Moral Philosophy: XXV.43(B)




Source: Nachl. Johann Gottfried Herder XXV.43 (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz)

Signature 1: (4°, 1 p.). Page 1.

Signature 2: (4°, 4 p.). Pages 2-5.

Signature 3: (4°, 8 p.). Pages 6-13.

Signature 4: (4°, 4 p.). Pages 14-17.


The sheets are numbered (1-9) in pencil (top-right corners).


(1) 1 p. (17 x 21.5 cm). No margin. Bottom half of front, and all of the back, is blank. At the top of the first page: “Einleit. in d. Prakt. Philos.” In pencil at the top-left: “XXV.43.” Top-right: “1”.

Previous transcriptions: Irmscher (1964, 99-100) and AA 27: 123-36 (mp 9).


(2) 4 pp. (17 x 21.5 cm). Two sheet signature; margin is one-fourth the page width. In pencil at the top-right (first sheet, recto): “XXV.43.” and “2”.

Previous transcriptions: Irmscher (1964, 100-107) and AA 27: 131-198 (mp 10-13).


(3) 8 pp. (17 x 21.5 cm). Four sheet signature; margin is one-fourth the page width. This signature is a single printer’s sheet folded twice to make four sheets. In pencil at the top-right (first sheet, recto): “XXV.43.” and “4”.

Previous transcriptions: Irmscher (1964, 107-20) and AA 27: 198-324 (mp 14-21).


(4) 4 pp. (16.25 x 21 cm). Two sheet signature; margin one-fifth the page width. In pencil at the top-right (first sheet, recto): “XXV.43.” and “8”.

Previous transcriptions: Irmscher (1964, 120-27) and AA 27: 324-399 (mp 22-25).


Textbook: Alexander Baumgarten, Ethica Philosophica. Halle: Carl Hermann Hemmerde, 1740, 31763. [1740: (14), 277, (18) p.; 1763: (14), 326, (18) p.]


NB: Baumgarten’s Ethica Philosophica consists of 500 numbered sections (§§) and he often makes cross references between these sections (e.g., “§65”). When a cross reference is preceded by an ‘M’, however, he is referring to a section in his Metaphysica, which consists of 1000 numbered sections. An outline of the Metaphysica can be found on the introduction page to Herder’s notes on metaphysics.


[XXV.43(B)(1r)] ms 1



Einleit.ung in ˚die Prakt.ische Philos.ophie[a][1]

/ Grund in ˚der Psychol.ogie [b]: 3 Hauptbegriffe in ˚der Seele[2]

/ [c] 1) Erkenntnis.      Phaenom.ena vor wahr oder falsch halten: ˚.sind ˚die theoret.ische Philos.ophie

/ 2) Gefühl: sezt Erk.enntnis vor˚aus ⁅Phaenom.ena⁆ Lust ˚.und [d] Unlust ⁅halten⁆: ist meistens neu.

    ˚.von ⁅Erk.enntnis⁆ unterschieden: [e] es drukt ˚die bezieh.ung ˚eines Gegenst:andes ˚.auf uns.ere ˚aus gesamte Kräfte ˚.aus daher

/   1) bei ˚einer Art des Erk.enntnisses verschiedene Gefühl.     Erkenntnis ohne Gefühl Spekulation.

/   2) ˚der Größe ⁅des Erk.enntnisses⁆ ˚nicht proportional: daher kann ˚.man ˚.zwar Erk.enntnis aber ˚nicht Gefühlen hervor bringen.

/ 3) Begierde sezt beides vor˚aus a) Vorstellung b) bezieh.ung ˚.auf Lust ˚.und Unlust: ˚das besondere: 1) die Praevis.ion ˚einer Mögl.ichkeit ˚durch ˚meine Kraft

/ Was bezieh.ung ˚.auf Erk.enntnisvermögen ˚.hat ist theoretisch: ˚.und ist dies ohne ˚.auf ‹einige› Gefühlen: Spekulat.ion

/ ⁅Was Bezieh.ung⁆ ˚.auf Gefühlen ⁅˚.hat ist⁆ allgem.ein praktisch: denn ˚die Summe ˚der gröstmögl.ichen Lust ist ˚der Grund aller Begierden

/ ⁅Was Bezieh.ung ˚auf⁆ thätige Begierde ⁅˚.hat ist⁆ eigentlich ⁅praktisch⁆: denn es erregt thät.ige Handlungen.    Daher

/ Philos.ophia practica: ˚Die Philos:ophie ˚der Gründe des begehr.ens oder Verabscheuens. Diese sind aut

/   1) [f] subject.ive spect.ata wie [g] ‹˚.man s.ie erk.ennt ˚und› wirkl.ich darnach handelt: Daher Subjektive prakt.ische Unmögl.ichkeit

/   2) obj:ective ⁅spect.ata ˚.wie ˚.man [h] s.ie nach beschaffenh.eit ˚der Sache erk.ennen sollte. Daher Obj:ektive praktische Unmögl:ichkeit d.i. Verbindlichkeit

Also ˚.auch ˚die Phil.osophia pract.ica ˚sind beide zu verbinden[i]

1) subject.ive (moral.ische Phys.iologie) ˚die wirkl.iche Phaenom:ena erklärt: ist unbearbeitet: s.iehe Hutcheson ˚.und ˚die Maler ˚der Sitten[3]

2) obj.ective ˚die ˚die Verbindl.ichkeit bestimt: diese ohne jene unvollk:ommen sezt jene vor˚aus ˚.wie ˚die allgem.eine Phys.iologie ˚die Erfahrungen.


[XXV.43(B)(2r)] ms 2



[Prolegomena, §§1-10]

/ §.1.[1]

/ ˚Die Ethik, ˚die Wißenschaft ˚der innerl.ichen Pflichten, ist ˚der allgemeinen Praktischen Philos:ophie untergeordnet,

/          ˚.und dem Recht, ˚der W.issenschaft ˚der äußerl.ichen Pflichten nebengeordnet[a]

/ ˚Das Jus naturae ˚.und Ethica sind also ganz verschieden, da jene Schuldigkeiten, diese fodert

/         diese andere Verbindlichkeiten fodert[b]

/ ˚Der Zustand ˚der Beobachtung ist bei jeder ˚die Gesellschaft; bei unserer im Nat.urzustande,

in so fern ihm ˚die Menschh:eit ˚nicht ˚die Verbindung ˚.mit andern, noch weniger ˚der Politik ˚.und Oekon.omischen

Gesezze ˚auflegt.

/ ˚Die Moralische Vollk.ommenheit ist als Zweck, ˚.und nicht als Mittel Moralisch: eben da˚durch rührt s.ie

uns ˚.und vergnügt uns, ˚nicht ˚durch ˚die Beziehung ˚.auf ˚die Wirkung, ˚sondern unmittelbar an ˚sich. –

/ Durch die Qualität ˚der Wirk.ung wird ˚.auch ˚nicht ˚die Handlung gemeßen: ˚sondern ˚.aus Absicht: z.E.

˚der Tod ˚eines Menschen ist als Wirk.ung sehr gering in Abs.icht ˚.auf ˚die Zufälligk.eit ˚.und ˚das Ganze:

/ ˚die Tödtung ⁅˚eines Menschen ist⁆ an ˚sich aber ⁅sehr⁆ wichtig ˚.und ˚wird geahndet:

/ Da ˚der Unterschied zw.ischen Schuldigkeit ˚.und Verbindl.ichkeit sehr fein ist, so ist deutlicher

/ ˚Die Ethik: die Wißenschaften ˚der Handlungen, ˚die vor keinem andern, als dem innerl.ichen foro

valide zuzurechnen sind: – z.E. ˚.Auch bey Fällen, ˚die theilweise vors [c] forum

externum (Jus) gehören: hören in so fern sie vors forum internum gehören,

in d.er Ethik. ˚Die Grundsätze alles fori externi: kommen vor in dem [d] Naturrecht.

/   ⁅˚Die Grundsätze alles fori⁆ in⁅terni: kommen vor in der⁆ Ethik

/ Ethica est scientia imputabilitatis actionum liberarum coram foro interno: – Wir ˚werden

also ˚.auch ˚nicht ˚einen Blik ˚.einmal ˚.auf ˚ein mögl.iches forum externum werfen dörfen: –

/ Ethik ˚durch ˚eine Tugendlehre erklärt, ist so fern gut, in sofern Tugend blos vor ˚den Innern Richter-

stuhl gehört; da aber ˚die Tugend ˚nicht blos moral.isch gute Handlungen anzeigt: ˚sondern zugleich ˚eine

große Möglichk.eit des Gegenteils, ˚.und also einen innern Kampf einschließt, so ist dies ˚.ein zu

enger ‹Begr.iff›, da wir Ethik, ˚nicht aber Tugend (eigentl.ich) ˚.auch Engeln ˚.und ˜Gott zuschreiben können: da bei

diesen wohl heiligk.eit ˚.nicht aber Tugend ist: –

/ §.2.[2]

˚Die Philosophische Ethik ist ˚die; in so fern s.ie Philosophisch erkannt wird; also ˚nicht ˚.aus den Zeugnißen

˚der andern z.E. Weisen; ˚sondern ˚.aus ˚den Gründen ˚der Sache selbst.

/ §.3.[3]

Nutzen: ˚.und Vollkommenheit sind an ˚sich deutl.ich

/ §.4.[4]

S.ie ist laxa, ˚.und rigida; ⁅sind⁆ ˚wenn s.ie pauca oder multa motiva ad pauca oder multa moleste ap-

   parentia enthält: z.E. ˚wenn s.ie den Menschen blos z.u Gefälligk.eit Nüchternh.eit Mäßigk.eit antreibt, ist zu schlaff:

/   ⁅˚wenn s.ie den Menschen⁆ ˚.auch z.ur ˚Aufopferung ˚.seiner selbst, z.um größern besten ⁅antreibt, ist⁆ ernsthaft,

   ˚weil jene ˚die Menschen verzärtelt, leichte Pflichten vorgebe

   diese, die gaukelnden Freuden ˚der untern Begehrungskr.äfte unterdrückt.

Je größer ˚die Moral.ische Vollk.ommenheit der Handlung ˚.sein soll, desto größ:er muß ˚die hinderniß ˚.sein ˚.und ˚der Kampf, daher

˚.auch ˚die strenge Ethik alsdenn nöthiger; ˚.und jene macht nie ˚die wahre Tugend @aus@, obwohl

oft ˚.auch Moral.ische Güte, aber dieser ihre Zufriedenheit ist ernsthaft: – ˚eine edle Moralität; – –

/ §.5.[5]

Des Autors Ethik[e]blandiens› ist, da er stets den weiten Begrif der Verbindlichkeit falsch voraus-

sezt, [f] dem er blos Beweggründe des Nutzens, zuschreibt, im uneigentlichen

Verstand Ethik: [g] da ˚der nur ˚eine sittlich gute Handlung ausübt, ˚der s.ie ˚aus Grundsätzen thut

˚nicht als Mittel, ˚sondern als Zweck: – ˚durch sensitive iucunda kann ich wohl bewegen, ‹als› durch Praktische Mittel,

aber ˚nicht obligiren, als ˚durch moral.ische Beweggründe: Eben so ˚durch sensitive molesta: ˚.und soll

es also Philosoph.ia ethica seyn, so muß es sittlich seyn, ˚.und ˚die Ethischen Beweggründe sollen.


[XXV.43(B)(2v)] ms 3



‹stets›[a] moralisch ˚nicht blos praktisch ˚.sein als Physische Mittel ˚.seyn ˚.und ˚wenn diese unmittelb.are[b] Beweggründe

˚werden können, aber eigentl.ich ˚.ein Theil ˚der Politik seyn[c] würde, ˚die noch geschrieben ˚werden sollte: Alle diese

subjektive Beweggründe sind sehr gut, ˚.und oft Vorbereitungen ˚der Ethik, daher ˚werden s.ie

˚.auch ˚.von uns dazu gethan werden; aber stets ˚.von ˚den Ethischen unterschieden ˚werden müßen. –

da diese blos ˚.von ˚der edlen tugendhaften freien Willkühr hergenommen ˚.seyn müßen: –

/ ˚Die schöne Sittlichk.eit wird ˚die verzärtelnde; ˚die erhabne; ˚die ernsthafte strenge Ethik

˚ausmachen: So sind d.ie Allmosen ˚eines Reichen als ˚eine Folge ˚der Gütigk:eit – sittlich schön

/       ⁅als eine Folge ˚der⁆ Grundsäze, ˚der Schuldigk:eit erhaben

˚.Ein jeder Mensch bedarf freil.ich partim sens.itive iucunda: part.im molesta ˚.auch zu Moral.ischen

Handlungen: ˚weil uns.ere Moral.ischen Gefühle so vergraben unter ˚das Sinnliche sind, ˚.und ˚die sinnl.ichen be-

weggr.ünde es ˚der Seele also leichter machen, ˚sich ˚.aus Grundsäzzen nachher zu entschliessen: Wir

˚werden ˚durch jene, ˚die ˚das Sinnliche überwiegen, gleichsam dem Gebiet ˚der Moral.ität näher geführt: –

Dies erstreckt ˚sich ˚nicht blos ˚.auf ˚die lehrart ˚der Ethik, ˚sondern ˚.auch ˚der Erziehung, ˚.und ˚der Religion.

/ §.7.[1]

Ethica deceptrix, ˚.hat entweder obligationes – positive erron.eae zu demeritis

/        oder negative erron:eae – die secundum quid impossibil.e ˚sind

/ Wir wißen ˚nicht, ˚.wie weit ˚sich ˚die Stuffen unserer Moralität erheben könnten: [d] z.E. Pedaretus[2]

/ Tugend ˚.aus Grundsätzen zeigt, daß ˚die Eitelkeit ˚der Ehre meistens blos secundum quid

nothwendig sey: ˚.und also ist meistens solche Moralit.ät nicht nothwendig, ˚sondern ⁅secundum quid

unmöglich ist. Wir müßen also uns.er Moral.isches Gefühl so hoch als mögl.ich steigern,

˚.und nachher erst ˚die bedingte Unmögl.ichkeit ¿ erwägen:

/ ˚Die Ethica deceptrix kann 1) zu demeritis verbinden wollen

/      2) der Moralité ˚.und unsern Kräften unproportionirt

seyn. ˚Die Unerschrockenheit des Stoikers, ˚.seine Moralische Vollkommenheit ist den Kräften

des Menschen unangemeßen. Eben so treiben Moralisten z.E. Hutcheson[e] die Handlungen

aus Uneigennützigkeit zu weit:[3] da er blos ˚.von Liebe ˚.und Wohlwollen gegen andre redet

da doch Thaten unmittelbar auf uns, ohne ˚.auf ˚den Nutzen, als Mittel [gerichtet zu seyn], ˚sondern ‹˚aus› unmittelbar

Güte: moralisch gut ˚:sein können: unsere Menschl.iche Würde ˚.und Größe soll Triebfeder ˚:sein

˚nicht ˚der sensitive Stachel ˚der Gewogenheit, der sympathetischen Theilnehmung: dieses

machte schöne Moralit.ät, jenes aber wahre ernsthafte Moral:ität – Schuldigkeit

˚nicht Gnade; diese ist ˚den Menschen sehr ˚.eingepflanzt; da s.ie doch ˚nichts weniger als ˚das ist.

/ Es war ˚nicht ˚eine gute Handlung, die gleichsam überflüßig gethan würde, ˚sondern die

kaum Schuldigkeit erfüllte: – ˚.Und ˚die ganze Summe uns.erer Moralit:ät ist ˚nichts über ˚die

Schuld.igkeit überfließendes: ˚sondern ˚.auch schon vor dem foro interno uns zu unnutzen Knechten

macht etc. etc.

/ §.8.[4]

˚Die Christl.iche [Ethik] soll die der Philosophischen vor˚ausgeschickt ˚werden oder ʾvice versa? Eine muß freilich

˚.aus ˚der andern erläutert ˚werden, ˚.wie ˚die Theoret.ische ˚.aus ˚der Experiment.ellen Physik: aber die natürliche

muß billig vor˚ausgeschickt ˚werden, ˚weil ‹jene›[f] ˚sich 1) auf diese bezieht 2) ˚weil diese ˚.mit

˚einen Grund ˚.von ˚der Wahrh.eit jener enthält 3) weil [g] diese uns manche Verbindl.ichkeiten

zeigt, ˚die secund.um quid unmögl.ich sind, ˚.und also zur Christl.ichen führet, ˚die ˚den Wiederspruch


[XXV.43(B)(3r)] ms 4



im Menschen hebet, da er ˚sich etwaz zurechnet, was er doch ˚nicht unterlaßen kann: ˚die ˚die Collision ˚der Ohnmacht

mit ˚der Moral.ischen Vorschrift hebt, ˚.und jene heilt: –: [a] 4) ˚die geoffenbarte Ethik, soll

s.ie praktisch ˚.sein so muß s.ie ˚sich ˚.auf ˚die Triebfedern ˚der natürl.ichen gründen: S.ie sezt, so ˚.wie jede Offenbar.ung

natürl.iche Kräfte vor˚aus: z.E. Seelen Fähigkeiten, ˚die dazu geschickt ˚sind: sonst würde s.ie höchstens ˚.ein

wunderthätig ? veränderndes Buch seyn: nun aber ist s.ie ˚.ein verbindendes Buch, ˚das Instrumente

˚.und Receptivität vor ˚die geoffenbarte Religion vor˚aussezt: –

/ §.10.[1]

perfice te vt finem, – vt medium: – ˚sind ˚die Beiden hauptregeln des Autors

/ Unter dieser Vollkommenh.eit wird entweder ˚die Moralische verstanden, ˚.und alsdenn wird s.ie schon vor˚aus~

gesezt, ˚.und ist also diese Regel ˚nicht ˚eine Grundregel, da s.ie ˚einen Grund vor˚aussezt: – ˚.Und wird

unter dies.er Vollk.ommenheit unbestimmt welche verstanden, z.E. Gesundheit etc. so ists wieder nicht eine Grundregel

wegen ihres Unbestandes: – Soll ich ˚die Vollkommenh.eit als [b] Regel suchen: so ist dies eben

so viel: als begehre alle Vollkommenheiten, ˚ein zwar subjektive ganz gewißer Saz, nach dem

wir stets handeln; aber objektive ˚ein leerer Sazz: da er völlig identisch ist: – [c]

˚Die einzige Moral.ische Regel ist also: die: handle nach ˚deinem moral.ischen Gefühl! – Dies Gefühl

ist in der Phil.osophia practica prim.a[2] [d] blos verneinend bestimmt, daß es ˚nicht ˚das physische ist, als Mittel

zum Zweck; blos also als Verhältniß. Diesen Unterschied verfehlt Baumgarten im ganzen Buch

welches sonst ˚das Sachreichste, ˚.und vielleicht ˚.sein bestes Buch ist; = aber alles [e] waz er sagt, kann

˚.große Praktische; aber ˚nicht sittliche Vollkommenheit machen. Diese unterläßt er [zu bestimmen], nach dem Geschmack

˚der Philos.ophie des Wolfs,[3] die stets ˚die Vollk.ommenheit auf den Respekt zwischen Urs.ache ˚.und Folge bauete, ˚.und

also blos als Mittel zu Zweck.en in Lust ˚.und Unlust: – Beides ist bei uns stets verbunden, ˚das

Moral.ische ˚.und Physische Gefühl! Da ˜Gott meistens ˚.aus Güte dieselbe Regeln ˚der Prakt.ischen ˚.und Moral.ischen

Vollkommenheiten bestimmt ˚.hat – ˚.Man zeige also so wohl den Unterschied, als ˚.auch ˚den Consens.us zwischen

beiden! – –

[Pars I. Generalis]
[Caput I. Religio]
Sectio 1 [Religio interna, §§11-31]

˚Der Begr.iff ˚der Religion ˚wird in ˚der Metaphysik vor˚ausgesezt: als illustratio gloriae Diuinae

ist ˚die Verbindung ˚der Erk.enntnis ˚.von ˜Gottes Eigenschaften als Beweggrund ˚.mit uns.eren Handlungen: – ˚Das Wort Verherr-

lichung ist blos ˚ein Wort ˚der geoffenb.arten Relig.ion ˚.und also ˚nicht vor˚auszusetzen

/ Religio est cognitio practica relationis moralis entis creati ad voluntatem Dei[4]

/ entis creati: da es aber in ˚einer Moral.ischen Verhältniß stehen soll, muß es ens intelligens ˚.sein.

/ cognitio practica: cognitio theoretica gehörte blos zur Theologie: ˚.und alle Menschen haben alsdenn Theol.ogie

/       ⁅cognitio⁆ practica (subjectiva) etwaz ˚.von ˚der Theolog.ischen Erk.enntnis, waz ˚.auf uns.eren Willen ˚sich bezieht

      so fern s.ie nur irgend ˚einen ˚Einfluß ˚.auf ˚den Willen ˚.hat sollte es ˚.auch blos Wunsch ˚.sein ˚nicht ˚Ausübung

      alsdenn ist s.ie schon Religion, aber so fern ist s.ie todt; ist s.ie aber Grund ˚der Handlung so ist s.ie

      ˚eine lebendige Religion. – Ohne Religion völlig sollte wohl kaum bey ˚einem Menschen ˚.sein

      ˚der ˚die Theolog.ie

/ relat.iones moral.es: nostri arbitr:ii ad volunt.atem Dei: ratione factorum 1) erga Deum

/                2) propt.er Deum. Diese lezte

können ˚.auf ˚die ersten zurückgebracht [werden], da s.ie alsdenn blos Mittel zum Zweck, ˚.und zw.ar gegen ˜Gott sind.

Alle Religions Handlungen sind also gegen ˜Gott: entweder unmittelbar

/              oder mittelb.ar[f]

/ ‹Alle›[g] Moralisch guten Handl.ungen ˚sind also in ihrer Höchsten Stuffe: Religionshandlungen; dies ist aber ˚nicht

˚die erste Stuffe ˚.von ˚der ˚.man anfängt: ˚sondern ˚die Moral.ische Schönheit (schwache Moral.ität) ˚der Moralische Adel ˚der Handlungen


[XXV.43(B)(3v)] ms 5



wegen des Rechts ˚werden vor˚ausgesezt ˚.und haben diese neue höhere Moralit:ät erst nach sich. S.ie

enthält ˚eine Verhältniß ˚.mit ˚der grösten obersten Regel, die der Grund ˚.von allem ist, ˚.und also ˚die gröste har-

monie ˚ausmacht. – Indessen muß ich ˚meine Handlungen erst ˚.von dem ˜göttlichen Willen abstrahiren, um ˚.auch ˚die Güte

˚des ˜göttl.ichen Willens ˚einzusehen: – habe ich ihn aber reichl.ich, genau ˚.und lebhaft gnug erkannt: so ˚wird dies ˚der

gröste Grund 1) ˚weil ˚die Erkenntnis alsdenn edel ist 2) weil es ˚die höchste lebhaft.igkeit gibt – – ˚.hat aber ˚meine Erk.enntnis ˜Gottes

noch ˚nicht Leben gnug: so muß ich mich um andre bekümmern: sonst würde alle diese ⁅Erk.enntnis ˜Gottes⁆

blos todt ˚seine bleiben, ˚.und ˚.seine Zwecks verfehlen. – Fangt also ˚.mit der Moral:ischen Schönh.eit an; ˚.mit ˚der Moral.ischen Schuld.igkeit,

diese ˚sind Gründe ˚der Moral:ität – ˚die sinnl.ich ˚.und lebhaft ˚sind: – alsdenn schwingt euch ˚.auf ˚den hochsten Grad, [a]

zeigt ihm, als ˚das höchste Instrument ˜Gottes: – fangt ˚.man ˚.von dies an: so entspringt ˚eine heuchlerische Rel.igion dar˚aus

˚.und uns.eres Autors Methode ist also unrichtig, da s.ie ˚.von ˚der Rel.igion anfängt, da s.ie ˚.von ˚der Moral.ität anfangen

sollte, ˚die immer ˜mehr geläutert würde – –

/ ˚Die Verbindlichk.eit gegen ˜Gott (Religion) ist ˚nicht blos ˚eine Praktische [b] Nothwend.igkeit ˚sich ˜Gottes zu bedienen, als

˚eines Mittels zu gew.issen Zwecken: – der Aut.or aber sieht ˚das Mittelbare gegen ˜Gott vor das unmittel-

bare Gute an: – Da doch ˚die oblig:atio blos moral.isch gute Handlungen erkl.aren sollte, unmittelb.ar gegen

˜Gott, als Zweck: Befolge ich ˚den Willen ˜Gottes, ˚weil [c] er ˚meine Bestes ˚.mit dem besten ˚der andern verknüpft ˚.hat

so ist dies ˜Gott geborgt: – ˚.und ˚das ist blos Praktisches Verhältn.is eines Eigennüzzigen – ˚Der höchste Grad

˚der [d] Verbind.ung ˚.mit ˜Gott als ˚einem Mittel, ist: ˚wenn wir uns des ˚göttl.ichen ‹Willens› als ˚.ein Mittel zu Verbeßerung

uns.erer eignen Moralite bedienen z.E. Julie sagt:[1] unsere gute Handl.ungen ˚sind ˚durch Zeugen bemerkt: –

s.ie braucht ˜Gottes Willen, ihre Moral.ität zu verbessern; aber blos als Mittel z.ur Glückseligk.eit ge-

braucht, ist unedel: ˚.und keine Religion: – –

/ §. 13.[2]

[e] ˚Das Wort Glückseligk.eit wenn es nicht ˚.ein Vergnügen

über ˚das Moralische ˚sondern Unmoralische Gute ist, ist ˚nicht Moralisch: – ˚sondern blos Glück:

˚die höchste Lust aber über ˚.seine eigne Moralität ist Seligkeit: – ˚.und ˚das Moral.ische Gefühl über-

trift jenes so sehr, [f] als ˚.auch ˚das Andenken dran ergötzet: z.E. v.an Effens Erzähl.ung[3]

von jenem lüderl.ichen Menschen, ˚der ˚eine Person, ˚die er vor Geld unglückl.ich gemacht hätte, s.ie glücklich

machte: – Xerxes hohe Prämie[4] @erreicht@ ˚nicht ˚das Vergnügen, waz ˚.aus dem Bewustseyn ˚der Mo-

ralischen Güte entspringt: – ˚.und ˚.ein hoher Grad dieses Bewustseyns ist Seligkeit: ˚.und ˚wenn

diese ˚der Beweggrund ˚der Religion ist, so ist s.ie ˚die einzig mögliche: – – Alles Glück

macht ˚.auch bei dem Moralisch-bösen ˚eine ansehnliche Summe ˚.von Vergnügen, ˚die wirkl.iche

Vergnügen sind ˚.und zu beneiden wären, ˚wenn ˚nicht ˚der ernsthafte tugendhafte [Sinn]

˚eine andre Art daurender Lust gäbe: – doch da wir sehr moralisch gut seyn

müssen, um ˚den Werth dessen zu empfinden: ˚.und uns.er Moral.isches Gefühl hier noch

sehr schlecht ist, ˚.und mehr im Wünschen besteht: so ist uns.er Begrif ˚.von Seligkeit

hier noch gar ˚nicht intuitiv: ˚sondern blos nach einer Analogie einer sehr

kleinen Seligkeit bei ˚einer Moral.ischen Handlung. – Den begrif einer himmlischen

Wohlfahrt: [bilden wir] wohl eher; durch Vergrößerung; aber Seligkeit schwerer, da schon

Moral.isches Gefühl d.i. selbst Seligkeit dazu erfodert wird, ˚.und ˚die Abhängigk.eit

˚.von denen Dingen, ˚die uns jetzo unser Glück oft ˚.und sehr befördert, wird durch ihre

Abnahme einst unsere Seligkeit ˚.ausmachen: da jetzt unsere Seligkeit ˜mehr Glück ˚.und

weniger Seligkeit [ist.]

/ §. 14–22.[5] ˚Der Mensch, ˚der ˚.aus Wohlfart handelt, ist [g] dadurch fein eigennützig:

˚.und handelt ˚nicht ˚.aus Religion, da er ˚nicht ˚.aus Moralität handelt, ˚.und die einzigen Be-


[XXV.43(B)(4r)] ms 6



weggründe ˚der Religion sind ˚.von ˚der Seligkeit: zu den Pflicht.en, als Physischen Gütern zu

locken ˚.aus Glückseligkeit ˚.und also alle Beweggründe ˚.vom Vergnügen: aber zur Moralit.ät

˚.von Seligkeit; ˚.und zur Wohlfart, ˚.vom Glück. Jene ist blos Verbindend: da aber Glück

˚.und Seligkeit einen Weg erfodert, so widerstreiten s.ie ˚sich ˚.zwar im Ganzen ˚nicht; müssen doch

aber unterschieden ˚werden: – ˚.Auch Eigennutz bereitet zur Religion vor, macht s.ie aber ˚nicht: –

/ §.19.[1] Vielleicht bestand ˚das Ebenbild ˜Gottes in ˚der unmittelb.ar klaren Empfindung

˚der ˜göttl.ichen Gegenwart: – ˚nicht symbolisch; ˚sondern intuitiv; ˚nicht ˚durch Schlüße ˚sondern Empfindung;

˚.und alsdenn ˚.wie lebhaft auf die Moralit.ät ˚und ˚der Grund ˚der Seligkeit: – Bey

uns ist vielleicht noch jezt der weitste dunkelste Begrif davon im Gewißen: –

Verbessert ˚.man ˚.sein Moral.isches Gefühl unmittelbar, nähert ˚.man ˚sich ˚der ˜göttl.ichen Gegenwart in

Empfindung: so entwickeln sie vielleicht wieder ˚das Ebenbild, obgleich ihre geistige

Reden fanatisch klingen: – ˚.und zum höchsten Grad dieser Empfindung steigert uns ˚die Religion.

/ §.21.[2] Dieß ist wahre Moralite, da˚.von ˚.ein Theil schon vor aller Religion vor˚aus geht, [a] ein

Theil aber ˚durch ˚die Religion sehr gesteigert wird: ˚.und da ˚die Religion die ganze Summa

˚der Moralit.ät steigert, so ist dies ˚.ein wahrhaftig verbindender Beweggrund

/ §.22.[3] Religio viua est pietas: – vom Erkennen zum Wünschen ‹noch ˚nicht ˚sondern› – zum Thun ist Fröm-

migkeit; alle Wünsche machen ˚.zwar praktische Relig.ion ˚nicht aber Frömmigk.eit

/ §.28.[4] ˚.Auch ˚wenn ˚die Religion ˚.zwar offenb.art ist, aber ˚.aus natürl.ichen Kräften befolgt wird, so ist s.ie noch

immer natürl.iche Religion, blos ˚.auf ˚die geoffenbarte angewandt: – ˚Eine übernatürl.iche ist ˚die,

wo ˚das praktische unmittelbar ˚.von ˜Gott gewirkt wird: – In so fern ˚die Erkenntn.is ˚.von ˜Gott ˚nicht ˚einen

˚Zusammenhang mit dem Praktischen ˚.hat: – so ˚sind s.ie insofern ˚nicht Religions Erkenntn:is ˚sondern blos Theolog:ische

Also[b] kann vieles in der Theologie ˚nicht Religionswahrheiten seyn: [c] ob wohl vielleicht

˚die beste angenehmste [d] Theolog.ie seyn. – z.E. kann ˜Gott waz vernichten? etc. etc. – aber ˚das[e] waz will ˜Gott, daß

ich glückl.ich werde; ist Religionsfrage: – selbst im Vortrage ˚der ˜christl.ichen Relig.ion sollte ˚.man ˚einen

˚Auszug vor gewiße leute mit Sorgsamkeit machen: da ˚.man ihnen ˚nicht Wahrheiten vorträgt

˚die bei ihnen (vielleicht ˚nicht bei andern) Spekulationen bleiben würden: ˚sondern d.er praktisch ˚werden: sonst

entschuldigt hier ˚der ehrwürdige Gegenstand nicht.

[Sectio 2. Vera dei cognitio, §§32-39]

/ §.33.)[5] Wenn Irrth:ümmer ˚.zwar ˚die Theolog:ie vielleicht; aber ˚nicht Religion angehen, so darf ˚.man sie[f] ˚nicht stets

so sorgfältig überwinden, ˚wenn diese Ueberwindung größern Schaden anricht

/ 34)[6] Eine Unwißenh:eit ˚die wenig [g] Schaden bringt, ist eben ˚nicht Schande; ist s.ie so gar nützl.ich im

Praktischen, so kann s.ie zum Lobe dienen: –

/ 35)[7] ˚Die Grob- ˚.und Feinh.eit kann immer in dem 2.fachen Verstande seyn in ˚der Theor.ie ˚.und Praxis.

Sucht bei ˚der Erzieh.ung insonderh.eit ˚die Grobheit im Moralischen zu verhüten: – kann es ˚.sein; so ˚.auch

in ˚der Theorie: in ˚der Moral:ität aber muß ˚der gemeine Mann ˚.mit dem Theologen gleich große

Erk.enntnis haben: – bei ˚der Erzieh:ung da beide so schwer zu verbinden sind: so sucht doch lieber die[h] Moral.ische

als die logische Vollkommenheit.

/ ˚Eine Sophisterey in Ansehung ˚der Theologie, so fern s.ie blos ˚.aus Wiedersprechsucht komme,

s.ie[i] ist so böse, ˚.wie in jeder andern Wißenschaft: – in ˚der Religion s.ie ist so Gottlos.


[XXV.43(B)(4v)] ms 7



/§. 38.[1] Deismus (z.E. Robinet)[2] ist, ˚wenn ˚.man ˚die ganze Theolog.ie ˚.und Relig:ion in ˚der Erk.enntnis ˚eines Etwaz

sezze, ˚.von dem ich weiter ˚nichts wüste, als ˚daß es sey: ˚das übrige sey blos Anthropomorph.ismus

Solches [a] Erkenntn:is ˚.von ˚einer einzigen Ursache ist völlig unbrauchbar, nicht blos un-

praktisch, sondern ˚.auch unnütz, ˚weil wir s.ie stets entbehren können: –

/ Deist,[3] wird uneigentl.ich ˚.auch vor die[b] Naturalisten gebraucht, da s.ie blos so ˚viel, als [c] ˚die Vernunft

sagt glauben: noch uneigentlicher (z.E. vom Hume) ˚.von ˚den Quäckern,[4] ˚die blos ˚die Offenbar.ung vor ˚.ein Erkenntn.is Mittel ˜Gottes halten: –

/ Fatalist, ˚der ˚die Wirkung ˜Gottes ˚nicht ˚.aus ˚.seiner Freih.eit ˚sondern Nothwendigkeit herleitet – –

/ Dippelianer.[5] Komt blos ˚.auf ˚.den Doppelsinn im Wort beleidigen

/ 39.[d][6] Enthusiast, ˚.und Fanat.iker – ˚Viele halten [e] oft Phantastereien ˚.und eigne Urteile vor

Empfindungen einer ˜göttl.ichen Einwirkung, [f] ˚.und heißen alsdenn Schwärmer, Fantasten, Phanaticer:

z.E. Johann ˚.von Leiden,[7] ˚der ˚.auch großmüthig starb: – Quäcker: ˚die viell.eicht ˚durch ihr Augenzusammendrücken

viell.eicht Gehirnnerv.en anstrengen:[8]Enthusiast, ˚der ˚durch ˚eine allgemeine Maxime ‹über[g] ˚die Vernunftschranken

wirksam wird z.E. Enthusiast ist ˚der große Patriot, ˚der vor ˚das gemeine Wesen – ˚.und waz

ist dies? – brennt: – ˚.ein sehr Verliebter ˚.und Geiziger brennt ˚.auch wohl, aber ˚nicht ˚durch ˚eine allge˚meine

[h] Maxime, ˚sondern besondre Empfindungen ˚.und heißt also ˚nicht Enthusiast: – so erhöhen Romane

˚die Freundsch.aft über ˚den Grad ˚der Vernunft: – so gibts ˚.auch in ˚der Religion solche, ˚die aber schwer ˚.von

dem ardentiori habitu religion.is zu unterscheiden ist, weil unsere eigne Kälte hier ˚.ein schlech-

ter Maasstab ist: ˚.und so ˚eine Enthusiasterey ist lange ˚nicht so tadelhaft, als ˚die entgegenge-

sezte Kälte, da er wenigstens die brennende begierde anzeigt: – Indessen hält er, da

er blos in einigen Stücken[i] ist, ˚.von andern nöthigern Stück.en ab: und ist denn tadelhaft z.E. die

Bilderstürmerei: – ˚.Ein Enthusiast darf also ˚nicht unmittelb.are ˜göttl.iche Einwirk.ung glauben; Fanat.iker

aber wird blos daher schwärmerisch: Der Autor verwechselt beide,[9] ˚.und hält s.ie blos im Grad

unterschieden: – – z.E. ein holländ.ischer Gener.al Ouwerkerk[j][10] war überall Enthusiast, bei sonst ˚großen

Verstandesgaben: aus Enthusiasterey sprang er vor liebe in einen Graben: da ˚.seine Geliebte es

scherzhaft befahl: – Topal Osman,[11] ˚.ein heldenmäßig.er Baßa in Bagdad, wird in Maltha ge-

fangen: – frägt ˚einen französischen[k] Kaufmann, Arnold, ob er ˚.aus kaltsinniger Großmuth ihn loskaufen

˚.und frei wollte reisen laßen: ˚die kühne Bitte bewegt Arnold, ˚daß er ihn ja ˚.sein Schiff so gar – los-

kaufte; [l] Osman kommt glückl.ich an; wird endl.ich Großvezier; läßt Arnold nach Konstant.inopel

kommen, ˚der 10. Sklaven loskauft, ˚.und ihm zum Geschenk bringt; – konnte ˚das ˚ganze leben ˚durch ihm ˚nicht

gnug Freundsch.aft beweisen: – Enthusiasterei ist ˚.ein Zeichen ˚der großen Seele: Cromwell sagt:[12] ˚.man komt

nie weiter, als ˚wenn ˚.man ˚nicht weiß, ˚.wie weit ˚.man gehen soll: – Er zeigt ˚eine feine Leidenschaft, ˚die ˚durch Maximen

˚und so feurig gemacht ˚werden kann: ˚.und diese ist ˚.mit andern ˚.großen Trieben gemeiniglich verbunden: – Daher ˚.auch

Enthusiasten ˚der Ehre (ob diese gleich viell.eicht ˚die gefährlichste ˚.sein kann[m] so ˚.wie [n] Alex.anders

˚.große Handlung,[13] ˚wenn es bloß Muth wäre gegen Philipp.os ˚den Arzt, gefährl.ich gewesen) gemeinigl.ich

˚.große Leute sind: und Alex.anders Handl.ung ist ˚.groß weil er an ˚.seiner ‹Treue›[o] ˚nicht verzweifelte: – Bey allen unsern

guten Handlungen muß Enthusiasm.us ˚.sein – ˚der Kalte wird vor Fehltritten ˚.und ˚.großen Dingen ˚die

Ueberwindung kosten gleich entfernt: – Der Enthus.iasmus kann in Ansehung einiger Folgen zu

weit gehen, in Ansehung anderer billig lebhaft ˚sein: –


[XXV.43(B)(5r)] ms 8



/ ˚Die Enthusiasten verkühl.en sehr bald ˚.und ihr Schaden ist also zwar schnell, plötzl.lich aber ˚nicht daurend ˚.und

daher lange ˚nicht so gefährl:ich als kalte falsche Grundsätze, z.E. Aberglauben: – bey freien Nat:ionen

sind also insonderh:eit Enthus.iasten z.E. England, Deutschl:and – (in Holland selten, da ˚das hauptprincip.ium

waz s.ie feßelt der kalte Geiz ist:[1]

Schwärmer sind Verrückte am innern Sinn: ˚die Eingebungen ˚sich ˚.einbilden: z.E. Major Davel[a][2]

˚der liebenswürdigste Mann, bildete ˚sich unmittelbare ˜Gottes Stimme ˚ein; ˚die ˚.mit s.einem Chor, ˚.wie Josua

˚die Religion erheitern wollte, ˚.und dem Staat zum besten als Schlachtopfer aufgeopfert wurde: –

˚der unschuldigste Märtrer! – Hier hilft ˚keine Vernunft wider sinnl.iche Empfindungen; ˚.und s.ie sind also

Mitleidenswürdig; blos da˚durch zu beßern, daß ˚.man ˚sich ˚nicht lange drüber ˚.mit ihnen unterhält: – gleich-

gültig ˚sich bezeigt: denn dadurch verkühlt er selbst

[Sectio III. Clara dei cognitio, §§40-53]

/ §.42.)[3] ˚Die Religion kann ˚die gesundeste Vernunft machen: da s.ie ˚die Verstandes Kräfte ˚.auf so nüzl.iche Dinge richtet

als nöthig ist[b], daß ˚die Relig.ion in mir leben kann: ˚.und s.ie ˚.von Spekulationen abzieht: ˚die

vielleicht feine aber unnutze Vernunft machen können.

/ §.43.[4] Da wir nie ˚eine unmittelb.are ˚sondern blos mittelb.are Empfindung ˚.von ˜Gott haben, ˚durch Schlüße: so geht dies

nach ˚der Natürl.ichen Religion ˚nicht an, aber läßt es ˚der geoffenb.arten Rel.igion als mögl.ich zurück, daß s.ie so ˚.ein

unmittelbar.es Anschauen ˚.von ˜Gott in mir machen, als ich unmittelbar ˚.von ˚den Dingen ˚der Welt ab-

hänge, ˚.und ich dies ˚nicht als ˚.ein Philos.ophisches Urteil ˚sondern Empfindungsbegrif einsehe. Hier scheidet ˚sich vollig

Natur ˚.und Offenbar.ung ˚.und ˚das experiri des Aut.ors ist in ˚der Ethick ˚nicht mögl:ich

/ 44.[c][5] Alle Enthusiasterei ist schwer zu verhüten, daß ˚.man ˚nicht zugl.eich in ˚die entgegengesezte Kälte fiele: – Aber

in Entscheidung ˚der Spekulat:ion muß sie[d]vermieden ˚werden, da Leidenschaften ˚nicht Meinungen wiederlegen ˚und angehen

˚sondern in Absicht des wahren stets blind ist; ob s.ie gl.eich in Abs.icht des Praktisch guten nutzl.ich ˚.sein kann: –

/ 45.)[6] Wenn Pietisten bei jedem Gespräch ˚.und Discurse ˚die Idee ˚der Religion zur herrschenden machen

˚.und es nach ihrem beständigen Betragen zu schließen ist, daß diese ˚das Licht ˚der Neuigk.eit verloh-

ren haben: so sind es nur Schwätzer. Wäre aber dieser Seelenzustand in dieser Welt unser

so würde es ˚der allerseligste ˚.sein.

/ 46.[7] Sucht insonderh.eit ˚die Idee ˜Gottes ˚.mit eurer Moralite beständig zu verbinden: Zuerst mit dei-

nem natürl.ichen Moral.ischen Gefühl, daß dein unmittelb.ares Gefallen am Guten in dem Licht

˜Gottes Religion ˚werde: – Suche ˚.auch in dem Grunde der Seele ˚die Idee ˚.von ˜Gott herrschend zu machen

Dies ist schwer: ˚wenn s.ie[e] aber in klaren Ideen stets prädominirt, so geht s.ie ˚.auch in ˚die dunklen

über

/ 47.[8] ˚Das Vernünftlen ist ˚der übertriebene Gebr.auch der Vernunft in Sachen wo es 1) unnöthig ist, den

Grund da˚.von ˚.einzusehen: – (˚weil viell.eicht vor andere Wesen aber ˚nicht vor uns diese Wahrheit ˚.mit dem

moralischen ˚zusammenhängt) 2) wo es uns übersteigt ˚.und also unmögl.ich ist: – Doch nenne ˚.man

˚nicht ˚einen dummen Beifall, ˚eine noble Theologische Einfalt: da ich nie ˚.auf Vernunftgründe

denke, ˚sondern blind zutraue ˚.und irre: – ˚Der Gebrauch ˚der Vernunft in ˚der geoffenb.arten Relig.ion

ist vorzügl:ich das[f] Ganze ˚der Relig.ion zu beweisen: – ˚.von besondern einzelnen Dingen über ˚die

Mögl.ichkeit philosophiren zu wollen, ist unnöthig

/ 56.)[9] Moralisch heißt eigentl.ich waz ˚der Regel ˚der Sittlichk.eit gemäß, ˚.auf ˚die Lenkung meines Willens

˚.einfließt: ˚.und also heißt [g] das sehr uneigentl.ich ˚.und also gar ‹˚nicht ›Philosophisch – Moralisch

gewiß,[10] was ˚der Mathem.atischen gewiß entgegengesetzt, einen großen Grad ˚der Wahrscheinl.ichkeit ˚.hat.


[XXV.43(B)(5v)] ms 9



Indessen ist diese Moral.ische Gewißh.eit wo sie es irgendwo ist, in ˚der Rel.igion nothig:

47)[1] Diese Erfahrung ist, so vortrefl.ich s.ie ist, vielleicht gar ˚nicht durch die Natur, ˚sondern blos

˚durch ˚die Offenbarung moglich

/ 49.)[2] ˚Das Pyrrhonistische:[3] non liquet! soll als ˚.ein weiser Orakelspruch unser leeres Grübeln ein

schränken uns beschwerl.ich machen ˚.und vereckelte: – aber ˚.ein Skepticißm.us in ˚der Relig.ion erschüttert ihre

Grundveste.

[Sectio IIII. Certa dei cognitio, §§54-65]

/ 63):[4] Bey ˜göttl.ichen Erfahrungen nimm dich vor dem vitio subrept.ionis[5] in Acht! – Dieser ist bey ei-

nigen Erfahrungen gewöhnlich ˚.und leichter als bei andern: – bei dem hellen Tage ˚sich zu irren, ist fast

ungewöhnl:ich – aber bei innern schwachen Erfahrungen ists leichter, ˚.und daher entstehen Fanatiker, ˚die nat.ürliche

Erfahrung vor übernat.ürliche halten, oder ˚sich da s.ie welche ˚.von andern lesen, so gar vor eigne einbilden – – –

z.E. 1723. ˚den 30. März stellte ˚sich Davel[6][a] in Pais de Vaux ˚sich an ˚die Spitze ˚.seines Chors, um ˚die Kirche

˜Christi in Bern zu läutern: – ˚.und in ˚.seinem Gefängn.is ˚sich noch stets [b] sehr vernünftig war, aber Eingebungen vorgaben

˚die er wahrscheinl.ich machte, standhaft glaubte, ˚.auch im Tode bekannte: ˚.und als Martrer starb.

/ Da wir nur ˚.von dem nat.ürlichen Gebrauch ˚der Kräfte reden: so ist ˚die Entscheidung sehr schwer, ob manche

plötzl.ich ˚aufstehende ˚.Einwirkungen, ˚die zur bes.onderen Moralite dienten, übernat.ürlich sind: – Aber nach ˚der Regel ˚der Philosophie

werde ichs stets ˚.aus bekannten Gesezzen – nach der Naturordnung erklären: da es ˚eine nat.ürliche Relig.ion

˚.sein soll: – ob es gleich ˚.aus besondern ⁅Gesezzen⁆; außer ⁅Naturordnung⁆ ˚.auch mögl.ich ist: – Indessen wird in ˚der

Nat.ürlichen Relig.ion ˚.auch ˚.ein Fanatic.er sehr ungewöhnl.ich ˚.sein. –

/ 64.)[7] So ˚.wie Mohammed[c] wahrscheinl.ich im Ganzen ˚.ein Fanatiker[d] ˚.und blos in einigen Theilen

˚.ein Betrüger gewesen:[8] ˚weil ˚.seine Frau ˚.auch nach ˚.seinem Tode wirkl.ich so strenge lebte etc. so gibts ˚.auch Legenden

˚die bewundernswürdige Geschichten in ˚sich enthalten, ˚die theils fanat.isch theils heil.ige Betrüge sind:

z.E. ˚der heil.ige Gregorius wurde torquirt:[9] – ˚der hoff wurde in Schweine verwandelt: – ˚die er nach

Bekenntn.is ˚der Sünde taufte, ˚.und s.ie in schönere Menschen verwandelte: –

/ 65.)[10] ˚Die Neigung des Menschen zur Ungebundenh.eit ˚.und Abneig.ung ˚.von ˚der Wahrh.eit [e] oder Eitelk:eit – oder

Mode – oder Flatterhaftigk.eit kann Unglauben machen, daß[f] ˚.man ˚.auch wahren Relig.ions Zeugn.issen ˚nicht glaubt:

Mehreres in d.er Logik![11]

[Sectio V. Viva dei cognitio, §§66-70]

/ 68.)[12] Verwirf ˚nicht ˚die symbol.ische Erk.enntnise ˚.von ˜Gott: weil wir uns ˚.von ˚keiner Sache, ˚die ˚nicht in ˚die Sinne fallen, ˚einen

intuitiven Begr.iff machen können, außer dem Wege ˚der symbolen: – ˚Die Quäcker verwerfen

˚die symbol.ische Erk.enntnis ˜Gottes, ˚.und wollen ˚.von innen intuitiv.ische Erk.enntnis haben, da s.ie doch ˚die Rührungen z.E. ˚.vom

Erhabnen ˚der Versamml.ung ˚.und des Feierl.ichen – ˚die Convulsionen des Körpers – ˚eine gewalts.am bestrebte

Anfeurung vor Andacht ˚.und Intuit.ion zu halten.[13]

/ ˚Die Symbole ˚.von ˜Gott ˚sind ˚nicht stets Worte, ˚sondern ˚.auch ähnl.iche Sachen z.E. Er wird dem Fürsten, Vater etc. verglichen.

Da s.ie aber ˚der Grund ˚.von Intuit.ion ist, ˚.und praktisch lebend.ig ˚werden kann: so muß ˚.man s.ie ˚nicht vor ˚einen

todten Buchstaben halten:

/ 69.)[14] ˚Der Verstandes Intuit:us ist eigentl.ich blos uneigentl:ich – da ˚.ein intuitus qua talis blos ˚durch Sinne

ist: – ˚Die Erbauung, ˚eine Vermehrung des intuitus ˜Gottes, ist ˚.ein Wort ˚der geoffenb.arten Relig.ion, in

˚der Nat.ürlichen Rel.igion deßwegen fremde, ˚weil ˚.ein ⁅intuitus ˜Gottes⁆ ˚die nat.ürliche Moral.ität blos zur Religion

[g] ˚.und ˚.zur Erbauung erhöhen kann: – Je mehr ˚.man ˚.aus Mitteln des Intuit.us ˚die nat.ürliche gute Moral.ität

zur Relig.ion erhöhe: desto ˜mehr erbauet ˚.man ˚sich: – ˚.und ˚.ein Intuitus ohne Folgen ist wenigstens sehr

schwach gewesen.


[XXV.43(B)(6r)] ms 10



/ 70)[1] ˚.Man sehe ˚die theol.ogische theor.etische Wahrh:eit ˚nicht stets vor Spekulat.ion an, ˚weil s.ie mittelb.ar erbauen kann:

[Sectio VI. Cultus dei internus, §§71-92]

/ 72.)[2] Du sollst diesen oder jenen lieben: ist apodictisch gesagt ˚nichts: ˚weil es eben so wenig Pflicht ist, als

etwaz vor wahr zu halten: da s.ie ˚nicht ˚eine willkührl.iche Handl.ung ist, ˚sondern ˚eine bloße Erregung des

Gefühls ist: so heißt ˚das Gebot blos: thue alles, waz ˚.ein Mittel dazu ˚.sein kann: – Sonst aber kann

ich, ˚wenn ich gleich ˚die Billigk.eit ˚der liebe ˚.einsehe, ˚nicht stets s.ie in ˚meiner Gewalt ˚:sein, ˚.und oft eben so wenig

˚wenn ich ihrer entübrigt ˚.sein möchte: – Wenn ich aber in dem fehlerhaften Zustande ˚der Kaltsin-

nigk.eit mich wahrnehme: theils gegen ˜Gott, ˚meine Wohlthäter, [und] ˚meinen Bruder, ˚der mich liebt: so suche ich[a]

˚die Moral.ischen Eigenschaften mir ˚.einzudrucken, ˚die ˚.zur liebe reizen: z.E. bedenke insonderh:eit daß dich

˜Gott liebt (blos dies.e Bemerk.ung macht schon liebe) daß Menschen ˚deine liebe ˚.mit Rührung annehmen

können: so liebe s.ie als Objekte, ˚einer ˚.von ˚den sanftesten Trieben

/ 73)[3] Sezze dich, um den concursum diuinum zu empfinden, in mögl.iche schlechtere Umstände, so wirst du

˚deine eign.en desto beßer empfinden

/ 75.)[4] Wir können uns so fern wir alle Handlungen ‹˜Gottes›, als ˚die besten Mittel – ˚.zum besten Zweck – ˚der Glücksel.igkeit betracht:en völ-

lig beruhigen: – ˚Die große Veränderlichk.eit ˚der Dinge, ˚.und die Stürme ˚meiner Leidenschaften kan ˚der Gedanke

am besten trösten: ich bin in ˚der Welt – gesezt – ˚.von ˚der grösten Güte gesezt: – ˚nicht [um] ˚meiner selbst – ˚.und so

ungewiß ˚die Ordn.ung ˚der Nat.ur ist: so ist s.ie doch unter dem höchsten Wesen: – ˚.und ˚.auf ˚die Art kann also

blos ˚die Relig.ion völlig beruhigen: da ˚.auch ˚.ein nat.ürlich guter ˚.und moral.ischer Mensch bei dem blinden

Schicksal stets zittern muß: –

/ 77.)[5] Da alle Handlungen ˜Gottes 1) ˚nicht eigennützig ˚.sein können 2) zur Glücksel.igkeit abzwecken: ˚.und also wirkl.ich

Wohlthaten sind: so erregen s.ie eben da˚durch Dankbark.eit – ˚.und ˚.ein jeder, ˚der zu ˚keiner uneigennütz.igen Wohlthä-

tigk.eit empfindl.ich ist, wird ˚.auch zum Dank unempfindl.ich ˚:sein ˚.und ʾ.vice .versa ˚weil ˚wenn er ˚nicht ˚das edle

des Wohlthuns fühlt, bei eignen Handlungen, ˚.wie wird ers bei fremden haben? ˚und ˚.auch ˚Gottes Wohlthaten

wird niem.and Dank empfinden, ˚der ˚nicht selbst des Wohlthuns Schönh.eit fühlt z.E. ˚das vortref-

liche Gefühl ˚eines Sommerabends wird bei Wohlthätigen blos wirks.am seyn: –

/ [§80][6]˚Die Liebe ist zärtl:ich, ˚die dem Gegenstande ˚der Liebe zu gefallen sucht: – eigentl.ich ist dies ˚die bulerische Liebe.

Eigentl.ich ist amor tener, quo quis amatum laedere, admodum reformidat: ˚das Bulerische sezt

nicht Hochachtung vor˚aus wohl aber ˚das zärtliche: waz ‹˚nicht› blos ˚den Andern ˚sich ˚.zum Gegenstande ˚der Lust machen will: –

so ˚.wie jenes: ˚sondern etwaz Edles ˚der Denkungsart vor˚aussezt: – ˚der Mangel ˚der Liebe beleidigt ˚nicht an

˚sich: da er blos etwaz schönes aufhebt: – wer ˚die Zartlichk.eit aber als ˚.ein Recht ansieht, waz er schuldig

ist, ˚.und also ˚aufzuheben fürchtet [beleidigt]: – ˚Das Bulerische ist ˚.auch bei läppischen Personen ˚.und oft sehr gefäl-

lig: aber mit ˚einem Mangel ˚der Hochachtung: – ˚der zärtl.iche Liebhaber zeigt Respekt, ˚.und will

˚.seine eigne Hochachtung erhalten, ist also ˚nicht so lachend, ˚nicht blos gefällig: –

/ ˚Das bulerische, ja selbst ˚das Zärtliche muß bei ˚der Liebe gegen ˜Gott wegfallen: da beide sehr

anthropomorph.isch sind, ˚.und immer ˚eine geheime Gnade, ˚.und Gunst vor˚.aussetzen: Sie sind aber

blos ˚die gröste Schuldigk.eit ˚.und also ˚der gröste Grad ˚der Zärtl.ichen liebe, doch ohne Namen des Zärtlichen

˚Die Resignat.ion des ˜göttlichen Willens ist so nöthig, da wir ˜Gott ˚die beste Weish.eit ˚.und Güte zutrauen müssen:

so sagte Sokrat.es ˚.zum betenden Alcibiad:es:[7] Schlage die Augen nieder ˚.und sprich: gib mir o ˜Gott, waz

˚das beste ist, ich mag bitten oder nicht: –

/ ˚Die Liebe ˚.zur Creat.ur ist immer gut, insofern ˚.man s.ie als Creat.ur betrachtet: – ˚.und ˚die abgöttische

Creaturliebe ist blos ˚der ˚.ausschweifende Grad


[XXV.43(B)(6v)] ms 11



/ ˚.Wenn ˚.man in ˚das innerste ˚.seiner Seele ˚aufrichtig geht: so wird ˚.man [a] viell.eicht ˚nicht Liebe finden, ˚sondern

Hochachtung, Ehrfurcht, ˚die ˚.von ˚der Größe entspringt, ˚.und mehr Furcht als ⁅Liebe⁆ ˚.zur Folge ˚:hat

˚Das Moral.isch Schöne ˜Gottes [b] ˚.und ˚.seine Gütigk.eit ist in uns weit minder lebhaft, ˚weil wir 1) als

Murrköpfe, gewohnt ˚sind, ˜Gott uns.er böses zuzuschreiben: 2) da ˚.man ˚sich dunkel vorstellt: daß ˜Gottes [c]

‹Wohlthaten› ihm ja gar [d] wenig liebe vielleicht gekostet: – ˚weil wir unsere eigne Tugend, ˚die

stets zu überwinden ˚:hat, als Maasstab, annehmen: ˚.und da ˚die ˚nicht bei ˜Gott ist: so trauen wir ihm ˚.auch

wenig Gütigk.eit vielleicht zu! ˚Die Welt kostete ihm ˚.ein Wort etc. etc. ˚.und da Gegenliebe stets liebe

vor˚.aussezt, so ist unsere nat.ürliche liebe gegen ˜Gott so schwer, ˚.und klein; indessen ˚durch ˚die angenehme Rüh-

rung, daß ohne uns.er Verdienst so ˚viel Wollust ˚.auf uns strömt, wandelt etwaz ähnl.ich ˚der Liebe uns

an: – Blos ˚die geoffenb.arte Rel.igion trägt uns ˚eine Liebe ˜Gottes, vor, ˚die ihm Ueberwindung gekostet

hat, ˚.und also gut verstanden ˚.zur Gegenliebe reitzen kann! – –

/ ˚Das Mistrauen ˚.auf ˜Gott:[1] – hätte ich ˚.von ˚der Gütigk.eit ˜Gottes ˚keine andre beweisth.ümer außer dem Naturlauf,

so wäre ˚das Urteil dar˚:auf [e] sehr mißtrauend, da ich im Menschl.ichen Leben ˚eine beständige Verwi-

ckelung ˚.und – ˚das Gegenteil des Guten wahrnehme: – [f] ich schließe also ˚nicht ˚.aus einzelnen Fällen

˚den allgemeinen Begr.iff ˚der Gütigk.eit überhaupt zu bestimmen: da ich blos jede Handl.ung alsdenn

˚.zwar als Probstücke ˚der Gütigk.eit einzeln betrachte: aber ˚nicht ˚die ganze Glückseligk.eit ˚meines ganzen Daseyns

daher folgern kann: ˚.und es wird eben so ohne Mistrauen ˚.auf ˜Gott ˚.sein könne, ˚wenn ich ihm ˚nicht ˚die

Erfüllung einzelner Wünsche zutraue: ich kann z.E. bei ˚meiner Rechtschaffenh.eit viell.eicht lange

unglückl.ich ˚.sein. Es ist also ˚das Vertrauen ˚.auf ˜Gott: blos im Ganzen unsers Lebens, ˚nicht aber bei äußerl.ichen

einzelnen bestimmten Fällen: sonst kann es Versuchung ˜Gottes @˚werden@: [g] ˜Gott wird im Ganzen, am Ende

des Alls, alles gut machen, als ˚das gütigste Wesen; ohne ˚die Fälle zu bestimmen, worinn ˚sich

just nach uns.erem Vorwitz Gütigk.eit beweisen soll: – Kurz! mein ganzes Das.ein werde ich einst

˚.mit Zutrauen ansehen können: ˚das ist Zutrauen ˚.auf ˜Gott! – –

/ Es ist [h] ˚.ausschweifend, ˚wenn ˚.man bei einzelnen Fällen, ˚die Güte ˜Gottes als bestimmt ˚durch ˚meine eigne Absicht

vertraue: ˚.und es ist deßwegen ˚eine Versuchung ˜Gottes, ˚weil ich glaube, ˚durch ˚meinen Wunsch ˚den Fall bestimmen zu können

wo ˚die Güte ˜Gottes [i] ˚sich just beweisen soll: = ˚Eine heirath bei ˚einem schlüpfrigen ˚Auskommen

kann nicht ˚durch ˚das Vertrauen ˚.auf ˜Gott bestimmt ˚werden: ˚weil ˜Gott eben so weise, so gütig seyn könnte, ˚wenn er mich ˚.auch

darben ließe [j] ˚das lezte sehe ich alsdenn, ˚weil ˚wenn ˚mein Wunsch ˚sich trüge, ich [k] thöricht ˚nicht sagen könnte: ˚seine

Güte würde ab[nehmen]

/ Versuchung ˜Gottes ist also ˚ein Scheinvertrauen, da ˚.man vorwitzig ˚sich in ˚die Maasregeln ˜Gottes mischt,

˚und ihm ˚den Fallen bestimmen will, Güte zu beweisen! Welche Vermessenh.eit

/ ˚Das wahre Vertrauen ist also stets ˚.mit Selbstverläugnung verbunden, da ich stets überzeugt bin, ich

könne bei keinem einzelnen Falle ˚die Maasregeln ˚.seiner Güte bestimmen: ˚.und ˚das gröste

Vertrauen ist eben ˚.mit ˚der grösten Resignat.ion verbunden: ˚weil ich ˜Gott im Ganzen noch immer ˚die gröste Gü-

te zutraue, ob ich gl.eich in ˚keinem einzelnen Falle s.ie zu bestimmen getraue: – hingegen

ist ˚eine Versuchung ˚Gottes ˚das gröste Mißtrauen, ˚weil ich gleichsam einen einzelnen Fall ˚.zum Kennzeich.en

˚.zur Probe ˚.seiner Güte nehmen will: – Hier ˚.hat ˚.man 2 Ordnungen [l] 1) ˚die Ordn.ung ˚der Nat.ur ˚die ˚.auch ˚.zwar

ungewiß ist: aber comparat.ive doch wahrscheinl.ich 2) außerorden.tliche bes.ondere Direkt.ion ˜Gottes: diese ist

ganz verborgen: ˚.und da ich jene alsdenn vorbeigehe, ˚die gewiß ˚und vor Augen ist, um hier ˚eine bes.ondere

Gefälligk.eit ˚.von ˜Gott ˚durch dies bes.ondere Vertrauen her˚aus zu locken: so ist s.ie sehr verwegen, ˚.und nie ˚.ein Vertrauen


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auf ˜Gott ˚sondern vielmehr ˚.ein Vertrauen ˚.auf ˚sich selbst: da ˚.man ˚sich Weish.eit zutraut, ˜Gottes Güte bestimmen zu können:

da hingegen ˚.ein Vertrauen ˚.auf ˜Gott, mit Resignation ˚.seines eignen Willens, desto vester ist, ˚und also muß 1) ˚die

Resignat.ion total ˚.sein – ˚und ich im Ganzen Da˚.seyn ˜Gott ˚das beste zutrauen. dabei alle Einzelne Falle ˚aufgeopfert

˚werden: – ˚.Ein jeder Unterweiser; insonderh.eit des besten, ˚.einfältigsten, ˚.und [a] @grösten@ Theil des Publikums, des Pöbels:

muß also ˚.von dies.em speciell.en Zutrauen zu reinig:en [suchen]: – ˚.Exempel eines Vaters, ˚der im Ganzen ˚das beste ˚.seines Kindes sucht;

aber stückweise ˚sich ˚nicht vorschreiben lassen kann: z.E. reiten zu laßen: – Diese betracht.ung ist eine ˚der lehrreichsten, da

˚das falsche Vertrauen so viel Schaden anrichtet, ˚weil Menschen ˚nicht blos ˚.aus Faulheit ˚die Mittel weglassen ˚.zum Glück: ˚sondern ˚.aus dieser

falschen Maxime: ˚die s.ie ˚.mit falschem Namen ˚einer Kindlichk.eit geschmückt, fast nie ˚aufhört, ˚sondern ˚.einmal betrogen, ˚.auch

fehlschlägt – – Wäre dies leben blos: so wäre es fast am besten: an ˜Gott gar ˚nicht zu gedenken: ˚sondern vernünftig

nach ˚der Ordn.ung ˚der Nat.ur zu handeln: – ˚sich um Kanäle zu Amtern zu erwerben – sich [b] im einzelnen

˚.mit ˚der Kopfbrecherei ˚.von ˜Gott ˚nicht zu quälen: – Da aber ˚mein jetz.iges Da˚.sein – ˚.ein Theil ˚meines ganzen Seyns ist,

˚das ˚eine Güte gesezt ˚:hat wo ˚werde ich ˚einen Theil, als ˚.ein ganzes bestimmen können: so kurzsichtig ˚das

Ganze des Guten ˚.ausmachen: –

/ §.85.)[1] ˚Das faule Vertrauen, ist sehr grob, ˚.und boshaft, ˚wenn ˜Gott nach ˚der Ordn.ung ˚der Nat.ur ohne uns.ere Mittel Zwecke geben soll.

Es gibt aber ˚.auch ˚.ein feineres, ˚wenn ˚.man ˚.aus ˚der übergroßen lebhaftigk.eit des Vertrauens ˚.auf ˜Gott ˚die Geschäftigk.eit etwaz

vergißt, ˚die nach ˚der Nat.urordn.ung ˚.ein Mittel ˚.sein muß. Solche sind alsdenn in ˚den meisten Handlungen sehr läßig: –

/ §.86.)[2] ˚Das heuchlerische Vertrauen ist entweder äußerl.ich ˚.und grob; oder innerl.ich ˚.und fein, da ich ˜Gott gleichs.am ˚.ein Blend-

werk ˚.auf[c] meinem innern Vertrauen machen will: diese Heuchelei ist fast ˚die ˚ausgebreitste in aller

Menschen Herzen: – S.ie affektiren ˚.ein Zutrauen, um ˜Gott zu locken, daß s.ie einst ˚.ein reelles Zutr.auen haben könnten: = = ˚Der

Trieb ˚der Menschen, @nach@ ˚der Nat.urord.ung zu handlen, ˚der aber noch böse Fälle besorgt, fingirt ˚eine Conform:ität ˚.mit ˚.seinem

Willen, um ihn treuherz.ig zu machen: – Diese feine Heuchel.ei sollte in ˚der Theol.ogischen Moral ˜mehr ˚.aus˚.einanderge-

sezt ˚werden. – ˚Das Vertrauen in Moralischen Dingen ist ˚das edelste ˚und höchste, da es ˚.auf etwaz gewißes geht! –

/[d] ˚Das falsche Vertrauen ist 1) entweder vorwitzig, da er ˚den Fall bestimmen zu können vermeint: so groß es

        scheint, so klein ists, ˚.und noch kleiner, als ˚der Zweifel in einzelnen Fäll.en

        ˚der ˜Gott im ganzen vertraut.

/      2) oder faul, ˚das vorwitzig ˚.auf ˜Gott vertrauend, noch so gar die äußern Mittel

        verachtet: ˚.und dies ist noch gröber, da alsdenn ˚der Fleiß, ˚die ˚.von ˜Gott gesetzte Ordn.ung

        ˚der Nat.ur ist, vernachlaßigt wird: – Es kann entweder 1) in Moral.ischen Dingen seyn,

        da ich glaube, ˜Gott ˚werde ˚meine Moral.ische Vollk.ommenheit, ohne ˚meine eigne bemüh.ung steigern:

        so ˚.wie hingegen ˚der Mangel an Vertrauen, daß ˜Gott uns.ere Moral.ität verbeßern werde:

        uns verzweifelnd machen kann, oder ˚.auf uns.ere Kräfte gar zu sehr pochend, ohne

        daß wir ˜Gott dazu ziehen. – hingegen ˚das faule Vertrauen, waz nie selbst nach ˚der

        Ordn.ung ˚der Nat.ur an ˚der Moral.ität arbeitet, ist ˚eine Versuchung ˜Gottes; ˚die sehr gemein

        ist: immer ˚.auf unmittelbare Einflüße wartet, sehr devot klinget, verblendet,

        aber sehr zu Fehltritten verleitet: Denn schon in ˚der Nat.ur Folge liegen sehr ˚viel

        Mittel ˚.zur Verbeßerung: ob ˜Gott ˚.auch gleich selbst zu dies.er Verbeßer.ung concurrirt

        als ˚einem ˚.großen Stück ˚meiner künftigen Seligkeiteit; oder 2) in Unmoral.ischen Dingen:

        da bei dies:em Vertrauen, ˚wenn es wahr ˚.sein soll, immer ˚eine Art des Zweifels

        (besonderer Stücke) ˚.sein muß: ˚.und da˚durch recht allgewiß wird (im Ganzen: ˚durch ˚die

        ganze Idee: ˚.und vollige Resignat.ion[)].

/ 86)[3] ˚Wenn ich ˜Gottes Will.en in irgend ˚einem äußern Fall ˚nicht weiß: so folge ich, nach ˚der Nat.urordn.ung, ˚meinem eignen

Willen; als ˚der Richtschnur ˚die mir ˜Gott zu Handlungen gibt: – Gibts aber außer ˚meinem Willen noch ˚einen bes.onderen

˜göttl.ichen ⁅Willen⁆: so muß ich dem folgen: – Sezzt ˚einen alten Mann, unheilbar, gewißem Elende ˚.ausgesezt: nach ˚der

Ordn.ung ist hier ˚eine Selbstverkürzung des Elendes so natürl.ich als ˚die Abschneidung ˚eines todten Armes: –


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/ Aber da dies das ganze meines Das.eins anbetrift, ˚das ich ˚nicht setzte ˚sondern ˚durch ˚eines andern Absicht,

˚die ich ˚nicht ˚.einsehe, ˚.und der ich also ˚nicht entgegen handeln muß, ˚weil ich alsdenn am thörigsten handle,

dem zuwider zu handeln, ˚der geheime Absichten ˚.mit mir ˚.hat etc. – Daher wäre ˚der Selbstmord erlaubt,[1]

nicht blos ˚wenn Uebel ˚das Gute überwiegen: ˚sondern ˚die langeweile es überdrüßig macht, ˚wenn wir nur

˚nicht ˚durch ˚einen andern wären, ˚sondern ˚.aus[a] Epikurs Atomen[2] ˚.von ungefähr entstanden wären.

/ [§87][3] Die Anbetung (˚das adoriri) ist ˚ein höher Gefühl ˚der Ehrfurcht, im Verhältn.is des großen zu uns:

/  1) ˚Die unmoral.ische Ehrerb.ietung reverent.ia kann blos ˚durch ˚das Gefühl des Großen, des Erhabn.en gegen ˚meine Nie-

   drigk.eit ˚.und Staub

/  2) ˚Die Moral:ische ⁅Ehrerbietung⁆ adorit.um ⁅kann blos ˚durch ˚das Gefühl des Großen, des Erhabn.en⁆ an ˚einer Person etc.

/ ˚.Ein jeder ˚der ˚einen subtilen Anthropomorph.ismus hegete, wäre ˚.ein Abgötter:[4] aber er wird ˚nicht so genannt, ˚wenn

er ˚nicht moral.ische Eigensch.aften ˚sich in ˜Gott falsch gedenkt: – ˚die Unmoral.ität z.E. Menschl.icher Körp.er ˚.mit ˚der hochsten Güte ge-

paart, kann vielleicht ˚.ein Irrt.um ˚.sein – etwaz[b] theol:ogisches – aber ˚nicht ˚.ein Religionstheil, ˚.und also ˚.auch ˚keine Abgöt-

terey, da s.ie ˚nicht praktisch ist so fern s.ie blos falsche Spekulat.ion ist: – z.E. [c] Jupiter[5] ˚der Ehebrecher angebetet

ist abgötterey: Jupiter blos Mensch ist in so fern ˚nicht abgöttisch = = ˚Der andre begr.iff ˚der gemeiner ist ˚.von

dem Götzendienst, ist ˚der, da ˚.man etwaz außer ˜Gott anbetet, waz ihm ˚.ein Zeichen des Dienstes ˚.sein soll.

(Sonst ist ˚‹wenn›[d] ˚.ein blos theolog.ischer Irrt.hum schon Idololatr.ie wäre, ˚die Abgött.erey allen Menschen ˚.und Philos.ophen gemein) ˚die

gemeine Abgötterei verdirbt aber ˚die Sache selbst sehr, da ich ˜Gott mittelbar in ˚einem Zeichen an-

bete, da doch 1) ˚nichts ˚.ein Zeichen ˚.von ihm ˚.sein kann 2) er blos unmittelb.ar verehrt ˚werden kann ˚und soll, da ˚.seine

Allgegenwart es stets will: ˚.und ich alsdenn, ˚wenn ich ˚einen Diener, in Gegenwart ˚seines H.errn anbete,

˚.auch als Zeichen, wirklich doch etwaz anders ˚.und ihn also gar ˚nicht selbst anbete:

/ Furcht 1) Kindl:iche – ist blos ˚die Zärtliche liebe gegen ˜Gott: teuer: ˚die [e] äußerst bekümmert ˚die belei-

   digung verhüten will: ˚.und jede Zärtlichk.eit ist also ˚.mit Ehrerbietung, mit Ernsthaft:igkeit, mit

   Furcht verbunden: – ˚Die Zärtl.iche liebe ist ˚nicht gegen alle Menschen kindl:ich ˚sondern [f] ˚.von Eltern hergenommen,

   ˚die ˚.man in ˚einem hohen Grade ehrt, ˚.und ihr Mißfallen äußerst verhütet: – ˚nicht ˚.aus Furcht ˚der Strafe

   sonst knechtisch: – ˚sondern ˚.aus Verhutung ˚der beleidig.ung – Diese verhüte ich ˚nicht mittelbar: (wegen ˚der Strafe)

   ˚sondern unmittelb.ar (˚und ˚wenn ˚einer ˚.auch nie strafte)

/ Ehrfurcht sezt Hochachtung vor˚.aus: ˚.und diese ˚das Gefühl am Erhabnen in ˚der[g] Moral.ischen Vollkommenheiten

vor˚aus: so ˚.wie liebe ˚den intuit:us ˚der Moral.isch Schönen Vollkommenheiten vor˚.aussezt: – Das Erhabne ist

˚eine Vollkommenheit, ˚die ˚.vom Schönen unterschieden wird: ˚.und in beiden können ˚die Vollk.ommenheiten entweder Moralisch

oder unmoralisch rühren: – ˚Die Rührung [h] ˚durch ˚.eine[i] Moralische vollkomne Erhabenh.eit ist Hochachtung

s.ie sezt ˚nicht stets liebe vor˚aus: ˚weil ˚der Grund ˚.von beiden sehr verschieden ist: ja ˚die Hochachtung kann ˚die liebe so

gar verdrängen, ˚wenn ˚das Moral.isch Erhabne des[j] andern sehr mit [k] unsern Eigenschaften zu collid.iren

scheint,[l] ˚und wir ihm ˚nicht ˚die [m] gehörige Güte in Absicht auf uns zutraut: – so komt oft ˚.ein ernst-

hafter Geistlicher, ˚der uns.ere Hochacht.ung reizt, sehr ungelegen in eine Gesellschaft, wo ˚das Schöne ˚das Ubergewicht ˚.hat

die liebe will nähere Vereinigung; ˚die Erhabenh.eit scheucht uns ab: – So haben wir meistens ˚die

gröste ⁅liebe⁆ gegen solche ˚die wir wenig hochachten z.E. ˚das weibl.iche Geschlecht, dem wir ˚.auch wegen seines[n] Schönen

[o] seine Schwächen verzeihen,[p] ja so gar lieb gewinnen: – So kann auch gegen Gott Hochacht.ung ˚.sein

ohne ihn zu lieben: so ˚.wie ˚.ein Mißethäter ˚.seinen gerechten Richter viell.eicht sehr hochschätzt; aber nie liebt.

/ ˚Die Ehrfurcht ist ˚eine höhere Hochachtung, ˚.und also an ˚sich ˚nicht ˚.mit liebe vermischt: – da s.ie aber gemeiniglich


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mit einer Besorgniß verbunden ist, ihn ˚nicht zu beleidigen, so entspringt hier˚aus ˚der wahre begrif ˚der Ehrfurcht:

˚die recht völlig ˚.auch von ˚der Furcht unterschieden, da wir ˚nicht ˚das böse, waz er uns erweisen könnte, ˚sondern

˚das waz wir selbst thun, verhütet: – ˚Die Furcht ˚Gottes ist also von ˚der Furcht vor Gott ganz unterschieden

da diese ˚eine knechtische ist, ˚die gar ˚nicht [a] ˚die Hochachtung vermehrt, sondern so gar ˚die liebe verrin-

gert: denn so bald wir jem.anden uns zuwider sehen: so wird ˚.ein Grad ˚der liebe ˚aufgehoben: wer liebt ˚einen, in

so fern er mich straft? – ˚Die Furcht ˜Gottes (d.i. ˚die Ehrfurcht) ist kindlich: ˚.und ˚die[b] kann ˚.mit liebe be-

stehen, weil sie das Mißfallen des andern sehr verhütet: ˚.und ˚die kindliche Furcht ˜Gottes ist also ˚eine

Ehrfurcht ˚.mit liebe verbunden: – ˚Das Mißfallen verhüten wir weg.en ˚.seiner schönen ˚.und erhabnen Eigenschaften:

˚nicht aber in so fern ˚.aus Furcht; ˚sondern vor uns selbst: da wir uns im Gegenteil verabscheuen würden.

/ 89)[1] ˚Der Mangel hieran kann also seyn: an ˚der Furcht vor Gott ˚.und an der Furcht Gottes: beide sind sehr

verschieden: – zu trennen: ˚.und jenes ist noch weit ärger = ˚die knechtische Furcht verabscheut Handlungen

˚der Strafen wegen, ˚.und ich fürchte ˚einen knechtisch, ˚den ich wegen ˚eines zu besorgenden bösen scheue. Diese vertilgt ˚die

Liebe: ˚.und ˚.man verhüte s.ie also in zärtlichen Gemüthern, da ˚das Schreckl.iche immer weit tiefer ˚sich ˚.eingräbt,

˚.und ˚.auch nachher bei schönen Eigenschaften ˚nicht völlig weicht: – ˚Die Menschenfurcht ist wieder entweder

vor Menschen, oder ˚der Menschen: jene fürchtet ˚das böse ˚der Menschen mehr, als ˜Gottes: diese hält Menschen höher

˚.mit Ehrfurcht, als ˜Gott, z.E. einem Ehrfurchtsvollen Könige ˚nicht; ˚.und ˜Gott lieber mißfallen wollen ist ˚die leztere

Menschenfurcht; ˚.und ˚.ein Ruchloser, ˚der nach Mettrie Lehren,[2] blos Rad ˚.und Obrigk.eit scheut, [c] beweist

˚die Furcht ˚der Menschen: – ˚Die leztere ist kein moralischer, ˚sondern politischer Fehler: so ˚.wie ˚die Furcht

ihr Gegentheil ˚nicht Moralit.ät ˚sondern blos Ueberleg.ung vor˚.aussezt: – ˚Der erstere ist aber moralisch: so ˚.wie

˚die Ehrfurcht über Moral.ische Eigenschaften ist: –

/ 90.)[3] Nicht ˚.ein jeder, ˚der ˚eines Gebote erfüllt, gehorcht ihm deßwegen: ˚wenn ers ˚nicht deßwegen erfüllt, weil ers geboten ˚:hat

So erfüllen ˚die Menschen viele ˜göttliche Gebote aus eignem Antriebe – ˚durch ihr eig.nes Moral.isches Gefühl – [d] ˚.und

doch mit dem falschen Glanz eines Gehorsams: – Ja oft komt ˚das Urteil über ˚die Göttliche Gebote

so entbehrl.ich dazu, da es ʾper subrept.ionem[4] doch vor den wahren Grund gehalten wird – – ˚Der allgem.eine

Gehors:am scheint so lange in uns unmögl.ich ˚:sein – als ˚nicht ˚die Erk.enntnis ˚.von ˜Gott ˚die herrschende Idee in uns

ist: ˚.und im künftigen Zustande wirds ˚sich vielleicht so seyn, da alsdenn ˚sich alles übrige sehr leicht unterordnet.

/ 91.)[5] ˚Der Ungehorsam ist entweder priuat:iv oder negat.iv – dort fehlt ˚die gnugs.ame lebendige ˚Einsicht des ˜göttlichen Willens

dort zeigt ˚sich bosheit: Triebfedern die jener real.iter oppon.irt sind; – ˚.und diese macht ˚die Empörung gegen

˜Gott aus: ˚die also ˚eine große Erk.enntnis des ˜göttl.ichen Willens: ˚.und große Triebfedern dagegen voraus:setzt ˚.und insonderh.eit

eigentl:ich – ˚wenn ˚.man ˚eine Handl:ung in ˚der Absicht thut: ˜Gott zu mißfallen: z.E. ˚die Rebellion ˚der gefalln.en Engel.[6]

analogisch nennt ˚.man ˚.auch Menschen Rebell.en ˜Gottes, ˚die etwaz, ˚.wie wohl zu andern Absichten thun, ob s.ie gleich

wissen, daß es ˜Gott mißfällig ist: – aber uneigentl:ich da wir ˚.von ˚der bosheit ˚der gefalln.en Engel blos in

Abs.icht ˜Gott zu beleidigen, ˚keinen begrif haben, ˚.und ˚eine Blasphemie [e] eines verzweifelnden Menschen eine geringe

Annäherung dazu ist, ˚die endl.ich aber vielleicht ˚.ein habitus ˚werden kann. – ˚Die Rebellion ist eigentl.ich ˚nicht im

Menschl.ichen Herzen: da ˚das[f] Wiederstreb.en ˜Gottes ˚.aus Grundsätzen ˚.und Absicht.en unmittelb.ar ihm kaum zuzutrauen, ˚weil

er ˚sich so ˚nicht verwirren kann: gegen ˜Gott etwaz ˚.sein zu können:

/ 92)[7] Im nat.ürlichen Zustande können Menschen ˜Gott kaum nachahmen:[8] da Nachahmung Ähnlichk.eit vor˚.aussezt: ˚die leztere aber ist bei


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[a] einem unendl.ichen Gesezgeber ˚.und ˚.seinen endl.ichen Untergeordneten so verschwindend, daß etc. Aber ˚das Moralische ˜Gottes, ˚wenn wir das

nachahmen? – Ob bei ˚der Erfüll.ung des Willens ˜Gottes ˚.auch ˚die Nachahm.ung ˚.ein beweggrund ˚.sein soll, ist Spekulat:ion da sonder

dem ˚die Ahnl.ichkeit nicht recht bestimmt ˚werden kann: – ˚die übernat.ürliche Rel.igion macht hier ˚durch ˚die Einwirkung ˚Ausnahme etc.

[Sectio VII. Preces internae, §§93-99]

/ 93.[1] ˚Das bitten, da ich etwaz ˚nicht ˚.von jemandes liebe; ˚sondern Gemächlichk.eit (˚durch ungestüme bitten) oder Eitelk.eit verlange ist

uneigentl.ich[2] – daher ˚die Anruffung ˜Gottes etc. So ˚.wie ˚das wahre Zutrauen ˜Gottes ˚nicht Fälle bestimmt: so ist dies ˚eine Versuchung

˜Gottes; ˚und waz also ˚das Gebet? 1) es kann ˚.ein beweggrund ˚.sein zu ˚den ˜göttl.ichen Rathschlüssen über ˚die Glückseligk.eit.

/ Da ˜Gott ˚die Welt blos ˚.zur Glückseligk.eit ˚der Creat.ur geschaffen: – [b] ˚durch dieß neue Vertrauen aber ˚die [c] Moralit.ät

˚und also Glücks.eligkeit gesteigert wird: so kann es ˚.ein Motiv zu ˜Gottes Rathschluß seyn: – Ist aber ˚das Gebet blos ˚.ein Mittel

˚die ˜göttl.iche Gütigk.eit zu regen, unsers Nutzens wegen: so ists gar ˚nicht moralisch ˚.und also gar ˚nicht erhörl.ich. – Welche ˚werden denn

am besten Motive zu Rathschlägen ˚.sein können? – ˚das am besten ˚.mit ˚.seinen Rathschlüßen über˚einstimt, ˚.und da ˚.seine vornehmste

Absicht ˚die Moralit.ät ist; so ˚wird ein gebet um deren Verbeßer.ung ˚.sein eigner Wille, ˚.und also erhörl.ich ˚.und uns.er Gluck ˚:sein:

Wünsche aber vor dies leben? – Da dies leben ˚.ein theil uns.eres Daseyns ist,[d] und ˜Gott ˚das Glück uns.eres ganzen Daseyns willen:

so können wir ˚.auch in ˚.einzelnen Fällen kindl.ich ˚.auf ihn vertrauen: – Allein dies Vertr.auen sey allgemein, ˚.und ˚nicht

besonders bestimmend, ˚weil blos ˚meine leibl.ichen Wünsche ˚.ein Grund ˚.sein können, ˜Gottes Rathschlüße zu lenk.en, ˚nicht aber

˚.ein zureichender Grund, sie zu bewegen in einzeln.en Fällen: – ˚weil es thöricht wäre, zu denk.en – ˚mein Wunsch

konne ˜Gottes Rathschluß bestimmen. – Indessen da es doch ˚.ein Grund ist; so muß es gescheh:en ˚.Man kann ˚.für ˚das auf-

richtige Gebet als ˚.auf ˚.ein Mittel, ˚die Göttl.iche Gütigk.eit in einzeln.en Fällen dieses lebens zu bestimmen, rechnen; aber

˚nicht, als ˚.auf ˚.ein zureichendes ⁅Mittel⁆ eben wegen ˚der ˜göttl.ichen Gütigk.eit willen, ˚die besser als wir alles übersehen. – – Hier be-

trachteten wir ˚das Gebet blos ˚.aus dem Gesichtspunkte ˚der Klugheit: als ˚.ein Mittel zum zeitl.ichen Zwecke; Sofern

ist aber ˚das Geb.et ˚nicht Moralisch, ˚.und noch weniger Religionshandlung (ob es ˚.gleich Wirk.ung der Religionshandl.ung ˚.sein kann)

˚.und blos ˚das ⁅Gebet⁆ um Moralität ist Religionshandl.ung: als solche muß es ˚meiner verbesserten˚ Moral.ität gemaß seyn,

in Verhältn.is mit Gott ˚.und ˚.seinem Willen: ˚.und alsdenn ists gemäß, ˚wenn ich im Ganzen ˜Gott alles zutraue, ˚nicht aber Fälle

bestimme: ob ich gl.eich ˚das Gebet als ˚.ein Mittel ansehen kann, das vielleicht ˜Gott bestimmt: – Feurt also ˚nicht euer

Herz ˚.mit gar zu lebhaften Wünschen [e] an: – denn [f] endl.ich ˚wird ˚das Herz gegen ˚die Rel.igion kalt, ˚wenn es etlichemal ˚nicht er-

füllt wird: – Sucht ˚.auch ˚nicht Fälle zu bestimmen; – denn ˜Gott weiß am besten, waz ˚.seiner Güte gemäß ist; – Macht

es ˚.auch ˚nicht eigennützig; alsdenn ists ˚nicht Religion; – ˚Der Nutzen des Gebets ist eigentl.ich ˚auf unsere ganze Glück-

seligk.eit [gerichtet] ˚.und erreichen s.ie ˚nicht eigentl.ich einzelne Fälle: so erreichen s.ie beßere: etc.[g] ˚.Und nie ˚werde es ˚.ein faule Religion

˚die leichter da˚durch zu Zweck.en komt: – Dies ganze leben ist ˚.einmal ˚durch Menschen in Verwirrung gebracht: uns.er leben ist voll

gesteigerter Bedürfniße; man gehe ˚durch ˚die Welt als Herberge: sey so gut, als man kann: endl.ich ˚wird

alles gleich; – thue so ˚viel du kannst: setze ˚deine Relat.ion in Ansehung des ewigen vest: – ‹so ˚.wie ich› ˚die Stunden der

Einsamk.eit jetzo [h] so gleichgültig als ˚der rauschenden Freuden mich erinnere: so ˚wird mir einst

˚das ganze leben seyn: da ˚werden physische Uebel zurückgelegt ergötzen; Moral.ische Ueb.el in ˚der Erinner.ung

martern: – ˚die Verbeßer.ung ˚der Moral.ität [i] sey also dein Zweck: – ˚das sterben lernen[3] ist eben so ˚viel als

gut leben lernen: ˚.und Theophr.astus sagte thöricht:[4] – wir sterben, ˚wenn wir kaum leben gelernt: –

In ˚der ganzen Welt ist ˚keine Ruhe als bei ˚den Todten: – diese Betrachtung ist erhaben, gibt ˚meinem leben Einheit

vermindert alle ˚meine physische Uebel des lebens: – erkältet ˚meine Wünsche, ˚.und ˚den Eifer ˚der Rel.igion

˚die ˜Gott immer heran ruft ˚.und ˚den Himmel stürmt

[Sectio VIII. Pii habitus, §§100-109]

/ 101.[5] Heilige Einfalt:[6] – Einfalt, in Sachen: – z.E. Reisekleid sey ˚nicht prächtig: – sonst ists ˚der Einfalt entgegen:

Arsenal: sey ernsthaft: alles Ehrwürdige muß ˚einfach seyn: – – ˚das Erhabne rührt blos ˚durch ˚Einfalt


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˚.und alle Kunst vereitelt Einfalt: – So sey ˚.auch ˚die Frömmigkeit ˚Einfaltig; alles collidire ˚.zum Zweck: alle Nebenab-

sichten ˚werden abgesondert die entweder (a) läppisch ˚.sein ˚die ˚die Würde ˚der Religion verkleinert z.E. erkünstelte Ceremonien.

        oder (b) schädl.ich ⁅˚.sein⁆ z.E. ˚die Absicht ˚durch ⁅Religion⁆ ˚sich bei dem Publik.um Gunst zu verschaffen: etc.

Alle Achtsamk.eit ˚der Stände verschwindet, ˚.und oft ˚wird ˚das hier läppisch, waz sonst ehrwürdig war: – ˚Wenn ˚.man ˚die Religion

˚.zwar zum grossen Hauptzweck ˚der Rel.igion gebr.aucht ˚sondern ˚.auch [a] zu einem kleinen Nebenzweck: so ist dies wider ˚die

heilige Einfalt:[1] – ˚wenn ich ˜Gottes Güte als Mittel ˚.zum Nutzen brauche, so ist keine Einfalt, da ˚die Moral.ität gegen ˜Gott un~

mittelbar gut ist: – Spottweise bekomt ˚der ˚den Namen des Einfalt.igen ˚der ˚sich ˚der Rel.igion so weiht, daß er ˚.von ˚den kleinen

Kunstgriffen ˚der Menschen abstrahirt: Ist ˚das wahre Verstandesvermögen ˚nicht dran Schuld ˚sondern ⁅Religion⁆ die abstrahir.en will ˚.und also

unwißend bleibt: so wäre [b] Einfalt rühml:ich – so sahe Bernhard ˚.aus Einfalt Kuß vor Menschenliebe an.[2]

˚Durch Kunst geht ˚Einfalt verloren: – ˚die Unwißende ˚sind in ˚der Rel.igion ˚einfältig, ˚.aus Unfahigkeit; – ˚einen Mann ˚.aus Grund-

satzen ˚einfältig, wo ist der? Vielleicht gäbe es noch ˚einen, ˚der alles ˚.auf ˚die kunftige belohn.ung ˚einlenkt; aber ˚.auch ˚das ist

nicht wahre fromme Einfalt: –

/ Weisheit ˚.und Klugh.eit ˚sind verschieden: – ˚.Ein Mann ˚.von vieler Klugh.eit kann Zwecke[c] wähl.en ‹zu› ˚denen er[d] ˚.seine Mittel ˚aufs beste wählt

ohne doch weise zu seyn: d.i. ˚einen guten Zweck gewählt zu haben: – Weisheit wahlt Zwecke: ˚.und macht ‹Thoren›[e]

Klugh.eit wählt Mittel; ˚.und im Gegenteil ‹Nare›:[f] – Frauenz.immer besitzen wenig ⁅Weisheit⁆ aber ˚viel Klugh:eit ˚und mehr als

˚die Männer: – ihre eigne Geheimniße zu bewahren, andere ˚.auszuforschen, Ambaßaden zu verwalten war.en Weiber besser:

Aber ⁅Männer⁆ (˚wenn s.ie ˚nicht ˚durch Herablaßung weibisch geworden wären) konnen beßere Zwecke wählen: – Thorh.eit vermeiden;

Nur Affekten machen uns oft zu Thoren; ob wir gleich ˚die gröste Klugheit dabei beweisen können: – Leidenschaften

˚sind ˚der Weish.eit am meisten entgegen: – da s.ie Alberne Zwecke wählt; – – Ehre zu suchen ist ˚nicht Thöricht; aber s.ie gar zu sehr

suchen ist albern, ˚weil dieser Zweck ˚.zwar an ˚sich natürl.ich aber comparat.iv gegen andere zu groß ist; hingegen ist ˚der

˚Aufgeblasene ˚.ein Narr, denn er ˚.hat hier gar keinen eigentl.ichen Zweck, ob er gl.eich dazu gute Mittel wähl.en kann: –

Eine jede Absicht, ˚die mit ˚sich selbst implic.irt, ˚nichts ist, macht ‹Thoren›:[g] – ˚Eine Absicht, Verhaltnißweise unwichtiger,

macht Alberne: – ˚Eine Absicht, ˚durch Mittel ˚nicht zu erreichen, macht Narren: –

/ So ˚.auch bei ˚der Religion: – thorheit zeigt sich, ˚wenn ˚.man ˚die kleinere Absichten nicht gnug unterordnet ˚der Hauptabsicht

z.E. – ˚.ein Alter, ˚der anstatt ˚.seine leidenschaften zu ordnen vor Kinder sorgen; – Klugh.eit zeigt ˚sich in ˚der Rel.igion ˚wenn ich

˚die gehörigen Mittel ˚nicht wähle; ˚der in Zwecken fehlt, fehlt gröber; ˚weil ˚.ein guter Zweck ˚.zum wenigst.en Moral.ität gut macht:

˚Der Fehler ˚eines Thoren ist Moralisch größer; eines Narren: Logisch größer: jener ist unmittelb.ar

dieser mittelbar, da Mittel ˚nicht gut gewählt sind – ˚Die Art ˚der Zwecke bestimmt ˚die Moralite.

/ 105.)[3] Gottlosigk.eit bedeutet im Deutschen: ˚nicht blos ˚den Mangel ˚der ˜Gottesf:urcht, ˚.wie impietas z.E. ˚der ohne Vor-

stellung ˚.von ˜Gott ˚.auch moralisch gut ist[h] ˚sondern ˚.auch ˚.ein entgegengeseztes princip:ium

Nichts ist schädlicher, als ˚der übergroße Werth anderer Urteile über uns: dieser macht blossen Schein; bei dem

Wahn des Scheinens hört das Seyn auf, ˚und bei diesem Wahn allmälich alle innere Beweggründe: – ˚.wie

Aber solcher Wahn auszurotten ist, ˚.und ˚der[i] Haupttrieb ˚der äußerl.ichen Ehre: [j] (bei dem alle Tugend aufhört, ˚.und wenn

jene ˚.auch blos concurrirt, doch so gleich verderbt) ist sehr [k] mögl:ich – da s.ie ˚nicht in uns.erer Nat.ur liegt, so ˚.wie

einige Geschlechterneigungen; – ˚Die Scham ist also ˚ein[l] unnat.ürliche gekünstelt.er Trieb, der uns außer uns sezt:[4]

˚.und vielleicht (außer ˚der Geschlechterneigung, ˚die ˚eine entfernte Verbindung ˚.hat) ist s.ie nirgends anders recht

als bei der Unwahrh.eit – Denn wo dieses eine laster ist, da ˚sind sogleich alle; ˚.und wo ˚die ˚eine Tugend

˚der Rechtschaffenh.eit ist, da müssen alle laster ˚.ausgerottet ˚werden, es sey denn, daß wir s.ie ˚nicht vor laster

halten: – ˚.Und ˚die Scham vor Unwahrh.eit ist so leicht, als ˚die ‹verdorbne› Scham vor dem Wahn andren Menschen z.E.

öffentl.ich zu reden.


[XXV.43(B)(9v)] ms 17



[Sectio IX. Cultus dei externus, §§110-17]

[Sectio X. Confessio dei, §§118-125]

/ §.121.)[1] ˚Der Casus confessionis ist sehr schwer zu entscheiden: – ˚.und ˚die Religionsklugh.eit muß wissen

˚wenn es dienl.ich ist? – Locke sagt:[a] im Anfange des lehramts J.esu sagte er ˚nicht: ob er ˚der Weltheiland ware

˚weil s.ie alsdenn eher ˚.zum ˜.Kreuz ihn gebracht hätten: ˚.und also ˚.seine Absicht verkürzt wäre:[2]

/ ˚.Man verhüte sehr strenge ˚die Verderbung ˚der Grundsätze, die verderben ˚.und verführen andre; ˚.und dies mortificirt sehr: –

˚.und am meisten: – ˚Die Fehler [b] müssen ˚.auch zw.ischen Freunden ˚nicht verhelt ˚werden: – ja alsdenn ˚aufs schärfste untersucht ˚werden: –

˚Wenn ˚.man ˚.seine Fehler ˚nicht dissimulirt,[3] so zeigt dies große Rechtschaffenh:eit ˚.und beßert sehr: –

/ Nicht alle sind in statu confess:ionis – da ˚.man ˚.seinen Grad Relig.ion blicken läßt: –

/ 123.)[4] Apostasie z.E. Spiera[c] ˚.und Julian[5]

/ Blasphemie ist vielleicht, wenn s.ie ˚.aus dem Grunde des Herzens geschähe, nie @anders@[d] mögl.ich als in Raserey

Denn ˚.ein Atheist [e] wird nie ˚.von ˚der Glaubwürdigk.eit ˚.seiner Schluße so weit überzeugt ˚.sein – ˚.und außer ˚der

Verrückung wird ˚.ein jeder ˚.wie Abbadona[f] sagen:[6] ich will schweigen, daß ˚.seine Gerichte mich ˚nicht noch unge-

stümer treffen: – ˚.Und diese blasphemie ist ˚.zwar alsdenn an ˚sich ˚nichts; aber ˚der[g] Weg, ˚.auf dem wir bis zu dies.er

˚.großen Verwirrung gelangten, ist sehr sträflich: = ˚.Und ˚der Weg ist sehr leicht, wenn ˚der[h] Wahn ‹von› andern [i]

Urteilen einmal Herrsch.aft [j] bekommen ˚:hat – alsdenn gewöhnt ˚.man ˚sich so zu Ruchlosen Handlungen

˚.wie ˚.zum Tobackrauchen

/ 124.)[7] ˚Das Märtrerthum ˚.hat sehr 2.deutige Zeichen. Manche kennen gewiße heilige Dinge ˚nicht; als

daß s.ie s.ie nennen; so wie Euripid.es ˚.seine Trag.ödie[8] anfing;[k] – ˚.Und wird ˚das Prinzipium des herz.ens ˚das Märtr.erthum

˚ausmachen: so wird ˚.ein Türk, ˚der vor ˚.seinen Mohammed[l] leidet, (˚.und s.ie beten ihn ˚.mit ˚.großer Anwend.ung an) ˚.ein Märtr.er ˚.sein.[9]

˚Das wahre Märtr.erthum bezieht ˚sich als ˚.auf ˚eine wahre Ueberzeugung; ˚die ˚.von ehrwürdigen Vorurteilen

˚der Erziehung unterschieden ist: – Daher gabs ˚.auch blos damals Märtrer, da s.ie ˚sich ˚durch Ueberz:eugung – ˚durch Vernunft.ige

Ehrfurcht, ˚.aus Erfahr.ungen gesamlet, ihre Religion besaßen: ˚nicht aber sind ˚die spätern Märtrer; ˚die ˚die Rel.igion

1) als ˚.ein unverstandnes heilges Vorurteil angenommen haben: – Sonst würden ˚.auch heut zu Tage viele

(˚.und mehr ˚.vom Pöbel, als gesitteten) Märtrer ˚werden: so ˚.wie ˚die standhaften Japonesen[10] ˚die härtesten Märtrer

2) wurden, ˚wenn s.ie ˚.ein Marienbild hatten = = ˚Die [m] spätern Märtrer, sind ˚.auch ˚nicht Märtrer (Zeugen)

˚weil er ja ˚keine Augenzeuge, ˚sondern ˚.ein ungültiger Ohrenzeuge ist:[11] ˚der ˚nichts ˚.zur Wahrh.eit ˚der Sache thut:

/ 125.)[12] ˚Die Deutschen (unter all.en Nat.ionen am meisten) mißbrauchen ˜Gottes Namen:[13] so oft s.ie ihn ohne intuitus ˚.und Aufschwung

nennen; ˚.und noch ärger: ˚.zum Scherz: Möchte[n] hier ˚nicht Leichtsinn etwaz entschuldigen, so wäre es fast

schon Blasphemie des Namens; den er einst vor dem Tode mit dem grösten Schaudern nennen

wird, ˚.und erst scherzte;[14] – ˚.und ˚die leichtsinnig.en Nebenideen ˚.mit welcher Strengigk.eit ˚werden ˚die entwöhnt etc.

[Sectio XI. Studium promovendae religionis, §§126-132]

/ 126.)[15] Orthodox.ia in pract.ica }

  Heterodox.ia ⁅in pract.ica } [o]sind weit wichtiger als ˚die theoret:ische ˚.zum wenigsten muß ˚die theoret:ische Heterodoxie

˚nicht Haß, ˚.und Geschrey, ˚.und Verkezzerung erregen: – ˚.Ein Ketzer muß praktische Irrtümer haben: ˚.und sollte ˚.auch ˚.sein

Irrt.um blos in Abs.icht ˚.auf ˚die Prax.is zweifelhaft seyn: so muß ˚.auch ˚der Name des Ketzers wegbleiben: –

˚.Und wenn Calvin ˚den Servet wegen Subtilitäten verbrennt, so ist ˚.sein Irrt:um[16] – Theoret.ische Ketzer sind zu verbrennen:

weit praktischer ˚.und eher des Ketzernamens werth: – Theoret.ische Fehler müssen Mitleiden, höchstens Auslachen

erregen: – Indessen doch ˚.auch sorgfältig vermieden ˚werden, ˚weil ˚.man ˚nicht stets ˚den geheimen nexum weiß.

˚Die Ketzerey verhüte ich ˚nicht, da ich s.ie vermehre; ˚sondern vermindre: ˚die Menschen ˚sind ˚nicht wirkl.ich so unterschieden, als

bei dem ersten Anschein. Man exagg.erire ˚nicht ˚den Irrt:um – erbittere ˚nicht ˚den andren, so daß dieser jetzt,

˚durch ˚das Geschrei empört, kleine Irrtümer, ˚die s.ie ˚sich anfangs leicht her˚.aus reden liessen, s.ie bis ˚aufs blut

vertheidigt: z.E. ˚die Griechische Kirche etc. Insonderheit ˚die ˚Ausfindung ˚eines neuen Namens, (z.E. Corrupti-

culae[17] unter ˚den Griechen) macht schon groß ˚Aufsehen vor ˚den Pöbel, gleichsam Brandmark,[18] [Text breaks off.]


Explanatory Notes
[XXV.43(B)]

ms 1


[1] [Einleitung in die Praktische Philosophie] Baumgarten begins his Ethica Philosophica with a “Prolegomena” (§§1-10), but the Herder notes corresponding to that material begins on the next manuscript page: 43(B)-2. The relationship between this current manuscript page and the rest is unclear.

[2] [Hauptbegriffe in der Seele] This early (earliest?) presentation of Kant’s three-fold division of the faculties of the soul is not found in Baumgarten. Something like it does appear in Montaigne, Versuche (1753-54, 1: 149-50):

“Also bestehet [150] der Pyrrhonischen Weltweisen ganzes Werk darinnen, daß sie wanken, zweifeln, und forschen, aber sich von nichts versichern und von nichts überzeugt halten. Sie nehmen von denen dreyen Wirkungen der Seelen, der Vorstellung, dem Begehren, und dem Beyfallen, die beyden ersteren an.” [excerpt]

See a related passage in Herder’s notes at RP/NT 763-C1.

[3] [Hutcheson und die Maler der Sitten] On Francis Hutcheson, see 42(A)-1 and the corresponding note.

“Maler der Sitten” might refer to a painter, specifically, to William Hogarth (1697-1764), the English painter and engraver known for his series of didactic and satirical images. But it more likely refers to a set of “moralische Blätter” in imitation of Addison’s Spectator: Johann Jakob Bodmer and Johann Jakob Breitinger, Der Mahler der Sitten (Zürich 1746).

ms 2


[1] [§.1] Baumgarten, Ethica Philosophica, §1:

Ethica est scientia obligationum hominis internarum in statu naturali.” [excerpt]

[2] [§.2] Baumgarten, Ethica Philosophica, §2:

Ethica Philosophica est ethica, quatenus sine fide cognosci potest. Ergo ethica philosophica aptissime methodo scientifica, sed non ex testimoniis, demonstratur. §1.” [excerpt]

[3] [§.3] Baumgarten, Ethica Philosophica, §3:

“Ethica philosophica quum obligationes tam externas, quam internas facilitet, principia oeconomicae, politicaeque tam [2] publicae, quam priuatae perfectiora suppeditet, immo ipsi ethicae christianae, erit admodum vtilis M. §337, 787. Quumque finis ipsius sit certitudo obligationum nostrarum internarum in statu naturali, §1. quo verius, quo clarius, quo certius, quo ardentius, quo plura motiua, quo plurium obligationum internarum in statu naturali docebit, hoc erit perfectior. M. §185, 669.” [excerpt]

[4] [§.4] Baumgarten, Ethica Philosophica, §4:

Ethica laxa est pauca motiua ad pauca apparenter molesta: multa motiua ad multa apparenter molesta demonstrans ethica est (seuera) rigida. Quo seuerior ergo ethica est, hoc perfectior, quo laxior, hoc est imperfectior, §3.” [excerpt]

[5] [§.5] Baumgarten, Ethica Philosophica, §5:

Ethica blandiens est sensitiue iucundis solis ad sola sensitiue iucunda obligans. Hominibus ergo ad sensitiue molesta etiam, per sensitiue molesta quoque motiua obligandis, ethica blandiens est laxa, hinc imperfecta, §4.” [excerpt]

ms 3


[1] [§.7] Baumgarten, Ethica Philosophica, §7:

Ethica obligationum erronearum deceptrix est (chimaerica). Quae ergo vel motiua ponit. quae non sunt, vel ad ea hominem obligari ponit, ad quae non obligatur, decipit, siue blandiendo, siue rugis frontem arando propinet errorem §5-6. Non obligamur ad intrinsecus impossibilia, M. §58 quaeque simpliciter impossibilia sunt naturae humanae, M. §469. Hinc ethica ad intrinsecus impossibilia, et simpliciter supra humanae naturae vires posita obligans est chimaerica. Possumus tamen obligari ad ea, ad quae vires naturae corruptae non sufficiunt, M. §788, nobis naturaliter impossibilia, sed secundum quid, M. §469. Ergo ethica philosophica praecipiens quaedam, ad quae vires naturae humanae corruptae non sufficiunt, non est ideo chimaerica.”

[2] [Pedaretus] Pedaretus was an ancient Spartan mentioned in Plutarch’s Lives in the essay on Lycurgus, the Spartan 9th century BCE lawgiver. Kant claims at 43(C)-3 that the drive for honor is more damaging to morality than any other passion:

“Der Trieb der Ehre ist der Moralität schädlicher als irgend eine andre Leidenschaft: – alle ubrige haben waz reelles: diese ist aber ein Hirngespinst”

… at which point Kant invokes Pedaratus as an example of one who has subordinated this drive under a higher principle – in Plutarch, the Spartan virtue of subordinating one’s private interests to those of the group [excerpt]. Kant’s source for Plutarch could have been Rousseau’s Aemil (1762, I.9):

“Der Lacedämonier Pedaretus giebt sich an, um in den Rath der dreyhundert zu kommen; er wird verworfen. Er kehret ganz erfreut darüber zurück, daß sich in Sparta dreyhundert bessere Leute gefunden haben, als er. Ich halte diese Erklärung für aufrichtig, und man hat Ursache, zu glauben, daß sie solches gemesen. Da hat man den Bürger.” [excerpt]

We find Herder quoting this same story in his letter of 16 October 1764 to Johann Gotthelf Lindner, in a discussion of his prospects for the teaching position at Riga:

“Da es aber noch immer eine öfffentliche Sache bleibt, so bin ich auch zum Gegentheil gefaßt und werde mit Pedaret sagen: ich freue mich, daß es hundert Bessere gibt, als ich bin.” (Herder Briefe, 1: 33)

[3] [Uneigennützigkeit zu weit] On Hutcheson, see 42(A)-2 and the corresponding note.

[4] [§.8] Baumgarten, Ethica Philosophica, §8:

“Non obligamur ad moraliter impossibilia, strictius talia, M. §723. Iam vero ethica philosophica contradicens christianae, et christiana contradicens philosophicae obligarent ad moraliter impossibilia strictius talia, hinc nec sibi, nec [4] iuri naturae, vnquam contradicunt, nisi apparenter, M. §12.” [excerpt]

ms 4


[1] [§.10] Baumgarten, Ethica Philosophica, §10:

Perfice te, Ergo perfice te in statu naturali, quantum potes, i.e. fac in eodem, quae te perficiunt, vel vt finem, quorum tu ipse es ratio perfectionis determinans, vel vt medium, quae te cum aliis consentire faciunt ad rationem perfectionis determinantem extra te positam. Fac bona, omitte mala, quantum potes, in statu naturali: fac in eodem, quod tibi factu optimum.” [excerpt]

[2] [Philosophical practica prima] Baumgarten’s Initia philosophiae practicae is the textbook discussed in the 42(A) notes on moral philosophy, above.

[3] [Wolfs] Wolff addresses this tangentially in Ausführliche Nachricht, §137 (1733, 392-96):

“Man hat für langen Zeiten erkandt, daß der Grund, warum eine Handlung gut, oder böse ist, in der Natur und dem Wesen des Menschen zu finden sey, […][393][…] Ich habe demnach gewiesen, daß die freyen Handlungen der Menschen entweder zur Vollkommenheit der menschlichen Natur und ihres äusseren Zustandes, oder zu deren und dessen Unvollkommenheit gereichen. […][395-96][…] In soweit uns nun Gott verbindet, haben wir ihn als den Gesetzgeber des natürlichen Rechtes anzusehen. […] indem er uns ein Gesetze vorgeschrieben, welche das Mittel ist, wodurch wir unsere Glückseligkeit auf Erden erreichen können.” [excerpt]

[4] [Religio est … voluntatem Dei] Latin; “Religion is the practical knowledge of a moral relationship between created beings and God’s will.”

ms 5


[1] [Julie sagt] Julie is the heroine of Jean-Jacques Rousseau’s Julie, or the New Heloise, a French epistolary novel first published in 1761 (Julie, ou la nouvelle Héloise – the title pointing back to the affair of Heloise and Abelard). This novel was quickly translated into various languages and became one of the bestselling books of its day and secured Rousseau’s fame. Irmscher (1964, 105) points us here to the 18th letter of Part III in which Julie reports how she was so impressed by the religious ceremony at her wedding that she foreswore her forbidden love and silently called on God and heaven, and those assembled in the church, as her witnesses (1761, 116):

“Das ewige allsehende Auge, sagete ich bey mir selbst, sieht jetzo in das Innerste meines Herzens; es vergleicht meinen verborgenen Willen mit der Antwort meines Mundes: der Himmel und die Erde sind Zeugen von der geheiligten Verbindung, die ich eingehe; sie werden es auch noch von meiner Treue seyn, sie zu beobachten. Was für ein Recht kann derjenige unter den Menschen verehren, der sich untersteht, das erste unter allen zu brechen?” [excerpt]

Rischmüller (1991, 153) points to a passage from Rouseau’s novel that speaks more to Kant’s comment about happiness (1761, 157):

“Mein Leben gäbe ich darum, ihn einmal überzeugt zu sehen; wenn nicht um seines Glücks in der künftigen Welt willen, dann wegen seines Glücks in dieser. Denn wie viele süße Empfindungen muß er entbehren! Welches Glück kann ihn in seinem Kummer trösten? Welcher Zuschauer ermuntert ihn zu den guten Taten, die er in der Stille vollbringt? Welche Stimme kann im Innern seines Herzens reden? Welche Belohnung kann er für seine Tugend erwarten? Wie muß er dem Tod entgegen sehen? Nein, ich hoffe, er wird ihn nicht in diesem schrecklichen Zustand erwarten.” [excerpt]

[2] [§.13] Baumgarten, Ethica Philosophica, section 1 (§§11-31) concerns internal religion (religio interna). §13 reads:

“Religio est pars tuae beatitudinis, M. §947, 787, obligaris ad tuam beatitudinem tantam, quanta possibilis, §10. Ergo obligaris ad religionem. Beatitudo est pars felicitatis. Obligaris ad tuam felicitatem, §10. Ergo obligaris ad religionem.” [excerpt]

[3] [van Effens Erzählung] Justus van Effen (1684-1735) was a Dutch author and editor of the weekly De Hollandsche Spectator (1731-35) – an imitation of Addison and Steele’s English periodical. The story referred to here appears to come from his essay “Das unbillige Afterreden gegen das schöne Geschlecht” (vol. 2, ch. 35, of Auserlesene Philosophische, Moralische und Saytrische Schriften, 1760) in which he tells the story of a playboy whose voluptuous diversions offered him little time ever to consider the cares of others, and who one day asked his servant to find him a new mistress. This servant soon located a desperately poor widow, otherwise of good standing, who in order to avoid starvation offered up her young daughter to this end. The daughter agreed, as it was her only means to save her mother, but when brought to the playboy’s home met his joyful compliments to her great beauty with her own bitter tears and the wish that she might die immediately rather than be forced into this union, especially since she already had a beloved. This unexpected scene stirred a sense of compassion in the playboy’s heart and he immediately contrived for the future well-being of both mother and daughter who, freed from material want, proceeded to model lives of great virtue. Van Effen then compares the playboy’s present happiness – when surveying the good he helped bring about – against the happiness he might have enjoyed with a new mistress [excerpt]. We thank Victor Chorny for directing us to this passage.

[4] [Xerxes hohe Prämie] Kant mentions in his 1772-73 anthropology lectures (AA 25: 404):

“wenn der König von Persien eine große Praemie auf die Erfindung eines Vergnügens setzt, so ist es gewiß ein zeichen eines Unglücks.”

And in his published Anthropology (1798), Kant suggested that “good-natured laughter” was (AA 7: 261-62):

“nämlich das, was man jenem persischen König hätte empfehlen sollen, der einen Preis für den aussetzte, [262] ‘welcher ein neues Vergnügen erfinden würde’.”

Kant was likely drawing from Hume's discussion in his essay on “The Epicureans” (1756f, 236-37):

“Aber unter allen fruchtlosen Versuchen der Kunst ist keiner so lächerlich, als der, den strenge Weltweisen gewaget haben, eine künstliche Glückseligkeit hervorzubringen, […]. Warum machte keiner von ihnen Anspruch auf die Belohnung, welche Xerxes allen denen versprach, die ein neues Vergnügen erfinden konnten? Wenn sie nicht, vielleicht, so manches Vergnügen für sich selbst erfanden, daß sie Reichthümer verachteten, und keines solchen Vergnügens bedurften, das die Belohnung dieses Monarchen ihnen schaffen konnte.” [excerpt]

We thank Victor Chorny for directing us to this passage in Hume. See also Brandt’s (1999, 386) reference to Cicero’s Tusculan Disputations [excerpt].

[5] [§.14-22] Baumgarten, Ethica Philosophica, §14:

“Natura tua consentit ad religionem M. §949, 430. Ergo religio statum tuum moralem facit consentire cum natura, M. §947, 723. hinc te perficit, M. §94. Ergo obligaris ad religionem, §10.” [excerpt]

ms 6


[1] [§.19] Baumgarten, Ethica Philosophica, §19:

“Esto imago dei tui tam ipsi similis, quantum esse potes, §10, M. 852. Ergo 1) quaere theologiam in te εκρτυπον αγχετυπω quae esse potest, simillimam M §866. 2) quum deus agat ad illustrationem suae gloriae, M §949. communes cum ipso fines habens, sic etiam ipsi assimilandus, M. §70, obligaris ad religionem M. §947.” [excerpt]

[2] [§.21] Baumgarten, Ethica Philosophica, §21:

“Quo plura motiua, quo maiora, quo verius, quo clarius, quo certius, quo ardentius ad officium aliquid cognoscis, hoc tibi sit facilius illud officium. M. §527. Iam religio augebit motiua ad reliqua officia omnia, eorumque dignitatem, veritatem certitudinem, claritatem s. lucem, et vitam, M. §947. Ergo facilitabit officia reliqua omnia. Iam obligaris ad facilitanda tibi officia omnia, quantum fieri potest. Quo minores enim vires vni impendendae sunt, hoc maiores supersunt ad alia, §10. Ergo obligaris ad religionem.” [excerpt]

[3] [§.22] Baumgarten, Ethica Philosophica, §22:

Religio, quatenus est actio animae immanens, est interna. Actiones partes religionis sunt piae (religiosae latius dietae, officia erga deum). Obligaris ad officia erga deum, §11, 21. Ergo obligaris etiam ad eorum habitum, §21. M. §577. Habitus actionum piarum est pietas. Ergo pius esto.” [excerpt]

[4] [§.28] Baumgarten, Ethica Philosophica, §28:

Religio, in qua cognitio perfectionum diuinarum perfectionem supernaturalem non habet, naturalis est. Cuius autem est, quaedam saltim, perfectio supernaturalis est religio supernaturalis.” [excerpt]

[5] [§.33] Baumgarten, Ethica Philosophica, Section 2 (§§32-39) concerns the true knowledge of God (“Vera dei cognitio”). §33 reads:

“Error et ignorantia vincibilis circa diuina sunt peccata, §32, 25. Ergo fuge errorem et ignorantiam circa diuina vincibilem. Quumque omnis error, omnis ignorantia vincibilis necessario secum ferat vel aliquem errorem, vel ignorantiam circa diuina vincibilem, M. §889, ob gloriam dei vita omnem errorem et ignorantiam vincibilem, §29.” [excerpt]

[6] [34] Baumgarten, Ethica Philosophica, §34:

“Ne sis indifferens plenarie erga vel tuos vel aliorum errores et ignorantiam vincibilem theologicam, §32. M. §664. multo minus laudi ducas aut pro sancta habeas vincibilem diuinorum ignorantiam appetiturus, §33. M. 665.” [excerpt]

[7] [35] Baumgarten, Ethica Philosophica, §35:

“Errorem et ignorantiam circa diuina vincibilem quum fugere obligeris, §33, simul obligaris ad tollenda, sine quibus tolli nequeunt, vincibilem in diuinis confusionem, M. §578, notiones de iisdem crassas, M. §575, praecipitantiam in iudicando de theologicis, et in probandis diuinis animum sophisticum, s. studium crypticis paralogismis negotium aliis facessendi. Obligaris potius ad cognitionem diuinorum, quam assequi potes, exactissimam, §32, M. §515. Exacta diuinorum cognitio est orthodoxia.” [excerpt]

ms 7


[1] [§38] Baumgarten, Ethica Philosophica, §38:

“Vita atheismum theoreticum, M. §1000. Deismum, errorem ponentem nihil paene de deo conceptibile esse, nisi forsan eius exsistentiam, M. §812—1000. Polytheismum, errorem plures deos ponentem, M. §836. Manichaeismum, errorem aeque potentem deo auctorem mali coexsistere ponentem, M. §844, 832, anthropomorphismos, M. §848, materialismum vniuersalem, M. §840, egoismum, M. §392, 854. Spinosismum, errorem tollentem deum extramundanum, M. §855, 853. Socinianismum, errorem tollentem praescientiam diuinam aliquorum futurorum, M §875. Fatalismum errorem, qui libertatem diuinam tollit, §33. M. §898.” [excerpt]

[2] [Robinet] Jean Baptiste Robinet (1735-1820), a French naturalist best known for his four-volume De la nature (Amsterdam 1761-66); Kant owned a copy of the German edition (a translation of just the first volume): Von der Natur (1764) – see Warda (1922, 54). This first volume concerns (1) “the necessary balance of good and evil in nature,” (2) “the uniform production of things,” (3) “the moral instinct,” and (4) “the physics of minds.” Robinet opposed the mechanistic understanding of nature with an organic one, viewing nature as alive.

J. G. Hamann reviewed the 2nd volume of the French edition in Kanter’s Königsbergsche Gelehrte und Politische Zeitungen (13 February 1764), but he was also familiar with the first volume and was especially critical of Robinet’s claim that good and evil were balanced in nature, and of God being reduced to an unknown “something” that was the cause of everything else.

Relevant passages from Robinet (1764):

“Ich wünschte ferner, die Moral von den Spitzfindigkeiten der Vernunftschlüsse zu befreyen, und die Eingebungen der Natur anstatt nichtiger Subtilitäten einzuführen. Wofern man sich, nachdem man das, was ich vom moralischen Instincte sage, gelesen, vielleicht einen gelindern und angenehmern Begriff von der Tugend und den Pflichten des Menschen gemacht hat, so werde ich vergnügt seyn.” (Vorrede, p. iii)

“Aber es ist bey den Metaphysikern etwas gewöhnliches, die Naturhistorie zu vernachläßigen. Ich zeige ihnen ein großes Bild, an welchem kein lichter Zug ohne einige Mischung des Schattens ist, und wo die Schatten ebenso frisch, als die lichten Züge lebhaft und glänzend sind.” (Vorrede, p. vii)

“Gott allein kennet sich selbst. Wenn unser schwacher Geist bis zu diesem unbegreiflichen Wesen heraufsteigen will, so hat er keine andere als menschliche Wörter, womit er eine göttliche Essenz ausdrücken kann. Noch unfüglicher wird die Sache, wann wir seine höchsten Endzwecke erforschen wollen. Alsdann stammlen wir nur, wir irren uns, und der Irrthum ist unvermeidlich. Wir machen von den Werken eines Wesens, das als Gott handelt, Schlüsse als Menschen.” (p. 14)[excerpt]

See also the Kaehler moral philosophy notes (Stark 2004, 326) and Collins anthropology notes (AA 25: 55).

[3] [Deist] Kant discusses deism in later lectures on metaphysics (Pölitz 1, AA 28: 307, 326; Pölitz 3.2, AA 28: 596; Königsberg, AA 28: 798), natural theology (Pölitz, AA 28: 1002, 1049, 1123-25; Volckmann, AA 28: 1141, 1164-66; Mrongovius, AA 28: 1241, 1253-55), and moral philosophy (Powalski, AA 27: 172-74; Vigilantius, AA 27: 716), and of course in the Critique of Pure Reason (A 631-33 / B 659-61). Refl. #3909 (AA 17: 338-39), dated to c.1766-68, begins with this:

“transcendentaler Begrif von Gott. / Gott als das hochste Wesen (Vertheidigung wieder den atheismus.) / metaphysisch Psychologischer: [339] Gott als hochste intelligentz. (Vertheidigung gegen den Deismus. Welcher eigentlich den antropomorphism angreift.) / moralischer: / Gott als das hochste Gut. (Vertheidigung gegen den epicureism.)”

[4] [Hume) von den Quäckern] Kant owned Hume’s four-volume Vermischte Schriften (1754-56), of which the fourth volume was a German translation of Essays Moral and Political (1741). This volume includes an essay – “Of Superstition and Enthusiasm” – from which Kant is drawing (1756, 133, 135):

“Die Quacker sind die allergrößesten, und zugleich die allerunschuldigsten Schwärmer, die jemals bekannt gewesen sind, und sind vielleicht die einzige Secte, welche niemals Priester unter sich aufgenommen hat. Die Independenten kommen unter allen englischen Sectirern den Quackern, sowohl in der Schwärmerey, als auch in ihrer Freyheit von den priesterlichen Banden, am nächsten. […] Auf der andern Seite sind unsere Sectirer, die vormals die gefährlichsten Schwärmer waren, itzo die größten Freydenker geworden: und die Quacker sind vielleicht die einzige ordentliche Gesellschaft der Deisten in der Welt; die Literari, oder die Schüler des Confucius in China ausgenommen.” [excerpt]

[5] [Dippelianer] Baumgarten, Ethica Philosophica, §39, begins:

“Vita Dippelianismum, errorem tollentem iustitiam dei punitiuam. M.§910.” [excerpt]

The Dippelians were followers of Johann Conrad Dippel (1673-1734), an alchemist, pietist, and religious reformer whose unorthodox beliefs and alchemical charlatanism kept him wandering Europe. He practiced medicine and preached his special brand of Christianity, writing under the name ‘Christianus Democritus’. There is some speculation that he served as an inspiration for Mary Shelley’s Frankenstein (Dippel was born in Schloß Frankenstein). See the Mrongovius notes on rational theology (AA 28: 500), and the Powalski notes on moral philosophy (AA 27: 144):

“Den Saz, wo man behauptet, daß Gott nicht könne beleidiget werden, nennt man Dippellanismum.”

And the Vigilantius notes (AA 28: 719)

“Dippelianismus, der die justitiam punitivam in deo leugnete, weil Gott nicht beleidigt werden könne, ohnerachtet der laesion des Rechts der Menschheit, und der von Seiten der Gerechtigkeit sich äußernde Widerstand von einer Beleidigung wohl wesentlich verschieden sein möchte.”

[6] [39] Baumgarten, Ethica Philosophica, §39:

“Vita Dippelianismum, errorem tollentem iustitiam dei punitiuam, M. §910. Epicureismum errorem tollentem prouidentiam, M. §950, 975, absolutismum theologicum et praedestinatianismum, M. §980, 981, naturalismum supernaturalia omnia, hinc et reuelationem stricte dietam in impossibilibus. numerantem, M. §493, 1000. Enthusiasmum, habitum vitium subreptionis in diuinis committendi, eumque ardentiorem, fanaticismum, et indifferentismum errorem sententias theologicas pro plenarie indifferentibus habentem, §33. M. 654.” [excerpt]

[7] [Johann von Leiden] Jan van Leiden (c.1509-1536) was an Anabaptist tailor from Leiden who ran afoul of the authorities in Munster. See a related passage in Herder’s notes on metaphysics at EP 531-A3 and the corresponding note.

[8] [Quäcker … anstrengen] Kant’s source for this conjecture, if he had one, has not been located. See a related passage at 43(B)-9.

[9] [Autor verwechselt beide] On Kant’s disinction between enthusiasm and fanaticism, which Baumgarten defines in §39 (see above), see especially his “Maladies of the Head” (1764) written at roughly the same time as these lectures (AA 2: 267):

“This two-sided appearance of fantasy in moral sensations that are in themselves good is enthusiasm, and nothing great has ever been accomplished in the world without it. Things stand quite differently with the fanatic (visionary, enthusiast [Schwärmer]). The latter is properly a deranged person with presumed immediate inspiration and a great familiarity with the powersf of the heavens. Human nature knows no more dangerous illusion. If its outbreak is new, if the deceived human being has talents and the masses are prepared to diligendtly accept this leaven, then even the state occasionally suffers raptures. Enthusiasm leads the exalted person to extremes, Muhammad to the prince's throne And John of Leyden to the scaffold.”

And in Beautiful and Sublime (1764) we find the warning (AA 2: 251n):

“Fanaticism must always be distinguished from enthusiasm. The former believes itself to feel an immediate and extraordinary communion with a higher nature, the latter signifies the state of the mind which is inflamed beyond the appropriate degree by some principle, whether it be by the maxim of patriotic virtue, or of friendship, or of religion, without involving the illusion of a supernatural community.”

[10] [General Ouwerkerk] Heinrich von Nassau-Owerkerk was an officer of the Dutch States Army and a cousin to William III of England, whose life he saved in the Battle of Saint-Denis. A German account of the anecdote mentioned here is found in Pöllnitz (1735, 3: 230-31), Letter 45:

“Die Maase flieset gerade durch Mastricht und gehet man auf einer steinernen Brücke über diesen Fluß, von welcher man mir vor gewiß erzehlet hat, daß der verstorbene Marschall von Ouwerkerke, als er noch ein junger Herr gewesen, um der Fräulein von Feldbrück die Ubermaße seiner Liebe zu erkennen zu geben, mit dem Pferd in den Fluß hinunter gesetzt habe. Es befande sich nemlich dieser Herr an dem Eingang ihrer Kutsche und redete mit [231] selbiger von seiner Liebe. Gleichwie sie aber behauptete, daß es bloße leere Worte wären, also ließ sie sich weiter dahin vernehmen, daß sie wohl darauff wetten wollte, daß er nicht so viel Liebe vor sie hätte, um mit seinem Pferd ihrentwegen in den Fluß zu setzen. Die Wette wurde geschlossen, und der Graff von Ouwerkerke gewann sie mit Daransetzung seines Lebens, denn es vor das größte Glück zu halten, daß er die Steif-Bügel nicht verlohr, und sein Pferd ihn ohnbeschädigt ans Land brachte. Doch nachdem er diesen gefährlichen Sprung gethan, lernte er das Gemüthe seiner Liebhaberin kennen, unterbrach daher die Freundschafft mit ihr, und hätte die gute Fräulein wohl noch etwas ärgers verdienet.” [excerpt]

We thank Victor Chorny for directing us to this passage.

[11] [Topal Osman] This story was in wide circulation. Topal Osman Pasha (c.1663-1733) was a successful military officer and administrator, serving as the Governor of Bosnia, then Rumili, and in 1731-32 for six months as the Grand Vizier in Istanbul. As a young man he was on a mission to the Governor of Egypt when his ship was attacked by Spanish pirates and he was imprisoned on Malta. During this attack he received serious wounds to his arm and his thigh that left him lame, thus the epithet ‘Topal’ (which means ‘lame’ in Turkish). What happened next was described in the opening article of the April 1753 issue of The London Magazine (“Some incidents of the life of Topal Osman, a Turkish Bassa, some time Grand Vizir,” pp. 171-75; quote from p. 171):

“At that time, Vincent Arnaud, a native of Marseilles, was commander, of the port of Malta, and as his business required, went on board the privateer as soon as she came to anchor. Osman no sooner saw Arnaud, than he said to him: ‘Can you do a generous and gallant action? Ransom me, and take my word, you shall lose nothing by it.’ Such a request from a slave in chains is not common; but the manner in which it was delivered, struck the Frenchman so much, that he immediately turned to the captain of the privateer, and asked, what he demanded for the ransom. […]”

Arnauld paid the ransom, provided lodging and a surgeon for his wounds, and then provided passage on a French ship to continue on to Egypt. This trusting generosity left an indelible mark on Osman, who repaid the ransom of 600 sequins, adding additional gift, and remained in contact with Arnaud, who later visited him in Istanbul at the Ottoman court.

Kant’s source is unclear. A life of Topal Osman, including this story although with slightly different details (among others: ‘Arniaud’ instead of ‘Arnaud’), appears in the German-language Europäischer Staats-Secretarius (1735), pp. 269-84 (dated 18 Jan 1734) and Zedler devotes three columns to this story in his Lexikon (vol. 44, cols. 1254-57). It could have been a German translation of this article, although the 1796 translation appearing in the Deutsches Magazin (12: 451-57) would have come too late, as also the German re-telling in Johann Christoph Stockhausen, Sammlung vermischter Briefe, Zweyter Theil (1766), pp. 403-22.

[12] [Cromwell sagt] This is similar to what Oliver Cromwell presumably said to Pomponne de Bellievre: “No one rises so high as he who knows not whither he is going” – as told to Cardinal Retz (Jean-François Paul de Gondi, 1613-1679) in 1651 and recorded in the Memoirs of Cardinal de Retz (1717).

“‘I understand you,’ said the President, ‘and will interrupt you for one moment to tell you what I learned of Cromwell’ (whom he had known in England). ‘He told me one day that it is when we are mounting highest when we ourselves do not know whither we are going.’

‘You know, monsieur,’ said I to Bellievre, ‘that I abhor Cromwell; and whatever is commonly reported of his great parts, if he is of this opinion, I must pronounce him a fool.’

I mentioned this dialogue for no other purpose than to observe how dangerous it is to talk disrespectfully of men in high positions; for it was carried to Cromwell, who remembered it with a great deal of resentment on an occasion which I shall mention hereafter, and said to M. de Bourdeaux, Ambassador of France, then in England, ‘I know but one man in the world who despises me, and that is Cardinal de Retz.’ This opinion of him was likely to have cost me very dear. I return from this digression.”

Hume quotes this account in his 1741 essay on “Whether the British Government inclines more to Absolute Monarchy, or to a Republic,” which was included in volume 4 of the German translation of Hume’s writings (1756, 4: 88):

“Ein Mensch[*note], der eine angemaßte Gewalt besitzt, kann seinen Ansprüchen keine Gränzen setzen; […].

[*note] “On ne monte jamais si haut que quand on ne sçait pas ou on va, sagte Kromwell zu dem Präsidenten von Bellievre. / De Retz, Memoirs.” [excerpt]

[13] [Alexanders große Handlung] This refers to the story of Alexander’s trusted physician, Philippos of Acarnania, known from Plutarch’s account of Alexander in his Lives. Alexander lay critically ill, and his physician prepared a potion for him to drink, but …

“At this very time, Parmenio wrote to Alexander from the camp, bidding him have a care of Philip, as one who was bribed by Darius to kill him, with great sums of money, and a promise of his daughter in marriage. When he had perused the letter, he put it under his pillow, without showing it so much as to any of his most intimate friends, and when Philip came in with the potion, he took it with great cheerfulness and assurance, giving him meantime the letter to read. This was a spectacle well worth being present at, to see Alexander take the draught, and Philip read the letter at the same time, and then turn and look upon one another, but with different sentiments; for Alexander’s looks were cheerful and open, to show his kindness to and confidence in his physician, while the other was full of surprise and alarm at the accusation.” (1859, vol.4, p. 182)[excerpt]

Alexander’s health improved and the story became a famous account of trust. Kant also mentions this in his notes to his copy of The Beautiful and Sublime (Rischmüller 1991, 8), and there Rischmüller refers us to Rousseau’s Émile (1762, vol. 1, pp. 189-91):

“Die größte Anzahl tadelte Alexanders Verwegenheit; einige bewunderten, nach des Hofmeisters Beyspiele, seine Standhaftigkeit, seine Herzhaftigkeit. Dieß gab mir zu erkennen, daß keiner von denen, die gegenwärtig waren, recht sah, worinnen die wahre Schönheit dieses Stückes bestünde. Mir scheint es, sagte ich zu ihnen, daß, wenn [190] in Alexanders Handlung die geringste Herzhaftigkeit, die geringste Standhaftigkeit ist, solche nur eine Auschweifung ist. […][191]

[…] was ich denn so schönes in Alexanders Handlung finde? Unglückliche! wenn man es euch sagen müß, wie werdet ihr es begreifen? Dieß, daß Alexander an die Tugend glaubete; dieß, daß er sie über seinem Haupte, über seinem eigenen Leben glaubete; dieß, daß seine große Seele gemacht war, daran zu glauben. O was für ein schönes Glaubensbekenntniß war diese verschluckte Arzeney!” [excerpt]

ms 8


[1] [Holland … der kalte Geiz ist] Kant points to the Dutch tulip mania of the 1630’s while discussing envy in the Kaehler notes on moral philosophy (Stark 2004, 321-22):

“Der Neid besteht nicht darin, daß man vorzüglich glüklich sey will, das wäre die Misgunst, sondern daß man Allein glüklich seyn will, […]. Der Neid äussert sich auch in einigen Sachen der Seltenheit zE. bey den Holländern, welches überhaupt eine Neidische [322] Nation ist, galten mal die Tulpen einige Hundert holländische Gulden. Ein reicher Kaufmann hatte aber eine von den besten und seltensten, und wie er hörte, daß ein anderer auch eine solche hätte, so kaufte er sie ihm für 2.000 Gulden ab und zertrat sie, indem er sagte, was soll ich damit, ich habe ja eine, ich wollte nur dieses haben, daß sie kein anderer haben sollte als ich; und so ist es auch in Ansehung des Glüks.”

In Beautiful and Sublime (1766) Kant distinguishes the Dutch as a nation relatively insensible to both beauty and the sublime, unlike everyone else in western Europe (AA 2: 243, 248-49):

Holland can be regarded as the land where this finer taste is fairly unnoticeable. […] The Dutchman is of an orderly and industrious cast of mind, and since he looks only to what is useful, he has little feeling for what in a finer understanding is beautiful or sublime. For him a great man means the same as a rich man, by a friend he understands his business correspondents, and a visit that brings him no profit is very boring for him. He makes a contrast to both the Frenchman and the Englishman and is to a certain extent a very phlegmatic German.”

And in the Collins notes on moral philosophy (AA 27: 443):

“Der Neid äußert sich auch in einigen Sachen der Seltenheit: z.E. bey den Holländern, welches überhaupt eine neidische Nation ist, galten einmal die Tulpen einige 100 holländische Gulden. Ein reicher Kaufmann aber hatte eine von den besten und seltensten, aber als er hörte, daß ein anderer auch eine solche hatte, so kaufte er sie ihm für 200 holländische Gulden ab, zertrat sie, indem er sagte: Was soll ich damit, solch habe ja eine, ich wollte nur dieses, daß sie kein anderer haben sollte als ich.”

And see 43(C)-1.

[2] [Major Davel] Johann Daniel Abraham Davel (1669-1723) was a Swiss military officer and religious fanatic. See the related passage below at 43(B)-9 and the corresponding note, and a related passage in the Parow anthropology notes (AA 25: 283-84).

[3] [§.42] Baumgarten, Ethica Philosophica, §42:

“Vtere intellectu tuo in theologicis ad diuinam gloriam, quantum potes, §41, M. §639, hinc et ratione, M. §640, eiusque sagacitate, ad multiplicandas, et soliditate, ad confirmandas veritates theologicas, M. §645. Hinc per ipsam religionem cole intellectum et rationem, M. §646.” [excerpt]

[4] [§.43] Baumgarten, Ethica Philosophica, section 2 (§§40-54) concerns the clear knowledge of God (“Clara dei cognitio”). §43 reads:

“Quaere viuidissimas, quas potes, diuinorum repraesentationes, §40, earumque, quas habes, et viuidam, et distinctam perspicuitatem in dies maiorem, M. §531. Ad illam concinant omnes facultates animae tuae inferiores. M. §521. vt quicquid iis, quicquid analogo rationis est in te virium, hunc in modum fiat anathema diuinae gloriae. M. §640.” [excerpt]

[5] [44] Baumgarten, Ethica Philosophica, §44:

“Experire, M. §548. interne, M. §535, gusta, vide e. c. quam bonus e. c. sit dominus, §43. M. §536, sine enthusiasmo tamen fanatico, §39.” [excerpt]

[6] [45] Baumgarten, Ethica Philosophica, §45:

“Obseruato §44, diuinorum ideae fient partiales multarum in te totalium, M. §574, adeoque recurrentibus suis sociis reproducentur, M. §561. Ad hoc conseetarium officii, sine quo illud exsistere nequit, obligaris §10, 41. Saepius ergo diuinorum in te ideae reproducantur, sine somniis tamen phantasticis §39. M. §594, eandemque ob rationem crebrius memento dei tui, M. §580.” [excerpt]

[7] [46] Baumgarten, Ethica Philosophica, §46:

“Ab optimo optima non praeuide solum, M. §596. sed et praesagi. M. 610. 611, optimis, quae iam ab ipso profecta sunt, semper exspecta casus similes, M. §612, quantumque potes, intuere perfectiones dei tui, M. §651. iisdem et quidem solis pure, M. §661, delectandus, §43. M. §658.” [excerpt]

[8] [47] Baumgarten, Ethica Philosophica, §47:

“Delectari homo deo potest maxime, §16. Delectare deo, quantum potes, §46. Ergo delectare deo tuo super omnia. Si vel maxime naturae corruptae vires ad hoc non sufficiant, §7, memento religionis supernaturalis, §27, 28.” [excerpt]

[9] [56] This paragraph is discussed out of order, belonging to Baumgarten, Ethica Philosophica, section 4, on the certainty of our knowledge of God. §56 reads:

“Gradus ille certitudinis, quo maior quidem possibilis, qui tamen ad rationaliter agendum sufficit est certitudo moralis. Hinc in diuinis, vbi maior tibi impossibilis est, quaere certitudinem moralem, et in incertioribus summam, quae in te cadit, probabilitatem, §54.” [excerpt]

[10] [Moralisch gewiß] This concerns Baumgarten, §56 (quoted above). But see also Refl. #6551 (AA 19: 68):

“Moralisch gewiß ist, wobey keine gefahr ist, unrecht zu thun. Wer gewiß zu seyn affectirt und es nicht ist, handelt wieder Moralität.”

ms 9


[1] [47] Baumgarten, Ethica Philosophica, §47, is quoted in a note to the previous page.

[2] [49] Baumgarten, Ethica Philosophica, §49:

“Si pro maiori obscuritatis gradu in diuinis possibilis tibi minor, licet omnem obscuritatem disiicere nequeas, praefer maiori minorem in theologicis caliginem, vt sic ipse fundus animae consecretur diuinae gloriae, M. §511.” [excerpt]

[3] [Das Pyrrhonistische] Non liquet is now a standard legal term used to indicate that a matter is doubtful or unclear, but its roots lie in Pyrrho, as Kant explains in the Blomberg logic notes (AA 24: 36):

“Pyrrho war ein Mann von großen Einsichten, er hatte das Sprichwort: non liquet. welches er den dreisten Sophisten zu Dämpfung ihres Stolzes beständig zurief, er war der Stifter der Scepticer, die sich auch Zetetici nanndten. Diese Secte aber trieb endlich das Zweifelen so weit, und schweifte so aus, daß sie endlich an allem, ja selbst an den Mathematischen Sätzen zu zweifelen anfing.”

Kant mentions this three more times in the Blomberg notes (AA 24: 83, 207-8, 213) and twice in the Philippi logic notes (AA 24: 330, 337), as well as the Busolt notes (AA 24: 631, 640), the Vienna notes (AA 24: 885), the Mrongovius anthropology notes (AA 25: 1227), and in the preface to his Negative Magnitudes (1763; AA 2: 167), in his Theory and Practice (AA 8: 227), and the phrase is used in the Critique of Pure Reason (A 742, 786 / B 770, 814).

[4] [63] Baumgarten, Ethica Philosophica, §63:

“In experientiis diuinorum praesertim caue ab his maioribus: Quicquid ego non clare sentio s. experior, illud non exsistit, non est possibile, nec sentiunt alii, licet in aliis statibus aut circumstantiis. Quicquid repraesentationi alicui e.g. supernaturali, quam legi, quam audiui, simile, hinc idem est cum eadem, est cum eadem totaliter idem, s. ipsa illa perceptio. Quae coexsistunt sibi inuicem, vel succedunt, eorum vnum in alterum realiter influit, aut est alterius caussa solitaria, §57. M. §548, et cogita, non minus delirare eum, qui sensationes pro imaginationibus habet, quam eum, qui imaginationes pro sensationibus. habitualiter, M. §594.” [excerpt]

[5] [vitium subreptionis] The fallacy of subreption is first mentioned in the mid-17th century and is used by Leibniz and Wolff, and the Wolffian logics of Baumgarten and Meier. In general terms, it is the fallacy of mistaking the subjective for the objective, and it is put to use in various contexts: confusing a sign for the signified, a moral feeling for the moral itself, a devotional act for the deity, or a natural event as supernatural. Kant wrote in his Inaugural Dissertation (AA 2: 412-13):

“The principle of reduction for any subreptive axiom is, therefore, this: If of any concept of the understanding whatsoever there is predicated generally anything which belongs to the relations of space and time, it must not be asserted objectively; it only demands the condition in the absence of which a given concept would not be sensitively cognisable.”

And so, for instance, the Crusian axiom that “whatever is, is somewhere and somewhen” (AA 2: 413-14) is subreptive. See related passages on this fallacy below (43(B)-14) and in the metaphysics notes at EP 516-3 and EP 531-12.

[6] [Davel] Johann Daniel Abraham Davel (1669-1723), a Swiss military officer and religious fanatic who distinguished himself during the Swiss civil war but then, motivated by a voice he took to be God’s own, declared his home Canton of Vaud to be free from the Bern government, for which he was arrested and executed. An account in the Bremisches Magazin reports that after Davel gave his speech on the scaffold …

“… entkleidete er sich mit eben der Gemüthsruhe, als ob er zu Bette gehen wolte. Er setzte sich freudig auf den Stuhl, der für ihn hingestellet war. Die Prediger, welche ihn begleitet hatten, nahmen von ihm Abschied. Und in dem Augenblick da der Scharfrichter seine Augen mit einer Mütze bedecket hatte, gab er ihm den tödtlichen Hieb. (p. 140)

Kein Kriegsmann starb jemals auf der Blutbühne unerschrockener und mit mehr Ernsthaftigkeit. Er war ein eben so vollkommener Stoiker, als der Ritter Thomas Morus.” [excerpt]

See the related passages at 43(B)-8 (above) and Herder’s metaphysics notes at EP 516-4, as well as the Parow anthropology (AA 25: 283-84) and the note there.

Kant’s source was likely the essay appearing in the BrMag (1761, vol. 5, pp. 112-41). A lengthy account is also given in Simler (1760, 181-232).

[7] [64] Baumgarten, Ethica Philosophica, §64:

“Quo facilior enthusiasmus est, §63. 39. hoc curatius testium de diuinis examinanda dexteritas est. Quo plures pia vel impia fraude legendas, i.e. fabulas pro historiis diuina narrantibus venditatas commenti sunt, hoc diligentius sinceritas testium de diuinis excutienda est, ne fides ipsis fide non dignis habenda sit forte credulitas, §57. Neque tamen certitudo vel probabilitas fidei, quanta in profanis historiis sufficere admittitur, ideo deneganda statim testimonio de diuinis, quia de diuinis aliquid narrat, aut probabilibus, immo certis, eiusmodi testimoniis habita fides credulitatis oneranda probris est, §33.” [excerpt]

[8] [Mohammed … ein Betrüger gewesen] Kant mentions Mohammed in these same terms in his “Maladies of the Head” (1764), written at roughly the same time as these lectures (AA 2: 267):

“Fanaticism [Die Schwärmerei] leads the exalted person to extremes, Muhammad to the prince’s throne and John of Leyden to the scaffold.”

Kant could have in mind here de tribus impostoribus; see Schröder (2011).

[9] [der heilige Gregorius wurde torquirt] The tortures of St. Gregory the Illuminator (c.257-c.331), we are told, were twelve in number (holding his head in a vice while a solution of salt and vinegar was poured in his nostrils, causing him to breath while his head was tied inside a sheep-skin bag filled with soot and ashes, placing him naked on a bed of spikes until his whole body was quite pierced through, and so on). This was done at the command of a King Drtad at a place near present-day Erzinjan (Turkey). After these tortures Gregory was imprisoned in a pit for thirteen years, but after his release he converted the Armenians to Christianity.

Kant’s source for the story told here in the notes of Gregory and the swine is Helvetius’s De l’Esprit (1758), which Kant owned in Gottsched’s German translation (1760, 183):

“als der König [von Armenia] in seinem Palaste eine Rathsversammlung mit den Mandarinen hielte, um über die Mittel Ueberlegungen anzustellen, durch welche die christliche Religion völlig aus dem Königreiche geschaffet werden könnte, der König und die Mandarinen sogleich in Schweine verwandelt wurden. Alles Volk lief bey dem Geschrey der Schweine herbey, ohne zu wissen, was die Ursache einer so außerordentlichen Sache seyn könne. Zu dieser Zeit war auch ein Christ daselbst, mit Namen Gregorius, welcher den Tag vorher auf die Folter gespannet worden war, und ebenfalls bey dem Lärmen zugelaufen kam, auch dein Könige seine Grausamkeit gegen die Religion vorhielt. Bey der Rede, welche Gregorius hielt, stunden die Schweine stille; sie grunzten nicht, sondern hoben ihre Rüssel vielmehr in die Höhe, dem Gregorius zuzuhören, welcher alle Schweine in diesen Ausdrücken fragte: Habet ihr euch von nun an zu bessern entschlossen? Auf diese Frage neigten alle Schweine ihre Köpfe und schryen, Uhn, Uhn, Uhn; als wenn sie hätten ja sagen wollen. Gregorius fuhr dann weiter fort zu reden: wenn ihr Willens seyd euch zu bessern, wenn ihr eure Sünden bereuet, und ihr getauft seyn wollet, um die Religion desto vollkommener zu beobachten, so wird Gott mit seiner Erbarmung auf euch herabblicken; wenn ihr aber nicht wollet, so werdet ihr in dieser und in jener Welt unglücklich seyn und bleiben. All Schweine nickten mit dem Kopfe, bezeigeten ihre Ehrerbiethung, und schryen Uhn, Uhn, Uhn; als wollten sie sagen, daß es ihr Wille so sey. Als Gregorius die Schweine so demüthig sahe, nahm er Weihwasser und taufte alle Schweine. Und sogleich trug sich ein großes Wunder zu; denn, so wie er jedes Schwein taufte, so verwandelte sich dasselbe in eine Person die Schöner, als vorher war.” [excerpt]

[10] [65.)] Baumgarten, Ethica Philosophica, §65:

Incredulitas est habitus probabili etiam, aut certo, testimonio fidem denegandi. Ergo vita incredulitatem theologicam aeque, ac credulitatem, §64. Naturalismus stricte dictus certam reuelationem stricte dictam negans est incredulitas vitanda, M. §1000, 986.” [excerpt]

[11] [in der Logik!] The nature of belief is discussed in considerable detail in the logic lectures and occasionally with respect to religious beliefs. The distinction between opining, believing, and knowing – as found in the Critique of Pure Reason (B 848-59) – appears also in the lectures. In Blomberg we find (AA 24: 147-51):

“Es giebt aber in Absicht auf die Gewisheit drey verschiedene Arten, oder Grade des vorwahrthalts: (1) Wißen, (2) Meynen, (3) Glauben. […][148][…] I kann niemals sagen: ich weiß, daß im Monde Einwohner sind, ich bin nicht da gewesen, ich habe sie nicht gesehen. […] Glauben heißt also nichts anders, als etwas annehmen, wovon ich noch nicht Logisch gewiß bin. Der Glauben ist ferner auch ein practisch zureichendes Vorwahrhalten. […][149][…] Wir können auch etwas glauben ohne dadurch eine practische Gewisheit davon zu erlangen, sonderen blos höchstens einen größeren Grad des vorwahrhaltens.

Es giebt auch ein praktisches Vorwahrhalten, und ein gewißes glauben, deßen Aufhebung zugleich alle allgemeine, und Nothwendige gesetze des practischen Willens, der gantzen Moral, Sittenlehre, Theologie, Religion etc. und was nur erhabenes erdacht werden kann, aufheben, und vernichten würde, und dieses ist alles alsdenn ein vester glaube. Solcher Sätzen haben wir 2: (1) Es ist ein Gott. (2) Es ist eine andere Welt.

Diese 2 Sätze sind der einzige Grund aller Religion, Sittlichkeit etc. Diese 2 Sätze sind die wahre conditio sine qua non. Der Glaube dieser 2 Sätzen ist nicht historisch, sonderen Vernünftig, hergeleitet aus practischen Regeln der Vernunft.”

[12] [68.)] Baumgarten, Ethica Philosophica, section 5 (§§66-70) concerns the search for the knowledge of God (viua dei cognitio). §68 reads:

“Cognoscere labora signa dei et diuinorum, §32, quae quum aliquando non possint non tibi clariora esse signatis magis incomprehensibilibus, M. §862, ne omnem cognitionem diuinorum symbolicam sub litterae, vel abecedariae, et litteralis theologiae titulo aspernatus malis quaedam diuina prorsus ignorare, quam cognoscere nunc in aenigmate, sic saltim tibi cognoseibilia, §36.” [excerpt]

[13] [Die Quäcker verwerfen … halten] See a related passage at 43(B)-7.

[14] [69.)] Baumgarten, Ethica Philosophica, §69:

“Quum symbolica diuinorum cognitio omni obseruabili intuitu destituta, s. littera, sit mortua, M. §669, denuo obligaris ad intuitum diuinorum quaerendum, M. §652. Hie autem intuitus vel sensitiuus, est, vel intellectualis, M. §651, 607. Vtrumque quaere, quantum potes, §41, 43. Vtriusque augmentum, seu mutatio in veriorem, clariorem, oertiorem, ardentiorem, est aedificatio; hinc aedificationem tuam et aliorum, nec sensitiuam, nec intellectualem, neglige, §66.” [excerpt]

ms 10


[1] [70)] Baumgarten, Ethica Philosophica, §70:

“Caue, ne tua diuinorum cognitio splendeat tantum, non ardens, sterilis et mortua, §66, 25. Fuge speculationes theologicas, §67. M. §669. Si practica dicatur cognitio, quae plura et maiora [28] ad agendum motiua continet, siue mediate, siue immediate, siue propius, siue remotius id fiat, omnis tua theologia sit practica, §.67. Ne tamen veritates de diuinis theoreticas, i.e. nec quid agendum vel omittendum enunciantes, nec proxime motiua ad agendum suppeditantes, aut aedificationem ea, cui forsan assuetus es, magis intellectualem cum cassa speculatione confundas, §69, 35. Nec qualitercunque mouente diuinorum cognitione contentus esto, bonisue solicitationibus, quando strictus viuam et ad agendum sufficientem impetrare potes, §66, M. §671.” [excerpt]

[2] [72)] Baumgarten, Ethica philosophica, section 6 (§§71-92) concerns the internal culture of God (cultus dei internus). §72 reads:

“Quum perfectionibus diuinis semper delectandus sis, §67, da operam arti deo tuo semper gaudendi, §31-71. et ama deum fortissime, §71. M. §684. Iam vero duo extra se posita non possunt amari fortissime, M. §272. Ergo ama deum super omnia. Ergo magis, quam te ipsum M. §855.” [excerpt]

[3] [73)] Baumgarten, Ethica Philosophica, §73:

“Summam ex praeteritis dei operibus satisfactionem hauri, §72. M. §682, omnia eum non bene tantum, sed et optime fecisse, M. §944. et optimis foecundissima corollariis, M. §23. quam fieri potest, certissime, vt verissime, clarissime et ardentissime, intuere, §69. Ipsa, si qua gaudes, acquiescentia in te ipso. M. §682. cogitanti concursum dei ad bonas tuas actiones morales et vniuersalem, M. 954, et specialem. M. §960, tuasque vires singulas esse creaturas dei, M. §929. resoluatur in satisfactionem ex dei magnalibus, §71, 32.” [excerpt]

[4] [75.)] Baumgarten, Ethica Philosophica, §75:

“Si quid, vt sufficiens ad perfectionem, quam appetebamus, viue intuemur, eo contenti sumus. Si maiorem per alia perfectionem obtineri non posse, quam quae obtinetur per id. quo contenti sumus, certo intuemur, in illo, quo contenti sumus, acquiescimus. Iam dei gubernationem abunde sufficere ad summam possibilium, hinc rationaliter appetendarum, perfectionem et mundo et tibi praestandam, quam fieri potest, certissime, §54, et ardentissime intuere, §66. M. §963. Hinc ea non contentissimus tantum esto, sed in eadem etiam plenarie acquiesce.” [excerpt]

[5] [77.)] Baumgarten, Ethica Philosophica, §77:

“Quo plura, quo maiora, quo verius, quo clarius praeuisa, quo certius ab aliquo exspectantur beneficia, hoc fiducia in eum maior est, M. §903, 683. A iustitia diuina remuneratoria pro singulis etiam minimis bonis moralibus proportionalissima praemia certissimus exspecta, §76. M. §907. Quo ergo plura, quo maiora bona tibi fuerint moralia, hoc maior esse potest tua in deum fiducia. Iam ad maximam, quae in te cadit, fiduciam erga deum obligaris, §71. Vt ergo possis, sicut decet, deo fidere, requisitam in te bonitatem moralem circumspice, actione dei supernaturali concursuque specialissimo praestandam confisus, M. §498 quoties naturaliter, et per specialem concursum aeque bene praestari non potest, §76. M. §962.” [excerpt]

[6] [§80] Baumgarten, Ethica Philosophica, §80:

“Quo quid perfectius est, hoc magis deo placet. M. §890, 879. Ergo quaere deo placere, quantum potes, §10. Amor amato admodum placere studens tener est. Ergo ama deum, quam potes, tenerrime, §72. Studium deo placendi s. amoris diuini teneritas, sit vniuersale motiuum omnium actionum tuarum fortissi- [33] mum, §67. Decretum de aliqua re nihil decernendi, nisi quod alter decreuit, est resignatio in voluntatem alterius. Haec totalis est, si nihil omnino de vlla re nos decreturos decernimus, nisi quod alter decernat. Iam deus nil, nisi optimum decernit, M. §979. Decernendum et tibi est, nihil omnino te decreturum vlla de re, nisi optimum, §10, i.e. quod deus decreuerit. Ergo te totaliter in diuinam voluntatem resigna.” [excerpt]

[7] [Sokrates zum betenden Alcibiades] See Plato, Alcibiades II, 142e-143a:

“[Socrates:] Allem Ansehn nach war’s ein sehr weiser Dichter, der vermuthlich, weil er sehr unweise Freunde hatte, die er manches thun und wünschen sah, was nicht gut für sie war, ob sie’s gleich dafür hielten; – der sag’ ich, für sie alle dis Gebät erdachte: ‘Zeus, o gieb uns, erflehet und nicht erflehet, das Gute, aber das Böse wend’ ab, auch wenn wir es von Dir erflehen.’ Dis Gebät scheint mir sehr schön und sicher. Hast du dagegen etwas, so rede nur.” [excerpt]

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[1] [Das Mistrauen auf Gott] Compare this with the related passage in the Kaehler notes titled “Trust in God under the concept of faith” (Stark 2004, 139-43).

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[1] [§.85] Baumgarten, Ethica Philosophica, §85:

“In omni tentatione dei praeuidentur per deum impossibilia, §84, ita, vt sine hoc errore esse non possit dei tentatio, M. §683. lam consectaria vitandorum, quae sine iis exsistere nequeunt, sunt vitanda. Ergo vita omnem dei tentationem, §33. Fiducia de consequendis per quietem a deo iis, quae agendo consequi obligamur, est fiducia pigra, quae moratur officia, dei tentatio, hinc fugienda, §84.” [excerpt]

[2] [§.86] Baumgarten, Ethica Philosophica, §86:

“Vita animum beneficiorum diuinorum immemorem, §45. erga deum ingratum, aut minus gratum, quam erga causias quorundam beneficiorum secundas, §79. 81. Ne sit tibi indifferens, an deo placeas nec ne, M. 654. Caue ne magis hominibus (ανθρωπαρσχεια) aut vlli placere studeas, quam deo, nec vnquam decernas contra decreta diuina i.e. propriam voluntatem sequaris, §80.” [excerpt]

[3] [86] See the previous note on §86.

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[1] [Selbstmord erlaubt] Suicide is a central theme in Kant’s moral philosophy lectures; see especially the extensive account in Collins (AA 27: 342-43, 369-75) and Kaehler (Stark 2004, 174-76). In the published writings, see especially the Doctrine of Virtue (AA 6: 422-24). Baumgarten discusses suicide in the Ethica Philosophica, §§150f., 252.

[2] [Epikurs Atomen] The readiest source for Epicurean atomism was Lucretius’ De rerum natura, a book highly esteemed by Frederick the Great and so also by others in the realm. Kant’s later student and then colleague, C. J. Kraus, described to his friend Auerswald a meeting with his patronness Countess Keyserling (4 May 1777):

“In the last issue of the Mercure de France there is a letter from our King to d’Alembert, where he consoles him over the death of Madame Geoffrin. Among other strange passages, the King says that, when he is troubled and sad, nothing consoles him so well as the third book of Lucretius. The Countess Kaiserling asked me if I knew what was in the third book of Lucretius; I guessed and said it was about the transitoriness of the soul. She asked if some translation was available and asked me urgently to get her a copy.” (Voigt 1819, 62-63)

Lucretius was not yet available in German translation, but the Countess was fluent in French, and so could use Marolle’s 1650 bilingual edition.

As to the allusion here in Herder’s notes, two passages in particular (in Books 2 and 5) mention the doctrine of a physical universe emerging on its own terms, free of divine meddling or providential interest:

[Book 2, lines 1079-81, 1088-90] “you will find that in this sort has been begotten the mountain-ranging race of wild beasts, in this sort the breed of men, in this sort too the mute shoals of scaly creatures and all bodies of fowls. […] nature free at once and rid of her haughty lords is seen to do all things spontaneously of herself without the meddling of the gods.” [excerpt]

[Book 5, lines 788-91] “thus the new earth then first put forth grass and bushes, and next gave birth to the races of mortal creatures springing up many in number in many ways after divers fashions. For no living creatures can have dropped from heaven […].”[excerpt]

Lucretius and Epicurus are also mentioned at 42(A)-1.

[3] [§87] Baumgarten, Ethica Philosophica, §87:

“Honora deum, §30, 70, super omnia, M. §942, 846. Summe aliquem honorare est adorare. Ergo deum adora, eumque solum. Adoratio eius, quod non est deus, est idololatria. Obiectum idololatriae idolum est. Cultus religiosus est consectarium. effectus. et Signum honoris et gloriae diuinae, M. §947. Hinc quicquid religiöse colitur, adoratur. Cultus religiosus eius, quod non est deus, est idololatria, et huius cultus obiectum idolum, siue deus dicatur, siue diuus. Adoratio idoli vel apertior est et crassior, vel magis cryptica et subtilior, vtraque vitanda, [37] §25. Deo summum honorem non tribuens est idololatra, M. §272..” [excerpt]

[4] [wäre ein Abgötter] See the longer discussion in the Powalski notes, where idolatry and anthropomorphism are listed as kinds of errors found in natural religion (AA 27: 173-74):

“Die Abgötterey kann auf zwiefache Weise aus- [174] geübet werden:

a. in materia wenn ich das als meinen Gott verehre, was nicht Gott ist. Wenn ich mir Gott in einem körperlichen Bildniß vorstelle, oder per Anthropomorphismum, so begehe ich ein Analogon der Abgötterey, indem die Verehrung Gottes nicht sensual sondern intellectual seyn kann.

b. in forma begehe ich eine Art von Abgötterey, wenn ich mir Gott per practicum Anthropomorphismum vorstelle. Was nicht moralisch ist, ist sonst alles Abgötterey.”

[5] [Jupiter] In Ovid’s world, adultery in the narrowest sense was sex between a married woman and a man other than her husband; in the wider sense of marital infidelity, Jupiter’s first depicted offence is his rape of Io (Ovid, Metamorphoses, Bk. 1, lines 587-621).

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[1] [89] Baumgarten, Ethica Philosophica, §89:

“Vita intrepiditatem impiam, statum animi auersationem diuinam prorsus non metuentis, §88. M. §686. et omnem erga deum irreuerentiam, non illam solum maximam, prorsus non cauentem, ne deo displiceas, prorsus non honorantem deum, sed etiam minorem, non tantum cauentem, ne deo displiceas, non tantum deum honorantem, quantum fas est. §88. Timor servilis est, qui ex solo poenarum infligendarum ab altero metu oritur. Ne timeas deum seruiliter, nec vllam rem creatam magis timeas, quam deum. Ergo vita anthropophobian, timorem hominum maiorem, quam est timor dei, §88.” [excerpt]

[2] [der nach Mettrie Lehren] Julien Offray de la Mettrie (1709-1751) was a French physician and materialist philosopher best known for his L’homme machine (Leiden 1747), but from February 1748 until his death in November 1751 he lived at Friedrich II’s court at Potsdam, serving as a personal physician and member of the Academy of Sciences. While there, he published his Anti-Seneque ou Le souverain bien (Potsdam 1750; German: 1751, Das Höchste Gut oder Herrn de la Mettrie Gedanken über die Glückseligkeit, Frankfurt / Leipzig), with an early form appearing as the introduction to his translation of Seneca (Traité de la vie Heureuse, Potsdam 1748).

[3] [90] Baumgarten, Ethica Philosophica, §90:

“Deum esse plenum tuum dominum. M. §971, et legislatorem, M. §973, teque subiectum eius ciuem reipublicae diuinae, M. §974, agnosce, quam potes, ardentissime. §66. Viue agnoscens aliquem suum legislatorem ex declarata ipsius voluntate actiones suas liberas determinat i e. obedit legislatori, M. §669. Ergo summam deo obedientiam praesta. Quo plures actiones, quo curatius determinantur ex lege superioris, hoc maior est obedientia, M. §160. Iam omnes actiones tuae liberae possunt ex lege diuina determinari, §10. Ergo in omnibus tuis actionibus liberis, i.e. vniversalem obedientiam deo praesta, eamque motiuum agendi fortissimum ingredientem, §80, i.e. deditissimam.” [excerpt]

[4] [vitium subreptionis] See a related passage at 43(B)-9 and the corresponding note.

[5] [91] Baumgarten, Ethica Philosophica, §91:

“Quum totum ius naturae, tota ethica, tota philosophia practica sint complexus legum diuinarum, curatior earum obseruatio est officium erga deum, §90, 22. Hinc patet, qui possint ad has philosophiae partes tractandas motiua desumi ex gloria dei, vt doceantur vt discantur propter deum, §67. Omnis horum iurium violatio est vitanda gloriae diuinae obscuratio, §.25, qualis in obedientia erga deum i.e. defectus tam totalis, quam partialis, obediantiae ipsi exhibendae, etiamsi praestares imperata, non tamen ideo suscipiens, quia imperata sunt, et rebellio contra deum, errabundus conatus tollendi nostram ad deo parendum obligationem, §90, 33. Caue, ne maiorem vlli, quam deo, praestes obedientiam. Ergo vita anthropodulian obedientiam hominibus maiorem praestitam, quam deo, siue leges humanae contradicant legibus diuinis, siue conueniant, §90.” [excerpt]

[6] [die Rebellion der gefallnen Engel] The angels’ rebellion against God is based on a few texts from the Hebrew and Greek testaments. Isaiah 14: 12-15:

[12] How art thou fallen from heaven, O Lucifer, son of the morning! how art thou cut down to the ground, which didst weaken the nations! [13] For thou hast said in thine heart, I will ascend into heaven, I will exalt my throne above the stars of God: I will sit also upon the mount of the congregation, in the sides of the north: [14] I will ascend above the heights of the clouds; I will be like the most High. [15] Yet thou shalt be brought down to hell, to the sides of the pit.”

And Revelation 12: 4, 7-9:

[4] And his tail drew the third part of the stars of heaven, and did cast them to the earth: and the dragon stood before the woman which was ready to be delivered, for to devour her child as soon as it was born. […] [7] And there was war in heaven: Michael and his angels fought against the dragon; and the dragon fought and his angels, [8] And prevailed not; neither was their place found any more in heaven. [9] And the great dragon was cast out, that old serpent, called the Devil, and Satan, which deceiveth the whole world: he was cast out into the earth, and his angels were cast out with him.”

From these and similar source-texts John Milton (1608-1674) composed his Paradise Lost (1667; German: 1682), which Kant knew well and often referenced (cf. the many passages listed at AA 25: 1626), including twice in the Herder metaphysics notes – EP 531-A14 and EP 589. Abbadona of Klopstock’s Messias (1751), with its similar theme, is mentioned below at 43(B)-17.

[7] [92] Baumgarten, Ethica Philosophica, §92:

“Studium assimilandi quid alteri est eius imitatio; te deo et omnia tua diuinis tantum assimilare stude, quantum eius a te fieri potest, §19. Ergo deum, quantum potes, imitare, vitans, quicquid vitabilium te deo reddit dissimilem, M. §70. Ergo quaere omnes perfectiones in te possibiles, vita omnes perfectiones tuas contingentes, ob dei gloriam, §67.” [excerpt]

[8] [Gott kaum nachahmen] 1 Korinther 11:1 (“Seid meine Nachfolger, gleichwie ich Christi”). On Nachahmung see the Kaehler notes on moral philosophy (Stark 2004, 142-43).

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[1] [93] Baumgarten, Ethica Philosophica, section 7 (§§93-99) concerns inner prayer (preces internae). §93 reads:

Optare est appetere, quod in potestate nostra non omnino positum deprehendi- [40] mus. Deus vult tibi et aliis bona tot ac tanta, quot et quanta summa bonitas potest largiri, §975. Eadem potes appetere, M. §665. Ergo appete, §92, 80. Sed deprehende nullum eorum omnino in potestate tua positum, M. §708, 954. Ergo opta tibi et aliis optima quaeuis omnia, quae optas, dei esse beneficia, quam ardentissime, cognoscens, §76, 66. Ergo opta tibi et aliis a deo optima quaeuis propter amorem ipsius, M. §903, cui confidas, §76-78. Ab aliquo aliquid optare propter illius amorem, s. spe fundata in amore ipsius est aliquid ab aliquo petere. Ergo pete tibi et aliis optima quaeuis a deo. A deo quid petere est inuocare deum. Deum invoca.” [excerpt]

[2] [Das bitten … ist uneigentlich] Religious inauthenticity is a common theme for Kant; cf. his Religion (AA 6: 194):

Praying, conceived as an inner ritual service of God and hence as a means of grace, is a superstitious delusion (a fetish-making); for it only is the declaring of a wish to a being who has no need of any declaration regarding the inner disposition of the wisher, through which nothing is therefore accomplished nor is any of the duties incumbent on us as commands of God discharged; hence God is not really served.”

See also the section on prayer (“Vom Gebet”) in Kaehler (Stark 2004, 143-49) and Collins (AA 27: 323-27).

[3] [sterben lernen] Montaigne’s essay “Das Philosophiren sterben lernen heisse” (1753, 1: 103-35) begins:

“Cicero sagt, das Philosophiren sey nichts anders, als eine Vorbereitung zum Tode. […] In der That, entweder weiß die Vernunft selbst nicht was sie will: oder, sie muß bloß auf unser Vergnügen sehen, und alle ihre Bemühungen müssen überhaupt auf nichts anders abzielen, als uns ein glückseliges Leben und Ruhe zu verschaffen, wie die H. Schrift sagt.” [excerpt]

[4] [Theophrastus sagte thöricht] Diogenes Laertius, Lives of the Philosophers, Bk. 5, paragraph 41:

“It is said that his disciples asked him if he had any last message for them, to which he replied: ‘Nothing else but this, that many of the pleasures which life boasts are but in the seeming. 41. For when we are just beginning to live, lo! we die. Nothing then is so unprofitable as the love of glory. Farewell, and may you be happy. Either drop my doctrine, which involves a world of labour, or stand forth its worthy champions, for you will win great glory. Life holds more disappointment than advantage. But, as I can no longer discuss what we ought to do, do you go on with the inquiry into right conduct.’” (Robert Drew Hicks, transl.)[excerpt]

Cicero attributes a similar sentiment to Theophrastus in his Tusculan Disputations, Book Three (“On Grief”), §28:

“And Theophrastus is reported to have reproached nature at his death for giving to stags and crows so long a life, which was of no use to them, but allowing only so short a span to men, to whom length of days would have been of the greatest use; for if the life of man could have been lengthened, it would have been able to provide itself with all kinds of learning, and with arts in the greatest perfection. He lamented, therefore, that he was dying just when he had begun to discover these.” [excerpt]

See also the Kaehler notes on moral philosophy (Stark 2004, 351), the Pölitz 1 metaphysics notes (AA 28: 294):

“If, e.g., a Newton had lived longer, he alone would have discovered more than all human beings together would have discovered in a thousand years. But when he had done the utmost in the sciences, then he dies.”

Mrongovius metaphysics notes (AA 29: 916):

“Newton, a man of such great talents, becomes barely sixty years old, has scarcely begun to discover something new; then he dies. […] A human being only rightly comprehends how things are, when he rightly comes to his reason, but then he also dies right away.”

And Kant’s Anthropology (AA 7:x 201) and his remark to his Beautiful and Sublime (Rischmüller 1991, 41). Rischmüller notes that the above passage about Theophrastus appears in Brucker’s Historia critica philosophiae, 1: 842.

[5] [101] Baumgarten, Ethica Philosophica, section 8 (§§100-109) concerns pious attitude (pii habitus). §101 reads:

“Ex exercitio actionum feruide deum colentium orietur habitus deum feruide colendi, qui pietatis est alacritas. Ergo obligaris ad alacritatem pietatis, §100. Constans purae pietatis alacritas est eiusdem integritas. Ergo integer pietatis esto.” [excerpt]

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[1] [Heilige Einfalt] This saying is attributed to Jan Hus, who said this of an eager women gathering wood for her own pyre, and was quoted by Mephistopheles in Goethe’s Faust I (line 3037). Today it is used as an ironic expression of surprise over some foolishness.

[2] [Bernhard aus Einfalt Kuß vor Menschenliebe an] For St. Bernard (1090-1153), a Cistercian monk, simplicity was a central practice of removing division within oneself and between oneself and others, leading ultimately to a union of one’s will with God’s will in a “marriage of love.” Bernard describes this union as a kiss in which the person in union with God has no interests apart from those of God; this kiss comes from the Song of Songs (“Let him kiss me with the kisses of his mouth”) and Bernard’s 43 sermon commentary on that text. Etienne Gilson’s La théologie de saint Bernard (Vrin 1934) offers a helpful account of this; Kant’s source is not known.

[3] [105] Baumgarten, Ethica Philosophica, §105:

“Quum omnis impietas tibi sit vitanda, §25, vita praesertim impietatem eminenter dictam, s. irreligionem, habitum proaeretiee gloriam dei obscurandi [46] et atheismum practicum, habitum viuendi sine vllis obseruabilibus ex cognitione diuina motiuis, siue coniunctus hie sit cum atheismo theoretico, M. §999, siue minus, §67, et superstitionem, habitum timorem, qui deo debetur, ex errore fouendi, §33.” [excerpt]

[4] [Die Scham … Trieb, der uns außer uns sezt] A fuller discussion of shame and of a “shame instinct” occurs at 43(C)-5, but this instinct concerns naked bodies – note the discussion of Spartan society at 42(A)-3 – which makes a striking contrast with his discussion of shame as a means to support truth-telling (at 43(D)-2 and in the passage below).

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[1] [§.121] Baumgarten, Ethica Philosophica, §121:

“Quum pii ab aliquibus honorentur, sunt, qui simulant internam religionem ad aucupandum inde honorem aliorum, ostentatores pietatis. Vita ostentationem pietatis foedam hypocrisin, §116. Quum pii ab aliquibus contemnantur, sunt, qui sedulo cauent, ne quid in eorum viuendi ratione religionis internae pelluceat, qvos pvdet pietatis. Pudor eiusmodi quum confessionem dei non expres- [53]sam solum, sed et tacitam impediat in silentiariis, pro virili superandus est, §120, 109.” [excerpt]

[2] [Locke sagt … seine Absicht verkürzt wäre] John Locke (1632-1704) makes this claim in his Reasonableness of Christianity (1695, 61-62):

“This concealment of himself will seem strange, in one who was come to bring Light into the World, and was to suffer Death for the Testimony of the Truth. This reservedness will be thought to look, as if he had a mind to conceal himself, and not to be known to the world for the Messiah, nor to be believed on as such. But we shall be of another mind, and conclude this proceeding of his according to Divine Wisdom, and suited to a fuller Manifestation and Evidence of his being the Messiah; When we consider, that he was to fill out the time foretold of his Ministry; And after a Life illustrious in Miracles and Good Works, attended with Humility, Meekness, Patience, and Sufferings, and every way conformable to the Prophecies of him, should be lead as a sheep to the slaughter, and with all quiet and submission be [62] brought to the Cross, though there were no guilt, nor fault found in him. This could not have been, if as soon as he appeared in public, and began to Preach, he had presently professed himself to have been the Messiah; the King that owned that Kingdom he published to be at hand. For the Sanhedrim would then have laid hold on it, to have got him into their Power, and thereby have taken away his Life; at least they would have disturbed his Ministry, and hindered the Work he was about.” [excerpt]

A German translation of this text appeared in 1733.

[3] [dissumulirt] German: verheimlicht.

[4] [123] Baumgarten, Ethica Philosophica, §123:

“Quum religio interna ne dissimulanda quidem sit. vbi confessionem dei dei gloria poscit, i.e. vbi in statvm confessionis dedvcimvr, §120, multo minus licebit abnegatio dei, i.e. externa declaratio nos eum non agnoscere pro deo, quem tamen pro eodem veneramur. Abnegatio dei, quem confessisumus, est apostasia in foro interno. Ergo nec licet apostasia, nec blasphemia in foro interno, s. contemtus dei externus s. symbolicus per orationem; quem vix possibilem sibi concipit debita deo filialis reuerentia, §88. Significatu iuris in foro externo consideranda vtraque paullo aliter determinanda est.” [excerpt]

[5] [Spiera und Julian] Francesco Spiera (1502-1548), an Italian jurist from Padua, publicly disavowed Catholicism and converted to Protestantism, then returned to Catholicism, but suffered a crisis of conscience and committed suicide not long after (or at the very least precipitously failed in health and quickly died) – see Nathaniel Bacon, The Fearfull Estate of Francis Spira (1638). Spiera’s story is also recounted in Gottfried Arnold, Kirchen-und Ketzerhistorie, Part 2, Book 16, chapter 8, §40 (1699, also 1729, which is quoted below):

“Francisci Spirae … war ein Advocat im Venetianischen gebiete, der die warheit sehr erkannte, und auch gegen jedermann frey davon redete. Weil aber dieses dem Päbstlichen Nuncio und Ertz-Bischoff Joh. de la Casa zu ohren kam, forderte er Spiram vor sich, und jagte ihm eine furcht ein, daß er es vor einen irrthum ausgab, auch auf des Ertz-Bischoffs begehren und seiner freunde zureden, die ihm sein weib und kinder vorhielten, öffentlich die warhheit verschwur und lästerte. Nachgehends fühlete er die ärgste gewissens-marter, die ihn auch in leibs-kranckheit stürtzete, dabey er an Gottes barmhertzigkeit gantz verzweiffelte. Man brachte ihm zwar nach Padua zu den besten Medicis, aber vergeblich: die Gelehrten und darunter auch Vergerius redeten ihm nach möglichkeit zu, aber er konte sich nichts annehmen, führte vielmehr die desperatesten reden, und wolt auch nichts mehr essen, damit er nur sterben könte. Endlich brachte man ihn wiederum in sein vaterland, da er unter solchem elenden geschrey und verzweiffelung starb.” [excerpt]

Flavius Clausius Iulianus Augustus (331/332-363 CE) was Roman Emperor from 361 until his death two years later. His rejection of Christianity and restoration of the pagan temples earned him the epithet of “Julian the Apostate”.

[6] [Abbadona sagen] A character from the Bible. The Hebrew word ‘Abaddon’ (and its Greek equivalent ‘Apollyon’ or Destroyer) is both a place name – a bottomless pit – and an angel of the abyss, and in the Book of Revelation, the angel Abaddon is the king of an army of locusts, described as the “all-destroyer” (bringing to mind Moses Mendelssohn’s later description of Kant). This angel figures heavily in Klopstock’s Der Messias (1751), which is presumably Kant’s source. An account of Klopstock in Zurich during 1750-51 relates how, upon being asked to give a reading, “gave us a fragment, Abbadona (Messias, Song 5, verse 486-702), the most talkative devil that hell ever saw” (Mörikofer 1851, 70).

Irmscher (1964, 126) points to the second song in Klopstock’s Messias with the verse:

“Reden will ich, damit des Ewigen schwere Gerichte / nicht so ungestüm über mich kommen, wie über dich, Satan!”

In Klopstock, Abbadona speaks to save himself – presumably a ‘not’ has been omitted from Herder’s notes.

[7] [124.)] Baumgarten, Ethica Philosophica, §124:

“Si vel diri cruciatus et ipsa mors patienda, vel deus abnegandus blasphemandusue proponantur alieuius optioni: priora electa dieuntur martyrivm. Quid eligendum? §24, 123. Si vires corruptae naturae deficiunt, cogita religionem supernaturalem, §28.” [excerpt]

[8] [Euripides seine Tragödie] Euripides (c.480-c.406) was a Greek tragedian. Irmscher points to the speech of the gods at the beginning of either The Trojan Women, Ion, or Hippolytos (Irmscher 1964, 126).

[9] [ein Märter sein] Not identified.

[10] [die standhaften Japonesen] Kant is drawing from a book on Japan that he used in his lectures on physical geography (Salmon 1733a, 62-63):

“Man findet diese Christen vornehmlich in den Landschafften um Nagasaki herum, woselbst die Römische Geistliche vormahls die Christliche Religion am meisten ausgebreitet haben. Daselbst hat man auch die meisten Mittel angewandt, ihren Fortgang zu verhindern. Wenn man daselbst die Aratama oder die Liste von allen Haushaltungen und allen Familien und allen und jeden Personen, die dazu gehören, aufgesetzet hat: gehen dieselbig Obrigkeitliche Personen, welche die Aratama verfertiget haben, noch einmahl Hauß vor Hauß herum, und lassen einen jeden, der im Hause ist nahmentlich aufruffen, und vor sich erscheinen. Da muß er dann ein kupffernes Bildniß unsers gecreutzigten Heylandes und ein ander Bild eines heiligen, oder der Jungfrau Maria mit Füssen treten. […] Diese Ceremonie nennen sie das Jefumi, oder die Tretung des Bildes mit den Füssen. […] [63] […] Diejenigen aber, welche es nicht über ihr Gewissen bringen können, dieses zu thun, werden nach Nagasaki gebracht, und daselbst Lebenslang gefangen gehalten: denn itzunder straffen sie solche Leute nicht mehr wie vormahls am Leben.” [excerpt]

Similar accounts appear in the Physical Geography notes, such as in Holstein-Beck (AA 26.1: 227):

“Einige [Japanern] sind in allen ihren Grundsätzen, indem sie die höchste Glückseligkeit in der Tugend setzen, den Selbstmord sehr hoch halten, den Stoicis ähnlich. Diese Secte heißt die Syntoisten, und einige halten sie für Verehrer des wahren Gottes, andere für Atheisten. Die vorigen Christen die seit der allgemeinen Verfolgung hier um Nagasacki noch übrig sind, werden jährlich genöthiget, ein Crucifix und Marienbild mit Füssen zu treten. Die es nicht über ihr Gewissen bringen können, werden ins Gefängnis geworfen. Das Verbot des Kaisers geht aber vornehmlich auf die katholische Religion.”

[11] [ein ungültiger Ohrenzeuge ist] Georg Friedrich Meier mentions this distinction in his logic textbook – Auszug aus der Vernunftlehre (1752) – used by Kant in his logic lectures. The Meier text makes clear that the intended distinction here is not one of sensory modality, but rather of immediacy of the evidence (seeing something for yourself vs hearing about it from someone else):

“§208. Ein Augenzeuge (testis oculatus) ist ein Zeuge, welcher die Sache selbst erfahren hat, die er bezeuget. Ein Hörenzeuge (testis auritus) ist kein Augenzeuge, sondern er hat nur das Zeugniß anderer von der Sache erfahren.” [excerpt]

Meier continues the distinction at §§209-10. See Refl. #2775 (AA 16: 505), dated 1755-56, written in his copy of Meier on the blank sheet opposite §208: “Der Alles will gesehen haben, ist nicht glaubwürdig.” and in the margin to the right: “subordinatio testium”.

[12] [125] Baumgarten, Ethica Philosophica, §125:

“Quum nullum momentum sine adoratione summi numinis transmittendum, §100, numquamque deus, nisi suam in gloriam nominandus sit, §110, 67, ne abutaris nomine diuino, vt iocularibus saepe sermonibus particulae instar pleonasticae, vel supplementi subseruiat. Quicunque divinvm nomen non adhibet diuinam in gloriam illo vsus invtiliter et in vanvm adhibet peccans, §67.” [excerpt]

[13] [Gottes Namen] German expressions such as in Gottes Namen (by way of exception), Gott sei es geklagt (unfortunately), and um Gottes Willen (just don’t).

[14] [den er … scherzte] Not identified.

[15] [126] Baumgarten, Ethica Philosophica, section 11 (§§126-32) concerns promoting the study of religion (studium promouendae religionis). §126 reads:

“Si quos docere queas gloriam diuinam. et, in quantum potes, esto doctor pietatis, et iuua, quantum potes, eam, ac ipse posses, dexterius docentes, §118. Ergo ne impedias alios in docenda cum fructu religione, M. §221. Quumque doctorum aestimatio sit adiumentum. contemtus impedimentum doctrinae facilius admittendae, ad aestimationem religionis doctorum confer potius, quam ad contemtum. Caue, ne doctores pietatis deridendos propines per male tornatas a particulari, nonnunquam a singulari, ad vniuersale argutationes.” [excerpt]

[16] [Calvin den Servet...sein Irrtum] The Socinian Michael Servet (c.1511-1553) was a Spanish physician and theologian; among other things, he was the first European to describe pulmonary circulation. The publication of his Christianismi Restitutio (1553) – given its opposition to trinitarianism and predestination – brought about his condemnation and execution on October 27. He was burned alive at the stake on the outskirts of Calvin’s Geneva, apparently above a pile of his own burning books; see Arnold (1729, 871-75).

[17] [Corrupticulae] Corrupticulae were heretics who believed that the body of Christ was corruptible, i.e., subject to physical decay.

[18] [Brandmark] The text ends mid-sentence in a discussion of Baumgarten §126 at the bottom-right corner of the page, and the next page of text (43(C)-1) begins mid-sentence in a discussion of §164. Clearly two or more sheets have gone missing here.

Textual Notes
[XXV.43(B)]

[Here is a mark-up key for the transcription.]

ms 1


[a] Written in the center of the line.

[b] An 'Alle ¿¿ben ˚der Seele' is crossed out.

[c] A 'theor' is crossed out.

[d] A repeated 'Lust' is crossed out.

[e] A 'dies' is crossed out.

[f] A 'nu' is crossed out.

[g] A '˚.sich' or 's.ie' is crossed out.

[h] A 'handeln ˚werden' is crossed out.

[i] A wide bracket connects the two numbered sentences to the right with this text on the left.

ms 2


[a] 'geordnet' is bracketed with these first two lines, ending respectively: 'unter-' and 'neben'. We are reading 'innerl.ichen' as 'äußerl.ichen'.

[b] Similar to the first two lines, 'fodert' is bracketed to the end of these two lines.

[c] A 'Jus' is crossed out.

[d] An 'Eth' is crossed out.

[e] 'Ethik' corrects '¿¿¿'; 'blandiens' is written above the line and inserted, following a '¿¿¿¿' that is also written above the line but crossed out.

[f] An 'unter' is crossed out.

[g] An 'ist' is crossed out.

ms 3


[a] A 'blos' is crossed out, with 'stets' written above the line.

[b] This could also be read as 'mittelb.are'.

[c] A 'sollt' is crossed out.

[d] An 'ist' is crossed out.

[e] Reading 'Hutchinson' as 'Hutcheson'.

[f] 'jene' overwrites a crossed out 'diese'; there follows two 'diese's, a 'jene', and a third 'diese' that were not altered to reflect this initial alteration; we have made these changes.

[g] A 'd' is crossed out.

ms 4


[a] A 'Dieser ist’ is crossed out.

[b] A 'Zweck' is crossed out.

[c] 'Das ¿¿¿¿¿¿¿¿’ is crossed out.

[d] We omit an 'ist' here.

[e] A '˚.sein' is crossed out.

[f] This and the previous line are bracketed together with an illegible word to the right ('gut'?).

[g] 'Alle' appears to overwrite '@Welt@'. Also, we are reading 'Moralisch gute' as 'Moralisch guten'.

ms 5


[a] We omit a '˚der'.

[b] A '@Voll@' is crossed out.

[c] An 'ich' is crossed out.

[d] A 'Verha' is crossed out.

[e] The section number is placed in the margin a line below this text, which immediately follows the dashes above.

[f] A 'daß' is crossed out.

[g] A '@nicht@' is crossed out.

ms 6


[a] A 'die' is crossed out.

[b] Reading 'Alles' as 'Also'.

[c] A '˚das obw' is crossed out.

[d] An 'Rel' is crossed out.

[e] Reading '˚die' as '˚das'.

[f] Reading 'ihn' as 'sie'.

[g] 'Ne' is crossed out.

[h] Here and below, reading '˚das' in the manuscript as 'die'.

[i] The 'ind' of 'sind' is crossed out and a dot added after the remaining 's', which we expand as 's.ie'.

ms7


[a] A 'Religion' is crossed out.

[b] Reading '˚.von ˚den' as 'vor die'.

[c] A '˚mit' appears to be written immediately before the 'd.'.

[d] '39.' is written in the margin, between this and the previous line. Immediately following, on this line and underlined but crossed out: 'En¿k¿¿¿ Prädest.'.

[e] An 'Er' is crossed out.

[f] A 'falt' is crossed out.

[g] 'über' is written above a crossed out '˚wird'.

[h] An 'Er' is crossed out.

[i] The text reads: 'er in einigen Stücken blos' but is re-arranged with numbers written above the words.

[j] Reading 'Overkerker' as 'Ouwerkerk'.

[k] 'französischen' is written above 'Engl.', which is crossed out.

[l] An '@Aren@' is crossed out.

[m] A closing-parenthesis is crossed out.

[n] A '¿¿' is crossed out.

[o] 'Treue' is written above a crossed out 'Muth'.

ms 8


[a] Reading 'Davell' as 'Davel'.

[b] We omit a 'zu' preceded by a partial letter and followed by a 'Sachen' that is crossed out.

[c] '44.' is written beside the line above.

[d] Reading 'er' as 'sie'.

[e] 's.ie' overwrites 'er'.

[f] Reading 'daß' as 'das'.

[g] A 'sa' is crossed out.

ms 9


[a] Reading 'Davell' as 'Davel'; this is followed by a crossed out 'd'.

[b] An 's.' is crossed out.

[c] Reading 'Mahomet' as 'Mohammed'.

[d] Reading 'Fanaticism' as 'Fanatiker'. Just before this, a 'fa' is crossed out.

[e] A 'konne' is crossed out.

[f] Reading '˚das' as 'daß'.

[g] A 'z.' is crossed out.

ms 10


[a] 'ich' overwrites a letter.

ms 11


[a] A letter is crossed out directly before 'viell.eicht'.

[b] An 'ist' is crossed out.

[c] A 'Gü-' is crossed out.

[d] A '˚nicht' is crossed out as well as 'tigk.eit' at the beginning of this line.

[e] A 'so' is crossed out .

[f] A '˚sondern' is crossed out.

[g] What appears to be an 's' is crossed out.

[h] The ink-line becomes much finer at this point.

[i] 'in diesen Fall' is crossed out.

[j] Either a word is crossed out or a '=' ('gleich') is written here.

[k] '@aber@' is crossed out.

[l] '˚der Nat.ur' is crossed out.

ms 12


[a] '¿¿d' is crossed out.

[b] '¿' is crossed out.

[c] '˚.auf' overwrites a crossed out word.

[d] Change in ink.

ms 13


[a] '˚aus' overwrites a letter.

[b] The last two letters overwrite a 'th'.

[c] What looks like a small left-parens is omitted.

[d] '˚wenn' is written above the line and inserted.

[e] A '˚nicht' is crossed out.

[f] A 'ge¿' is crossed out.

[g] Reading '˚den' as '˚der'.

[h] A '@v.@' is crossed out.

[i] Reading '˚.ein' as '˚.eine'.

[j] 'des' overwrites an 'f'.

[k] A 'd.' is crossed out.

[l] Reading 'scheinen' as 'scheint'.

[m] A 'geringste' is crossed out.

[n] Reading 'ihres' as 'seines' (Herder corrected his next use of 'ihre').

[o] An 'ihre' is crossed out.

[p] Reading 'verzeit' and 'gewinnt' as 'verzeihen' and 'gewinnen'.

ms 14


[a] A 'wid' is crossed out.

[b] '˚.und ˚die' appear to be crossed out.

[c] An 'ist' is crossed out.

[d] An 'ohne doch' is crossed out.

[e] A '˚der' is either underlined or crossed out; we omit it.

[f] Reading '˚die' as '˚das'.

ms 15


[a] We omit a 'bei' repeated from the bottom of the previous page.

[b] A 's.ie aber' is crossed out.

[c] An 'eine' is crossed out.

[d] Reading 'sind' as 'ist'.

[e] An 'f.' is crossed out.

[f] A '˚Wenn' is crossed out.

[g] An 'In' is crossed out.

[h] A 'wied' is crossed out.

[i] An 'ist' is crossed out.

ms 16


[a] A '@ahnend@' is crossed out.

[b] An 'es' is crossed out.

[c] '@Mittel@' is written above 'Zwecke', which is crossed out with a single thick horizontal stroke; 'Mittel' appears also to be crossed out, with a fine, curving line. A set of five short dashes are also written directly beneath 'Zwecke', which we read to indicate its retention.

[d] 'er' overwrites an 's'.

[e] 'Thoren' is written above a crossed out 'Narren'.

[f] 'Nare' is written above a crossed out 'Thoren'.

[g] 'Thoren' is written above a crossed out 'Narren'.

[h] Reading 'sind' as 'ist'.

[i] '˚der' overwrites a '@p@'.

[j] A 'so' is crossed out.

[k] An 'ein' is crossed out.

[l] Reading '˚eine' as '˚ein'.

ms 17


[a] An 'e' is crossed out at the end of 'sagt'.

[b] An '@und@' is crossed out.

[c] Reading 'Spira' as 'Spiera'.

[d] Rewritten.

[e] An '¿¿' is crossed out.

[f] Reading 'Abaddona' as 'Abbadona'.

[g] Reading '˚das' as '˚der'.

[h] Reading '˚die' as '˚der'.

[i] An '¿¿¿¿¿ ˚sich' is crossed out.

[j] An 'über ˚sich' is crossed out.

[k] The initial 'a' (of 'anfing') overwrites an '˚aus'.

[l] Reading 'Mahomet' as 'Mohammed'.

[m] A 'so ge' is crossed out.

[n] The first letter has been corrected.

[o] This and the phrase in the previous line are bracketed together; the text following pertains to both phrases.