Steele’s Spectator, issue #225, 17 November 1711 (German [1751]: vol. 3, p. 281):
“Cicero hat daher einen Lehrsatz, der von einigen alten Schriftsellern vorgebracht worden, sehr wohl aus einander gesetzet: daß man nämlich mit seinem Feinde so leben sollte, daß er wieder unser Freund werden könnte; und mit seinem Freunde so, daß, wenn er unser Feind würde, er uns nicht schaden könnte.” [excerpt]
[Here is a mark-up key for the transcription.]
ms 1
[a] A @'klat'@ is crossed out.
[b] An 's' is crossed out.
[c] An 's' is crossed out, changing 'einsam' to 'ein'.
[d] Reading 'Unterweis.ung' as 'Unterwerf.ung'.
[e] A 'Verderbung an' is crossed out.
[f] An '˚Einen' is crossed out.
[g] Reading 'Kato' as 'Cato'.
[h] Reading 'Virg.' as 'Vergil'.
[i] A 'Cromwell' is crossed out; reading 'Black' as 'Blake'.
[j] A '¿' is crossed out.
[k] A 'ded' is crossed out.
[l] A 'sich' is crossed out.
[m] An 'igk' is crossed out, changing 'Ungerechtigkeit' to 'Ungerecht'.
ms 2
[a] An 'ist' is crossed out.
[b] Reading 'es' as 'sie'.
[c] Reading 'Vollkommenh.eit' as 'Unvollkommenh.eit'.
[d] A 'be' is crossed out.
[e] A 'wieder' is crossed.
[f] An 'unter' is crossed out.
[g] Reading 'inners' as 'inneren'.
[h] Reading 'Vernette' as 'Vernet'.
[i] A 'be' is crossed out.
[j] Reading 'Krusius' as 'Crusius'.
[k] An 'irrige' is crossed out.
[l] 'verfalscht ist' is written once, with this and the next line bracketed together.
[m] A '¿dr' is crossed out.
[n] A 'so' is crossed out.
[o] An 'aus' is crossed out.
[p] Reading 'erworben' as 'ermorden'.
[q] A 'nach' is crossed out.
ms 3
[a] Change of ink.
[b] Reading 'daß' as 'das'.
[c] A '@Denken@ ˚eine' is crossed out.
[d] A 'blos ˚.von' is crossed out.
[e] A '˚der' is crossed out.
[f] A 'sich/sie' is crossed out.
[g] A 'sichtbar' is crossed out.
[h] Herder has written along the right-hand margin (vertically) two lines of text that are crossed out (there are also various series of stacked lines that he drew): ¿¿ zur¿ ¿¿ v./w. Leben u¿¿h¿r z@eiten@: St¿¿¿¿¿ – / wurde ich bei ˚und sa¿p !' [Fig. 1].
[i] A 'gele@hrte@' is crossed out.
[j] '¿¿' is crossed out.
[k] An 'en' is crossed out.
[l] 'Wiß' is written above a crossed out 'Seh¿'.
[m] '¿¿' is crossed out.
[n] A 'vor' is crossed out.
[o] We retain 'bei allen', which appears to be crossed out.
[p] 'wählen ˚nicht', after the 'w', is obscured by an ink blot.
ms 4
[a] The first part of this sentence is written to the right of the above two lines, which are bracketed together.
[b] Reading '˚das' as 'des'.
[c] A 'hoc¿' is crossed out.
[d] Reading 'ist' as 'sind'.
[e] Reading '˚der' as '˚die'.
[f] Reading 'Sect. II' as 'Sect. XI'.
[g] 'Beweggrund' replaces a 'be_______'.
[h] 'allem' appears to be a correction of 'alles'.
[i] 'alles Physische Uebel=' is written at the beginning of the next line, after '268.)', but clearly belongs with thisj previous sentence.
[j] We omit a 'bescha', which appears to be underlined here, but is clearly out of place.
[k] A 'pen' is crossed out.
[l] A 'k¿¿' is crossed out.
[m] 'Lebensüberdruß' is conjectural.
ms 5
[a] Reading 'Geschlechtertrieben' as 'Geschlechtertriebe'.
[b] A 'Geschlechtertrieben' is crossed out.
[c] A 'sehr' is crossed out.
[d] A 'begr' is crossed out.
[e] A 'spr' is crossed out.
[f] '˚sich' overwrites an illegible word.
[g] Reading 'begleitere' as 'begleiterin'.
[h] Reading 'saugte' as 'säugte'.
[i] 'in' is crossed out.
[j] A 'Menschl.iche' is crossed out.
[k] A @'˚sich'@ is crossed out.
[l] A '¿¿' is crossed out.
[m] 'Geschlecht hat' replaces a dash, but these words do not appear directly above in the line, as Herder normally uses these repetition devices, but instead earlier in the sentence on the same line.
[n] A 'bz' is crossed out.
[o] Reading 'Unbesamtheit' as 'Unbeschämtheit'.
[p] Change in ink.
ms 6
[a] A '¿' is crossed out.
[b] Reading '˚einer' as '˚eine'.
[c] 's.ie' overwrites 'er'.
[d] Reading '˚eine' as '˚ein'.
[e] A '˚nicht' is crossed out.
[f] A 'kar' is crossed out.
[g] An 'un' is crossed out.
[h] An 'unter' is crossed out.
[i] An 'ist, ˚wenn' is crossed out.
[j] Reading '˚werden' as '˚wird'.
[k] A 's' is crossed out.
[l] A 'g' is crossed out.
[m] Herder numbers his list on the far right side of the page, where '1) ˚weil' fell. '2)' and '3)' are written below, followed by dashes, but the reasons given are found on the far left side of the page.
ms 7
[a] '˚.und ungerecht' is written above two crossed out words (or doodles?).
[b] A '˚durch' is crossed out.
[c] A series of hatchmarks are drawn here.
[d] A 'so' appears to be written directly in front of and partly overlapping the 'ist'.
[e] An 'an' is crossed out. At the end of this sentence, a series of X's are written.
[f] A 'Be' is crossed out.
[g] An 'ist Ne' is crossed out.
[h] A 'Je' is crossed out.
[i] Reading '˚keine' as '˚keinen'.
[j] A 'di' is crossed out.
[k] Reading '˚die' as '˚der'.
[l] A 'muß' is crossed out.
[m] An 'in besitz m¿¿' is crossed out.
[n] A final 's' is crossed out.
[o] An '˚.und' is crossed out.
[p] An '˚.und' is crossed out.
[q] The remainder of the line is filled with doodles – a series of parallel lines.
[r] An 'Eigen¿¿¿¿' is crossed out.
[s] '˚nicht' is written above a crossed out 'entweder'.
[t] 'd.i. Dienstfertigkeit' is written above the line and (possibly) inserted, unless this insertion line is meant to delete '@ist@ symbolisch'.
[u] A set of parallel dashes are drawn here.
[v] A'@w@' is crossed out.
[w] Reading 'er' as 'sie'.
[x] A 'dar˚auf' is crossed out.
[y] The 'e' overwrites 'schaft'.
[z] Following 'zwischen' is an illegible letter or symbol that has been corrected, and as such could be read as a '2'.
ms 8
[a] An 'Uns.er' is crossed out.
[b] A 'macht' is crossed out.
[c] Reading '˚meine' as '˚mein'.
[d] An 'ist' is crossed out.
[e] Reading 'des' as 'das'.
[f] Reading of 'dem' is uncertain.
[g] Reading a comma for a breaking hyphen.
[h] An '˚.und' is crossed out.
[i] This appears to overwrite 'abstracto' as a correction.
ms 9
[a] The ending of 'absolut' is crossed out.
[b] Reading of 'Uneigennütz' is uncertain.
[c] Reading 'Undbkr.' as 'Undkbk' [='Undankbark.eit'].
[d] An 'an' is crossed out.
[e] Reading 'daß' as 'das'.
[f] An 'Un' is crossed out.
[g] An 'ist' is crossed out.
[h] '˚.auch' overwrites '˚.von'.
ms 10
[a] Reading 'Krusianers' as 'Crusianers'.
[b] Reading 'er' as 'ich'.
[c] Reading 'ist' as 'bin'.
[c] A 'liegt' is crossed out.
[d] A 'sensatio' is crossed out.
[e] A letter or abbreviation is crossed out.
[f] A word is crossed out. The following '˚die' is written slightly above the line.
[g] A 'Me' is crossed out.
[h] An '˚.aus' is crossed out.
[i] The text breaks off here, leaving blank the bottom sixth of the page. The following sheet (physically connected to this sheet) is blank on both sides.