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Physics
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Source: Nachlaß Herder XXV.46a (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz).
Group 1: XXV.46a (8°, 3 pp.). Pages A1-A3.
XXV.46a, Group 1, comes from a four page 8° signature (10 x 15.5 cm), of which three pages include physics notes. Text: pencil. Pp. 1 and 2 are filled with notes; p. 3 is blank; p. 4 has six lines written at the top (about 1/5 of the sheet). Only the first two pages are printed at AA 29: 69-71. A librarian added in pencil the numbers 1, 2, 3 at the bottom of the pages with text. No margins, but written in an uncramped manner. At the top of p. 1: “Phys. II”. To the left of this: “Autor: P¿¿”
The content of the text, as well as various §§-numbers, refer to Chs. 1 (extension, §§1-23) and 2 (impenetrability, §§24-38) of the Eberhard text. The few lines of text on p. 4, while physically separate from the text on pp. 1-2, clearly belongs with that text. It offers examples of claims made in the previous text.
Previous transcriptions: AA 29: 69-71 (= A1-A2).
See the introductory comments on these notes here. An errata list for the Lehmann transcription is here.
Textbook: Johann Peter Eberhard, Erste Gründe der Naturlehre. Halle: Renger, 1753. [702 pp.]
/ Aut:or @Pole@ [figure] Phys.ik II.[a]
[Das 1. Capitel, / Autor nimt promisc.ue ˚.aus ˚.einfachen Theilen ˚.und unendl.ich ˚.vielen ˚einfachen Theilen ˚Die Theilung des R.aums ist ˚wie log.ische Theilung, in Gedanken: wirklich kan sie[b] ˚nicht ˚seyn. Autor redt ˚von ˚dem R.aum ˚.einnehmen ˚der Elemente, als ˚wenn s.ie vor ˚sich ˚einen R.aum ˚.einnehmen, ˚eine figur hätten:[1] ˚das ist widerlich. Korper ˚sind also ˚nicht ˚.aus figurirten Elementen zusammengesetzt. ˚Wenn in ˚der Welt alles voll ist, so ˚würde, da alles widersteht, flüßiges ˚und @vestes@ ˚nichts ˚von ˚einander unterschieden seyn:[c] so müsten also leere Zwischenräume ˚seyn. so ˚auch ˚der Aut:or: ˚durch ˚die Experimente: ˚das dichteste, ˚das Gold, wird kl.ar @˚.und@ ˚durchsichtig.[2] ʾResponsio: ˚Der beweis gehört ˚nicht für ˚den Anfang ˚der Physik: – es verhalt ˚sich ˚.mit ˚dem[d] Licht, ˚.wie ˚.mit ˚den Zitterungen ˚durch ˚die Luft, ˚die Wände ˚durchschüttert. / [e] Es gibt ˚.zum wenigsten ˚nicht ganz leere Zwischenr:äume[3]
[Das 2. Capitel, ˚keine Mat.erie ˚.auch ˚durch ˚die gröste Kraft ˚.aus ihr.em Ort kan vertrieben ˚werden. / 24) Alle Theile haben vires repulsionis: ˚das ganze vim expansionis.[5]
/ 28. Körper ˚sind theilbar:[6]
/ Mat:eria[f] compositur impenetrab:ilitate. Corpus comp.ositum impenet:rabile ‹determ:inat figurae›[g] Hier ˚wird nie ˚.ein totum ideale, ˚sondern reale, da alle Theile wirklich ˚durch die Kraft ˚der Anziehung[h] gegen ˚.einander wirk.ende Sandhaufen also ˚nicht ˚.ein Körper. / [§29] Theilbark.eit ist Real, = ˚weil ˚die Theile wirkl.ich [i] aus einander verruckt werden; s.ie ˚sind ˚Substanzen. – unendl.iche Theilb.arkeit ist hier ˚nicht ˚.auszumachen in ˚der Phys.ik Denn wir kommen in ˚der Realtheil.ung nie ˚.auf ˚.einfache Theile, ˚.und wir dörfen ˚nicht wissen ob, ˚die Menge unendl.ich ist. 30.[7] In so fern ˚die Elemente ‹absolut› ˚einfache ˚Substanzen ˚sind: ob in ˚vielerl.ei Arten ˚der ˚Substanzen als wirkliche bestandtheilen ˚der Mat.erie ˚seyn. – ˚Nicht alle Elemente ˚sind ˚.von ˚einem gleichen Grade ˚der substanziellen Kraft, ˚weil ˚die Art des Wiederstandes unterschieden ist. – Sonst könnten ˚viele Mat.erien ˚der verschiedne Dichtigkeit.en ˚nicht erklären, denn aber hangt ˚die verschiedene Dichte ˚.von den viribus repuls:ionis dies ˚.von ˚dem mancherl.ei Grad ˚der Kraft. Sieht ˚.man ˚die Elemente als blos Beziehungs weise auf ˚den Körper: so müßen ˚.auch ˚.große Unterschiede ˚der Kräfte derselben [sein]. |
Unter ˚den mancherl.ei Mat.erien ‹˚hat ˚ein›[a] subtilere Mat.erie,[1] ˚deren Theile unter ˚einer grö- bern als ˚einem vehiculo ˚eingeschloßen ist, ˚die ˚durch ˚kein Gefäß ‹frei› ˚eingeschl.ossen ˚werden kan, ˚der abgezogen doch ˚nichts ˚dem Gewicht ˚der Mat.erie wegnimmt, ˚die gröste Kräfte (Alten: ‹sumta rector› archaeus, quinta essentia nach ˚den 4 Elementen). Wir indeßen können bei ˚den Unterschieden ˚der Kräfte ˚nichts als ˚die Anzieh.ung ˚.und Zuruckst.oßung bemerk.en Vieles ˚.von ˚den Untersch.iedenheiten ˚der Elem.ente ist unerforschl.ich – Denn [b] es ˚wurde ge- zeigt, daß alles lebt – (Es ist philos.ophia pigror.um[2] ˚wenn ˚.man bey Körperchen stehen bleibt – ˚Die Atomistische Philos.ophie ˚.mit Figur ˚.hat lauter Instru- mente, nur fehl.en überall ˚die Kräfte: ˚die Theile des ˚zusammenges.etzen Atomi laßen noch ˚die 1ste Fragen übrig. ˚Die Chym:ikern hatten ˚.ein ˚großes Licht gegeben – So ˚.wie Erfahrung überh.aupt – ˚Das Meßer löst ˚.auf (Swam- merdam[c] ˚der Laus),[3] Fäuln.is löst noch feiner – Gährung – Doch ˚das Feuer am feinsten (Chymici Mengmeisern Scheidekünst) Doch da ˚die Handl.ungen des Handwerks ˚.vom Phil.osophen sehr unterschieden ˚sind: so ˚sind[d] s.ie ˚nicht weit gek.ommen – Chymici ˚die (Weise) ˚den St.ein ˚der Weisen suchten theilten alles im sal, sulphur, et Mercurius. ˚Die folgenden in Feuer, Waßer, Luft Erde, dies ˚.auch Boerhaave.[e] – ˚.und quinta essentia (qual.itas occulta) ˚die specif.ische Kraft des Dinges, sie ist nie rein, sondern[f] ˚.mit ˚den 4 andern vermischt = ˚Die Ungleichartigk.eit ˚der Ele- mente ist verschiedner, als ˚.man vermuthet ˚.hat ˚nicht blos 4 Art:en ˚den ˚.Exempel ˚das[g] Waß.er selbst ˚.aus ˚.wie ˚.vielen verschiednen Theil.en bestehts? obs gl.eich ˚keinen Geruch ˚.und Geschmack ˚.hat – ob gl.eich in ˚der Chym.ie ˚nichts verschieden. – Aber es ernahrt Asa foet:ida – ˚.wie balsam¿ ˚.von Mecca, Aloe ˚.von Socofora,[4] ˚.und zwar ganz allein? ˚.aus ˚.wie ˚.vielen verschiedenen Theil.en muß es bestehen. – Uns.ere Trennungsart ist zu schlecht, [h] ˚Die verschiednen Ingred.ienzien ‹˚ein›zusehen, ˚weil wir s.ie wieder verbinden müßen. / [i] Maße, nach ˚der ˚einer ˚.großer Anzieh.ung ˚.und Zurückst.oßung Es wäre also thoricht ˚von ˚den Elementen des ˜Gold, ˜Silber etc. zu handeln, ˚weil vielerl.ei Arten gemischt dasselbe machen. ˚Das Vnivers.um ˚.aus Elementen, ˚.von verschiedn.er Art, deren Maße, ˚.und verschiedne Verbindung ˚.mit andern ˚viele andere mögl.ich macht. – ˚Größe stell.en wir uns entweder ˚durch Zahl.en vor, oder ahmen ˚die Zahl.en vor, so weit @s.ie@ kommen. – So ˚.wie ˚die ˚Größen allemal ˚eine sinnl.iche Bewunderung erwecken: = so ˚.auch ˚das Kleine: ˚.Exempel Boyle,[j] ˚.ein Körp.er in 30 Jahren ˚sich stets @bewegend@ ˚.ein haar breit weit k.ommt.[5] 32. |
/ ‹1)› 900.000 theilung ‹auf ˚der linie› — 300 Ell.en ˚.von Seil.en des Seidenw.urmes 3½ Gran. — [a] geschlagen Gold: ˚die Dicke 1/30.000 theilchen ˚der lin.ea. Keil ˚der Geruchstheilchen ˚von ˚denen ˚eines jeden Theilchen zu ˚einem Gran, ˚.wie ˚.ein Sandk.orn zu 7. Berg ˚.auf Teneriffa. Author der Versuch ˚die Exhal.ation des Hasen[1] ˚die ˚der Hund nach Stunden riechts ˚aus @vs@ D. Hill nahm allmähl.iche Vergrößerung — daß ˚.ein Waßertropfen 5erl.ei Thierarten, ungl.eich an größe, ˚sich verfolgend — ˚die kl.einen Austern gl.eich freßen viel Spieße — Endl.ich trochnete er ˚.aus s.ie sterben — Ameisenlöwe, mehr Werkzeuge, listiger Kunst [The remainder of this page is blank.] |
ms A1
[1] [eine figur hätten] Eberhard, Erste Gründe, §8 (1753, 11):
“Wir schliessen also sowohl a priori (§6) als durch die Erfahrung, daß alle Körper eine gewisse Figur besitzen. Da nun jede Figur eine Ausdehnung voraussetzt, so wird hierdurch das bestätigt, was wir oben §1 angenommen haben, daß jeder Körper ausgedehnt sey.” [excerpt]
[2] [der Autor … das Gold, wird klar durchsichtig] Eberhard routinely discusses experiments in their own dedicated sections; Here Kant refers to the experiment discussed in §14 (1753, 16):
“2. Versuch. Man lasse sich von dem dichtesten Körper welchen wir haben, dem Golde nemlich dünne Blätchen schlagen, dergleichen die Buchbinder zum Vergülden brauchen. Man halte ein solches Blat gegen die Sonne, so wird man warnehmen, daß man durch dasselbe den Schein des Lichts beobachten kan.” [excerpt]
Eberhard offered two other experiments (§§15-16), neither making use of Kant’s reasoning here from the difference between the fluid and the solid.
[3] [leere Zwischenräume seyn] Eberhard (Erste Gründe) defines this term in §13 (1753, 15):
“Die leeren Räume die zwischen den körperlichen Theilen eines Körpers bei seiner Zusammensetzung bleiben können, wollen wir die Zwischenräume nennen.” [excerpt]
In §17, Eberhard applies his experiment with gold to support the existence of such a Zwischenraum (1753, 17-18):
“Da das Licht ein Körper ist, wie unten erwiesen werden soll, das Licht aber durch das Gold durchgehet (§14): so muß das Gold so beschaffen seyn, daß ein anderer Körper durch dasselbe sich hindurch bewegen kan. Dieses kan nicht durch die festen Theile desselben geschehen, denn diese sind undurchdringlich (§1, note 2). Es muß daher ausser denen festen Theilen im Golde noch etwas seyn, wodurch sich ein fremder Körper bewegen kan. Dieses kann keine andere Materie, weil alle Materie undurchdringlich ist. Es muß daher etwas sein, das nicht Körperlich ist. Das ist es muß ein leerer Raum sein. Die leeren Räume zwischen denen Körperlichen Theilen heissen die Zwischenräume (§13). Es müssen daher im Golde zischenräume sein. [18] Da nun das Gold der dichteste Körper ist welchen wir kennen: so hat der dichteste Körper Zwischenräume.” [excerpt]
[4] [keine Erfahrung] Eberhard begins Chapter Two (“Von der Undurchdringlichkeit und Theilbarkeit”) with an experiment demonstrating impenetrability: after filling a vessel with water or mercury, one can add no more (§24).
[5] [vim expansionis] §24 introduces Chapter Two (Eberhard, Erste Gründe): Eberhard does not introduce the forces of repulsion and expansion.
[6] [Körper sind theilbar] Eberhard, Erste Gründe, §28, concerns the concept of Theilbarkeit, concluding that the “ganze Körper ist also getheilt.”
[7] [30] Eberhard, Erste Gründe, §30 (1753, 31):
“Diese lezten körperlichen Theile, die nicht weiter getheilt werden können, pflegt man die Elemente des Körpers zu nennen.”
ms A2
[1] [subtilere Materie] Eberhard, Erste Gründe, §32, discusses the fineness of the elements, noting how, for instance, one grain of carmine is able to color 10 Parisian measures of water [excerpt]. §33 describes how a large room can be filled with the odor of pleasant-smelling liquid, without the liquid noticeably diminishing [excerpt]. Examples of this phenomenon are given in the notes below at A3: the 900 thousand divisions of a line, the 300 ells (=feet) of thread from just 3 ½ grains of silkworm thread, gold leaf (discussed in §32), the breath of a rabbit still detectable to a dog hours later.
§34 describes an experiment of observing a drop of rainwater under a microscope and finding a multitude of “small animals” (1753, 34):
“Diese Thiere haben alle eine ordentliche Struktur und ein Leben, folglich auch Werkzeuge der Bewegung und Empfindung. […] Weil aber die Werkzeuge ihrer Empfindung und Bewegung zusammengesetzte Maschinen sind, die wieder aus einer Menge anderer Theile bestehen, so kan man hieraus die Menge solcher Theile in einem einzigen Tropfen Wasser beurtheilen.” [excerpt]
This is returned to below, at A2, with "D. Hill" discovering the many kinds of animals in a drop of water.
This theme was previously introduced in an experiment described in Ch. 1 (§7) of microscopical observations of the fine structure of mold, the egg of a flea, pollen, and cheese mites (Käsemilben) – of which see also Herder’s metaphysics notes at Ont/Cos-D1.
[2] [philosophia pigrorum] Philosophia pigrorum (Latin: “Lazy philosophy”) is a phrase that Kant also uses in the Dissertation (AA 2: 406) and in Refl. #1958 (AA 16: 172).
[3] [Swammerdam der Laus] Among Jan Swammerdam’s many achievements, his most famous were his insect studies, culminating in his unfinished work Bybel der natuure published posthumously in a Latin/Dutch bilingual edition by Hermann Boerhaave, Latin translation by Hieronimus David Gaubius (2 vols, 1737-38). A dedicatory letter to Jean de Thévenot opens with the famous words:
“Herewith I offer you the Omnipotent Finger of God in the anatomy of a louse: wherein you will find miracle heaped upon miracle and see the wisdom of God clearly manifested in a minute point.” [“Offero Tibi hisce Omnipotentem DEI digitum in Pediculi Anatome; in qua sane miracula miraculis accumulata reperies, Dei que Sapientiam in minuto quodam puncto quam clarissime manifestatam stupebis”] (Bybel der natuure, vol. 1, p. 67)
[4] [Asa foetida – wie balsam von Mecca, Aloe von Socofora] Asa foetida is also mentioned in Herder’s metaphysics notes at EP 531-A15; see the corresponding note. Balsam von Mecca is the viscous sap from the Arabian Balsam tree (Commiphora gileadensis), also known as “balm of Gilead” and “Mecca myrrh”– see the discussion in the physical geography notes (Asia(8°)-6). 'Socofora' could be the Mexican island of Socorro.
[5] [Boyle … kommt] Reference not identified.
ms A3
[1] [Exhalation des Hasen] See the note A2-1, above.
[Here is a mark-up key for the transcription.]
ms A1
[a] This 'II.' is written in ink.
[b] Reading 'es' as 'sie'.
[c] Reading '˚werden' as 'seyn'.
[d] Reading '˚der' as 'dem'.
[e] A previous, and double-underlined 'Es' is crossed out.
[f] A 'tot.um' is crossed out.
[g] 'determ:inat figurae' is written above and inserted into a crossed out word.
[h] Inserted here, but then partially crossed out: 'in ˚der [several crossed out illegible words]'.
[i] A '˚nicht' is crossed out.
ms A2
[a] '˚hat ein' is written above a crossed out '˚die so'.
[b] An 'ist' is crossed out.
[c] Reading 'Schwammerdam' as 'Swammerdam'.
[d] '˚sind' overwrites another word ('˚wenn'?).
[e] Reading 'Barhave' as 'Boerhaave'.
[f] Reading '˚sind' as '˚sondern'.
[g] '˚das' overwrites a '˚den'.
[h] A '˚weil' is crossed out.
[i] A '1) nach ˚das Grad(?) ˚der Element' is crossed out.
[j] Reading 'Boile' as 'Boyle'.
ms A3
[a] A 'Keil' is crossed out.